Autoren-Selbst­vermark­tung: Le­­sun­gen hal­ten und Ho­no­­ra­re fest­­legen

Lesungen sind ein wichtiges Mittel, ein Buch bekannt zu machen. Wissenswertes über Le­sungs­ho­no­rare und den Ablauf einer Le­sung.

„Ich würde nie ein Buch lesen, wenn ich die Ge­legenheit hätte, mich eine halbe Stunde mit dem Mann zu unterhalten, der es geschrieben hat“, sagte Tomas Woodrow Wilson, der 28. Prä­si­dent der USA. Geben Sie Ihren Lesern (auch wenn es sich dabei nicht um Präsidenten handelt) diese Chance und stellen Sie Ihr Buch und Ihr Gesicht bei Le­sun­gen vor. Für Jung­au­to­ren ist es nicht ganz einfach, Lesun­gen zu or­ga­ni­sieren. Tun Sie es trotz­dem, denn der Kon­takt zu Le­sern ist unbezahlbar. Damit Sie diese bei Ihren Lesun­gen nicht ver­graulen, ein paar Tipps für das Gelingen ebendieser.

Lesungen halten: In der Kürze liegt die Würze

Fassen Sie sich kurz. Auch der gewogenste Leser wird nach einer Stunde mit den Füßen scharren. Wenn Sie eine Dreiviertelstunde lesen und erzählen und anschließend die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen, reicht das völlig und ist allemal besser als ein zweistündiger Lesemarathon.

Lassen Sie sich durch geringe Besucherzahlen nicht entmutigen. Und vorallem: Lassen Sie Ihre Zuhörer Ihre Enttäuschung nicht spüren. Auch wenn nur zwei Besucher im Saal sitzen – lesen Sie, als hätten Sie volle Stuhlreihen vor sich. Lesen Sie nicht einfach nur vor – lesen kann Ihr Publikum selbst. Besser ist es, nur kurze Passagen zu lesen und zwi­schendurch frei zu erzählen, wie es weitergeht. Und natürlich: Hören Sie an einer span­nenden Schlüsselstelle auf, und verraten Sie auf keinen Fall das Ende Ihrer Ge­schich­te. Schließlich wollen Sie Ihre Zuhörer ja dazu animieren, Ihr Buch selbst zu lesen.

Nutzen Sie jede Lesung, um Kontakt mit Ihren Lesern zu knüpfen. Erzählen Sie, be­ant­wor­ten Sie Fragen, ermutigen Sie zur Diskussion. So verkaufen Sie nicht nur Ihr Buch, sondern ma­chen sich selbst zur Marke. Ermuntern Sie Lesungsbesucher, Ihnen zu schreiben, wie ih­nen Ihr Buch gefiel. So entsteht über kurz oder lang eine Adress­da­ten­bank, die ein wert­vol­les Instrument für weiteres Marketing ist. Über eine Folge­ver­öf­fent­lichung können Sie so po­ten­tiell interessierte Leser direkt ansprechen. Und: Es ist nicht ver­boten, auf die Mög­lich­keit von Kundenrezensionen (etwa bei Ama­zon) hin­zu­weisen.

„Über Geld spricht man nicht“ – kann man von Lesungen reich werden?

Lesungen sind ein wichtiges Marketinginstrument für Jungautoren.
Lesungen sind ein wichtiges Marketinginstrument für Jungautoren.

Ein paar Worte zu Lesungshonoraren. Organisationen wie der Deutsche Autoren­ver­band oder die IG Autoren Öster­reich empfehlen, für eine Einzellesung ein Ho­no­rar von drei­hun­dert Euro in Rechnung zu stellen, für Gruppen­le­sun­gen und Dis­kus­sions­teil­nah­men zweihundert­zwan­zig Euro, jeweils zuzüglich Spesen.

Das mag eine Lesung allemal wert sein – ob dieser Be­trag aber bezahlt wird, ist eine ganz andere Geschichte. Ge­ra­de kleinere Buchläden oder Büchereien möchten ihren Le­sern und Kunden zwar gerne Lesungen als be­son­dere Highlights anbieten, können das aber nicht fi­nan­zie­ren. Und wenn sie das finanzielle Risiko schon ein­ge­hen, dann doch lieber mit einem Autor, dessen Namen „zieht“. Für einen unbekannten Neuling wird dieser Be­trag prak­tisch nicht bezahlt.

Niemand soll hier animiert werden, sich unter Wert zu verkaufen oder durch „Dum­ping­prei­se“ den Markt zu ruinieren. Jeder Autor sollte sich aber realistisch vor Au­gen hal­ten, wel­chen Marktwert er aktuell besitzt. Und dieser richtet sich nicht unbedingt nach der tatsächlich erbrachten Leistung, dem tatsächlichen „Wert“ einer Le­sung, son­dern nach Bekanntheitsgrad, Angebot und Nachfrage.

Oft ist es besser, für ein Ta­schen­geld zu lesen, als für ein höheres Honorar nicht gebucht zu werden. Ganz um­sonst sollten Sie nie lesen – zumindest Ihre Reisespesen sollten gedeckt sein. Fünf­zig oder hun­dert Euro „Alibihonorar“ sind für jeden ernsthaft interessierten Veranstal­ter auf­zu­brin­gen, und las­sen sich auch über Eintrittsgelder wieder einbringen.

Lesungen halten – Lohnt sich das denn überhaupt?

Reich wird man davon nicht, leben kann man auch nicht davon. Ob es sich trotzdem lohnt? Das muss jeder für sich entscheiden, denn der Wert einer Lesung lässt für den Autor nicht allein in Zahlen und Beträgen messen.

Jede Lesung bietet die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen zu sammeln. Mundpropaganda ist ein zwar lang­sa­mes aber wir­kungs­volles Mittel, ein Buch bekannt zu machen, und auch Buch­händ­ler und Bibliothekare kom­mu­ni­zie­ren miteinander. Wenn das Preis-Lei­stungs­ver­hält­nis für einen Veranstalter attrak­tiv ist, wird er einen Autor auch weiter­em­pfeh­len. Oft zahlt sich damit eine Lesung aus, auch wenn sie auf dem Kontoaus­zug nur un­wesent­lich zu Bu­che schlägt. Versuchen Sie hier, einen für Sie akzeptablen Kompromiss zwischen Wunsch­vorstellungen und Realität zu finden.

Was Sie sonst noch tun können: Nutzen Sie jede Form kostenloser oder -günstiger Prä­sentationsmöglichkeiten! Dazu gehört etwa eine eigene Autorenhomepage, auf der Sie sich und Ihr Buch vorstellen. Gehen Sie zu Autorentreffen, registrieren Sie sich bei Au­to­ren­fo­ren, knüpfen Sie Kontakte, bleiben Sie am Ball, und lassen Sie sich nicht entmutigen. Sollten Sie noch auf Verlagssuche für Ihr Buch sein, helfen Ihnen vielleicht die Tipps, wie Sie Fehler beim Einreichen von Manuskripten vermeiden und wie Sie un­se­riöse Verlage und Literaturagenturen erkennen.

Tipp: Der Libellius-Autorenratgeber

Schritt für Schritt zum eigenen Buch

Eine Sammlung der Libellius-Artikel zum Thema "Eigene Bücher veröffentlichen", plus viele weitere Tipps und Informationen zum Einreichen von Manuskripten, zur Verlagssuche, Veröffentlichung und Vermarktung finden Sie in unserem Autorenratgeber “Schritt für Schritt zum eigenen Buch” als PDF-Download.

2,99 €

 

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner