Arabo-Haflin­ger: Sensib­les Traum­pferd oder sturer Spinner?

Der Araber-Haflinger soll das Beste beider Rassen in sich ver­einen, doch die Mischung ist nicht unkritisch und das Er­geb­nis bestimmt kein Anfängerpony.

Trockener Kopf, große Augen und ein edles Profil – das arabische Erbe ist beim Haflo-Araber ebenso erwünscht wie die Fuchsfarbe und das blonde Langhaar des Haflingers.

Der Arabo-Haflinger (auch: Haflo-Araber, Araber-Haflinger, Haflinger-Ara­ber oder Edel­blut­haflinger) ist eine eigenständige Pferde­rasse, die aus der Kreuzung von Haf­lin­gern und Arabern entstanden ist.

Seit den Anfängen der Haflingerzucht ist es üblich, die Reit­pferde­ei­gen­schaften des Gebirgsponys durch das Einkreuzen von „Edel­blut“ zu verbessern. Auch reinrassigen Haflingern ist dieses Erbe an­zu­se­hen: Trockene, typ­volle Köpfe mit großen, aus­drucks­vol­len Augen, großen Nüstern und kleinen Ohren sind für das blonde Klein­pferd typisch.

Rassegeschichte: Haflo-Araber sind „Opfer“ der Prozentrechnung

Bis zu welchem „Fremdblut“-Anteil ein Haflinger noch als Haflinger gilt, und wie die Haflingerzucht zu gestalten ist, wurde immer wieder heftig diskutiert. Bereits in den Siebzigerjahren beschlossen die österreichischen Haflingerzucht­ver­bän­de die „Rein­zucht“ des Haflingers. Seit dem Januar 2008 dürfen auch in Deutsch­land Haf­­lin­ger­hengste nur noch maximal 1,56 Prozent Araberblut-Anteil haben. Ab Januar 2013 ist dieser Prozentsatz auch für Haflinger-Zuchtstuten verbindlich.

Noch im Alter von 26 zeigt diese Haflinger-Araberstute Temperament und Gangwerk.

Durch diese Änderungen in den Zuchtregularien fielen, beziehungsweise fallen, alle Pferde mit mehr als 1,56 Prozent Araberblut aus der Haflingerzucht heraus. Um auch diesen Pferden gerecht zu werden, wurde in Deutschland ein Zuchtblut für Edel­blut­haf­linger angelegt. Das sind Pferde mit einem Anteil von 1,57 bis 25 Prozent Ara­ber­blut­anteil. In Österreich besteht bereits seit 1979 der Verband der Züchter des Araber-Haflinger-Pferdes; dort gelten auch Haflinger mit einem höheren Araber­blut­anteil als 25 Prozent als „veredelte Haflinger“. Pferde mit einem fünfzig­prozen­tigen Blutanteil werden als Halbblutaraber auf Haflinger-Grundlage geführt.

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Exterieur des Haflo-Arabers: Zuchtziel und häufige Gebäudefehler

Viele Araber-Haflinger haben ein gutes Springvermögen.

Unabhängig vom exakten Blut-Prozentsatz definiert die Zuchtbuchordnung des Ara­ber-Haflinger Zuchtverbandes als Ziel der Haflo-Araber-Zucht „die Züchtung eines Sport- und Freizeitpferdes im Kleinpferderahmen auf Grundlage der heimischen an­spruchs­losen Haflingerrasse, veredelt mit der blutsverwandten Araberrasse. Damit kön­nen die mangelnden Reitpferdeeigenschaften des Rein-Haflingers rasch verbessert werden.“

Angestrebt wird ein elegantes, kleines Reitpferd im Rechteckformat. Ein trockener, ed­ler Kopf, ein elegant gebogener Hals, eine lange, schräge Schulter, ein aus­ge­präg­ter Widerrist, eine tiefe, nicht zu breite Brust, ein kräftiger Rücken und eine gut ge­run­dete Kruppe sind erwünscht. Die Gliedmaßen sollen trocken sein, mit großen Gelenken und korrekter Stellung.

Viel Gang – wenig Hals: Viele Hafi-Araber sind leicht überbaut und haben einen etwas kurz geratenen Hals mit Tendenz zum Unterhals.

Der Haflo-Araber soll zwischen 138 und 150 Zen­ti­me­tern Stockmaß haben; von vielen Züchtern wird angestrebt, dass das Pony-End­maß (148 cm) nicht überschritten wird, damit die Haflo-Araber auf Turnieren in der Pony­klasse starten können. Die Fuchsfarbe ist bei diesen Kleinpferden üblich; das helle Langhaar des Haflingers ist erwünscht, wird von Seiten des Zuchtverbands aber nicht ver­pflichtend vorgeschrieben.

Das angestrebte Zuchtziel wird nicht in allen Fällen erreicht. Ein relativ häufig vor­kom­mender Gebäudefehler ist ein wenig zufriedenstellender Hals. Dieser gerät ger­ne recht kurz, mit deutlicher Tendenz zum Unterhals. Bei einigen Haflo-Arabern passen Kopf und Körper nicht recht zusammen – sitzt ein zu klobiger Kopf auf einem fein­glie­dri­gen Pferd im Arabertyp, ist das ebenso unerwünscht wie umgekehrt. Gele­gent­lich sind Haflo-Araber auch überbaut; das heißt, ihre Kruppe ist höher als ihr Widerrist. Das kann die an und für sich gute Sattellage des Kleinpferdes be­trächt­lich be­ein­trächtigen.

 

Das Wesen des Haflo-Arabers: Sensibles Traumpferd oder alptraumhaftes Sensibelchen

Edelblut-Haflinger in der Dressurprüfung.

Im Idealfall vereint der Haflo-Araber das Beste beider Rassen: Robustheit, Ge­las­sen­heit und Eigenständigkeit des Haflingers; Sanftmut, Menschenbezogenheit und Tem­pe­rament des Arabers. Das Ergebnis ist ein genügsames, unkompliziertes, ner­ven­star­kes, arbeitswilliges, umgängliches Pferd.

„Das Temperament darf lebhaft aber nicht zu stürmisch sein; der Charakter muss einwandfrei, die Robusthaltung mög­lich sein“, heißt es in der Zuchtbuchordnung.

Gut erzogene Hafi-Araber machen jeden Blödsinn mit und vertrauen ihrem Reiter blind.

Das klingt nach einem echten Traumpferd, und wenn Reiter und Pferd zusam­men­pas­sen, dann ist der Haflo-Araber das auch. Dennoch ist die erste Frage, die dem Be­sit­zer eines solchen Pferdes gestellt wird fast immer: „Und, wie ist er im Kopf?“ Denn der Haflo-Araber hat sich den Ruf des sturen Durchgängers und Spinners er­wor­ben. Schuld daran soll die unglückliche Kombination des „sturen“ Haflingers mit dem „spinna­ten“ Araber sein.

Zugegeben, viele Haflo-Araber sind nicht ganz so unkompliziert wie in der Zucht­ord­nung und in vielen gängigen Rasseportraits beschrieben. Und da liegt der Hase im Pfeffer, denn der Haflo-Araber wurde und wird oft als leichtrittiges Kinder- und An­fän­gerpony vermarktet. Einige wenige Haflo-Araber mögen das sein. Der weit größere Teil ist es nicht.

Haflinger-Araber sind Leistungspferde

Auch das eleganteste Pferd kann nicht immer so aussehen. Im Libellius-Kalender „Crazy horses“ finden Sie 12 Pferdeportraits zum Schmunzeln. Mit dabei ist auch ein Haflinger-Araber.

Haflo-Araber wollen gefordert werden. Sie brauchen von ihrem Reiter liebevolle Kon­sequenz und ein sehr gutes Gefühl dafür, was gerade gefragt ist: Nachgeben oder An­packen. Denn es schlagen nun mal zwei Seelen in der Brust eines Haflo-Arabers, und die Sensibilität des Arabers will ebenso beachtet werden wie das mitunter etwas „büf­felige“ Gemüt des Haflingers.

Ein Anfänger zu Pferd ist damit meist überfordert – und weil ein Haflo-Araber nicht dumm ist, merkt er das schnell und übernimmt das Kom­man­do. Im schlimmsten Fall reißt er den Kopf hoch, legt sich aufs Gebiss und rennt, was das Zeug hält. Dann dauert es meist nicht mehr lange, bis das „Problem­pferd“ abgegeben wird.

Haflinger-Araber sind temperamentvoll und leistungsbereit. Wer sie zu nehmen weiß, hat ein echtes „Spaßpferd“.

Unter einem einfühlsamen und dennoch durchsetzungsstarken Reiter ist der Haflo-Ara­ber hingegen ein ausgesprochen leistungsbereites Verlasspferd, das jeden „Blöd­sinn“ mitmacht.

Das raumgreifende Gangwerk und das gute Springvermögen ma­chen Haflo-Araber für den Dressur- und den Springsport bis Klasse L geeignet, und auch in der Vielseitigkeit sind Edelbluthaflinger zuhause. Immer häufiger werden Haflo-Araber auch im Westernbereich und im Fahrsport eingesetzt.

160 km: Haflinger-Araber-Wallach Sancho trabt unter Gabi Juritz fleißig und entspannt nachhause. FOTO: Gabi Juritz.

Einige, zum Beispiel der öster­reichi­sche Wallach „Sancho“, haben ihre Berufung im Distanzsport gefunden und laufen seit Jahren mit guten Ergebnissen im internationalen Sport. Hat man sich mit seinem Haflo-Araber einmal zusammengerauft, kann man so ziemlich alles mit ihm machen. Haupt­sache, man macht etwas mit ihm.

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