Der englische Langbogen – eine kriegsentscheidene Waffe

Schlachtentscheidend: Der englische Langbogen verhalf den Engländern trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit mehrfach zum Sieg über die Franzosen. Dabei stammt der Bogen ursprünglich gar nicht aus England.

„Wie ein Mann hoben fünftausend Schützen ihre Langbögen, yardlange Pfeile bestückt mit rasiermesserscharf geschliffenen Bodkin-Spitzen auf den Sehnen, und ließen sie auf ein Zeichen von Sir Thomas Erpingham hin fliegen. […] Die Pfeile stiegen in einer steilen Kurve nach oben. Verdüsterten den Himmel, schienen für einen Moment auf dem Scheitelpunkt zu verharren, um gleich darauf mit unheimlicher Wucht aus etwa sechzig Yards Höhe herunterzukommen.“ (Aus „Der Herr der Bogenschützen“ von Mac P. Lorne)

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Geschichte des Langbogens

Der traditionelle Langbogen ist ein einfacher, stabförmig geformter Bogen, der mit einer Sehne gespannt wird. Er wurde für die Jagd eingesetzt und erwarb sich seinen legendären Ruf als gefürchtete Waffe auf den Schlachtfeldern des Mittelalters.

Die Ursprünge des Langbogens liegen im Schatten – die ersten belegten Funde stammen aus Dänemark.

Da Holzpfeile und Bögen schnell verrotten, ist es schwer zu bestimmen, wann die ersten Bögen und Pfeile verwendet wurden. Man hat jedoch Steinspitzen gefunden, die evt. von Pfeilen stammen könnten. Die ältesten Funde stammen aus Südafrika und sind etwa 64.000 Jahre alt. Vergleichbare Steinspitzen aus Europa sind über 20.000 Jahre alt.

Auch aus früher Zeit wurden mögliche Fragmente von Bögen gefunden, sowie Darstellungen von Jagden mit Waffen, die als Pfeil und Bogen interpretiert werden könnten. Ganz sicher ist sich die Wissenschaft aber nicht.

Die ältesten zweifelsfreien Funde stammen aus Dänemark und sind zwischen sechs- und achttausend Jahren alt. Diese Flachbögen waren zwischen 150 und 170 cm lang und hauptsächlich aus Ulmen gefertigt. Der Flachbogen hat einen D-förmigem Querschnitt und wurde bis in die Bronzezeit (ca. 2200 bis 800 v. Chr.) verwendet.

Nach England kam die Wunderwaffe per Langboot aus Dänemark. Die Wikinger überfielen nicht nur häufig und gerne die englischen und walisischen Gebiete – sie brachten auch Pfeil und Bogen mit. Die Waliser waren so begeistert (von den Bögen, nicht von den Wikingern), dass sie die Kunst des Bogenschießens rasch erlernten und perfektionierten.

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Die neue Waffe erprobten sie anschließend recht erfolgreich gegen ihre Nachbarn, die Engländer. Diese widerum übernahmen nach ein paar Jahren nicht nur Wales und die Waliser, sondern auch deren Langbögen. Gemeinsam sorgten Engländer und Waliser von da an mit ihren Langbögen für Begeisterung bei den eigenen Leuten und Entsetzen bei ihren Feinden.

Ausbildung & Ausrüstung der Bogenschützen

Die englischen Bogenschützen waren zumeist einfache Bauern. Das Rittertum war ihnen verwehrt und nur den Adeligen vorbehalten. Für die Bauern aber war der Beruf des Bogenschützen die Gelegenheit, um zu etwas Geld und Ruhm zu gelangen und einem tristen Dasein zu entkommen. Gute Schützen hatten bei der Bevölkerung ein hohes Ansehen und wurden entsprechend entlohnt.

Von einem Bogenschütze wurden Kraft, Schnelligkeit und Präzision gefordert: Ein guter Schütze feuerte zehn Pfeile pro Minute – bei einer Zugkraft von bis zu 120 Pfund erreichten die Pfeile Geschwindigkeiten über 160 km/h.

Von einem Bogenschützen im englisch-walisischen Heer wurde verlangt, dass er mindestens zehn Pfeile pro Minute abschießen können musste und unterschiedliche Schusstechniken beherrschte.

Der hohe Bogenschuss wurde verwendet, um Ziele auf weite Distanzen (bis zu 350 Meter) zu bekämpfen. Zumeist standen die Schützen dabei gestaffelt in mehreren Reihen und ließen einen wahren Pfeilregen auf den Gegner niederregnen. Mit dem Direktschuss wurden Einzelziele in Reichweite von siebzig Metern abgewehrt. Dabei kam es auf die Genauigkeit an.

Diese Techniken wurden einzeln und in der Gruppe trainiert. Auf Wettbewerben und Turnieren traten die Schützen gegeneinander an, und der Sieger bekam ein Preisgeld. In der Schlacht wurden die Bogenschützem meist von einem niederen Adeligen angeführt.

Ein englischer Langbogen wurde meist aus dem Holz einer Eibe oder Ulme hergestellt. Die optimale Länge entsprach in etwa die der Größe des Schützen. Die Sehne bestand aus Flachs oder Fasern der Brennnessel und berührte den Bogen nur an den Sehnenaufhängungen.

160 km/h und 120 Pfund Zugkraft – Langbögen durchschlagen Rüstungen und Eichenbretter

Die Kraft, die der Schütze benötigt, um die Bogensehne bei Vollauszug zu halten, wird Zugkraft genannt. Bei den englischen Langbögen des Spätmittelalters war eine möglichst hohe Durchschlagkraft schwerer Pfeile gefordert. Die Pfeile mit schmiedeeisernen Pfeilspitzen sollten Kettenhemden und Plattenpanzerungen durchdringen. Deshalb waren die Zugkräfte auch deutlich höher als bei Bögen, die heute im Bogensport verwendet werden.

Kein echter Schutz: Pfeile mit schmiedeeisernen Spitzen durchschlugen nicht nur die  Brustpanzer von Ritterrüstungen, sondern auch stabile Eichenschilde.

Die Eindringtiefe von gefundenen Pfeilspitzen in Hölzern lassen sich nur mit Bögen mit einer Zugkraft von mehr als 120 Englischen Pfund erklären. Bis zu 10 cm dicke Eichenbretter sollen die mit solchen Bögen abgeschossenen Pfeile durchbohrt haben. Dabei konnten die Pfeile über 160 km/h erreichen.

Um einen solchen Bogen handhaben zu können, musste der Schütze jahrelang trainieren. Die Schützen brauchten nicht nur Geschick, sondern auch die entsprechenden Muskeln.

Neben dem Bogen war der englische Bogenschütze meist nur mit einem Kurzschwert, einem langen Dolch oder einer leichten Streitaxt bewaffnet. Eine Rüstung und weitere Waffen trug er nicht. Zum einen, weil er es sich meist nicht leisten konnte, zum anderen weil es ihn beim Schießen nur behindert hätte.

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Nach einigen schlechten Erfahrungen bei Kämpfen mit den Schotten, bei denen die für den Nahkampf schlecht gewappneten Bogenschützen stark reduziert wurden, achtete man bei Schlachten immer auf eine möglichst sichere Position für die Bogenschützen und stellte zusätzlich noch ein paar Ritter zu deren Schutz ab. Zwar kostete ein Bogenschütze weniger als ein Ritter, gute Bogenschützen wuchsen aber auch nicht auf den Bäumen und die Ausbildung eines Schützen kostete viel Zeit.

Langbögen im Krieg

Zwei Schlachten prägten den Ruf der englischen/walisischen Langbogenschützen: Die Schlacht bei Crécy 1346 unter Eduard III. und die Schlacht von Azincourt 1415 unter Heinrich V.

Crécy 1346 – Englischer Sieg trotz Unterzahl

Bei Crécy waren die Engländer hoffnungslos in der Unterzahl. Zum Glück (für die Engländer) waren gut die Hälfte der englischen Soldaten Langbogenschützen. Diese schlugen zuerst die angreifenden französischen Ambrustschützen in die Flucht, deren Reichweite und Schussfrequenz nicht mit den Langbögen der Engländer mithalten konnte.

Töten auf Distanz: Strategisch gut eingesetzte Bogenschützen entschieden in vielen Schlachen über Sieg und Niederlage – so lange die leicht bewaffneten und kaum gepanzerten Schützen nicht in den Nahkampf verwickelt wurden.

Als die französischen Ritter mit ihren Schlachtrössern zum Angriff übergingen, prasselte ein wahrer Pfeilhagel auf sie ein. Bis zu 60.000 Pfeile pro Minute gingen auf die französischen Truppen nieder. Nur wenige Ritter erreichten überhaupt die englischen Linien und wurden dort gefangen genommen oder getötet.

Neben einigen Anfängerfehlern auf Seiten der Franzosen („Beginne erst mit der Party, wenn alle da sind“, bzw. „viele Köche verderben den Brei“), waren es hauptsächlich die englischen Langbogenschützen, die diese Schlacht für den englischen König entschieden haben.

Azincourt 1415 – Franzosen unterliegen den Bogenschützen und einem nassen Acker

Die Schlacht von Azincourt verlief ähnlich. Wieder traf ein hoffnungslos unterlegenes englisches Heer auf ein großes und gut ausgerüstetes französisches Heer. Und wieder bestand das englische Heer zum großen Teil aus englischen und walisischen Langbogenschützen. Für die französischen Adligen war der Schlachtausgang völlig klar und deshalb drängelten sie sich in der ersten Schlachtenreihe, um möglicht viele englische Adlige gefangen zu nehmen und ordentlich Lösegeld zu kassieren (ein beliebter und eintragsreicher Sport in der damaligen Zeit).

Da keine Seite anfangen wollte (die Franzosen hatten aus der Schlacht von Crécy gelernt und wollten noch auf ein paar Nachzügler warten), schickte der englische König seine Bogenschützen soweit nach vorne, dass sie die Franzosen mit ihren Pfeilen ein wenig provozieren konnten. Das funktionierte prima, und die französichen Ritter preschten los. Wie bei Crécy ein paar Jahre früher ging ein wahrer Pfeilhagel auf die französischen Reiter nieder. Hinzu kam, dass zwischen Franzosen und Engländer ein aufgeweichter Acker lag, welcher das Vorankommen der französichen Berittenen und Fußsoldaten starkt verlangsamte und sie dem Pfeilhagel dadurch noch länger ausgesetzt waren.

Als die französischen Reiter, die dem Pfeilhagel entkommen waren, die englischen Bogenschützen erreichten, traten diese unerwartet hinter einem Wall von angespitzten Pfählen zurück. Diese hatten die Engländer, von den Franzosen unbemerkt, in den Boden gerammt. Viele der französischen Schlachtrösser scheuten, warfen ihre Reiter ab oder flohen vor den plötzlich auftauchenden Hindernissen. Die fliehenden Pferde widerum machten den nachrückenden französischen Fußsoldaten zu schaffen, da sie statt auf den Gegner, auf die eigenen Leute zuhielten.

Nachdem die Langbogenschützen ihren gesammten Pfeilvorrat verschossen hatten, griffen sie mit Dolchen, Schwertern, Streitäxten und Hämmern in den Kampf ein und verhalfen dem englischen König zum Sieg.

Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen Ende des 15. Jahunderts verlor der Langbogen immer mehr an Bedeutung. Zwar hatte der Langbogen in der ersten Zeit noch eine wesentlich höhere Schussfolge und war wesentlich unempfindlicher als die ersten Vorderlader, doch sprachen die hohe Durchschlagkraft und die wesentlich kürzere Ausbildungszeit immer mehr für die neuen Waffen.

(Text: Michael Herrmann)

Wir sind durch die Recherche zu diesem Artikel auf den Geschmack gekommen und haben uns im Internet nach Langbögen und Zubehör umgesehen. Hier unsere Empfehlungen:

SET RAGIM Wolf

SET RAGIM Wolf

Der Ragim Wolf ist durch das rötliche Mittelteil und die mit schwarzem Fiberglas belegten Wurfarme ein sehr schöner, optisch ansprechender Langbogen. Die Bogenlänge beträgt 68 Zoll (ca. 172 cm) und das Zuggewicht 30 lbs.

Battle-Merchant Beidhändiger Langbogen Agincourt

Battle-Merchant Beidhändiger Langbogen Agincourt

Dieser traditionelle Strongbow ist aus dem qualitativ hochwertigem Holz der Rotan Palme gefertigt. Das Holz ist sehr flexibel und widerstandsfähig. Der Bogen hat eine Länge von Länge: 70" - ca. 180 cm, einen maximalen Auszug von 28" und ist für unterschiedliche Zuggewichte erhältlich.

Universal Strongbow Marksman Langbogen mit Ledergriff

Universal Strongbow Marksman Langbogen mit Ledergriff

Der Rattan Langbogen Marksman in 68 Zoll Länge, in braun gebeiztem Rattan - Manau, ist ein Strongbow, der stark dem Stil eines klassischen englischen Langbogens entspricht. Die Rotanpalme liefert das sehr biegsame und robuste, hervorragend zum Bogenbau geeignete Bogenmaterial. Seine Robustheit macht ihn zu einem nahezu unverwüstlichen Begleiter beim Hobby mit Pfeil und Bogen. Sein ursprüngliches Erscheinungsbild wird durch den Wildledergriff ausgewogen und hervorragend abgerundet.

RAGIM Wolf Langbogen 40-60 lbs für Rechts- und Linkshänder

RAGIM Wolf Langbogen 40-60 lbs für Rechts- und Linkshänder

Ein toller Einsteiger-Bogen zum kleinen Preis. Die Zughand bestimmt die Händigkeit des Bogens. Bei einem Rechtshandbogen wir die Sehne mit der rechten Hand gezogen. Die Pfeilauflage ist dann auf der linken Seite. Inkluisive Sehne aus Dracon. Mit unterschiedlichen Zuggewichten erhältlich.

Oak Ridge Langbogen

Oak Ridge Langbogen

Dieser einteilige Langbogen hat eine Bogenlänge von 68 Zoll und ist mit unterschiedlichen Zuggewichten von 25 lbs bis 55 lbs bestellbar. Die Wurfarme sind aus Ahorn und mit schwarzen Fiberglas belegt. Der Bogen ist für Links- und Rechtshänder erhältlich. Der Langbogen wird mit einer flämischen Spleiß-Sehne geliefert.

MILAEM 54" handgemachter traditioneller Langbogen

MILAEM 54

Dieses Komplettset besteht aus einem 54'' Langbogen, einem Armschutz, einem Fingerschutz, einer Bogentasche und drei Holzpfeilen. Den Bogen gibt es für unterschiedliche Ziehgewichte von 10 - 35 lbs.

Zielscheibe für Bogenschießen und Armbrust

Zielscheibe für Bogenschießen und Armbrust

Die Scheibe besteht aus vielen, durch Holz, aufeinander gepressten Lagen. Die Scheibe stoppt zuverlässig Pfeile die mit einem Zuggewicht von 10 bis zu 180 lbs geschossen werden und ist somit für jeden Bogen- und Armbrustschützen eine gute Wahl. Abmessungen: 60cm x 60cmx20cm Gewicht: 15kg

Armschutz

Armschutz

Dieser Unterarmschutz aus robustem aber trotzdem anschmiegsamen Leder liegt angenehm fest am Unterarm an. Er hat eine Länge von 31cm.

elToro Rückenköcher mit Musterstickung

elToro Rückenköcher mit Musterstickung

Robuster Rückenköcher aus schwarzem Glattleder und einer rotbraunen Einfassung am oberen Ende, die zusätzlich noch mit dunklen Ziernähten versehen ist. Der Dreipunkt-Tragegurt ist verstellbar und ermöglicht einen festen Sitz des Köchers, ohne das lästige Verrutschen. Länge: ca. 50 cm. Durchmesser (Boden/Öffnung): 9 cm / 14 cm

SHARROW Langbogen 25-70 lbs

SHARROW Langbogen 25-70 lbs

Günstiger Einsteigerbogen: Englischer Langbogenstil, Wurfarme aus Glasstahl, hohe Festigkeit und Haltbarkeit. Entwickelt für Links- und Rechtshänder. Bogenlänge: 164cm (nach der Installation der Bogensehne). Zuggewicht: 25 lbs bis 70 lbs (in 5-Pfund-Schritten).

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