Korkeichen, Geier und weiße Dörfer: Andalusiens Hinterland

Andalusien lockt mit Partymeilen und Sandstränden, mit lebendigen Städten und einzigartiger Architektur. Das Hinterland ist rau und ursprünglich.

Andalusien beherbergt einige der außergewöhnlichsten Kunst- und Architekturschätze Europas – allen voran die Alhambra in Granada oder die Moscheekathedrale in Cordoba. Abseits der größeren Zentren präsentiert sich die südspanische Provinz ursprünglich, verschlafen und überraschend abwechslungsreich.

Wenige Kilometer nördlich von Ronda liegt die römische Ausgrabungsstätte Acinipo. Von hier schweift der Blick über Getreidefelder bis zu den Bergen der Serrania de Ronda und der Sierra de Grazalema.

 

Grazalema, am Rande des gleichnamigen Nationalparks, ist Spaniens regenreichste Gemeinde. Was in Deutschland keine gute Werbung ist, ist in Andalusien anders: Die ausgedehnten Wälder der Sierra Grazalema sind üppig und grün.

 

Grazalema selbst zählt zu den ansprechendsten „Weißen Dörfern“ der Region: Enge Gassen, schmiedeeiserne Balkon- und Fenstergitter, gepflegte Häuser in einheitlichem Baustil.

 

Grazalema ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderer. Am zentralen Plaza de Espana lassen sich die Trinkwasservorräte am alten Brunnen kostenlos auffüllen – oder man besucht eine der gemütlichen Bars.

 

Nur wenige Kilometer entfernt, am anderen Hang des Tals, liegt das Hotel Fuerte Grazalema. Die Zimmer haben einen großartigen Blick auf die Berge. Die klare Gebirgsluft, die Ruhe und das Rascheln der Pappelblätter im Wind haben uns nachts hervorragend schlafen lassen.

 

Tipp: Hotel Fuerte Grazalema im Naturpark
Tipp: Hotel Fuerte Grazalema im Naturpark Das modern eingerichtete Hotel Fuerte Grazalema* außerhalb des Ortes Grazalema bietet Gästen ruhige Zimmer (mit Pappelrauschen), einen Außenpool mit Blick (und Geiern am Himmel) und ein umfangreiches Buffet (Nachspeisen, sag ich nur, Nachspeisen!). Wir haben uns sehr wohl gefühlt.

 

Pool mit Blick auf die Berge: Hin und wieder kreiste während dem Schwimmen ein Gänsegeier über uns.

 

Südlich von Grazalema erstreckt sich Europas größter Korkeichenwald.

 

Bei La Sauceda kann die Schlucht des Rio Pasadallana mit den uralten, knorrigen Baumriesen durchstreift werden. Hier hielten sich früher Schmuggler versteckt, bevor das Dorf im Bürgerkrieg bombardiert wurde, weil es Franko-Gegnern Unterschlupf bot. Heute dient das verlassene Dorf als Freizeitgelände.

 

Die Korkeichenwälder sind hier untypisch üppig – die Luftfeuchtigkeit ist hoch genug, dass sogar Farne, Flechten und Moose auf den Bäumen wachsen.

 

Korkeichen sind die einzigen Bäume, bei denen die Rinde abgeschält werden kann, ohne den Baum damit zu töten. Rund ein Dutzend Mal kann eine Korkeiche abgeerntet werden – je nach Wachstum alle sechs bis fünfzehn Jahre. Trotz des Eingriffs können die Bäume bis zu 250 Jahre alt werden.
Tipp: Übernachten in Grazalema
Tipp: Unterkünfte in Grazalema Grazalema ist Spaniens regenreichster Ort - was für Deutsche Ohren eher unattraktiv klingt, ist das genaue Gegenteil: Die Umgebung ist bis weit in den Sommer hinein üppig grün und vergleichsweise kühl. Wer Ruhe und Entspannung sucht, ist in einer von Grazalemas Unterkünften* richtig - und dabei dennoch nicht allzu weit von Ronda und der Küste entfernt.

 

Fährt man von Grazalema nach Norden, erreicht man über die kurvenreiche Passtraße Zahara de la Sierra. Die Fahrt über den 1357 Meter hohen Pass lohnt wegen der vielen schönen Ausblicke.
Zahara selbst schmiegt sich am Ufer des Stausees Embalse de Zahara an einen mächtigen Felsen, auf dem die die Ruinen der maurischen Burg über den Ort wachen.

 

Zaharas Ortskern steht unter Denkmalschutz. Die breiteren Straßen sind von Palmen und Orangenbäumen gesäumt, an den zentralen Plätzen finden sich schöne Stadtpaläste mit verzierten Fassaden, sowie zwei Kirchen.

 

Ich weiß nicht, wie andere Menschen ihre Urlaube planen. Ich „plane“ nach dem Konzept: „Das sieht spannend aus, da müssen wir hin!“ Dabei ist es egal, ob ich ein Schwarzweiß-Bild in einem alten Buch sehe, einen Beitrag im Internet oder einfach nur eine Landkarte der Gegend. (Ja, ich kann eine Landkarte lesen, und, mehr noch, ich kann mir anhand der Landkarte auch die Landschaft vorstellen. Obwohl ich eine Frau bin. Es muss ein schwerer Gendefekt sein, aber ich komme gut damit klar. Es macht Urlaube … interessant.)

Tipp: Mietwagen
Mietwagen Allgemein Im wahrsten Sinn des Wortes gut gefahren sind wir bisher mit den Mietwagen von billiger-mietwagen.de*. Die Angebote sind recht günstig, die Buchungen sind einfach und Stornierungen bis 24 Stunden vor Mietbeginn problemlos möglich. Wir achten dabei immer auf eine gute Vermieterbewertung und nehmen nur Angebote mit "Vollkasko- und Diebstahlschutz ohne Selbstbeteiligung (durch Erstattung)". Der Vorteil daran ist, dass im Schadenfall die Selbstbeteiligung zunächst beim Vermieter vor Ort bezahlt wird, diese aber vom Veranstalter erstattet wird. Das funktioniert nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, wie wir bei einem Schadensfall in Italien festgestellt haben.

 

Diesmal ergab sich „Das sieht spannend aus, da müssen wir hin!“, als der Flieger sich im Anflug auf Málaga so stark in die Kurve gelegt hat, dass ein Blick auf den Horizont schon für den Magen unerlässlich war.

 

Was von oben spannend aussah, ist es auch von unten. Nördlich von Malaga hat sich der Rio Guadalhorce bis zu 400 Meter tief durch das Kalkgebirge gegraben. Spektakulär verläuft hier die alte Eisenbahnlinie von Málaga nach Córdoba über Brücken und Tunnels durch die Schlucht „Garganta del Chorro“.

 

Nicht nur die Bahn, sondern auch ein schwindelerregender Pfad durchqueren die Schlucht. Der in die senkrechten Felswände gebaute „Caminito del Rey“ wurde 2015 nach Jahren der Schließung neu eröffnet. Der Pfad ist nur als Streckenwanderung von Nord nach Süd begehbar – ein Shuttlebus pendelt zwischen Ein- und Ausgang.

 

Der Caminito del Rey lockt zahlreiche Besucher an: Schulklassen und Kletterer, Rucksacktouristen und Abenteuerlustige. Der Zugang ist auf 600 Personen täglich begrenzt – die Nachfrage übersteigt das bei weitem. Wer den Weg gehen möchte, sollte daher frühzeitig im Internet buchen (wir waren zu spät – Anfang Mai war der Pfad bereits bis Mittel Juli ausgebucht …).
Tipp: Wandern auf dem Caminito del Rey
Tipp: Wandern auf dem Caminito del Rey Wer den Caminito del Rey erwandern möchte, muss sich rechtzeitig anmelden und auf gutes Wetter hoffen. Der Weg ist oft über Monate ausgebucht, und kurzfristiges Planen vor allem in der Hauptsaison praktisch hoffnungslos. Professionelle Agenturen wie Viator bieten geführte Touren und private Wanderungen auf dem Caminito del Rey* an.
Ein Besuch der Region um die Garganta del Chorro lohnt auch ohne Klettersteig. Etwas oberhalb des südlichen Schluchtausgangs hat man von den Ruinen von Bobastro einen schönen Blick über die Region.

 

Nur wenige Besucher verirren sich hier hoch – mit etwas Glück lassen sich hier Gänsegeier beobachten. Wo einer der großen Vögel ist, sind oft nach kurzer Zeit mehrere …

 

… und der Himmel füllt sich. In weniger als einer Viertelstunde standen wir hier unter gut drei Dutzend der „Könige der Lüfte“.

 

Der Gänsegeier erreicht eine Spannweite von 2,80 m und ist damit deutlich größer als der Steinadler. Neue EU-Hyginevorschriften und der daraus resutlierende Futtermangel für die Aasfresser, trieb die Gänsegeier vor einigen Jahren bis nach Deutschland – die daraufhin eingeführten Schutzmaßnahmen in Spanien und Frankreich haben gegriffen, und die Geierpopulation in Spanien ist heute stabil.

 

Am Nordende der Garganta del Chorro erhält der Rio Guadalhorce Zufluss durch den Rio Turón und den Rio Guadalteba. Sie wurden zu drei Seen aufgestaucht, die sich fächerartig ins Land ziehen. Schöne Badestellen gibt es in der Nähe des Doppelstaudamms. Hier liegt auch der Eingang zum Caminito del Rey.

 

 

 

 

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