Mehr Ruhe, mehr Lebensqualität: Lärmschutz für den Garten

Erholsame Auszeit im Garten und auf der Terrasse: So schirmen Sie sich vor Lärm aus der Nachbarschaft ab und machen Ihren Garten zu einer Oase der Ruhe.

Ob ein Geräusch als Lärm empfunden wird, hängt sehr mit der eigenen Tagesverfassung, dem persönlichen Temperament und der Art des Geräuschs zusammen: Natürliche, gleichmäßige Geräusche werden als angenehmer und weniger störend empfunden, selbst wenn sie gleich laut sind wie der Straßenlärm oder der Laubbläser der Nachbarn.

Lärm schadet der Gesundheit – selbst dann, wenn wir uns vermeintlich daran gewöhnt haben

Leben in der Einflugschneise? Dauerlärm schadet der Gesundheit auch dann, wenn wir uns vermeintlich daran gewöhnt haben.

Unabhängig davon, ob Geräusche als lästig empfunden werden oder nicht, schädigt Lärm Körper und Psyche. Lärm macht krank, das wussten schon die Römer, die in ihm die „Hauptursache unserer Kränklichkeit“ sahen. Und sie hatten recht.

Alles, was (dauerhaft) über fünfundsechzig bis siebzig Dezibel liegt, belastet die Gesundheit – und zwar auch dann, wenn wir uns vermeintlich an den Lärm gewöhnt haben und ihn „gar nicht mehr hören“. Unsere Ohren können wir nicht verschließen – und Dauerbeschallung vom Schrottplatz nebenan ist auch dann eine Belastung, wenn uns der Krach gar nicht mehr bewusst ist.

Fehlen leise Phasen, tut unser Gehirn sich schwer, sich zu erholen. Das führt zu Stresssymptomen wie erhöhter Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schlafstörungen. Ein Geräuschpegel mit einer mittleren Dauerschallbelastung von mehr als fündundachtzig Dezibel kann zu dauerhaften Hörschäden führen.

Der heimische Garten ist für viele Menschen Rückzugsort von der Hektik des Berufsalltags. Absolute Stille, die nur von Blätterascheln und Vogelgezwitscher unterbrochen wird, können aber auch hier nur die wenigsten genießen. Vor allem im Sommer liegt der Geräuschpegel im Freien fast konstant über siebzig Dezibel, und das nicht nur in der Stadt. Auch in ländlichen Wohngebieten sorgen Grillpartys, Kindergeschrei und Rasenmäher für mehr Lärm, als vielen lieb ist.

Lärmschutz ist auch im Garten möglich

Im Haus ist es vergleichsweise einfach, sich vor Lärm zu schützen: Dicke Hauswände und schalldichte Fenster halten den Krach draußen. Im Garten wird die Lärmbeschallung hingegen oft einfach hingenommen – als etwas, das sich nicht ändern lässt und womit man eben leben muss.

Lärm im Garten? Manchmal hilft nur Gelassenheit und Ohren zuhalten …

Das stimmt nur bedingt: Fluglärm, Verkehrslärm, Kindergeschrei, Hahnenkrähen oder Taubengurren lassen sich oft nicht abstellen, und selbst die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten ist bei solchen Lärmquellen kaum durchsetzbar. Hinzu kommt, dass Laubbläser, Rasenmäher, Kreissäge und Co. empfindliche Ohren und Nerven aber auch nachmittags um vier stören, wenn ihre Benutzung gesetzlich erlaubt ist.

Aber auch im Garten gibt es Möglichkeiten, sich vor Lärm zu schützen. Lärmschutzmaßnahmen folgen dabei einem von zwei Prinzipien: Absorption oder Reflektion der Schallwellen. Generell gilt: Glatte Materialien wie Glas, Beton oder Kunststoffe werfen den Schall zurück und lenken ihn um . Die meisten Schallschutzwände oder -mauern an Autobahnen und Eisenbahntrassen funktionieren nach diesem Prinzip. Poröses Material wie Sand, Erde oder Ziegel schluckt und dämpft den Lärm hingegen.

Wälle und Hecken schlucken den Schall und schützen große Grundstücke

Lärmschutzbauten sind um so effektiver, je schwerer und höher sie sind: Ein breiter, hoher Erdwall schützt Sie am wirkungsvollsten vor Lärm. Weil Erdwälle viel Platz brauchen, sind sie aber nur für große Grundstücke geeignet – für die zunehmend kleiner geschnittenen Gartengrundstücke in modernen Wohngebieten ist so ein Wall nicht denkbar. Gelegentlich finden sich solche (begrünten) Lärmschutzwälle am Rand von neu angelegten Wohngebieten und trennen diese akustisch von Umfahrungsstraßen ab.

Damit Hecken nicht nur Sicht- sondern auch Lärmschutz bieten, müssen sie ausreichend hoch und breit sein. Immergrüne Gewächse mit runden Blättern haben die besten Schallschutzeigenschaften.

Steilwälle sind ähnlich effektiv bei deutlich weniger Platzverbrauch: Stahl- oder Betonelemente halten den Wall in Form. Dieser wird mit Erde oder Steinwolle gefüllt und anschließend begrünt. Schon nach etwa einem Jahr entsteht so eine schalldichte Steilwand-Hecke. Solche Konstruktionen sind etwa halb so breit wie sie hoch sind – für einen zwei-Meter-Wall kommen Sie also mit einer Grundfläche von ca. einem Meter aus (plus dem Platz, den die Bepflanzung einnimmt).

Einen natürlichen Lärmschutz bieten auch breite Grünstreifen mit ausreichend dichten und hohen Pflanzen. Eine schmale Hecke am Grundstücksrand hat hingegen eher Sichtschutzfunktion und psychologischen Schutzcharakter – gegen Lärm hilft sie kaum.

Lärmschutz am und im Hühnerstall. Mehr zu den Hühnern gibt es auf dorfpranger.de

Untersuchungen der TU Berlin kamen zu dem Ergebnis, dass Hecken je nach Gehölzart den Lärm um ein bis zehn Dezibel mindern. Immergrüne Pflanzen mit runden Blättern haben dabei die besten Lärmschutzeigenschaten. Eine Verminderung des Umgebungslärms von einem Dezibel ist kaum wahrnehmbar, eine Verminderung um zehn Dezibel wird vom menschlichen Ohr etwa als eine Halbierung des Lärms wahrgenommen.

Die Versuchsreihe ergab: Um eine Lärmreduktion von zwei bis drei Dezibel zu erreichen, braucht ein Grünstreifen eine Breite von ungefähr zehn Metern. Wenn Ihr Garten nicht gerade die Ausmaße eines Schlossparks hat, ist diese Art Lärmschutz ebenso wenig praktikabel wie ein breiter Erdwall.

Wände und Mauern als Lärmschutz für kleine Gärten

Fehlt der Platz für einen Erdwall oder Grünstreifen, dann sind Schallschutzwände oder -mauern eine gute Alternative. Als Faustregel gilt auch hier: Je schwerer, desto effektiver. Eine Betonmauer hält mehr Lärm ab als eine dünne Holzwand.

Gerne werden Gabionen als Befriedung und zum Lärmschutz eingesetzt: Die mit Steinen gefüllten Drahtkörbe lassen sich ohne Mörtel rasch zu Mauern zusammenfügen und mit beliebigem Material füllen. Je kleiner und poröser die Steine in einer Gabione sind, desto mehr Lärm „schlucken“ sie – so hat etwa Lavagestein eine besonders gute  Schallabsorption. Ist die Lärmbelästigung sehr hoch, empfiehlt sich ein Sandkern in den Gabionen.

Auch Beton- und Ziegelwände eignen sich gut als Schallschutzmauer. Je nach Dicke und Höhe schützen sie effektiv vor Lärm. Zur optischen Verschönerung bieten sich Kletterpflanzen oder Rankgitter an. Holzwände eignen sich nur dann als Lärmschutz, wenn undichte Stellen vermieden werden: Die Wand darf keine Schlitze und Spalten zwischen den Stehern oder den Latten haben, und auch ein Bodenspalt muss vermieden werden.

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Moderne Lärmschutzwände sind nach dem Sandwich-Prinzip aufgebaut und kombinieren Schallabsorption und Schallreflektioin. So besteht zum Beispiel die Kokowall aus zwei Reihen von Kunststoffrohren, die mit Kokosfaser ummantelt sind und Lärm absorbieren. Zwischen den beiden Schichten befindet sich ein „harter Kern“ aus einer Metallplatte, die Schallwellen zurückwirft. Wird eine solche Wand zusätzlich mit Kletterpflanzen begrünt, wird der Lärmschutz noch verbessert – und die naturnahe Optik lässt die Wand zu einem gut integrierten Teil des Gartens werden.

Schnöde Physik: So verbreitet sich Schall

In einem homogenen schallleitenden Medium breiten sich Schallwellen symmetrisch und gleichmäßig von der Lärmquelle ausgehend aus. Bei der Ausbreitung in der Atmosphäre wird durch die molekulare Reibung ein Teil der Schallenergie schon von der Luft absorbiert (was zur Folge hat, dass Geräusche mit zunehmender Entfernung zur Lärmquelle immer leiser werden).

Wind spielt bei der Verbreitung von Schall eine wichtige Rolle – auch, was den Lärm von Windrädern angeht …

Der Absorptionsgrad der Luft hängt von der Lufttemperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Aus diesem Grund ist ein und dasselbe Geräusch nicht an allen Tagen gleich laut zu hören. Sehr vereinfacht lässt sich sagen: Ist der Boden warm und die Luft kalt, dann wird Schall nach oben gebrochen. Ist der Boden kalt und die Luft wärmer, tritt der umgekehrte Effekt ein: Die Schallwellen werden nach unten abgelenkt, und durch die zusätzliche Brechung am Boden sind Geräusche sehr weit hörbar. Ersteres ist meist tagsüber der Fall, zweiteres nachts – Autos auf ein und derselben Straße sind also nicht nur gefühlt nachts lauter als tagsüber.

Auch der Wind spielt eine große Rolle: Mit dem Wind werden Geräusche noch in großer Entfernung gut gehört; gegen den Wind sind sie schon in geringer Entfernung kaum noch hörbar. Schall wird zudem gebrochen und gebeugt: Trifft er auf ein Hindernis, verändert er seine Richtung – vergleichbar mit einer Billardkugel. Das gilt nicht nur für Wände, sondern auch für den Boden: Eine Wiese im Vorgarten schluckt bereits einen Teil des Autolärms, während eine Aspalt- oder Pflasterfläche den Lärm nur umlenkt.

An der Oberkante von (Schallschutz)Wänden wird Schall gebeugt. Lange niederfrequente Wellen werden stärker gebeugt als kurze, hochfrequente Wellen. Anders formuliert: Die Schallwelle wird umgelenkt und erreicht auf diese Weise im schlimmsten Fall Bereiche, die zuvor völlig lärmfrei waren (der geschützte Innenhof).

Berücksichtigt man diese physikalischen Eigenschaften von Schall, wird schnell klar, dass eine falsch aufgestellte Lärmschutzwand wenig bringt oder die Lage sogar noch verschlimmert, weil sie den Lärm dahin lenkt, wo man ihn nicht haben wollte. Schon allein deswegen sind absorbierende Lärmschutzeinrichtungen den reflektierenden vorzuziehen.

Je dichter an der Lärmquelle, desto effektiver ist der Lärmschutz

Beim Aufstellen einer Lärmschutzwand gibt es daher einiges zu beachten. Als erste Regel gilt: Je näher der Lärmschutz an der Lärmquelle ist, desto besseren Schutz bietet sie. Ihr Nachbar hat einen Hahn, der Sie frühmorgens aus dem Bett holt? Wenn Sie ihn überzeugen können, direkt am Hühnerstall einen Schallschutz anzubringen, sind Sie besser vor dem Krähen geschützt, als wenn Sie dieselbe Wand  in acht Metern Entfernung an der Grenze zu Ihrem Grundstück aufstellen.

Krähender Hahn
Lästig: Hähne halten sich nicht an gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten. Eine Lärmschutzwand direkt am Stall hilft mehr als eine in zehn Meter Entfernung.

Der Lärm einer mehrere hundert Meter entfernten Autobahn lässt sich auch mit dem höchsten Zaun kaum beeinflussen. Das selbe gilt für Fluglärm – hier ist jede Lärmschutzwand zwecklos.

Je höher eine Lärmschutzeinrichtung ist, desto wirkungsvoller schützt sie. Eine hüfthohe Mauer ist lärmschutzmäßig so gut wie überflüssig. Eine gute Faustregel ist: Wenn Sie die Lärmquelle nicht ohne weiteres sehen können, ist schon viel für den Lärmschutz getan (das heißt zum Beispiel, Sie sollten das Dach eines vorbeifahrenden Autos nicht mehr sehen).

Was die Breite einer Lärmschutzwand angeht: Lassen Sie sich nicht lumpen. Je schmaler ein Lärmschutzbauwerk ist, desto weniger bringt es, denn der Lärm dringt dann von der Seite ein. Auch Toreinfahrten und ähnliches mindern den Lärmschutz stark. Ist es nicht möglich, solche „Lücken“ zu schließen, sollten Sie Mauern an der Hofeinfahrt um die Ecke bauen – so wird immerhin ein Teil des Schalls abgelenkt.

Wichtig ist auch: Schall geht gerne nach oben. Je höher also der zu schützende Bereich liegt, desto schwieriger wird es. Durch die oben beschriebene Schallbrechung kann es sogar sein, dass der Lärm an den relevanten Stellen noch lauter wird. Ein wenig Planung und Rechenarbeit lohnen sich, bevor Sie eine Lärmschutzwand installieren.

Rechtliche Aspekte von Lärmschutzeinrichtungen

Bevor Sie Ihr Grundstück einfrieden, sollten Sie sich auf dem für Sie zuständigen Bauamt informiern, ob das Aufstellen von Mauern oder Wänden an der Grundstücksgrenze überhaupt erlaubt sind. Das ist im Bebauungsplan geregelt – je nach Wohngebiet sind die Regelungen mehr oder weniger umfangreich und eng.

Vor allem in älteren Bebauungsplänen sind Lärmschutzmaßnahmen oft nicht vorgesehen. Steht im Bebauungsplan etwa, dass als Grenzbebauung Holzzäune bis 1,20 m und Hecken bis zu einer Höhe von drei Metern erlaubt sind, dann ist alles andere verboten. Stellen Sie dennoch eine Lärmschutzwand oder eine Gabionenmauer auf, und ein Nachbar beschwert sich darüber, dann müssen Sie diese wieder entfernen und im schlimmsten Fall noch ein Ordnungsgeld bezahlen.

Sprechen Sie am besten auch mit Ihren Nachbarn, bevor Sie ein Einfriedungsprojekt verwirklichen – oft lässt sich mit einem Gespräch im Vorfeld viel Ärger verhindern.

Ist ein Lärmschutz nicht möglich, können Sie versuchen, sich selbst von der Lärmquelle abzulenken und angenehmen „Gegenlärm“ zu schaffen, etwa mit Wasserspielen oder Windspielen.

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