Warum werden an St. Martin die Gänse ge­schlach­tet?

Der Gänsebraten an St. Martin hat Tradition. Angeblich sind die Gänse sogar selbst daran schuld, dass sie am 11. 11. Federn lassen müssen.

Am Martinitag geht es den Gänsen an den Kra­gen. Angeblich ist das Federvieh selbst schuld daran. Der Legende nach hatten sie näm­lich im Jahr 371 den Heiligen Martin ver­ra­ten. Damals war Martin noch nicht heilig. Er war auch noch nicht Bischof. Er war ein ein­fa­cher Bruder und wollte das auch bleiben.

Die Gänse verrieten St. Martin

Gänseleben enden tra­ditio­nell am St. Martins­tag.
Gänseleben enden tra­ditio­nell am St. Martins­tag.

Als die Bürger von Tours ihn unbedingt zum Bi­schof haben wollten, lehnte Martin Amt und Wür­den ab. Die Bürger verfielen auf einen Trick: Ein Mann namens Rusticus warf sich Martin vor die Füße und bat ihn, nach Tours zu kommen, weil seine kranke Frau nur so geheilt werden könne.

Martin erbarmte sich und folgte Rusticus. Als Martin die List durchschaute, flüchtete er sich in einen Gänsestall. Doch die Gänse konnten ihren Schnabel nicht halten und lock­ten mit ihrem Geschnatter die Bürger an. Diese entdeckten Martin und machten ihn ohne großes Procedere zum Bischof. Die verräterischen Gänse landeten im Kochtopf. So be­richtet es die Legende. Vermutlich wurde die Geschichte aber nur erzählt, um das schlech­te Gewissen etwas zu mildern, wenn am Martinstag das ganze Federvieh ge­rupft wird.

Am Martinstag war Zahltag für die Pächter

Bei Gänsen wenig beliebt: Der Heilige St. Martin. Angeblich sollen die Gänse ihn verraten haben.

Tatsächlich hat der traditionelle Gänseschmaus am St. Martinstag am 11. November seine Wurzeln im Kreislauf des bäuerlichen Jahres. Denn an diesem Tag war nach altem Brauch die Jahrespacht fällig. Wer knapp bei Kasse war, der bezahlte statt in harter Münze in Naturalien: Zwei Sack Kartoffeln, ein halbes Schwein oder eben eine Gans.

Der fette Vogel wurde gerne angenommen. Erstens schmeckte er lecker, zweitens ga­ben seine Federn ein wunderbares Kopfkissen ab, und drittens hatte die Gans sa­gen­haf­te Heilkräfte. Ausgelassenes Gänsefett sollte Gicht kurieren, Gänseblut senk­te an­geb­lich das Fieber, und selbst Gänsekot war als Medikament begehrt: Er sollte Skor­but, Gelb- und Wassersucht heilen. Wer eine frisch gerupfte und von einem lin­ken Flü­gel stammende Gänsefeder über einer Kerze verbrannte, die Überreste mit Wein ver­mischte und den Cocktail beherzt trank, der sollte vor Krämpfen geschützt sein.

Der Heilige St. Martin wollte partout nicht Bischof werden. Als die Bürger von Tours ihn mit einem Trick dazu erheben wollten, versteckte er sich in einem Stall. Gefunden wurde er weil, ...

... Martin keine Laterne dabei hatte, sich in der dunklen Scheune den Kopf stieß und sein Schmerzensschrei gehört wurde. Die Laternenumzüge erinnern an das Missgeschick.

... die Gänse im Stall nicht den Schnabel hielten und mit ihrem Geschnatter die Bürger anlockten. Zur Strafe werden sie an St. Martin geschlachtet.

... St. Martins Mantel am Türstock hängenblieb und von draußen zu sehen war. Weil der Mantel dabei einen Riss bekommen hatte, verschenkte Martin später die Hälfte.

Kleiner Tipp: Die korrekte Antwort finden Sie im Beitrag auf dieser Seite

An St. Martin begann die Fastenzeit vor Weihnachten – die Gänse mussten weg

Die Wildgans hat Glück gehabt: Nur Hausgänse landeten im Kochtopf.

Wer am Martinstag seine Gans nicht in Zahlung geben musste, verzehrte sie selbst. Denn am 11. November begann ohnehin die vierzigtägige Fastenzeit vor Weihnachten, und üppige Gelage waren verboten. Wozu also alle Gänse durch den Winter füttern?

Am Martinstag endete auch das Gesindejahr – an diesem Tag wurden Mägde und Knechte ausbezahlt und in die Winterpause geschickt. (Wozu Mägde und Knechte durch den Winter füttern?) Wer Glück hatte, bekam noch eine fette Gans mit auf den Weg. Für die Gänse war es einerlei, warum ihnen der Hals umgedreht wurde. Federn lassen mussten sie am Martinstag so oder so.

Es ist zwar ein bisschen fies den Gänsen gegenüber, aber wir verweisen an dieser Stelle dennoch auf zwei Gänse- und Entenkochbücher: Ganze Gans oder in Stücken, mit Füllung oder „pur“, aus dem Ofen, der Pfanne oder dem Kochtopf – Vielseitige Rezepte für große Vögel mit Tipps und Tricks für Einkauf und Zubereitung gibt es in „Ente, Gans & Pute„. Traditionelle Rezepte für Suppen, Terrinen, Aufstriche, Salate und natürlich Braten stellt „Das Original Bayrische Gänse- und Enten-Kochbuch“ zusammen.

Damit die Gänse vor dem Kochtopf ein artgerechtes Leben haben, empfehlen wir „Liebenswerte Langhälse„. Das Buch gibt einen Überblick über die artgerechte (Hobby)Zucht und Haltung der großen Vögel, behandelt die wichtigsten Krankheiten und ihre Behandlung.

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