Verwandtenbesuche sind langweilig? Nicht, wenn die Verwandten nur ziemlich entfernt verwandt sind. Berberaffen gehören zu den Makaken – ein Zweig der Primaten, der dem Menschen nicht ganz so nahe ist, wie die Menschenaffen. Dennoch teilen sich Mensch und Berberaffe gemeinsame Vorfahren – und auch eine gemeinsame Geschichte.
Berberaffen sind die einzigen freilebenden Affen in Europa
Die rotbraunen, zum Teil auch gräulichen Berberaffen sind ursprünglich in Marokko und Algerien zuhause. Es ist die einzige Makaken-Art, die nicht in Asien, sondern in Afrika lebt, und die einzige freilebende Affenart in Europa. Auch wenn fossile Funde darauf hinweisen, dass Berberaffen in vorgeschichtlicher Zeit auf der iberischen Halbinsel gelebt haben, so ist die heutige Population in Gibraltar vermutlich das Ergebnis einer Einführung durch den Menschen.
Gibraltar, auch „Affenfelsen“ genannt, soll so lange in englischer Hand bleiben, so lange die es von Berberaffen besiedelt ist. Als deren Bestand in den frühen Vierzigerjahren dramatisch abnahm, ließ der englische Premieminister Winston Churchill einige Tiere aus Marokko einführen und aussetzen.
Heute ist es umgekehrt: Der Berberaffe gilt in seiner Heimat als stark gefährdet und steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Der weltweite Bestand wird auf nur noch rund achttausend Tiere geschätzt. Institutionen wie der Affenberg in Salem sind zu einer wichtigen Bestandsressource geworden. 1986 wurde eine ganze Gruppe von Tieren von Süddeutschland nach Nordafrika gebracht und erfolgreich ausgewildert.
Berberaffen fressen Skorpione und Bucheckern
Berberaffen sind tagaktiv, und obwohl sie sehr gut klettern können, halten sie sich überwiegend am Boden auf. Sie sind Allesfresser, die zur Not sogar Skorpione fressen. Neben Obst und Gemüse, finden die Berberaffen auch Nahrung im Wald. Beispielsweise stehen Blätter, Bucheckern oder Knospen auf ihrem Speiseplan.
Dass jeder Affe seine eigene Persönlichkeit hat, zeigt sich dabei schnell: Während der eine gierig alles an sich reißt und sich die Hamsterbacken vollstopft, hat der nächste die Manieren einer englischen Lady und knabbert mit blasiertem Gesichtsausdruck und spitzen Zähnen nur auf den verlockendsten Leckerbissen.
Überhaupt gibt es am Affenberg viel zu beobachten: Die rund zweihundert freilebenden Affen halten sich nahe der Besucherwege auf, und beim Anblick manches manches Affen muss man unversehens lachen – nicht obwohl, sondern weil ihr Verhalten oder ihre Haltung so ungeheuer menschlich ist. Ihr Umgang untereinander zeugt von rüpeliger Affenliebe: Da wird an den Ohren gezogen, geschubst und gleich darauf gekost und geherzt.
Auf Schautafeln am Wegrand werden die wichtigsten „affigen“ Verhaltensweisen gut erklärt: Theorie und Praxis gehen auf diese Weise Hand in Hand.
Am Affenberg ist auch der Klapperstorch daheim
Die Affen aus der Nähe zu erleben, ist ein besonderes Erlebnis. Besonders die Jungtiere, von denen die meisten im Mai geboren werden, bezaubern mit ihren Kulleraugen und ihren riesigen Fledermausohren. Weil die Affen zwar neugierig sind, dabei aber freundlich-unaufdringlich bleiben, ist ein Besuch auch für Kinder oder Ängstliche geeignet.
Wer sich nicht zum Affen machen will und lieber aßerhalb des Geheges bleibt, der hat die Gelegenheit, Weißstörche beim Nestbau, bei der Aufzucht des Nachwuchses oder bei Flugübungen zu beobachten. Seit 1978 ist am Affenberg eine wissenschaftlich betreute Storchenstation beheimatet; achtzehn Horste stehen Adebar zur Verfügung und werden regelmäßig bebrütet.
Zahlreiche heimische Wasservögel lassen sich auch am Weiher des Parks beobachten: Schwäne, Graugänse, Stockenten, Haubentaucher, Graureiher und Blässhühner, um nur einige zu nennen. Ein besonderer Höhepunkt für Kinder ist die Damwildfütterung, die dreimal täglich stattfindet und an der sich Besucher aktiv beteiligen dürfen. Schenke und Spielplatz runden das Angebot des Affenbergs ab, und wer gerne eine Erinnerung mit nach Hause nehmen möchte, der hat im Souvenirladen reichlich Auswahl.
Affenberg Salem: Öffnungszeiten, Eintrittspreise und Ausflugsziele in der Region
Der Affenberg hat vom Mitte März bis zum Ende Oktober täglich geöffnet. Auf der Webseite des Affenbergs finden Sie aktuelle Öffnungszeiten und Eintrittspreise. Der letzte Einlass ins Affengehege ist jeweils eine Stunde vor der Schließung. Dieses ist mit dem Rollstuhl barrierefrei zugänglich – eine Steigung von acht bis zwölf Prozent macht eine Begleitperson aber erforderlich.
Ein Besuch am Affenberg ist ein einprägsames Erlebnis, das nicht nur Kindern zu einem neuen Zugang zu den Tieren verhilft. Für Besucher stehen ausreichend kostenlose Parkplätze zur Verfügung; auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Park gut erreichbar (stündlicher Pendelbus zum Bahnhof Salem). Genauere Informationen, den Busplan und eine Anfahrtsbeschreibung für Autofahrer finden Sie auf der Website des Affenbergs.
Auch die Umgebung des Affenbergs lädt zu weiteren Ausflügen ein: Schloss Salem ist gleich nebenan, die Pfahlbauten in Unteruhldingen am Bodensee sind mit dem Auto oder dem Bus nur etwa fünfzehn Minuten entfernt. Unweit davon liegt Meersburg mit seinen Cafés mit Seeblick. Von dort sind Ausflüge mit der Fähre nach Konstanz und auf die Blumeninsel Mainau möglich. In der anderen Richtung, etwa dreißig Kilometer östlich vom Affenberg, lädt Ravensburg, die Stadt der Türme, zu einem Einkaufsbummel ein. Nur wenige Kilometer weiter erwartet Besucher mit der Basilika Weingarten das größte barocke Kirchenbauwerk nördlich der Alpen.