Ich war ein armes Kind. Ich hatte zwar die Schneiderei, die Bäckerei und das Rathaus von Playmobil (und den Müllwagen), aber keine Burg. Jahr für Jahr drückte ich mir zu Weihnachten an der kalten Scheibe des Spielzeuggeschäfts die Nase platt, schaute meine Eltern mit großen traurigen Kinderaugen an, aber es half nix.
Meine Eltern blieben stur, schenkten mir allerlei mehr oder weniger pädagogisch wertvolles Spielzeug, aber nicht meine heißgeliebte Burg.
Not macht erfinderisch – eine Burg aus Holzklötzen
Aus der Not begann ich mir meine eigene Burg zu bauen. Während meiner Piratenphase lernte ich die Vorzüge von Holzschiffen und deren Tuning mit Hilfe einer Laubsäge kennen. Schnell war klar: Ich brauchte eine solide Holzburg.
Sehr schöne Burgen aus Holz, sowie liebevoll gestaltetes Zubehör gibt es bei WoodHeroes*. Die kleine Firma aus Graz stellt Holzbausätze und Holzburgen aus der Ritterwelt her, die sich an historischen Quellen orientieren und untereinander kombinierbar und erweiterbar sind. Sie bieten zahlreiche Funktionen und Geheimverstecke und fördern bei Kindern das Verständnis für Mechanik, die Feinmotorik, die Konzentration und natürlich auch die Phantasie.
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Meine erste Holzburg war sehr solide und bestand aus drei unterschiedlich langen und breiten Holzklötzen. Der längste und schmalste war mein Bergfried, der mittlere mein Hauptgebäude und der breiteste mein Burghof. In bzw. auf die Burg gelangte man nur über eine Strickleiter, die bei Gefahr einfach hochgezogen werden konnte.
Kurz nach der feierlichen Eröffnung der Burg drohten meine Ritter aber schon mit Streik, da sie immer in voller Rüstung die wackelige Strickleiter rauf und runter mussten. Sie forderten ein Tor. Wir einigten uns auf einen Burgneubau.
Freistehende Mauerteile zum individuellen Burgenbau
Meine zweite Burg war wesentlich raffinierter und bestand aus vier zusammengeleimten Brettern, die als „Mauern“ einen quadratischen Innenhof umschlossen. Dabei lernte ich schnell, dass man die Zinnen und Tore am besten vor dem Zusammenleimen aussägt. Der Kleber war Gott sei Dank nicht allzu stabil und so machte ich mich mit meiner Laubsäge frisch ans Werk.
Das Tor war kein Problem, aber mit jeder weiteren Mauer sank meine Motivation und die Anzahl der ausgesägten Zinnen. Ich begriff schnell, dass gekaufte Holzburgen einen riesen Vorteil haben: die Zinnen waren bereits ausgesägt. Es gab noch einige An- und Ausbauversuche, aber schnell war klar: die Burg braucht ein Redesign.
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Ich überredete meine Eltern mir ein Burgenset aus zwei Holztürmen und vier Mauerteilen zu schenken. Die Mauern konnten frei stehen und mussten nirgendwo befestigt werden. Das war ideal, da man sie beliebig kombinieren konnte.
So entstanden immer gewagtere Konstruktionen aus Holzburgmauern und Türmen, diversen Playmobilhäusern, leeren (und manchmal auch vollen) Zigarrenkisten meines Vaters und vielen anderen Dingen. Mein originalgetreuer Nachbau der Chinesischen Mauer quer durch Wohnzimmer, Flur und Küche war legendär.
Leben in die Burg! Ritter von Playmobil und Schleich
Der König der Drachenritter sitzt dank Magnet sicher im Sattel, kann aber auch jederzeit abgenommen werden. Als eines der neuesten Schleich-Modelle hat er einen beweglichen Schwertarm.
Maßgeblich für die Burggröße ist natürlich auch immer die Größe der Ritterfiguren. Je größer die Figuren, desto größer müssen auch die Tore, Zinnen und Räume einer Ritterburg sein. Optimal sind eigentlich die Ritter von Playmobil. Die passen fast immer und sehen auch noch richtig gut aus. Auch die Ritter von Schleich eignen sich gut – sie sehen sehr realistisch aus und sind liebevoll gestaltet. Im Gegensatz zu den Playmobil-Kollegen können aber nur die ganz neuen Schleichmodelle die Gliedmaßen oder Köpfe bewegen.
Ein Spaßvogel aus der Verwandtschaft hat mir mal einen Ritter in Barbiegröße geschenkt. Das geht eigentlich gar nicht und brachte mein Burgenkonzept auch kurze Zeit ins Wanken. Gott sei Dank wurde in der allabendlichen Gutenachtgeschichte gerade Gullivers Reisen behandelt. Am nächsten Tag lag der Ritter gefesselt und geknebelt vor der Burgmauer und wurde hingebungsvoll von den Playmobilfiguren gepiesackt.
Heute muss man gar nicht mehr zur Laubsäge greifen. Eine große Auswahl an schönen Holzburgen wartet nur darauf, von den kleinen Rittern belagert zu werden. Und bestimmt kann man auch die eine oder andere prima erweitern – oder weitere Tore reinsägen. (Text: Michael Herrmann)
