Ausflüge in Baden-Württemberg: Kloster Bebenhausen bei Tübingen

Mönche und Könige, Schüler und Politiker: Sie alle wohnten im Kloster Bebenhausen bei Tübingen. Die ehemalige Zisterzienserabtei ist nicht nur geschichtlich interessant, sondern auch ein architektonisches Kleinod, das viele (verborgene) Schätze birgt.

Nördlich von Tübingen, am Südhang des Brombergs und eingebettet in den Schönbuch, liegt das Örtchen Bebenhausen mit der ehemaligen Zisterziensterabtei. Spuren deuten darauf hin, dass das Plateau zwischen den dort zusammenfließenden Bächen bereits im frühen Mittelalter künstlich erweitert wurde und der Flecken bewohnt war. Dafür spricht auch seine Lage an einer Fern-Handelsroute, die von den Alpen ins Rheintal führte.

Die Sache mit den Ordensregeln …

Für ein Zisterzienserkloster ist diese Lage ungewöhnlich. Mehr noch, sie war verboten – eigentlich … Denn die Ordensregeln sahen vor, dass Klöster in der Abgeschiedenheit gegründet wurden, fernab von Städten, Straßen und irdischen Vergnügungen. Das Ideal der Abgeschiedenheit war in Bebenhausen nicht gegeben, nicht nur wegen der alten Fernstraße „Via Rheni“, sondern auch wegen der Nähe zur aufblühenden Stadt Tübingen und der pfalzgräflichen Burg.

Bebenhausen, Via Rheni
Bebenhausen liegt eingebettet in waldige Hügel, aber längst nicht so abgeschieden, wie die Ordensregel es eigentlich vorsah. Nach Süden hin (linkes Foto) öffnet sich das Tal Richtung Tübingen und Neckartal. Außerdem führe die „Via Rheni“, eine wichtige Nord-Süd-Verbindung vom Rheinland (Worms und Speyer) über die Schwäbische Alb und weiter über die Alpenpässe nach Italien. Die Via Rheni wurde 1191 erstmals urkundlich erwähnt; ihr Verlauf durch den Schönbuch gilt durch Geländespuren und Wegbezeichnungen als gesichert. Unweit von Bebenhausen passierte die Straße den Katzenbüchlesbach. Der Höhenunterschied bis hinunter zum Goldersbach beträgt neunzig Höhenmeter mit einer Steigung von bis zu 13% – für mittelalterliche Pferdefuhrwerke und Ochsengespanne eine echte Herausforderung. Sie wurden deswegen oft durch zusätzlich worgespannte Zugtiere unterstützt.
Kloster Bebenhausen, Brunnenhaus und Klausur
Blick vom Innenhof auf den Kreuzgang und das Brunnenhaus: Zisterziensermönche sollten ihr Leben mit Gebet und Arbeit verbringen, fernab weltlicher Ablenkungen. Diese Abgeschiedenheit war in Bebenhausen nicht gegeben – zugunsten der Klostergründung sahen die Gutachter des Mutterklosters darüber hinweg.

Dass sich Ende des 12. Jahrhunderts (um 1190) dennoch Zisterzienser in Bebenhausen niederließen, lag wohl eher an den wirtschaftlichen Interessen des Klostergründers Rudolf I., und weniger an den spirituellen Idealen der Mönche: 1182 schenkte Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen dem Bistum Speyer eine Kirche. Im Gegenzug erhielt er Länderereien im Schönbuch und stiftete „zum Zwecke seines Seelenheils“ das Kloster Bebenhausen. Ursprünglich war es von Prämonstratensermönchen besiedelt, welche Bebenhausen aber bereits kurz nach der Gründung und dem eher schleppenden Bau des Klosters wieder verließen.

Nun hatte der Pfalzgraf das gestiftete Kloster Bebenhausen aber zur Grablege für die pfalzgräfliche Familie bestimmt – das wollte er trotz des Weggangs der Mönche nicht aufgeben. Zudem hatte er großes Interesse daran, den strategisch wichtigen Ort weiterhin unter seiner Kontrolle zu halten. Der Pfalzgraf suchte also einen Orden, dem er sein Kloster stiften konnte, und fragte bei den Zisterziensern an. Nachdem eine Untersuchungskommission des Mutterklosters Cîteaux ihr Okay gegeben (und dabei wohl mehrere Augen zugedrückt) hatte, siedelten sich mit Abt Diepold die ersten zwölf Zisterziensermönche in Bebenhausen an.

Kloster Bebenhausen, Klausur, Kreuzgang und Kirche
In seinen Statuten verbot das Generalkapitel der Zisterzienser den Bau von steinernen Glockentürmen. Über der Vierung von Zisterzienserkirchen wurden daher hölzerne Dachreiter errichtet – so auch in Bebenhausen. 1407 beauftragte Abt Peter von Gomaringen den Bau des steinernen Dachreiters. In nur zwei Jahren und drei Monaten schufen siebzig Steinmetze den fast zwanzig Meter hohen, fensterdurchbrochenen, filigranen Glockenturm. 2.933 Pfund kostete dieses Meisterwerk gotischer Steinmetzkunst – der größte Einzelposten wurde für Wein ausgegeben: in den 27 Monaten Bauzeit wurden 76.345 Liter Wein getrunken; etwas mehr als neunzig Liter täglich.

Bebenhausen war das reichste Kloster Baden-Württembergs

Kloster Bebenhausen, Grüner Turm
Bebenhausen entwickelte sich zum reichsten Kloster in Baden-Württemberg. Die Anlage war gut befestigt: Eine hohe Mauer, Wehrgänge, Gräben und mehrere Türme schirmten den Innenbereich ab. Hier der Grüne Turm.

Erst unter den Zisterziensern begann der eigentliche Bau und Ausbau der Kosteranlagen, der sich über mehrere hundert Jahre und unterschiedlichste wirtschaftliche Situationen erstreckte. Während die wirtschaftliche Lage des Klosters zu Beginn des 13. Jahrhunderts recht klamm war, lebten am Ende des selben Jahrhunderts bereits achtzig Mönche und 130 Laienbrüder in Bebenhausen. Im Verlauf des späten Mittelalters mauserte sich die Abtei zum reichsten württembergischen Kloster, mit immensem Sach- und Landbesitz.

Bis ins 14. Jahrhundert bestellten die Mönche ihren Landbesitz in Eigenregie, mit zunehmender Größe der Ländereien wurden die außerhalb gelegenen Wirtschaftshöfe unter klösterlicher Leitung von Laienbrüdern und Lohnarbeiter bewirtschaftet. Solche „Grangien“ genannten Wirtschaftshöfe betrieben neben dem Ackerbau auch Vieh- und Fischzucht, Waldwirtschaft, Wein- und Gartenbau.

Im 14. Jahrhundert besaß das Kloster Bebenhausen 5.700 Hektar Agrarland – die kleinste der zehn Grangien (Vesperweiler) bewirtschafte 50 Hektar; zur größten (Geisnang) gehörten 561 Hektar Agrarland, was etwa das Zehnfache eines typischen mittelalterlichen Fronhofes ausmacht. Zusätzlich beherbergte das Kloster verschiedene Werkstätten, in denen Handels- und Alltagsgüter hergestellt wurden: Mühle, Ziegelei, Bauhütte, Schmiede und Einrichtungen zur Woll-, Stoff- und Lederverarbeitung sind hier zu nennen.

Reformiert und säkularisiert: Vom Königsschloss zum Touristenmagnet

Kloster Bebenhausen, Abthaus
Im ehemaligen Abthaus logierten die königlichen Gäste, wenn sie zu Jagdausflügen in den Schönbuch kamen.

1534 wurde in Bebenhausen die Reformation eingeführt. Rund die Hälfte der sechsundreißig Klosterbrüder hielt am katholischen Glauben fest und verließ den Schönbuch. Zweimal im Laufe der nächsten hundert Jahre kehrten katholische Mönche nach Bebenhausen zurück.

Mit dem Westfälischen Frieden (1648) war es mit dem katholischen Kloster vorbei. In Bebenhausen wurde eine evangelische Klosterschule untergebracht. 1806 wurde das Kloster säkularisiert; ein Jahr später die Klosterschule mit Maulbronn vereinigt.

Kloster Bebenhausen, Wohnhaus
Wohnen im Kloster: Einige der ehemaligen Kloster- und Wirtschaftsgebäude dienen heute als privater Wohraum.

Die Anlage wurde nun von den württembergischen Landesherren als Jagdschloss genutzt – die Lage mitten in den wildreichen Wäldern des Schönbuchs machte Bebenhausen dafür besonders geeignet. Die Monarchen bewohnten erst das Abthaus und nutzten später die Gebäude der östlichen Klausur als Schloss.

Nach seiner Abdankung 1918 zog König Wilhelm II von Württemberg mit seiner Frau Charlotte nach Bebenhausen. Nach seinem Tod zog seine Witwe dauerhaft in Bebenhausen ein, und wohnte dort bis zu ihrem Tod im Juli 1946.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden im ehemaligen Kloster der Landtag und die Landesverfassung des Landes Württemberg-Hohenzollern begründet. Ein Teil der Anlage wurde als Archiv, Depot und Tagungsraum des Landtags genutzt.

Kloster Bebenhausen
In Teilen der Klosteranlage ist heute die Forstverwaltung des Schönbuchs untergebracht.

Heute sind Kloster und Schloss für Besichtigungen geöffnet; in einem Teil der Anlage ist die Forstverwaltung untergebracht. Das Kloster ist Besuchsmagnet für Wanderer, Touristen, Kultur- und Architekturinteressierte. Religiöse Pilger sind die Ausnahme – als Wallfahrtsort hat Bebenhausen keine Bedeutung.

Rundgang durch die Klausur

Kloster Bebenhausen, Lageplan Klausur
Lageplan und Bauphasen der Bebenhauser Klausur

Die Klausur war jener abgeschlossene Bereich eines Klosters, der nur den Ordensangehörigen zugänglich war. Ordensmitglieder durften ihn nur mit Erlaubnis eines Oberen verlassen; Außenstehende nur unter bestimmten Voraussetzungen betreten.

Der Klausurbereich gruppierte sich auch in Bebenhausen ganz klassisch um einen viereckigen Innenhof südlich der Klosterkirche, mit einem überdachten Kreuzgang, von dem die wichtigsten Gebäude erreichbar waren: Die Refektorien (Speisesaal), das Dormitorium (Schlafräume; diese liegen in Bebenhausen oberhalb der Bruderhalle), Bruderhalle, Kapitelsaal und Parlatorium.

Die Klausur diente der Ordensgemeinschaft als Ort der Zurückgezogenheit vor äußeren Einflüssen. Symbolisch steht der Klausurbereich eines Klosters für den Rückzug früher Eremiten in die Wüste.

Wirtschaftsgebäude, Küche und Werkstätten lagen meist außerhalb der Klausur, ebenso das Krankenhaus.

Kloster Bebenhausen
Bebenhausen hat einen hervorragend erhaltenen Kreuzgang. Die vier Flügel des Kreuzgangs haben verschiedene Netzgewölbe – die komplizierteste Struktur mit sechsstrahligen Jochsternen findet sich im Südflügel (ganz links). Von den insgesamt 130 Schlusssteinen sind keine zwei gleich, und auch die Fenster sind mit unterschiedlichen Maßwerken versehen. Seinen Namen hat der Kreuzgang von dem Kreuz, das hier bei Prozessionen entlanggetragen wurde.

 

Kloster Bebenhausen, Sommerrefektorium
Das 1335 gebaute Sommerrefektorium ist von herausragender architektonischer Qualität. Der Baumeister ist nicht mit Sicherheit bekannt, vermutet wird aber, dass der Steinmetz Peter von Reutlingen dafür verantwortlich ist.

 

Kloster Bebenhausen, Sommerrefektorium, Sternengewölbe
Die schlanken Säulen und das kunstvolle Sternengewölbe machen das Sommerrefektorium Bebenhausen zu einem der schönsten gotischen Innenräume Süddeutschlands. Foto: Erika Schlese

 

Kloster Bebenhausen, Sommerrefektorium, Schlussstein mit Phoenix
Das Sternengewölbe schließt mit sechzehn goldenen Schlusssteinen ab, die im Stil einheitlich, aber im Motiv unterschiedlich sind. Das Bildprogramm greift Themen und Zitate aus der Bibel auf: Musizierende Engel, biblische Gestalten, Mariensymbolik (Jungfrau mit Einhorn) und Symbole, die für Christus stehen, wie hier der Phoenix, der sich aus dem Feuer erhebt (Symbol der Auferstehung Christi).

 

Kloster Bebenhausen, Bruderhalle
Die Bruderhalle an der südöstlichen Ecke des Kreuzganges war der Arbeitsraum der Mönche. Die Ordensregel sah im Müßiggang „der Seele Feind“. Die Mönche waren daher neben dem Gebet auch zur (Hand)Arbeit angehalten. Die spätromanische Bruderhalle wird um 1200 datiert. Durch die sieben schmalen Bogenfenster erhält der Raum vergleichsweise viel Licht und war daher als Arbeitsraum besonders geeignet.

 

Kloster Bebenhausen, Dormitorium
Oberhalb der Bruderhalle befindet sich der Zugang zum Dormitorium, dem Schlafsaal der Mönche. An der Stirnwand zeugen ein Hirsch und zwei Bären von der Nutzung des Klosters als Jagdschloss. Sowohl König Wilhelm II von Württemberg, als auch seine Frau, Königin Charlotte, waren begeisterte Jäger. Jagdtrophäen finden sich daher an vielen Orten in der Klausur.

 

Kloster Bebenhausen, Dormitorium
Ursprünglich war das Dormitorium ein großer Schlafsaal, der sich über das gesamte Obergeschoss des Ostflügels erstreckte. Die Zelleneinbauten entlang der Wände stammen aus den Jahren 1513-1516. Auch die florale Wandbemalung stammt aus dieser Zeit – das Antonius- oder Taukreuz oberhalb der Zimmertüren soll Unheil fernhalten. Eine weitere Kostbarkeit ist der eher unscheinbar wirkende Fußboden, der zu den bedeutensten mittelalterlichen Schmuckfußböden gehört, und dessen Fliesen in der eigenen Klosterziegelei hergestellt wurden.

 

Kloster Bebenhausen, Dormitorium
Spartanische Unterkunft: Bis 1952 nutzten die Mitglieder des Landtags von Südwürttemberg-Hohenzollern die ehemaligen Mönchszellen als Schlafräume.

 

Kloster Bebenhausen, Ferdinandszimmer
Die Nordostecke des Dormitoriums wurde mit Wänden abgetrennt und beherbergte die Bibliothek und das Archiv des Klosters, welche im Zuge der Reformation weitgehend verloren gingen. In der ehemaligen Schreibstube befindet sich das „Ferdinandszimmer“. Es wurde für Erzherzog Ferdinand von Österreich eingerichtet, der sich 1526 zu Bußübungen in Bebenhausen aufhielt. Eine Inschrift im Raum lässt allerdings fragen, ob er diese überhaupt nötig hatte. „Im Monat März 1526 hat sich Ferdinand, Erzherzog von Österreich, Herzog der Provinz Württemberg, in der Absicht, nach frommer Christensitte seine Vergehungen zu büßen, sich in diese Einsamkeit zurückgezogen unter Abt Johann. Er, der Fromme, Gerechte, Milde, Kluge, Vielgewandte, Hochbegabte, durch Gelehrsamkeit Glänzende, Sittenreine, der Gönner aller Studierenden, hat zum ewigen Gedächtnis auf seine Kosten diesen Ort den Grazien und Musen geheiligt.“

 

Kloster Bebenhausen, Buch
Das Verfassen und Kopieren von Büchern und gelehrten Texten gehörte zu den großen Aufgaben der Klöster. Die Arbeit mit Feder, Tintenfass und Pergament erforderte ein hohes Maß an Geduld, Konzentration, Disziplin, Fleiß und Genauigkeit. Ein Großteil der Bebenhauser Bibliothek ging im Zuge der Reformation verloren, aber rund 2.400 Pergamente und hundert Amtsbücher des Klosters sind erhalten geblieben.

 

Kloster Bebenhausen, Parlatorium
In einem Zisterzienserkloster galt ein grundsätzliches Schweigegebot. Davon ausgenommen war das Parlatorium, der Sprechsaal. Zum ausgiebigen Plaudern war es aber nicht gedacht: Hier wies der Prior den Mönchen ihre tägliche Arbeit zu, und es wurde nur gesprochen, was unbedingt notwendig war. Das Parlatorium liegt unterhalb des Dormitoriums und war ursprünglich durch eine Treppe damit verbunden. 1987 wurde eine Heizanlage unterhalb des Parlatoriums entdeckt, die schon vor dem Einzug der Zisterzienser bestanden haben muss. Unter den Zisterziensern wurde die Heizungsanlage modernisiert und durch weitere Heizsysteme in anderen Räumen ergänzt – obwohl die Ordensregel eigentlich nur einen einzigen beheizbaren Raum vorsah.

 

Kloster Bebenhausen, Kapitelsaal
Der Kapitelsaal war der Versammlungsraum der Möche, und nach der Kirche der wichtigste Raum eines Klosters. Hier traf sich der Konvent jeden Morgen, verlas ein Kapitel aus der Benediktsregel, hörte die Anweisungen des Abts und die Schuldbekenntnisse einzelner Mönche, die sich auf der Sculpa, einer großen, im Boden eingelassenen Steinplatte, niederknieten. In der östlich angrenzenden Johanneskapelle wurden die Totenmessen gehalten. Der Kapitelsaal wurde um 1220 im romanischen Stil fertiggestellt und gehört zu den ältesten Bauteilen des Klosters Bebenhausen. Die Bemalung der Gewölbe wurde auf 1528 datiert.

 

Kloster Bebenhausen, Kirche
Die Klosterkirche wurde ab 1190/91 als dreischiffige, flachgedeckte Pfeilerbasilika mit geradem Chorschluss erbaut. Den Ordensregeln folgend hatte sie eine schlichte Ornamentik und Ausstattung. Das große Chorfenster wurde nachträglich eingebaut (1335), noch vor der Errichtung des steinernen Vierungsturms (1407-09). Nach Einführung der Reformation wurde 1537 das westliche Kirchenschiff abgerissen.

 

Kloster Bebenhausen, Kanzel in der Klosterkirche
1575 beauftragte Eberhard Bidembach, der erste evangelische Abt in Bebenhausen, den Bildhauer und Stukkateur Konrad Wagner mit dem Einbau einer Kanzel in die Klosterkirche. Das Bildprogramm nimmt im unteren Bereich Bezug auf das alte Testament (Opferung Isaaks durch Abraham; Tötung eines Löwen durch Simson). Die Brüstungstafeln zeigen die vier Evangelisten, die sich um die Verklärung Christi gruppieren. Die Ausschmückung der Bebenhauser Kanzel stellt einen Höhepunkt lutherischer Bildkunst dar.

 

Kloster Bebenhausen, Laienrefektorium
Zu seiner Blütezeit Ende des 13. Jahrhunderts lebten im Kloster Bebenhausen 130 Konversen (Laienbrüder). Diese durften Teile der Klausur mitbenutzen, hatten aber auch eigene Räumlichkeiten. 1513 (als nur noch eine Handvoll Laienbrüder genannt wird) erhielten die Konversen in der nordwestlichen Ecke der Klausur an Stelle eines alten Vorratsraums ein neues Refektorium. Dieses weist eine eigentümliche Mischung aus Baustilen auf, da zeitgemäße Elemente mit romanischen Elementen kombiniert wurden, um den Bau optisch an den Ostflügel des Klosters anzupassen.

 

Kloster Bebenhausen, Laienrefektorium, Tafelreliquiar
Im Laienrefektorium befindet sich heute eine kleine Ausstellung. Zu sehen ist unter anderem ein außergewöhnliches Tafelreliquiar aus der Zeit um 1410. In den beiden buchartig gestalteten Holztafeln sind flache Vertiefungen und Aussparungen, die für Knochenstücke und ähnliche Reliquien vorgesehen waren und mit hauchdünn geschabtem, fast durchsichtigem Pergament abgedeckt werden konnten. Die zwanzig Altäre der Klosterkirche waren reich mit Reliquien bestückt. Mit der Reformation und der Säkularisierung gingen die meisten davon verloren oder wurden von den katholischen Mönchen mit ins Exil genommen. Als einzige Reliquie verblieb der Sebastianspfeil in Bebenhausen – ein böhmischer Armbrustpfeil aus dem 15. Jh. Solche Pfeile wurden vor allem während der Pestepedimie als Reliquie des Heiligen Sebastian verehrt – der Pestheilige war durch Pfeile zu Tode gemartet worden. Im 17. Jh. wurde die Reliquie für einen stolzen Preis nach Hirrlingen verkauft.

 

Kloster Bebenhausen, Winterrefektorium
Mit dem Umzug der Konversen in das neue Laienrefektorium wurden die ehemaligen Laien-Räumlichkeiten frei. Ende des 15. Jahrhunderts ließ der Prior „auf Klagen seiner Mitbrüder über die Tücken der kalten Jahreszeit“ den Raum zu einem heizbaren Refektorium für die Mönche umbauen. Die Hitze wurde in einem unter dem Refektorium gelegenen Heizkeller erzeugt, in den darüberliegenden Raum geleitet und vermutlich in einem Kachelofen gespeichert. Der heutige Kachelofen aus dem 16. Jahrhundert wurde erst im 19. Jahrhundert eingebaut. Das Winterrefektorium mit seiner leicht gewölbten Eichendecke hebt sich stilistisch deutlich von den anderen Räumlichkeiten der Klausur ab.

 

Kloster Bebenhausen, Landtag
Von 1946 bis 1952 diente das Winterrefektorium als Sitzungssaal für die verfassungsgebende Versammlung und den Landtag von Württemberg-Hohenzollern, das nach dem Krieg von der französischen Besatzungsmacht geschaffen wurde. Das Winterrefektorium war der einzige Raum, der groß genug für die Plenarsitzungen war. Fraktionszimmer wurden in den ehemaligen Gemächern des Königs untergebracht. Viele Abgeordnete übernachteten nach den Sitzungen in den Zellen des ehemaligen Refektoriums.

 

Kloster Bebenhausen, Neuer Bau
Außerhalb der Klausur, im neuen Bau, war das Krankenhaus untergebracht. Hier galten weniger strenge Ordens- und Fastenregeln. So war Kranken etwa der Verzehr von Fleisch erlaubt. Um den Kranken die Teilnahme am Gottesdienst zu ermöglichen, gehörte zum Krankenhaus übrlicherweise auch eine Krankenkapelle, die oft mit einem Kreuzgang verbunden war.

 

Kloster Bebenhausen, Schreibturm, Torturm
Bebenhausen war (und ist) gut geschützt: Eine fast vollständig erhaltene mächtige Mauer umgibt den inneren Kosterbereich; Teile des Wehrgangs sind heute noch erkennbar. Die Lage auf einem Geländesporn, der Zwinger und der mächtige Torturm, der bis heute den Hauptzugang zum Kloster bildet, gaben Bebenhausen das Aussehen einer Burg. Der Tor- oder Schreibturm stammt aus dem 15. Jahrhundert. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Schönbuch-Wald durch exzessive Nutzung nicht mehr genug Holz lieferte, sollten Waldgesetze die weitere Rodung verhindern. Für Waldfrevel drohten ordentliche Strafen – die oft dennoch niedriger waren als der Erlös aus dem Verkauf des illegal geschlagenen Holzes. Der Schreibturm diente als Gefängnis für Waldfrevler, die Haftzeiten waren eher kurz und lagen 1870 zwischen einem halben Tag und maximal fünfzehn Tagen. In dieser Zeit mussten die Häftliche für „Kost und Logis“ bezahlen.

 

 

 

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