Eine blutige Geschichte: Bis in die Neuzeit waren Bluttransfusionen für Spender und Empfänger eine gefährliche und oftmals tödliche Angelegenheit.
1492 war ein Jahr historisch bedeutender Ereignisse: Columbus konnte Indien nicht finden, Leonardo da Vinci malte den „Vitruvianischen Menschen“, Herzog Eberhard im Bart führte in Schwaben die Kehrwoche ein, und in Rom fasste jemand den heroischen Gedanken, das Leben des dahinsiechenden Papstes Innozenz VIII mit der ersten urkundlich erwähnten Bluttransfusion zu retten.
Die Anfänge der Bluttransfusion: Lebensgefährdend statt lebensrettend
Einem Bericht zufolge gaben drei zehnjährige Knaben auf Anweisung eines jüdischen Arztes dem im Sterben liegenden Papst ihr Blut. Man erhoffte sich dadurch eine Verjüngung des schon betagten Kirchenfürsten. Die drei Kinder überlebten dieses Experiment nicht, und der Papst blieb ebenso krank wie zuvor, bis er kurz darauf verstarb. Sollte dies tatsächlich die erste Bluttransfusion gewesen sein, kann man wohl kaum von einem ermutigenden Anfang sprechen. Kritische Geschichtsforscher bezweifeln allerdings den Wahrheitsgehalt dieser historischen Darstellung und halten sie vielmehr für eine erfundene Geschichte, welche die jüdischen Ärzte in Verruf bringen sollte.
Immerhin entbehrten Bluttransfusionen in dieser Zeit jeglicher physiologischer Grundlage: die Zusammenhänge des Blutkreislaufs wurden erst 1616 von William Harvey entdeckt. Die erste erfolgreiche Bluttransfusion in Deutschland fand 1818 in Heilbronn statt. Ein Ehemann spendete Blut für seine im Kindbett sterbende Frau, die daraufhin gesund wurde. Diese Erfolge blieben aber eher die Ausnahme.
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurde mit Transfusionen von Tierblut experimentiert – meist mit tödlichem Ausgang. Doch auch um die Transfusion von Menschenblut war es nicht viel besser bestellt: Aus einer1875 publizierten Statistik des Greifswalder Physiologen Leonard Landois geht hervor, dass von 347 Übertragungen menschlichen Blutes 180 einen ungünstigen Verlauf nahmen. „Ungünstig“, das heißt in diesem Fall „tödlich“.
Blut wurde direkt von Schlagader zu Schlagader übertragen
Erst mit der Entdeckung der Blutgruppen 1901 durch den österreichischen Chirurgen Karl Landsteiner wurde die Bluttransfusion sicherer; Blutgruppenbestimmungen wurden allerdings erst nach dem Ersten Weltkrieg allgemein üblich. Die Bluttransfusion blieb lange Jahre ein aufwändiges chirurgisches Verfahren: Man musste Spender und Patient zusammenbringen und nebeneinander legen, damit das Blut direkt vom einen zum anderen übertragen werden konnte.
Meistens wurde die Schlagader des Spenders direkt mit der des Patienten verbunden – damit ließ sich zwar das Problem der Blutgerinnung umgehen, allerdings war es schwierig abzuschätzen, wann der Patient genügend Blut erhalten hatte. Manchmal ließ der durchführende Chirurg den Spender eine Zigarette rauchen: Fiel sie ihm aus der Hand, wurde es Zeit, die Transfusion zu beenden. Blutspenden wie wir es heute kennen – schnell, sicher und sauber – gibt es im Grunde erst seit dem zweiten Weltkrieg. In diese Zeit, oder kurz davor, fällt auch die Gründung der meisten Bluttransfusionsdienste.
Heute werden von deutschen Krankenhäusern jährlich fast fünf Millionen Blutkonserven pro Jahr übertragen. Das sind rund 15.000 täglich. 80 Prozent des Bedarfs decken dabei die Blutspendedienste des DRK ab. Dabei sind sie auf die freiwillige Hilfe von Blutspendern angewiesen. „Blutspenden ist ein Akt der Solidarität, der vielen Menschen das Leben retten kann“, so Horst Schmidt vom DRK, Ortsverein Zwiefalten.
Blutspenden heute: So funktioniert’s
Vor der Blutspende muss ein Fragebogen ausgefüllt werden, der über etwaige bekannte Vorerkrankungen Aufschluss gibt. Wird der Spender zugelassen, erhält er ein Blutentnahme-Besteck. Dieses besteht durchwegs aus Einweg-Material um eine Ansteckung mit Krankheiten wie AIDS oder Hepatitis auszuschließen. Die Blutabnahme selbst erfolgt in Rückenlage über die Ellbogenvene und dauert im Schnitt fünf bis zehn Minuten. Entnommen werden dabei 500 ml Blut.
Nach der Spende muss sich der Körper erst auf den Blutverlust einstellen – eine Ruhezeit von etwa zehn Minuten ist daher einzuhalten. Die Blutspendedienste des DRK bieten zudem immer einen kleinen Imbiss und Getränke an. Besonders bei warmem Wetter kann es zu Kreislaufproblemen kommen. Dem lässt sich gut entgegenwirken, indem vor der Blutspende ausreichend (mindestens eineinhalb Liter) getrunken wird.
Etwa drei Wochen benötigt der Körper, bis er alle Blutbestandteile vollständig ersetzt hat – daher ist zwischen den Blutspendeterminen eine Wartezeit von etwa zwei Monaten einzuhalten. Sämtliche Daten werden im Blutspendeausweis eingetragen. Zusätzlich erhalten Blutspender schriftliche Informationen über ihr Blutbild – so können sie auf Unregelmäßigkeiten schnell reagieren.