FSME und Borreliose – erkennen, behandeln, vor­beu­gen

Zecken übertragen mehr als fünfzig verschiedene Krankheiten, darunter Borreliose und FSME. Was Sie tun können, um sich davor zu schützen.

Zeckenwarnschild in einem Wald in Niedersachsen.

Mit dem Beginn der warmen Jahreszeit werden auch die Zecken wieder aktiv. Von den rund 850 bekannten Zeckenarten sind in unseren Breiten acht Vertreter der Schildzecken als Überträger der Borreliose und der Früh-Sommer-Meningo-Encephalitis (FSME) relevant. Der gemeine Holz­bock (Ixodes ricinus) ist davon der am wei­testen verbreitete.

Schildzecken bevorzugen ho­he Luftfeuchtigkeit und relative Wärme. Sie halten sich vorzugsweise in hohem Gras, Un­ter­holz und Gestrüpp auf – meist in einer Höhe bis maximal 1,5 Metern, da dies der Grö­ße ih­rer po­ten­tiellen Wirte entspricht. Die weit ver­breitete Annahme, dass sich Zecken von den Bäumen fallen lassen, trifft in der Regel nicht zu.

Zecken hängen sich an alles, das ihren jeweiligen Aufenthaltsort streift. Auf der Suche nach einer geeigneten Einstichstelle krabbeln sie auf dem Körper des Wirts herum. Dies kann manchmal mehrere Stunden dauern – Zecken bevorzugen etwas feuchte, war­me und gut durchblutete, dünne Haut. Beim Menschen sind besonders die Knie­keh­len, der Haaransatz, die Leistenbeuge und die feine Haut hinter den Ohren ein be­lieb­tes Ziel.

Der „Zeckenbiss“ ist korrekt ein „Zeckenstich“

Die stechend-saugenden Mundgliedmaßen ähneln dem Saugrüssel einer Stechmücke – nur sind sie größer und grober. Vor der Blutaufnahme wird ein Sekret in die Ein­stich­stel­le abgegeben, das mehrere Komponenten enthält: Einen Gerinnungshem­mer, der die Ver­stopfung der Einstich­stel­le verhindert und den Blutfluss för­dert, ei­ne Art Kleb­stoff, der die Mundwerkzeuge fest in der Haut verankert, ein ent­zün­dungs­hem­men­der Wirk­stoff, der die körpereigene Immunabwehr an der Ein­stich­stel­le verhindern soll und ein Betäubungsmittel, das die Haut unempfindlich macht. Letzteres ist des­we­gen wich­tig, weil Zecken im Gegensatz zu Stechmücken sehr viel länger, manch­mal mehrere Ta­ge, Blut saugen und ihr Opfer davon natürlich nichts bemerken soll.

Zecken übertragen aufgrund ihrer Lebensweise und den verschiedenen Wirtstieren mehr Krankheitserreger als alle anderen parasitischen Tiergruppen. Die beiden häu­fig­sten Erkrankungen sind dabei die FSME und die Borreliose.

Das FSME-Virus wird aus der Speicheldrüse der Zecke ins Blut übertragen

Nur etwa zehn bis dreißig Prozent der Infizierten zeigen Krankheitssymptome, bei den anderen verläuft die Krankheit asymptomatisch. Zwei bis zwanzig Tage nach einem Ze­cken­stich treten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf, die sich nach wenigen Tagen zurückbilden.

Bei einem kleinen Teil der symptomatischen Patienten (ca. zehn Prozent) treten nach einer fieberfreien Pause erneut Symptome auf: hohes Fieber, Kopfschmerzen, Er­bre­chen und Hirnhautzeichen. Schreitet die Entzündung der Hirnhaut fort, können Läh­mun­gen und Bewusstseinsstörungen bis zum Koma auftreten. Diese Symptome hal­ten oft mehrere Monate an.

Der überwiegende Teil der Erkrankungen heilt folgenlos aus – bei etwa zehn bis dreißig Prozent der Betroffenen bleiben jedoch neurologische Defizite unterschiedlichen Aus­ma­ßes bestehen. Es kann zu Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen, Epilepsien, Hör­stö­run­gen sowie Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen kommen. In ein bis zwei Pro­zent der Fälle verläuft die Erkrankung tödlich.

Eine Impfung ist der einzige zuverlässige Schutz vor FSME

Eine bestehende FSME kann nicht ursächlich behandelt werden – behandelt werden nur die Symptome. Wirksamen Schutz gegen die FSME bietet eine vorbeugende Im­pfung, bei der abgetötete FSME-Viren injiziert werden, so dass der Körper An­ti­kör­per bildet. Der Impfstoff wird intramuskulär verabreicht – eine direkte Injektion in die Blut­ge­fä­ße kann schwere Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen.

Generell wird die Impfung gut vertragen, die häufigste Nebenwirkung ist ein Span­nungs­ge­fühl an der Einstichstelle. Auch Müdigkeit, Muskel-, Gelenk- und Kopf­schmer­zen sowie leichtes Fieber können vorkommen. Beobachtet werden diese Ne­ben­wir­kun­gen vermehrt nach der ersten Impfung – die Auffrischungsimpfungen ver­lau­fen meist pro­blem­los.

Häufiger als die FSME wird durch einen Zeckenstich Borreliose übertragen

Im Gegensatz zur FSME wird Borreliose nicht durch Viren sondern durch Bakterien aus­gelöst – eine vorbeugende Impfung ist nicht möglich. Die Behandlung einer Bor­re­lio­se erfolgt mittels Antibiotika. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

Ein deutlicher Hinweis auf eine Borreliose ist die sogenannte „Wanderröte“, eine sich ausbreitende Entzündung der Haut, die meist fünf bis dreißig Tage nach einem Ze­cken­stich auftritt und über Monate bestehen bleiben kann. Ein selbständiges Ver­schwin­den der Rötung ist nicht mit einer Ausheilung der Krankheit gleichzusetzen – der Er­re­ger kann sich weiterhin im ganzen Körper ausbreiten und dort Organe, Nerven­sys­tem, Mus­keln und Gelenke befallen.

Bis zum Ausbruch einer Borreliose können bis zu zwölf Wochen verstreichen – die lan­ge Inkubationszeit und die grippeähnlichen Symptome erschweren eine Diagnose. Wird eine Borreliose nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann es zu einer chro­ni­schen Infektion der Gelenke, der Sinnesorgane oder des Nervensystems kom­men. Die Krank­heit bricht dann nach symptomfreien Latenzzeiten immer wieder aus.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Borreliose

Zwar gibt es keine Impfung gegen die Borreliose, einige vorbeugende Maßnahmen kann aber jeder ergreifen. Das Tragen von langen Hosen und festem Schuhwerk ver­mindert die Gefahr eines Zeckenstichs. Nach einem Spaziergang in Wald und Flur soll­ten Körper und Kleidung gründlich auf Zecken untersucht werden. Im Gegensatz zum FSME-Virus, der sofort übertragen wird, geschieht dies beim Borreliose-Erreger meist in ei­nem Zeitfenster von acht bis zwölf Stunden nach dem Einstich. Wird die Zecke also sehr früh entfernt, kann eine Infektion meist erfolgreich verhindert werden.

Generell gilt bei Zeckenstichen: Zecke vorsichtig und sorgfältig mit einer Zeckenzange entfernen, Einstichstelle desinfizieren und beobachten, und bei etwaigen Haut­ver­än­de­run­gen einen Arzt konsultieren. Auch sollte das Datum des Zeckenstichs no­tiert wer­den – dies erleichtert im Zweifelsfall eine Diagnose.

Info: Bitte beachten Sie, dass ein libellius-Artikel generell fachlichen Rat – zum Beispiel durch einen Arzt – nicht ersetzen kann. Wer sich über das Thema Borreliose weiter informieren möchte, findet in „Die verschwiegene Epidemie: Zeckenstich – Borreliose. Hilflose Patienten, ratlose Ärzte. Wie Politik, Wissenschaft und Medizin versagen“ von Birgit Jürschik-Busbach eine kritische Auseinandersetzung.

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