Ägidius im Herbst­mond: Bauern­regeln und Los­tage für September

In „Scheiding“ wird eine Jungfrau geboren, eine Legion dezimiert und ein Erzengel unterschlagen. Ihre Tage verraten, wie das Wetter wird.

Im „Herbstmond“ werden Äpfel und Kartoffeln geerntet und der Winterweizen ausgesät. Die Schwalben ziehen fort und stehen als Tiefflieger nicht mehr als Wetterpropheten zur Verfügung. Die Zeiger­pflanzen des phäno­logi­schen Ka­len­ders färben ihre Blätter, und der Herbst zieht ein. Die Lostage haben ungewöhn­liche Na­men, verraten aber dennoch, wie das Wetter wird.

Tipp: Bauernregeln und Lostage
Bauernregeln & Lostage Aus der Beobachtung natürlicher Erscheinungen entstanden Bauernregeln und Sprichwörter: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer", "wenn die Esche blüht, gibt es keinen Frost mehr", und "wenn die Bienen ihre Stöcke früh verkitten, kommt bald ein strenger Winter".
Auch wenn manches davon abergläubisch klingen mag, so steckt doch in vielem mehr als ein Funken Wahrheit, denn Bauernregeln entstanden auf der Basis jahrelanger, genauer Natur-beobachtung. Viele dieser Bauernregeln sind an "Lostage" geknüpft – Tage, die erfahrungsgemäß eine stabile Wetterlage bringen.
In unserem Libellius-Magazin finden Sie die wichtigsten Lostage für das ganze Jahr, kurze Biographien der Heiligen, welche den Lostagen ihren Namen geben, und eine Auswahl von Bauernregeln.

1. September, Ägidius

„Geht der Hirsch nass in die Brunst, kommt er trocken heraus.“

Ägidius, griechischer Kaufmann, französischer Abt und einer der vierzehn Nothelfer, lebte jah­relang mit einer Hirschkuh, die ihn mit ihrer Milch nährte, in einer Höhle. Das Tier flüchtete sich auf der Jagd zu ihm, und Ägidius schützte es mit seinem Körper. Versehentlich wurde er von einem Pfeil verwundet. Weil er die Voll­en­dung der Tugendhaftigkeit in der Schwäche sah, bat Ägidius Gott, ihn nicht zu hei­len. Gott erhörte ihn, und der Heilige trug die Verletzung bis an sein Lebensende.

  • Ist’s an Ägidi rein, wird’s so bis Michaelis sein.
  • Ägidius Regen kommt ungelegen.
  • Gib auf Ägidius acht, er sagt dir, was der September macht.
  • Wie das Wetter an Ägidius, so es vier Wochen bleiben muss.

6. September, Magnus

St. Magnus von Füssen soll ein Einsiedler des 8. Jahrhunderts gewesen sein. Über sein Leben ist wenig bekannt; er soll mehrfach Wunder gewirkt haben. Die Über­win­dung eines Drachen und der Sieg über Fluss- und Berggeister werden ihm nach­ge­sagt. Der heilige Magnus wird besonders im allemannischen Raum als Schutz­pa­tron verehrt und gilt als Nothelfer gegen Mäuse-, Raupen- und En­gerling­plagen.

  • Wie das Wetter am Magnustag, so es vier Wochen bleiben mag.
  • An St. Magnus sät der Bauer den ersten Strang.
  • St. Mang macht’s Grummet nimmer lang, aber dick.

7. September, Regine

Die heilige Regine war eine frühchristliche Märtyrin, die als geweihte Jungfrau lebte. Weil sie sich weigerte, ihr Gelübde der Ehelosigkeit zu brechen, wurde sie einge­ker­kert, gefoltert und bereits im Alter von fünfzehn Jahren enthauptet. Regine ist die Schutz­patronin der Zimmerleute und wird unter anderem gegen Krätze und Räude angerufen.

  • Ist Regine warm und wonnig, bleibt das Wetter lange sonnig.

8. September, Mariä Geburt

Die Jungfrau Maria soll am See Bethesda geboren worden sein. Seit dem Ende des 5. Jahrhunderts wird die Geburt der Mutter Gottes am 8. September gefeiert – genau neun Monate nach dem Fest Mariä Empfängnis am 8. Dezember. Im Verständnis der Bauern stand Mariä Geburt für den Herbstbeginn.

  • Mariä Geburt, jagt alle Schwalben furt und nimmt auch der Storch den Reisegurt. Bleiben sie aber da, ist der Winter noch nicht nah.
  • Wie sich’s Wetter an Mariä Geburt verhält, so ist’s noch weiter vier Wochen bestellt.
  • Maria gebor’n: Bauer, säh dein Korn!
  • Wird Marien Geburt gesät, ist’s nicht zu früh und nicht zu spät.

9. September, Gorgon

Gorgonuis von Rom war einer der populärsten Märtyrer der katholischen Kirche. Sein Name ist bereits im Märtyrerverzeichnis aus dem Jahre 354 verzeichnet. Bereits im 8. Jahrhundert gelangten Reliquien des Heiligen nach Minden in Westfalen; der Mindener Dom hat bis heute den Heiligen Gorgonius zum Paten. Wer am Gorgontag eine Blind­schleiche entdeckte und ihr folgte, konnte, so er denn reinen Herzens war, einen gro­ßen Schatz finden.

  • St. Gorgon treibt die Lerchen davon.
  • Bringt St. Gorgon Regen, folt ein Herbst mit bösen Wegen.
  • Regnet’s am St. Gorgons Tag, den ganzen Herbst es regnen mag.
  • Ist Gorgon schön, bleibt’s noch sechs Wochen schön.

11. September, Protus (auch Portus)

Die beiden Brüder Protus und Hyacinthus (manchen Quellen zufolge zwei Eunuchen), halfen ihrer Herrin, der Heiligen Eugenia, sich in Männerkleidern in einem Männer­klo­ster zu verbergen. Der Schwindel flog auf, als sich eine Frau in den an­geb­lichen Eu­ge­nius verliebte und den „Mönch“, der ihre Liebe nicht erwiderte aus Eifer­sucht der Ver­gewaltigung anklagte. Eugenia, Protus und Hyacinthus kehrten nach Rom zurück, wo sie alle drei den Märtyrertod starben.

  • Wenn’s an Portus nicht nässt, ein dürrer Herbst sich sehen lässt.
  • Wenn’s an Protus nicht nässt, ein trockner Herbst sich erhoffen lässt.

12. September, Mariä Namen

Kartoffeln: „Septemberfleiß zu ernten weiß!“

An Mariä Namen wird ein der Sieg über die Türken gefeiert – das Banner Mariens wurde dem siegreichen Heer in die Schlacht vorangetragen und diese im Namen Mariens gewonnen. Für die ländlich geprägte Gesellschaft hatte der Festtag eine weitere Bedeutung: Ab dem 12. September durfte das auf den Feldern liegen­ge­blie­bene Getreide von den Armen aufgesammelt werden.

  • An Mariä Namen sagt der Sommer Amen.

16. September, Ludmilla, St. Cyprian

Die Heilige Ludmilla von Böhmen war eine böhmische Fürstin, die erste christliche Herrscherin und die erste Heilige des Landes. Sie legte den Grundstein für die Chris­ti­ani­sierung Tschechiens. Auch des Heiligen St. Cyprian, der verhexten Menschen und Tie­ren helfen kann, wird am 16. September gedacht.

  • St. Ludmilla das fromme Kind, bringt gern Regen und Wind.
  • An St. Cyprian zieht man oft schon Handschuh’ an.

17. September, Lambert

Weil der Bischof Lambert von Lüttich die Immunitätsrechte der Kirche konsequent verteidigte, wurde er um 705 in seinem Haus erschlagen und daraufhin zum Märtyrer und Heiligen geweiht. In vielen Gemeinden im Münsterland steht St. Lambert für das bekannte Lambertisingen.

  • Trocken wird das Frühjahr sein, ist St. Lambert klar und rein.
  • Lamberti nimm Kartoffeln heraus, doch breite ihr Kraut auf dem Felde aus; der Boden will für seine Gaben, doch ihr Gerippe wieder haben.

21. September, Matthäus

Matthäus war ein Jünger Jesu und einer der vier Evangelisten. Er soll nach seiner Auferstehung in Äthiopien das Evangelium verkündet haben. Obwohl Matthäus als einflussreicher Heiliger und Gefährte Jesu gilt, wird er in der Apostelgeschichte nur einmal erwähnt.

  • Wie’s Matthäus treibt, es vier Wochen bleibt.
  • Tritt Matthäus stürmisch ein, wird’s bis Ostern Winter sein.
  • Tritt Mattäus ein, soll die Saat vollendet sein.

22. September, Mauritius

„Fällt das Laub zu bald, wird der Herbst nicht alt.“

Mauritius war der Überlieferung nach der Anführer der Thebaischen Legion, die sich weigerte, gegen Christen zu kämpfen. Nachdem eine Dezimierung (Hinrichtung jedes zehnten Soldaten) nichts fruchtete, ließ der Kaiser alle 6600 Mann hinrichten; sie star­ben ohne Gegenwehr den Märtyrertod.

  • Zeigt sich klar Mauritius viele Stürm’ er bringen muss.
  • Gewitter um Mauritius bedeutet Schaden und Verdruss.

25. September, Kleophas

Kleophas war einer der beiden Jünger, denen Jesus auf dem Weg nach Emmaus be­gegnete. Er soll ein Bruder Josefs, Jesu Ziehvater, gewesen sein.

  • Nebelt’s an St. Kleophas, wird der ganze Winter nass.

29. September, Michael, Gabriel und Raphael

Der 29. September ist der Tag der Erzengel Michael, der „Engel des Weltgerichts“, Gariel, der „Botschafter“, der Maria die Geburt Jesu verkündete, und Raphael, zu Deutsch „Gott heilt“. Uriel, der vierte Erzengel und „das Licht Gottes“ wird nicht mehr gefeiert.

  • Vor Michael sä mit der halben Hand – dann aber streu mit der ganzen Hand.
  • Regen am Michaelstag, einen milden Winter bringen mag.
  • Auf nassen Michaeltag, nasser Herbst folgen mag.

Hier geht’s weiter zu den Bauernregeln und Lostagen im Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, August, Oktober, November und Dezember.

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