Fledermäu­se: Po­­ten­te Lieb­­haber, gute Fischer und flinke Fuß­­gänger

Fledermäuse können im Stockfinsteren fliegen und jagen den­noch zu Fuß. Sie fangen Fische und haben Hoden, die größer sind als ihr Gehirn.

Entweder hat ein Mann viel zwischen den Ohren oder viel zwischen den Beinen, aber beides geht nicht. Dieses Vorurteil (das für gewöhnlich nur von Frauen vertreten wird) stimmt. Zu­min­dest wenn es um Fledermäuse geht.

Fledermäuse haben entweder große Hoden oder ein großes Gehirn

Die großen Ohren sind die „Augen“ einer Fledermaus.

Fledermausmännchen haben Geschlechts­or­gane, die manchen Mann vor Neid erblassen lassen und jeder Anstands­dame die Schamröte ins Gesicht treiben: Allein die Hoden einiger Fledermaus­arten machen bis zu achteinhalb Prozent des Körpergewichts aus. Auf den Men­schen übertragen müsste die Unterhose eines Achtzig-Kilo-Manns knappe sieben Kilo tragen.

Dass Fledermausmännchen so großzügig von der Natur ausgestattet werden, hat einen einfachen Grund: Je größer die Hoden, desto höher die Spermienproduktion und um so zahlreicher der Nachwuchs. Das hat seinen Preis, denn sowohl Gehirnzellen als auch Samenzellen sind „Energiefresser“. Wer also unten protzt, hat für oben nicht mehr viel übrig. Das Gehirn von Rousettus aegyptiacus ist zum Beispiel um mehr als ein Drittel leichter als die Hoden dieser Fledermausart.

Schuld an diesem Gehirnschwund sind wie immer die Weibchen: Ihre Zügellosigkeit treibt die Männchen dazu, ihr Untergeschoss besser einzurichten als ihr Oberstübchen. Denn die „Große-Hoden-kleines-Gehirn“-Gleichung gilt nur für polygam lebende Fle­der­maus­arten, bei denen die Männchen einem starken Konkurrenzdruck ausgesetzt sind: Die Weibchen suchen sich den Partner, der am potentesten aussieht. Bei mono­gam lebenden Arten ist das männliche Gehirn deutlich größer als bei den promis­kuitiven Verwandten. Daraus könnte man schließen, dass Treue schlau macht …

Neuseelandfledermäuse jagen ihre Beute zu Fuß

Fledermäuse laufen auf Beinen und Flügelspitzen
Fledermäuse laufen auf Beinen und Flügelspitzen.

Fledermäuse sind die einzige Säugetiere, die fliegen könne. Wie sie das geschafft haben, ist immer noch ein Rätsel – vermutet wird, dass ein besonderes Knochen­wachs­tums­gen dafür verantwortlich ist. Doch Fledermäuse fliegen nicht nur – sie fliegen hervorragend, selbst im Stockfinstern. Fünfzig Millionen Jahre Evolution waren not­wen­dig, um Fledermäuse zu dem zu machen, was sie heute sind: Akrobaten der Luft.

Die Kleine Neuseelandfledermaus (Mystacina tuberculata) pfeift auf die Errungen­schaf­ten der Evolution. Ja, sie kann fliegen, und ja, sie fliegt auch – aber nur, wenn sie gera­de Lust dazu hat. Was eher selten der Fall ist. Neuseeland­fleder­mäuse verbringen den größten Teil ihres Lebens am Boden. Dort graben sie sich ihre Schlaf­höhlen, und dort jagen sie ihre Beute. Zu Fuß, auf allen vieren.

Manche Fledermäuse haben eine anatomische Besonderheit. Welche?

Ihre Augen sind größer als ihr Herz.

Ihre Hoden sind größer als ihr Gehirn.

Ihre Ohren sind größer als ihre Flügel.

Kleiner Tipp: Die korrekte Antwort finden Sie im Beitrag auf dieser Seite

Anders als bei anderen Fledermäusen wächst dem neuseeländischen Fünfzehn-Gramm-Winzling auch am Daumen eine Kralle, was den Griff des als Vorderbein die­nenden Flügels enorm verbessert. Die Fledermaussohlen haben, ähnlich wie Gecko-Fußsohlen, tiefe Falten für eine optimale Bodenhaftung. Zudem kann die Neu­see­land­fleder­maus ihre Flügel in eine lederne Membran einrollen und sie so schützen. Auf diese Weise wuselt Mystacina tuberculata flink wie eine Maus über den Boden und jagt Insekten. Auch Vampirfledermäuse sind übrigens gut zu Fuß: Bis zu sieben Stun­den­kilo­meter schnell können die Blutsauger am Boden werden.

Fliegen nach Gefühl: Rasierte Fledermäuse stürzen ab

Fledermäuse orientieren sich mit dem Gehör. Sie stoßen Rufe aus und berechnen die Gegebenheiten und die Formen des sie umgebenden Raums anhand des Echos. Doch dieses Echolot ist nicht der einzige Sinn, den sie zur Orientierung einsetzen. Schon der französische Biologe Georges Cuvier äußerte Ende des 18. Jahrhunderts die Vermutung, dass Fledermäuse sich „durch die Nacht tasten“. Als in den 1930ern der Echolotsinn der Flugsäuger entdeckt wurde, war diese Idee erst mal vom Tisch. Bis John Zook von der Ohio University sie wieder aufgriff.

Findelkind im Schlafzimmer: Junge Fledermaus.

Er vermutete, dass Berührungssensoren, sogenannte Merkelzellen, auf den Flügeln dafür sorgen, dass die Tiere ihre Flugbahn besser kontrollieren und Beute in der Luft leichter fangen können. Merkelzellen (die übrigens auch Menschen besitzen) haben die Form kleiner Hügel. Die von Fledermäusen weisen eine Besonderheit auf: In ihrer Mitte wächst stets ein einzelnes Haar. Zook konnte nachweisen, dass Luftturbulenzen an den Härchen die Merkelzellen besonders stark reagieren lassen, und schloss daraus, dass sie den Fledermäusen helfen, sich in der Luft möglichst aerodynamisch und möglichst turbulenzenfrei zu bewegen.

Schon minimale Änderungen in der Flügelkrümmung wirken sich auf den Auftrieb und die Aerodynamik aus – die Merkelzellen der Fledermaus überwachen den Luftstrom am Flügel und dienen zur Feinjustierung. Um das zu beweisen, enthaarte Zook die Flügel von Fledermäusen. Im Testflug zeigte sich, dass diese zwar noch normal ge­rade­aus fliegen konnten, in engen Kurven aber dramatisch an Höhe verloren. Teil­ent­haarte Fledermäuse kippten beim Fliegen nach vorne und konnten nur schwer das Gleich­gewicht zu halten. Sobald die Haare nachgewachsen waren, flogen beide Gruppen mit der gewohnten Eleganz.

Fledermäuse fangen Fische und leben in Spinnennetzen

Mehr als die Hälfte der Säugetiere, die in tropischen Regenwäldern leben, gehören zur Gattung der Fledermäuse. Fledermäuse bilden auch die größten Säugetierkolonien: An Straßenkreuzungen in afrikanischen Städten wurden schon mehr als eine Million der Tiere in den Bäumen hängend gesichtet.

Einige Fledermausarten haben ungewöhnliche Lebensgewohnheiten. Der Afrikanische Palmenflughund geht, ähnlich einem Zugvogel, auf Wanderschaft und legt dabei Strecken von über zweitausend Kilometern zurück. Auch einige deutsche Fledermäuse ziehen: Der Große Abendsegler etwa oder die winzige Rauhautfledermaus. Sie kom­men nur zum Überwintern nach Deutschland; wird es warm, ziehen sie in den in­sek­tenreicheren Norden. Wo sie genau hinfliegen und warum sie nicht dort bleiben, ist noch nicht erforscht.

Eine bemerkenswerte Fledermausgruppe sind die Fischfänger in den Tropen: Sie haben eine so ausgeklügelte Echo-Ortung, dass sie kleine Fische, die dicht an der Wasser­ober­fläche schwimmen, entdecken und fangen können. Andere Fledermäuse fressen Frösche – und lernen, ungenießbare Arten von essbaren zu unterscheiden, indem sie auf deren Ge­quake hören. Frisst eine Fledermaus einen giftigen Frosch, assoziert sie diese unan­­ge­nehme Er­fahrung später mit dem Quaken dieser Art und lässt sie in Ruhe. Fledermäuse können übrigens auch schwimmen – breitflüglige Arten schaffen es sogar, nach einer Bauch­lan­dung im Wasser direkt von dort wieder zu starten.

Auch was die Wohngewohnheiten angeht, gibt es unter Fledermäusen echte Indi­vi­dualisten. Weil schützende, kühle, feuchte, dunkle Höhlen nicht überall zu bekom­men sind, haben sich viele Arten spezialisiert. Einige Fledermäuse Süd- und Zen­tral­amerikas bauen sich schützende Zelte aus abgeschnittenen Bananenblättern. Die winzige afrikanische Wollfledermaus wohnt noch exotischer: Sie lebt in den rie­sigen Spinnennetzen der Kolonialspinne.

Hilfe für heimische Fledermäuse

Alle zweiundzwanzig in Deutschland lebenden Fledermäuse gelten als gefährdet – und alle stehen unter Naturschutz. Fledermäuse zu fangen, zu verletzen oder zu töten, ist ebenso verboten wie die Zerstörung ihrer Brut- und Ruhestätten – je nach Bundesland werden bei Verstößen Bußgelder bis 65.000 Euro fällig. Die genauen Beträge können im Bußgeldkatalog Fledermaus nachgeschlagen werden.

Heimische Fledermäuse wohnen gerne in Dachböden von Scheunen, Kirchen oder älteren Häusern. Auch natürliche Höhlen sind willkommene Winterquartiere. Sie mögen es eng und kuschelig – viele Arten überwintern in großen Kolonien, und auch der Tagesunterschlupf einzelner Fledermäuse ist meist so eng, dass eigenlich keine Fledermaus hineinzupassen scheint: Fledermäuse hängen sich in Ritzen von Natursteinwänden, in Risse in alten Bäumen, hinter Fensterläden, unter schmale Dachvorsprünge oder in Briefkästen.

In Neubaugebieten mit aufgeräumten Gärten finden Fledermäuse oft keinen geeigneten Unterschlupf für den Tag oder gar den ganzen Winter. Mit speziellen Nistkästen für Fledermäuse können Sie als Gartenbesitzer einiges für die geflügelten Nachtjäger tun. Sie werden es Ihnen danken, und Sie zuverlässig von lästigen Insekten befreien.

Tipp: Zur Artenbestimmung und für weitere Informationen zu den heimischen Fledermäusen empfehlen wir den „Naturführer Fledermäuse Europas: Alle Arten erkennen und sicher bestimmen„. Wer Fledermäusen bei der Nahrungssuche helfen möchte, kann das mit der Aussaat von nachtblühenden Pflanzen tun, die Nachtfalter und andere nachtaktive Insekten (und damit auch Fledermäuse) anlocken. Dafür gibt es zum Beispiel die Samenmischung „Nachtschwärmer-Treff“.

 

Tipp: Quartiere für Fledermäuse

Fledermaushöhle im Batman-Design

Die Schwegler-Nisthöhle für Fledermäuse ist aus grauschwarzem Holzbeton gefertigt und an einer der Innenseiten mit einer geriffelten Holzwand verkleidet. Die Fledermäuse haben dadurch die Wahl, ob sie sich auf der Holzwand oder der (kühleren) Holzbetonwand aufhalten.

Die Frontseite mit dem Fledermausemblem lässt sich über zwei Vorreiber (Flügelgriffe) einfach öffnen und nach unten klappen. Das erleichtert die Reinigung des Fledermauskastens.

Mit einem Eigengewicht von neun Kilo ist der 27 x 14 x 43 cm große Kasten sehr schwer - ziehen Sie das bei der Wahl der Aufhängestelle in Betracht. Ein Aufhängebügel und ein Aluminiumnagel werden mitgeliefert. Durch die halbrunden Bögen in der Rückseite lässt sich der Kasten gut an einem Baum anbringen ohne hin und her zu schaukeln.

Fledermaushöhle für Kleinfledermäuse

Diese Fledermaushöhle aus Holzbeton hat eine verkleinerte Einlassöffnung zum Schutz gegen Freßfeinde. Die Vorderwand läßt sich zur Kontrolle und Reinigung abnehmen. Im Lieferumfang sind Auhängebügel und Alunagel enthalten. Die Höhle hat eine Höhe von 36 cm und einen Außendurchmesser von 16 cm.

Wildgärtner® Freude Fledermausquartier

Die natürlichen Verstecke für die unter Naturschutz stehenden Fledermäuse werden immer weniger. Werden auch Sie aktiver Umweltschützer und bieten Sie den kleinen Säugetieren ein Quartier an. Das Fledermausquartier schützt die kleinen Tiere vor Sonneneinstrahlung, Witterungseinflüssen und niedrigen Temperaturen. Der schmale Eingangsschlitz bietet außerdem Schutz vor Fressfeinden, wie Greifvögeln.   Tipps zur Standortwahl und Handhabung Das Fledermausquartier sollte frei anzufliegen sein und es sollten keine Äste vor das Anflugbrett ragen. Es sollte in einer Höhe von mindestens 4 Metern hängen und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein. Am besten oben und unten mit einer Schraube oder einem Nagel an einer Hauswand und einem Baum befestigen, damit es auch bei starkem Wind sicher hält. Verlängern Sie die Lebensdauer des Unterschlupfes durch einen Anstrich mit Leinöl oder eines anderen natürlichen Holzschutzes.

Gardigo Fledermauskasten aus Holz

Rustikal wirkender Fledermauskasten aus naturbelassenem Holz. Der Nistkasten für Fledermäuse ist geschützt vor Luftzug, dunkel und bietet Platz für unterschiedlich große Fledermäuse.

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