Künstliche Nisthilfen machen nicht nur Vögeln das Leben leichter. Was Sie beim Kauf und beim Anbringen von Nistkästen beachten sollten, damit Ihre Nisthilfe auch angenommen wird.
Das Anbringen von Nistkästen gehört heute zu den am häufigsten praktizierten Artenschutzmaßnahmen. Bereits mit einem geringen finanziellen und zeitlichen Aufwand kann jeder Garten- oder Balkonbesitzer etwas für den Vogelschutz tun.
Früher Vogelschutz: Schädlingsbekämpfung und Fleischgewinnung
Es war Bequemlichkeit und nicht Artenschutz, der unsere Vorfahren im 16. Jahrhundert dazu veranlasste, mit dem Starenkasten die vermutlich erste, gezielt für eine Vogelart gebaute Nisthilfe zu entwickeln. Der in Kolonien brütende Star galt, ähnlich wie die Wacholderdrossel, als Delikatesse, und die bereitgestellten Nistkästen erleichterten die Fleischgewinnung.
Auch der frühe Artenschutz war eigennützig geprägt: Weil die Zahl der Meisen in beunruhigendem Maße abnahm, und weil Meisen eine große Menge von Schädlingen vertilgen, sprach Meyers Konversationslexikon 1885 eine deutliche Empfehlung zu deren Schutz aus: „Es liegt daher im Interesse der Land- und Gartenwirtschaft, die Meisen durch Anbringen von Nistkasten zu schützen.“ Das erleichterte die gezielte, vollkommen biologische Schädlingsbekämpfung im Wald und auf den Feldern.
Ein erstes „Gesetz betreffend den Schutz von Vögeln“ kam in Deutschland im März 1888 zustande – einige Jahre später als in den Nachbarländern und nicht zur Zufriedenheit der federführenden Ornithologen, da es „den Schutz einer Anzahl wichtiger Vögel (Schwalben, Spechte, Baum- und Mauerläufer u. a.) außer acht läßt und harmlose und sogar wirtschaftlich-nutzbare Vögel (Wildtauben, Dohle, Saatkrähe, kleine Wasserhühner, Feldsperling, kleiner grauer Würger und die Bussarde) auf die Liste der unnachsichtlich zu vertilgenden Vögel setzt.“ (Brockhaus Konversationslexikon 1894)
Dennoch umfasst bereits die Vogelschutzempfehlung von damals einige Punkte, die bis heute Gültigkeit haben, und die Gartenbesitzer beherzigen sollten, wenn sie Wert darauf legen, dass ihr Garten nicht nur Zierde, sondern auch Lebensraum ist: Die Anpflanzung von Gehölzen und beerentragenden Sträuchern, das Stehenlasen alter, hohler Bäume, das Aushängen von Nistkästen, die Einrichtung von Vogelfutterplätzen mit geeignetem Vogelfutter und die Bereitstellung einer Wasserstelle wie Vogeltränke oder Vogelbad.
Wohngemeinschaften und Untermieter: Nistkästen helfen nicht nur Vögeln
Das Anbringen künstlicher Nisthilfen ist überall dort sinnvoll, wo Naturhöhlen in morschen Bäumen oder Brutnischen an Gebäuden fehlen. Auch wenn Nistkästen in erster Linie die Brut im Frühling und Sommer ermöglichen sollen, so erfüllen sie doch auch im restlichen Jahr wichtige Aufgaben und sollten ganzjährig zur Verfügung stehen.
Mit 39 bis 42 Grad ist die Körpertemperatur von Vögeln deutlich höher als die von Säugetieren. In der kalten Jahreszeit verbrennen sie entsprechend viel Körperfett, um diese Temperatur aufrecht erhalten zu können. Dadurch verlieren sie oft schnell an Gewicht – schon ein paar Gramm fehlendes Körpergewicht können einen Vogel stark schwächen. Ein wind- und schneegeschütztes „Winternest“ in einem Nistkasten kann Leben retten.
Vor allem Sperlinge und Zaunkönige sind dafür bekannt, dass sie sich bei Frost in solchen Winterhöhlen einkuscheln. Leerstehende Nistkästen dienen aber auch als Überwinterungshilfe für Fledermäuse, Hummeln, Eichhörnchen, Siebenschläfer, Wald- oder Haselmäuse.
Auch Florfliegen, Wespen, Hornissen, Schmetterlinge und andere Insekten profitieren von Nistkästen, ebenso wie Schnecken, Spinnen, Wanzen, Zecken, Lausfliegen, Asseln, Speckkäfer und anderes Kleingetier, das in der Gunst der Gartenbesitzer meist nicht sehr weit oben steht. Dass sie einen Nistkasten besiedeln ist völlig normal – interessanterweise nutzen Vögel diese Nahrungsquelle „im Haus“ nicht als solche – sie leben in friedlicher Koexistenz mit den meisten Mitbewohnern.
Parasiten im Nistkasten sind normal – erst ein übermäßiges Auftreten kann die Vogelbrut beeinträchtigen. Dann wird die Nisthilfe von Vögeln nicht mehr bezogen bzw. während der Brut aufgegeben. Um dem vorzubeugen helfen zwei Maßnahmen: Die regelmäßige Reinigung des Nistkastens (im Spätsommer, nach dem Ausfliegen der Brut, altes Nistmaterial entfernen und den Kasten mit einer Bürste gründlich abschrubben; auf Chemikalien verzichten) und das Bereitstellen von Wildbienenhotels als attraktivere Alternativen für Insekten.
Individualisten: Der richtige Vogel im Kasten …
Es gibt ungeheuer putzige Nistkästen – mit Giebeln und Erkern, Balkon und Terrasse, Kleinwagen in der Garage und Blumenkästen am Fenster. Das einzige, das ihnen oft fehlt, ist das eifrig brütende Vogelpaar, denn Vögel haben eine sehr klare Vorstellung davon, wie ihr Eigenheim beschaffen sein soll, und nicht jede Kiste mit Loch eignet sich als Nistkasten.
Weil jede Vogelart ganz individuelle Ansprüche an ihren Nistplatz hat, kann man hier tatsächlich viel falsch machen (im Gegensatz zu Vogel-Futterhäuschen, die im Design sehr viel freier sein können). Eine Grundfläche von zwölf mal zwölf Zentimetern ist das absolute Mindestmaß für Nistkästen – selbst wenn sie für kleine Vögel gedacht sind.
Der Rest ist eine Frage der Vorlieben: Steinkäuze wollen eine mindestens achtzig Zentimeter lange Röhre, Schwalben kleben gerne in halbrunden Schalen direkt unterm Dach, Hausrotschwänze und Zaunkönige wollen die Aussicht genießen und suchen sich Halbhöhlen. Stare und Spatzen brüten gerne in Kolonien, Meisen leben lieber mit Abstand, aber alle drei sind Höhlenbrüter und bevorzugen geschlossene Kästen, nur bitte in unterschiedlicher Größe und mit anderem Einflugloch.
Überhaupt: Das Einflugloch! Die einen wollen es rund, die anderen lieber oval, Baumläufer möchten es nicht vorne, sondern seitlich am Kasten (in Stammnähe), und Spechte klopfen sich ihr Einflugloch gerne selbst frei. Schon die Wahl des Nistkastens hat daher Einfluss darauf, ob und wenn ja welche Vögel bei Ihnen einziehen.
Der richtige Platz für einen Nistkasten
Der zweite wichtige Punkt, der über die Attraktivität eines Nistkastens entscheidet, ist sein Standort. Steinkauzkästen mitten im Wald und Eisvogelhilfen weit weg vom nächsten Fluss? Eher nicht. Vögel verlassen ihren „Kern-Lebensraum“ nicht, oder nur, wenn sie am neuen Standort genügend Nahrung zum Aufziehen ihrer Brut finden.
Trotz aller Individualität gibt es ein paar allgemeingültige Punkte beim Aufhängen von Nistkästen:
- Das Einflugloch sollte weder auf der Wetterseite (Westen) liegen, noch längere Zeit der prallen Sonne ausgesetzt sein. Eine Ausrichtung des Eingangs nach Osten oder Südosten ist ideal.
- Der Kasten soll insgesamt wind- und sonnengeschützt sein. Weil Vögel nicht schwitzen können, wird es ihnen in einem stark besonnten Nistkasten auch mal zu warm.
- Damit kein Regen in die Nisthilfe rinnt, sollte ein Nistkasten nie nach hinten, sondern eher nach vorne geneigt sein. So kann es nicht so leicht durch das Einflugloch hineinregnen. Vier ungefähr fünf Millimeter große Löcher im Boden helfen bei der Belüftung und Entfeuchtung.
- Hängen Sie Nistkästen in einer Höhe von zwei bis drei Metern auf. Einzelne Vogelarten leben gerne noch höher.
- Wenn Sie Nistkästen in Bäumen anbringen, verwenden Sie dafür rostfreie Alunägel oder Drahtbügel, die den Baum nicht schädigen.
- Nistkästen der selben Bau- und Zielvogelart sollten einen Abstand von mindestens zehn Metern zueinander haben. Das stellt sicher, dass jedes Brutpaar genügend Nahrung für den Nachwuchs findet. Nistkästen für verschiedene Vogelarten sollten einen Abstand von mindestens drei Metern zueinander haben. Ausnahme stellen Nistkästen für Koloniebrüter dar: Speziell für Spatzen gibt es bereits fertige Mehrfamilienkästen auf dem Markt.
- Hängen Sie neue Nistkästen am besten im Herbst auf – so schaffen Sie auch gleich Überwinterungshilfen und Zufluchtsorte für Vögel und Kleinsäuger. Nistkästen, die erst im März aufgehängt werden, stehen in der ersten Saison oft leer – mit etwas Glück werden sie für eine zweite Brut bezogen oder von Zugvögeln wie dem Trauerschnäpper in Besitz genommen, der erst später im Frühjahr aus dem Winterquartier zurückkommt.
- Wer sicher sein möchte, dass in seinem Garten auch wirklich genügend Nistplätze vorhanden sind, sollte von jeder Sorte Nistkasten mindestens so viele anbringen, dass einer davon unbenutzt bleibt.
Mehr als eine Box mit Loch: Sicher konstruierte Nistkästen
Unabhängig davon, ob Sie Nistkästen kaufen oder selbst bauen, sollten Sie auf einige Aspekte in punkto Sicherheit achten.
- Damit Katzen oder Marder die Jungvögel oder Eier nicht mit der Tatze aus dem Kasten angeln können, sollte die Unterkante des Einfluglochs bei Höhlenbrüterkästen mindestens siebzehn Zentimeter über dem Kastenboden sein.
- Bringen Sie Halbhöhlen an Orten an, die für Katzen und Marder möglichst unerreichbar sind – die große Öffnung bietet den Vögeln deutlich weniger Schutz vor Räubern als ein geschlossener Nistkasten.
- Ein Metall- oder Kunststoffring, der das Einflugloch einfasst, hindert Spechte oder Krähen daran, das Loch zu vergrößern, um an die Eier oder Küken zu kommen.
- Ein Vordach schützt nicht nur gegen Regen, sondern auch gegen Räuber: Je größer der Dachüberstand ist, desto schwieriger ist es für Katzen und Marder, von oben an das Einflugloch heranzukommen.
- Sitzstangen vor dem Einflugloch sehen nett aus, sind aber vor allem für einen praktisch: Für Vogeljäger. Nistkästen ohne Sitzstange sind aus Sicherheitsgründen zu bevorzugen.
- Nistkästen aus Holz sollten nicht mit Holzschutzmitteln behandelt werden, um die Gesundheit der Vögel nicht zu gefährden. Zum Schutz vor Schimmel und Nässe können die Außenwände mit Leinöl oder umweltfreundlichen Farben gestrichen werden. Der Innenraum sollte unbehandelt bleiben.
- Nägel und Schrauben, die beim Bau verwendet wurden, dürfen nicht vorstehen. Kontrollieren Sie den Nistkasten bei der jährlichen Säuberung auch auf abgerissene Holzsprießel und scharfe Kanten.
Als Material für Nistkästen eignen sich mindestens achtzehn Millimeter dicke, ungehobelte Bretter. Haltbar und witterungsbeständig sind Hölzer wie Robinie, Lärche und Eiche. Deutlich weniger langlebig sind Fichte, Tanne und Kiefer. Buche, Sperrholz- und Spanplatten sind nicht witterungsbeständig und daher ungeeignet.
Sehr lange haltbar sind Nistkästen aus Siebdruckplatten. Die Feuchtigkeits- und Temperaturregulierung im Inneren fällt hier aber nicht optimal aus, da das Material nicht atmungsaktiv ist. Ebenfalls sehr langlebig sind Nisthöhlen und -kästen aus Holzbeton, einer Mischung aus Holzfasern und Beton. In ihnen ist das Brutergebnis oft besonders gut, weil das atmungsaktive Material Temperaturschwankungen ausgleicht. Nistkästen aus Plastik sind ungeeignet – sie heizen sich zu sehr auf.
Achten Sie zudem darauf, dass sich der Nistkasten problemlos öffnen und reinigen lässt. Fest verschlossene Kästen füllen sich schnell mit Nistmaterial, Kot, Eierschalen, toten Jungvögeln und Parasiten. Damit wird der Kasten unbenutzbar.
Starenhöhle
Nistkasten für Baumläufer
Schwegler Mauerseglerkasten für 2 Brutpaare
Nistkasten aus Lerchenholz
Steinkauzröhre mit Marderschutz aus Holzbeton
Nistkasten für Rotkehlchen aus Massiv-Holz
Nistkasten mit 3 Nistkammern
Amsel Nistkasten
Nistkasten für Spatzen
Nischenbrüter für Rotkehlchen, Bachstelze und andere Wildvögel