Vögel füttern, oder lieber doch nicht? Im Zweifelsfall: Ja, aber bitte richtig. Ein paar Tipps, was (und wie) Sie Vögel füttern können, ohne ihnen zu schaden.
Zeitgleich mit den Lebkuchen, kommt im Herbst das Vogelfutter in die Regale der Discounter. Aber taugt das Futter auch? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit der Fütterung von Wildvögeln zu beginnen – und wieder damit aufzuhören?
Hohe Körpertemperatur: Vögel brauchen viel Energie
Im Winter wird das Nahrungsangebot in unseren Breiten knapp. Etliche Vögel, vor allem solche, die sich ausschließlich von Insekten ernähren (z. B. Schwalben) ziehen daher im Herbst in den Süden, um dort zu überwintern. Körner- und Allesfresser wie Amseln, Meisen oder Spatzen bleiben hingegen hier. Sie ernähren sich im Winter von Körnern, aber auch Beeren und anderem Obst.
Vögel haben eine deutlich höhere Körpertemperatur als Menschen: 39 bis 42 Grad sind normal. Um diese Temperatur zu halten, benötigen sie viel Energie. Kann diese nicht ausreichend über nährstoffreiche Nahrung zugeführt werden, geht das an die Substanz: Der Vogel verbrennt Körperfett und nimmt ab. Schon wenige Gramm Untergewicht können einen Vogel stark schwächen.
Wer Vögeln durch den Winter helfen will, sollte Nistkästen anbringen und ganzjährig hängen lassen – solche wind- und wettergeschützten „Winternester“ können Vogelleben retten. Zusätzlich kann mit Beginn des Bodenfrosts (ca. November) Winterfutter in geeigneten Futterhäuschen für Vögel bereitgestellt werden.
Geeignetes Körnerfutter für Wildvögel
Sonnenblumenkerne sind ein gutes Basisfutter, das von fast allen Vögeln gefressen wird. Mit etwas Glück wachsen im Sommer zudem Sonnenblumen unterm Vogelhäuschen – natürliches Futter für den nächsten Winter. Wer Sonnenblumen im Garten hat, kann diese über den Winter stehen lassen – die Vögel holen sich die Kerne dann selbst.
Körnermischungen aus verschiedenen Saaten kommen unterschiedlichen Vorlieben entgegen, nicht nur, was den Geschmack, sondern auch, was die Größe der Körner angeht. Futtermischungen sollten frei von Ambrosia-Samen sein (Beifußblättrige Traubenkraut) – die daraus wachsenden Pflanzen machen Allergikern schwer zu schaffen.
Auch ungesalzene Erdnüsse, Haselnüsse oder Walnüsse sind ein energiereiches Winterfutter, das einzeln oder in Mischungen gerne angenommen wird.
In Meisenknödeln ist das Körnerfutter zusätzlich mit Fett angereichert: Viele Arten nehmen dieses energiereiche Futter gerne an. Solche Fettfutterknödel werden oft im Kunststoffnetz angeboten – verzichten Sie wenn möglich darauf. Vögel können mit den Beinen darin hängen bleiben und jämmerlich verenden. Besser sind Fettfutterringe, „Energieblöcke“, futtergefüllte Kokosnussschalen oder selbst gemachte Futtertassen.
Körnerfreies Futter für Weichfutterfresser – und No-Gos in der Vogelfütterung
Weichfutterfresser wie Rotkehlchen, Zaunkönige oder Heckenbraunellen freuen sich hingegen über Rosinen (naturbelassen), Obst, Kleie und Haferflocken. Um Insektenfressern zu helfen, können auch (lebende) Mehlwürmer angeboten werden – dieses vergleichsweise teuer Futter bekommt ist im Vogelfutterfachhandel, in Zoogeschäften und Fachgeschäften für Anglerbedarf erhältlich.
Nur etwa fünfzehn Arten von Wildvögeln profitieren von handelsüblichem Körner-Mischfutter – in der Regel sind das weniger gefährdete Singvogelarten wir Meisen, Gimpel, Spatzen und Amseln. In punkto Artenschutz ist die Vogelfütterung daher zur Recht umstritten. Unumstritten ist, dass die Fütterung dennoch einzelnen Vögeln hilft, und ein gut platziertes Vogelfutterhaus viele Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung und zum Naturerleben bietet. Das sensibilisiert für den Vogelschutz.
Auf keinen Fall sollten Sie salzige Nahrung verfüttern: Chips, gesalzene Mandeln, geröstete Ernüsse, Speck und Bratkartoffeln sind als Vogelfutter ungeeignet. Ebenfalls ungeeignet ist Brot – das ist nicht nur zu salzig, sondern quillt zudem im Vogelmagen auf und ist für Vögel unverträglich. Das gilt auch für Enten, Tauben und sonstige beliebte „Brotfuttervögel“.
Nur im Winter füttern, oder ganzjährig?
Bei der ganzjährigen Vogelfütterung mit Körnerfutter gilt: Nur die körnerfressenden Altvögel profitieren davon, denn sie bevorzugen vegetarische Nahrung. Ihre Jungen ziehen sie hingegen mit Weichfutter und Insekten auf. Werden Körner an Jungvögel verfüttert, bringt das oft mehr Schaden als Nutzen: Die großen Futterbrocken sind schwer verdaulich und können zum Tod der Nestlinge füttern.
Während der Jungvogel-Zeit zwischen April und Juli sollte daher auf die Fütterung von Sonnenblumenkernen, aber auch von Fettfutter und getrockneten Insekten verzichtet werden. Wer dennoch ganzjährig füttern möchte, sollte sich in dieser Zeit auf das beschränken, was die Natur normalerweise bietet: Insekten, Würmer und feine Sämereien.
Beachten Sie auch, dass Vogelfutter, vor allem Weichfutter, im Sommer rascher verdirbt. Auch besteht im Sommer eine höhere Infektionsgefahr, weil sich Parasiten schneller vermehren und verbreiten. Besonders im Sommer ist daher die Hygiene am Futterplatz noch wichtiger als im Winter. Sobald ein toter oder kranker Vogel an der Futter- oder Wasserstelle beobachtet wird, sollte das Futterangebot für mehrere Wochen eingestellt werden.
Ob die Vogelfütterung im Sommer einen Nutzen hat, ist fraglich. Unter Beachtung der oben genannten Punkte richtet sie aber auch keinen Schaden an. Womit Sie Vögeln im Sommer sehr helfen, ist das Bereitstellen von frischem Wasser in Form eines Vogelbads oder einer Vogeltränke. Achten Sie auch hier auf gute Hygiene.
Um die Probleme, die viele Vogelarten haben, zu mindern, reicht die Vogelfütterung nicht aus. Viel wichtiger ist ein naturnaher Garten mit Beerensträuchern, Blühpflanzen als Nahrungsangebot für Insekten, verwilderten Ecken und geeigneten Nistmöglichkeiten.