Das braucht ein guter Distanzreiter: Körperliche und charakterliche Voraussetzungen

Langstreckenritte sind auch für den Reiter eine Herausforderung, nicht nur für das Pferd. Distanzreiter brauchen mehr als eine gute körperliche Grundkondition.

Distanzreiten beginnt im Kopf. Und im Herz. Sollte es zumindest. Eine lange Strecke zu Pferd zu bewältigen, ist eine Herausforderung für Mensch und Tier. Nur wer diese Herausforderung als gemeinsame Leistung sieht und das Wohl seines Pferdes über den eigenen Siegwillen und Ehrgeiz setzt, darf sich guten Gewissens als  (Distanz)Reiter bezeichnen.

Die innere Einstellung eines guten Dis­tanzreiters

Nach 60 Kilometern entspannt ins Ziel.

Die meisten Distanzreiter sind Einzelkämpfer – nur wenige haben das Glück, in einem Team trainieren und sich gegenseitig motivieren zu können. Und zugleich ist jeder Einzelreiter dennoch ein Team aus Mensch und Pferd. Das lange gemeinsame Unterwegssein im Gelände und das Bewältigen von Krisen und Herausforderungen schweißen Pferd und Reiter zusammen.

Ein echter Distanzreiter kennt sein Pferd – er nimmt es wahr, respektiert seine Eigenheiten und Bedürfnisse, und setzt es nicht mit einem Sportgerät gleich. Er reitet, pflegt und trainiert seinen „Partner Pferd“ selbst, zumindest überwiegend.

Nur so lernt ein Reiter, in sein Pferd hineinzuhören und das Gesamtbefinden des Tieres einzuschätzen. So kann er Grenzen spüren, bevor sie überschritten werden. Er wird stets darauf achten, sein Pferd nicht zu überfordern. Das höchste Trainings- und Wettkampfziel ist nicht der Sieg – es ist die körperliche und psychische Gesunderhaltung des Pferdes.

Wer das Training eines Distanzpferdes allzu konsequent anderen Reitern überlässt, wird viele Sig­nale des Pferdes nicht deuten können. Und wer seine Pferde gar wechselt wie Un­ter­wä­sche und nur ehrgeizig hinter Titeln herreitet, an dem ist der Geist des Distanz­rei­tens verloren gegangen. Er sollte besser ein Fahrrad kaufen.

Nur kein Stress – Distanzreiter brauchen Gelassenheit

Distanzreiter brauchen dieselben Eigenschaften, die sie auch ihren Pferden abver­lan­gen: Ausdauer, Stehvermögen und ein gutes Nervenkostüm. Die Wett­kampf­si­tua­tion auf einem Distanzritt ist immer auch ein Stressfaktor. Wer ge­stresst ist, kann sich schlecht konzentrieren, wer sich schlecht konzentrieren kann, der hat rasch Schwie­rigkeiten am Hals – indem er sich zum Beispiel verreitet, weil er eine Weg­mar­kie­rung übersehen hat.

Mangelnde Konzentrationsfähigkeit erhöht zudem das Verletzungsrisiko – sie überträgt sich mitunter auch aufs Pferd und rächt sich mit einem Stolpern oder einem Fehltritt. Das hat nichts mit esoterischem Schnick­schnack zu tun, sondern mit schnöder Anatomie: Ein müder, un­kon­zentrierter Reiter nimmt eine andere Kör­perhaltung ein, hat eine geringere Kör­per­span­nung, ist schlechter in der Balance, und wird damit für das Pferd zur Last.

Stresssituationen sind Teil der Rittvorbereitung: Auch ein Reiter muss lernen, die kurzen Rittpausen möglichst effektiv zur Entspannung und Regeneration zu nutzen und seine Energiereserven aufzufüllen. Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder kleine Rituale können dabei helfen.

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Auch eine gute Rittvorbereitung mindert das Stresslevel: Wer gut organisiert am Wettkampfplatz auftaucht, sieht sich nicht mit dem Stress konfrontiert, noch irgendwo einen Wassereimer oder eine Spule Elektrozaunband zu organisieren, weil er das beim Einpacken vergessen hat.

Körperliche Voraussetzungen für einen Distanzreiter

Man muss keine enorme Sportskanone sein, um an einem Distanzritt teilzunehmen. Eine gute Grundfitness, Beweglichkeit und Körpergefühl sind aber ratsam, denn nur ein fitter Reiter kann seinem Pferd die Arbeit erleichtern. Durch die Stallarbeit, das Training und die Pflege des Pferdes verfügen die meisten Reiter bereits über eine passable Grundkondition.

Zusätzliches Kraft- und/oder Ausdauertraining ist besonders für Reiter sinnvoll, die Strecken über sechzig Kilometer in Angriff nehmen. Die Bedingungen im Training sind nie so hart wie die im Wettkampf – und wer nach vierzig Kilometern nur noch wie ein nasser Sack auf seinem Pferd hängt, der belastet nicht nur das Pferd, sondern hat am nächsten Tag auch einen Muskelkater, der ihn im Bett festnagelt.

Wichtig für Distanzreiter sind besonders Ausdauer (Fähigkeit, Belastungen ohne Er­müdungserscheinungen zu bewältigen) und Kraftausdauer (Fähigkeit der Muskeln, über län­gere Zeit Widerstände zu überwinden).

 

Auritt auf dem Stoppelfeld
Distanzreiter sind nicht nur im Wald und auf dem Stoppelfeld unterwegs, sondern auch im Straßenverkehr. Die Regeln für das Reiten im Straßenverkehr gelten sowohl im  Training, als auch unter Wettkampfbedingungen. Wo geritten werden darf, regeln die Straßenverkehrsordnung, das Landeswaldgesetz und diverse andere Bestimmungen. Bei Verstößen drohen Bußgelder, die im Bußgeldkatalog „Pferde im Straßenverkehr“ festgehalten sind.

Jeder Distanzreiter sollte zumin­dest in ge­ringem Umfang Lauftraining betreiben – das ermöglicht es auf dem Ritt, auf schwie­rigen Strecken ab­zusteigen, nebenherzulaufen und dennoch ein gewisses Tempo zu halten. Es ist sinnvoll, das Lauftraining direkt mit dem Pferd zu absolvieren: So ler­nen beide, sich dem gegenseitige Tempo anzupassen, ohne einander über die Füße zu stolpern.

Leichte Dehnungsübungen vor dem Reiten fördern die Muskeldurchblutung und re­du­zie­ren die Verspannungsgefahr. Mit einem Zirkeltraining lässt sich die Kraftausdauer ver­bes­sern, und das Herz-Kreislauf-System wird trainiert. Rücken- und Bauchmuskel­übun­gen beugen Rückenbeschwerden während oder nach dem Ritt vor und verbes­sern die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Distanzreiter müssen nicht zum Sport­fana­ti­ker werden, sollten sich aber bewusst sein, dass Reiten mehr ist als „sich tragen lassen“, und dass nur ein fitter Reiter mit einem fitten Pferd gut gelaunt ins Ziel kommt.

Nächster Artikel: Diese körperlichen und psychischen Anforderungen werden an ein Distanzpferd gestellt.

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