Das braucht ein gutes Distanzpferd: Körperliche und charakterliche Anforderungen

Ob ein Pferd für den Distanzsport geeignet ist, entscheidet sich nicht nur über Rasse und Körperbau. Auch Temperament und Charakter spielen eine wesentliche Rolle.

Pferde sind Lauftiere, das Zurücklegen großer Distanzen liegt ihnen im Blut. Könnte man meinen. Die Realtität zeigt: Manche Pferde sind phlegmatisch wie Dinosaurier, die aufs Aussterben warten. Sie haben einfach keine Lust zum Laufen. Andere haben zwar Lust, stolpern aber schon vor der Stalltüre über die eigenen Beine.

Der ideale Körperbau eines Distanzpferds

160 km: Haflinger-Araber-Wallach Sancho trabt unter Gabi Juritz fleißig und entspannt nachhause. FOTO: Gabi Juritz.

Ein harmonischer Körperbau und ein korrektes Fundament machen es einem Pferd leichter, die Dauerbelastung von Distanzritten gut zu verkraften. Pferde mir einem oder mehreren Gebäudefehlern müssen diese kompensieren – und sehr oft tun sie das ganz hervorragend.

Körperliche Mängel sind kein Aus für die Karrier als Distanzpferd. Wichtig ist, dass der Reiter diesen Mangel erkennt und sein Pferd mit gezielter Aufbauarbeit (Springgymnasti, Cavalletti-Arbeit, Dressur) und einer schonenden Reitweise dabei unterstützt, diesen auszugleichen.

Bei einem Distanzfperd ist erwünscht:

  • Ein stabiles, korrektes Fundament ohne Stellungsfehler (gebrochene Hufachsen, zu steile Winkelung der Gelenke, etc.); mittellage Fesseln. Lange Fesseln be­deu­ten eine höhere Belastung für die Sehnen; zu kurze Fesseln sind anfälliger für Kno­chen­probleme. Symmetrische Hufe, die lieber ein wenig zu groß als zu klein aus­fallen dürfen.
  • Ein mittellanger Rücken mit gut bemuskeltem, weit in die Sattellage hinein­rei­chendem Widerrist und gut bemuskelter Lenden- und Nierenpartie. Ein zu langer, „weicher“ Rücken ist anfälliger für Probleme, besonders wenn das Pferd einen schwe­ren Reiter tragen muss. Pferde mit zu kurzem Rücken können bei Er­mü­dung zum „Greifen“ neigen, sich also selbst mit den Hinterhufen an den Vor­der­bei­nen verletzen.
  • Ein gut entwickelter Brustkorb mit gewölbten Rippen, der Herz und Lunge aus­rei­chend Platz bietet.
  • Die Kopfform eines Distanzpferdes spielt eine untergeordnete Rolle; große Nüs­tern und eine ausreichende Ganaschenfreiheit sind aber die Voraussetzung für einen guten Sauerstoffaustausch. Ein beweglicher, ausreichend langer Hals er­leich­tert dem Pferd das Balancehalten in engen Wendungen.

Temperament und Gangwerk eines Distanzpferds

Gute Distanzpferde laufen rhythmisch und schwungvoll, mit lockeren, gleichmäßigen und energiesparenden Bewegungen und gutem Raumgriff. Ein ökonomischer, „flacher“ Gang ist auf der langen Strecke wichtig – die hohe Knieaktion, die beispielsweise viele Friesen und Andalusier mitbrigen, verschwendet Energie. Das regelrechte Aufschlagen der Hufe auf dem Boden erschüttert unnötig die Beine.

Ein gutes Distanzpferd hat ein lebhaftes aber ausgeglichenes Temperament. Man muss es nicht zum Laufen tragen, es ist aber auch kein Hektiker, der unkontrollierbar dahinstürmt. Ideal ist ein lauffreudiges, neugieriges Pferd, das sich nicht so leicht erschüttern lässt.

Distanzpferde müssen sich schnell mit neuen Gegebenheiten arrangieren – auf Ritten müssen sie in fremden Pferdegruppen und in neuem Gelände laufen und manchmal sogar so abenteuerliche Dinge wie „Fähre fahren“ mitmachen. Sie sollten überall saufen und fressen, und jede Gelegenheit zu Erholung und Regeneration nutzen. Auch wenn direkt nebenan die Moto-Cross-Rennbahn aktiv ist. Für Sensibelchen ist das Stress, der auf den Magen schlagen kann.

Erziehung und Rittigkeit eines Distanzpferds

Ein Distanzpferd muss in erster Linie geländesicher sein – Pfützen, Brücken, weidende Kühe, Bahnübergänge, Unterführungen oder Kanaldeckel passiert es ohne groß zu gucken. Beson­ders wichtig ist die Verkehrssicherheit, denn Distanzritte finden nicht „auf der grünen Wiese“ statt.

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Auch wenn ein Distanzpferd keine pferfekte L-Dressur beherrschen muss, so braucht es doch eine solide Grundausbildung auf Dressur-Grundlage. Das fördert die Kör­per­ko­ordination, erleichtert die Selbsthaltung und verbessert die allgemeine Rit­tig­keit. Ein Distanzpferd muss jederzeit an den Hilfen stehen – es muss bergab um Kurven galoppieren können, ohne hinzufallen, und es muss auch in einem Pulk fremder Pferde kontrollierbar und jederzeit zu stoppen sein.

Pferde, die zum Durchgehen oder Scheuen neigen, sind nicht nur für ihren Reiter, sondern auch für die anderen Rittteilnehmer eine potentielle Gefahr. Pferde mit Untugenden (Treter, Beißer, Schläger) haben im Getümmel eines Distanzritts nichts verloren. Pferde mit einer „lockeren Hinterhand“ müssen mit einer roten Schleife im Schweif markiert werden.

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