Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt: Typische Pflanzen des Straußes

Früher war genau bestimmt, welche Kräuter am 15. August geweiht wurden. Einige Klassiker sollten auch heute in keinem Kräuterstrauß fehlen.

Der christlich-katholische Brauch der Kräuter­wei­he (auch „Kräutersegnung“) hat seine Wur­zeln im heidnischen Brauch des Schutz­kräu­ter­sam­melns. Bis zu 99 Kräuter kamen in die Sträu­ße, die an Mariä Himmelfahrt geseg­net wur­den und gegen Blitzschlag, Krank­heit und Un­glück helfen sollten. Welche Kräuter ver­wen­det wurden hing stark von der Verfüg­bar­keit ab – hier einige typische Vertreter.

Alant

Alant.

Der gelbblühende Korbblüter sollte in der Lage sein, Dämonen abzuwehren, Hexen zu vertrei­ben und vor der Pest zu schützen. Mancher­orts wur­den genau so viele Alant­blüten in einen Kräu­terstrauß einge­bun­den, wie Menschen, Kü­he und Pferde auf einem Hof lebten.

Arnika

Arnika oder „Bergwohlverleih“ war bereits in der Antike als Heil- und Zauberpflanze be­kannt. Äußerlich angewandt soll Arnika Verletzungen und Brüche heilen; eine innerliche An­wen­dung ist wegen der enthaltenen toxischen Bestandteile nicht angeraten. Miss­bräuch­lich wurde Arnika auch als Abortivum genutzt. Heute darf wildwachsende Arni­ka nicht mehr gesammelt werden; die Pflan­ze steht in Deutschland unter Naturschutz.

Baldrian

Wegen seiner Heilkraft verehrt und manchmal Teil des Kruutwööschs: Der Schwarze Holunder.

Der germanische Gott Baldur stand Pate bei der Namensgebung für den Baldrian. Die Gattung umfasst zwischen 150 und 250 Arten. Alle enthalten Alkaloide und ätherische Öle, die für viele Menschen unangenehm riechen. Baldrian ist krampflösend, schlaf­för­dernd und beruhigend und ist oft Bestandteil entsprechender Tees.

Beifuß

Der Beifuß, auch Besen-, Fliegen-, Jungfern- oder Gänsekraut, galt im Mittelalter als probates Mittel gegen Hexerei und war in vielen magischen Rezepturen vorhanden. Als Gürtel geflochten sollte Beifuß vor Zauberei und bösen Dämonen schützen. In der Re­gion Roisdorf hieß der Beifuß auch „Kruggweusch“ und stand damit auch allein für das Kräuterbündel.

 

Echtes Johanniskraut

Johanniskraut wirkt stimmungsaufhellend.

Als Johannes dem Täufer der Kopf abgeschlagen wurde und sein Blut auf die Erde floss, soll dort das erste Johanniskraut gewachsen sein. Zerreibt man die gelben Blü­ten, färben sie sich tatsächlich blutrot. Johanniskraut ist stimmungsaufhellend und wird zur Behandlung leichter Depressionen eingesetzt. Im Sommer ist mit der An­wen­dung von Jo­hanniskraut Vorsicht geboten – es steigert die UV-Empfindlichkeit, und man bekommt schneller Sonnenbrand.

Tipp: Bauernregeln und Lostage
Bauernregeln & Lostage Aus der Beobachtung natürlicher Erscheinungen entstanden Bauernregeln und Sprichwörter: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer", "wenn die Esche blüht, gibt es keinen Frost mehr", und "wenn die Bienen ihre Stöcke früh verkitten, kommt bald ein strenger Winter".
Auch wenn manches davon abergläubisch klingen mag, so steckt doch in vielem mehr als ein Funken Wahrheit, denn Bauernregeln entstanden auf der Basis jahrelanger, genauer Natur-beobachtung. Viele dieser Bauernregeln sind an "Lostage" geknüpft – Tage, die erfahrungsgemäß eine stabile Wetterlage bringen.
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Kamille

Kamille ist eine alte Heilpflanze, die besonders bei Magen-Darm-Beschwerden ein­ge­setzt wurde. Äußerlich angewandt hilft ein Absud aus Kamille gegen Ent­zün­dun­gen, etwa Augenentzündungen. In der Volksmedizin wird Kamille zudem als Ein­schlaf­tee ver­wendet.

Mariendistel

Ringelblumen brachten Farbe in den Strauß.

Die Mariendistel hat ihren Namen von den weißen Flecken auf ihren Blättern. Diese sollen Milchtropfen der Jungfrau Maria sein. Weil das Fest der Kräuterweihe eng mit der Marienverehrung zusammenhing, waren Pflanzen, die Maria Namen trugen, vie­lerorts ein beliebter Bestandteil des Kräuterstraußes.

Schafgarbe

Achillea, der botanische Name der Schafgarbe, geht auf den griechischen Helden Achilles zurück. Er soll seine Wunden mit Schafgarbe behandelt haben. In Frankreich legt man Kindern Schafgarbenblätter auf die Auge, damit sie einen friedlichen Schlaf und gute Träume haben; in China wurden Schafgarbenstängel zu Orakelzwecken be­nutzt.

Königskerze

Der Stängel der Königskerze wurde früher als Lampendocht verwendet.

Schon Hippokrates kannte die Königskerze als Heilpflanze und empfiehlt sie zur Wund­behandlung. Aristoteles empfahl zudem, Königskerzensamen in Fischgewässer zu streu­en – die in den Samen enthaltenen Saponine sollten die Fische betäuben und so den Fischfang erleichtern. Wenn eine Königskerze in den Kräuterbund einbezogen wurde, so wurde sie immer als höchste Pflanze in die Mitte gebunden.

Lilie und/oder Rose

Statt Königskerzen wurden auch Rosen als höchste Pflanze verwendet. Sie huldigen der Jungfrau Maria.

In manchen Gemeinden setzte man als Krönung des Kräuterstraußes eine Lilie und/ oder eine Rose an die Stelle der Königskerze. Beide Pflanzen sind als Huldigung an die Jungfrau Maria zu sehen.

In den traditionellen Kräuterbuschen fanden je nach Ver­füg­bar­keit auch viele weitere Heil-, Würz- und Blütenpflanzen Verwendung: Beinwell, Don­ner­kraut, Frauenmantel, Leinkraut, Rainfarn, Raute, Schöllkraut, Schwarzer Holun­der, Spitzwegerich, Wegwarte und Wermut, um nur einige zu nennen.

Schön anzusehen, aber im Kräuterstrauß tabu: Giftpflanzen wie der Fingerhut waren verboten.

Auch Garten­kräu­ter wie Salbei, Thymian, Liebstöckel, Zitronenmelisse und Pfefferminze, so­wie Blu­men wie Goldrute, Ringel- oder Sonnenblumen wurden genutzt.

Während die Vor­schrif­ten über Anzahl und Art der Pflanzen in einigen Gemeinden sehr rigide waren, war in anderen eigentlich alles erlaubt. Einzig Giftpflanzen waren überall tabu.

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