Pollen, Staub, Viren und schlechte Gerüche – Luftreiniger versprechen saubere Raumluft in jeder Hinsicht. Welche Systeme es gibt, was sie können (und was nicht), und worauf Sie bei einer Kaufentscheidung achten sollten.
Die Atemluft in geschlossenen Räumen wird durch eine Reihe von Partikeln belastet. Staub, Pollen, Tierschuppen oder Schimmelsporen belasten die Atemwege und sind vor allem für Allergiker ein großes Problem. Ein erhöhter CO2-Gehalt erschwert das Atmen, schlechte Gerüche stören das Wohlbefinden, Gase beeinträchtigen die Gesundheit, und Aerosole transportieren Viren und andere ansteckende Krankheitserreger. Luftreinigungsgeräte sollen all dem Abhilfe schaffen, doch sowohl die Erwartungen der Kunden, als auch die Versprechen der Hersteller sind oft zu hoch angesetzt.
Wie funktionieren Luftreiniger, und was können sie?
In Luftreinigungsgeräten werden verschiedene Filtermethoden eingesetzt. Nicht alle sind gleich effektiv oder für jede Art von Partikeln geeignet. Verbraucherzentrale und Umweltbundesamt empfehlen Luftreiniger, die mit HEPA-Filtern arbeiten. Die Abkürzung steht für „High Efficiency Particulary Air-Filter“ (Hocheffiziente Partikel-Luftfilter).
- HEPA-Filter: Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo kleinste Partikel aus der Luft gefiltert werden sollen (im Haushalt finden Sie HEPA-Filter zum Beispiel in Staubsaugern verbaut). Sie sind aus Glasfaser, Zellulose oder synthethischen Materialien hergestellt, das dünn geschichtet wird. Die Luft wird angesaugt, strömt durch die Schichten des Filters, und die Schwebeteilchen bleiben im Filter hängen, bevor die Luft wieder an den Raum abgegeben wird. Gute HEPA-Filter filtern bis zu 99,995% Feinstaub, Viren und andere Partikel aus der Luft.
- Aktivkohle-Filter: Auch Aktivkohle-Filter arbeiten rein physikalisch. Sie können flüchtige organische Verbindungen aus der Luft entfernen, unangenehme Gerüche neutralisieren und schädliche Gase binden. Dunstabzugshauben verwenden meist solche Aktivkohlefilter.
- HEPA und Aktivkohle: Weil HEPA-Filter nicht viel gegen schlechte Gerüche ausrichten und Aktivkohle-Filter keinen ausreichenden Virenschutz bieten, werden diese beiden Filter in guten Geräten meist kombiniert und „zusammengeschaltet“. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass der HEPA-Filter durch den vorangestellten Aktivkohle-Filter geschützt ist und eine längere Haltbarkeit hat.
- Luftbehandlung mit UV-C-Strahlung: Manche Luftreiniger verwenden zusätzlich oder ausschließlich eine Luftdesinfektion mittels kurzwelliger UV-C-Strahlung. Ob sie in der Lage sind, Raumluft ausreichend zu desinfizieren, ist noch nicht wissenschaftlich belegt.
- Luftbehandlung mit Ionisation: Bei ionisierenden Luftreinigern wird die Luft durch Strom zwischen zwei Elektroden geschleust. Dabei werden Negativ-Ionen erzeugt, an denen sich auch winzigste Partikel anlagern. Je mehr Negativ-Ionen erzeugt werden, desto höher die Reinigungswirkung des Geräts. Vorteil von Ionisatoren: Sie benötigen nur Strom und keine teuren Austauschfilter, und sind daher im Langzeitbetrieb oft günstiger. Nachteil: Bei der Ionisierung entsteht Ozon. Das riecht unangenehm, und empfindliche Menschen können mit körperlichen Problemen darauf reagieren, selbst wenn die Grenzwerte von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht überschritten werden. Beim Kauf eines Ionisators sollten Sie darauf achten, dass er die DIN-Norm IEC 60335-2-65 erfüllt – das bedeutet, dass Ozon nicht unkontrolliert ausgestoßen wird, sondern weitgehend im Gerät verbleibt.
- Luftreinigung mit chemischen Verfahren: Luftreiniger, bei denen chemische Reinigungsverfahren wie die Desinfektion der durchströmenden Luft mit Ozon oder Wasserstoffperoxid zum Einsatz kommen, können gesundheitsschädliche Stoffe freisetzen. Auch wenn dabei die kritischen Grenzwerte meist nicht überschritten werden, sollten diese Geräte nicht verwendet werden.
- Luftreinigung mit photokatalytischen Verfahren: Die Photokatalyse ist eine durch Licht ausgelöste chemische Reaktion (Beispiel: Photosynthese). Luftreiniger, die nach diesem Prinzip arbeiten, verwenden Titandioxid als Katalysator. Unter dem Einfluss von Licht und Sauerstoff wird dieses in Nitrat umgewandelt. Die dabei entstehenden freien Radikalen sterilisieren Keime und neutralisieren Gerüche. Keime, Viren, Bakterien oder Schimmelpilze werden dabei nicht nur ausgefiltert, sondern abgetötet. Diese Art Luftreiniger sind recht teuer in der Anschaffung, aber sparsam im Verbrauch: Der Stromverbrauch ist gering, und ein teurer Filterwechsel entfällt komplett. Da die Technologie noch recht jung ist (ca. seit 2014), gibt es nicht allzu viele Modelle auf dem Markt – meist ist die Technologie zusätzlich verbaut und ergänzt die Funktionalität. Seltener wird sie als eigenständiges Modell angeboten.
Generell ist Luftreinigern, die auf physikalischen Prinzipien beruhen, der Vorzug gegenüber Geräten zu geben, die mit chemischen Verfahren arbeiten – auch wenn bei letzteren die Wartungskosten oft deutlich niedriger ausfallen.
Nie mehr lüften? Die Grenzen von Luftreinigern
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Luftreiniger eine wirkungsvolle Maßnahme zur Verbesserung der Luftqualität und zur Verminderung des Infektionsrisikos in Innenräumen sind. Anders als eingebaute Wohnraumlüftungen führen mobile Geräte dem Wohnraum aber keine frische Luft zu – sie basieren auf dem Konzept der Umluft (was den Vorteil hat, dass sie keinen Wanddurchbruch erfordern, sondern einfach in die Steckdose gesteckt und in Betrieb genommen werden können) und können daher den CO2-Gehalt der Luft nicht senken.
Luftreiniger sind keine Mulitfunktionsgeräte: Sie können die Raumluft nicht erwärmen, abkühlen, be- oder entfeuchten.
Mobile Luftreinigungsgeräte sollten daher immer eine Ergänzung zum regelmäßigen Lüften sein – nur durch die Zufuhr von Frischluft ist für einen ausreichenden Luftaustausch gesorgt. Die Geräte sind vor allem dann sinnvoll, wenn …
- … sich über längere Zeit mehrere Personen in einem Raum aufhalten
- … das regelmäßige Lüften (alle zwanzig Minuten) nicht praktikabel ist
- … der Raum nur schlecht gelüftet werden kann (kein Durchzug möglich)
- … der Einbau oder die Nachrüstung einer Frischluftanlage nicht in Frage kommt
- … sie so im Raum positioniert sind, dass sie möglichst viel Luft umwälzen können (freistehend, in der Nähe von Durchgängen, nicht in der Ecke hinterm Schrank …)
Kriterien für die Kaufentscheidung
Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie sind Luftreiniger in jedem größeren Baumarkt erhältlich. Das Angebot von Filtergeräten ist groß; die Preisspanne und die Qualitätsunterschiede sind beachtlich. Oft leisten die Geräte nicht das, was der Hersteller verspricht oder der Kunde erwartet. Vertrauen Sie auf renommierte Hersteller, die Luftreiniger mit Zertifizierung anbieten – auch wenn der Anschaffungspreis eines solchen Geräts höher liegt.
Überlegen Sie vor dem Kauf, was das Gerät in erster Linie können soll. Sind Sie Allergiker und möchten Feinstaub und Pollen aus der Luft entfernen? Dann empfiehlt sich ein Gerät mit HEPA-Filter und einer Filterleistung von mindestens 99,5 Prozent. Soll das Gerät in erster Linie schlechte Gerüche entfernen? Dann ist ein Aktivkohlefilter erforderlich. Soll das Gerät beides können und außerdem auch noch Viren ausfiltern? Dann sind zertifizierte (!) HEPA-Filter mit hoher Filterleistung (99,995 %) die richtige Wahl. Sie erkennen diese am Filterstandard DIN EN 1822. Wählen Sie einen Filter der Klasse H13 oder, noch besser, H14.
Weitere Kriterien zum Kauf:
- Luftdurchsatz: Wählen Sie das Gerät passend zur Raumgröße. Als Anhaltspunkt gilt, dass das Gerät innerhalb einer Stunde das vier- bis sechsfache Raumvolumen (Länge x Breite x Höhe des Raums) umwälzen kann. Geräte mit geringer Luftwechselrate sind nach aktuellen Erkenntnissen nicht dazu geeignet, die Konzentration von Aerosolen und damit Viren ausreichend zu verringern. Rechenbeispiel: Für einen Raum mit 50 Quadratmetern und drei Metern Deckenhöhe benötigen sie bei sechsfachem Luftdurchsatz eine Luftwechselrate von 900 m³.
- Lautstärke: Luftfilter arbeiten nicht geräuschlos. In Räumen, in denen konzentriert gearbeitet wird, sollte der Schalldruckpegel nicht mehr als 35 Dezibel betragen. Das Gerät sollte im Normbetrieb nicht lauter als diese Vorgabe sein; in der Nacht sollte der Geräuschpegel unter dreißig Dezibel liegen. In der Praxis ist die tatsächliche Lärmentwicklung des Geräts oft schwer feststellbar, weil sich die Herstellerangaben meist auf den Betrieb in der niedrigsten Stufe beziehen.
- Installation und Wartung: Die Inbetriebnahme, Bedienung und Wartung des Geräts sollte möglichst einfach sein. Eine Signallampe, die einen anstehenden Wechsel des Luftfilters meldet, ist praktisch.
- Stromverbrauch: Der Stromverbrauch ist besonders dann wichtig, wenn Sie das Gerät im Dauerbetrieb nutzen und/oder es auf hoher Stufe betreiben. Schalten Sie das Gerät in Ruhephasen komplett aus – so reduzieren Sie den Stromverbrauch im Standby-Modus.
- Laufende Betriebskosten: Neben dem Stromverbrauch kommen auch Kosten für das regelmäßige Wechseln der integrierten Filter auf Sie zu. Diese kosten bei einigen Geräten knapp hundert Euro – hier lohnt sich also der Vergleich, wie oft die Filter ausgetauscht werden müssen, und was diese kosten.
- Zertifizierung: Achten Sie beim Kauf auch auf die VDI-60222-Konformität. Die Erfüllung dieser Richtlinie stellt sicher, dass das Gerät so konstruiert ist, dass es durch seinen Betrieb nicht selbst die Luftqualität beeinträchtigt.