Manuskripte einreichen: Was macht eigentlich ein Lek­tor?

Ein Lektor macht mehr als ein Rechtschreibprogramm und kann erheblich zur Ver­bes­serung eines Manuskripts beitragen.

Ein Autor ist nichts ohne seinen Lektor. Zuge­ge­ben, das ist eine provokante Aussage, und vie­le hoff­nungsvolle Jungautoren werden die Au­gen ver­drehen und sich denken: „So ein Quatsch. Schreiben kann ich schließlich selbst, und für die paar flüchtigen Tippfehler, die ich mache, gibt es ein Rechtschreibprogramm. Wie­so al­so sollte ich jemanden dafür bezahlen, dass er in meinen Texten herumpfuscht?“ Die Ant­wort ist einfach: Weil ein guter Lektor es wert ist.

Tipp: Der Libellius-Autorenratgeber

Schritt für Schritt zum eigenen Buch

Eine Sammlung der Libellius-Artikel zum Thema "Eigene Bücher veröffentlichen", plus viele weitere Tipps und Informationen zum Einreichen von Manuskripten, zur Verlagssuche, Veröffentlichung und Vermarktung finden Sie in unserem Autorenratgeber “Schritt für Schritt zum eigenen Buch” als PDF-Download.

2,99 €

Die Grenzen eines Rechtschreib­pro­gramms

Lektoren machen kritische Anmerkungen zu Inhalt, Stil und Rechtschreibung.

Ein Lektor macht mehr als ein Recht­schreib­pro­gramm (deshalb ist er auch teu­rer). Er erkennt, dass zeitlose Armbanduhren unprak­tisch sind und Handys mit Freisprucheinrichtung zwar praktisch wären aber nicht prak­ti­ka­bel sind. Er macht aus dem Amnesiegesuch des Pi­ra­ten­kapi­täns das Am­nes­tie­gesuch und lässt statt der Infusionsstreitmacht die Invasions­streit­macht über die Mee­re segeln. Und ja, „nebenbei“ korrigiert er auch Recht­schreib­fehler und setzt ver­ges­se­ne Kom­mas.

Wo das Rechtschreibprogramm an seine Grenzen stößt, fängt die Arbeit eines Lektors erst an. Als außenstehender „Berufsnörgler“ und Tippfehlerdetektiv kann er einen Text vorurteils­frei und objektiv lesen. Denn genau das tut ein Lektor: Er liest. Aufmerksam, kritisch und ständig mit Fragen im Kopf: Stimmt der innere Sinnzusammenhang? Sind die Übergän­ge nach­voll­ziehbar und klar? Gibt es Brüche, Lücken oder Längen im Er­zählfluss? Und ist das Verhältnis zur Grammatik an der ein oder anderen Stelle allzu in­no­vativ?

Was ein guter Lektor nicht macht: Ihr Buch neu schreiben. Zwar wird er Kleinigkeiten mög­licherweise kommentarlos abändern, doch größere Änderungen und/oder Kür­zun­gen finden immer in Zusammenarbeit mit dem Autor statt. Das hat den Vorteil, dass eben kein Fremder an Ihrem Text „herumpfuscht“. Es hat den „Nachteil“, dass Sie wei­ter­hin selbst denken, selbst arbeiten und selbst schreiben müssen.

Wie finde ich einen Lektor?

Freiberufliche Lektoren gibt es beinahe überall. Eine gute erste Anlaufstelle ist der Ver­band der freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL). Bevor Sie einen Lektor be­auf­tra­gen, sollten Sie

– verschiedene Angebote einholen,
– sich Referenzen geben lassen und
– eine Arbeitsprobe vereinbaren.

Und noch eins müssen Jungautoren lernen, die ernsthaft gewillt sind, ihr Manuskript bis zur Verlagsreife zu bringen: Kritikfähigkeit. Ein Autor muss lernen, dass Kritik am Text genau das ist: Kritik am Text, keine Kritik an ihm, seiner Person, seiner Lebens­ein­stel­lung oder Geisteshaltung. Nur wer das begriffen hat, kann gut mit einem Lek­tor zu­sam­menarbeiten und reagiert nicht jedesmal beleidigt, wenn er auf ein sti­lis­ti­sches Schlag­loch hingewiesen wird. Und nur wer gut mit seinem Lektor zu­sam­men­ar­beitet wird am Ende feststellen, dass dieser jeden Cent wert war.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner