Manuskripte veröffentlichen: Warum ein Lektor wich­tig ist und was er kostet

Bei einer Buchveröffentlichung sollte nicht am Lektorat gespart werden. Das gilt auch für Publikationen im Eigenverlag oder bei Book on Demand.

Ein guter Lektor ist Gold wert und kann die Ar­beit eines Autors noch erheblich verbessern. Wer den Lektor spart, spart meist an der fal­schen Stelle. Dennoch verzichten gerade Jung­au­to­ren häufig auf einen Lektor – sei es, weil sie nicht wollen, dass jemand an ihrem Text „he­rum­pfuscht“, sei es, dass sie nicht bereit sind, Kritik an­zu­nehmen und sich wieder und wieder mit der Überarbeitung eines Textes aus­ei­nan­der­zu­setzen.

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Warum kann ich mein Manuskript nicht selbst lektorieren?

Ein Lektor korrigiert nicht nur Tippfehler – er merkt auch Stilfehler kritisch an.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer ist, dass jemand, der wochen- oder monatelang an ei­nem Text geschrieben, mit Formulierungen ge­kämpft und mit Worten jongliert hat, meist an jeder einzelnen Zeile hängt (und sie wo­mög­lich für perfekt oder mindestens brillant hält). Beim Überarbeiten fehlt dann der Mut zur Lücke. Anstatt langatmige und überflüssige Pas­sa­gen ersatzlos zu streichen, wer­den sie ein klitzekleines Bisschen umformuliert. Am Ende ist nach der Über­ar­bei­tung oft nicht viel passiert und gar nichts besser geworden.

Ein guter Lektor wird dem Autor nahebringen, wo eine Kürzung und Straffung erforderlich ist – und jene Au­to­ren brem­sen, die geneigt sind, aus lauter Selbstzweifeln das gesamte Manus­kript zu „kürzen“. Denn auch dieses Extrem gibt es. Der Umgang mit beiden erfordert von ei­nem Lek­tor neben Sprachgefühl und Sachverstand auch eine Menge Ein­füh­lungs­ver­mögen.

Ein zweiter Grund, warum man seinen eigenen Text nicht selbst lektorieren kann, ist, dass man spätestens nach dem zweiten Lesen betriebsblind wird. Dann fällt einem nicht mehr auf, ob die handelnden Personen in einem fruchtbaren oder in einem furcht­baren Land leben, ob die Hauptfigur in Maßen oder in Massen trinkt, und ob der Held eine treue oder eine teure Freundin hat. Ein Buchstabe, ein Zeichen, ein falsch ge­schrie­benes Wort verändern den Sinn – Aufgabe des Lektors ist es, diese Buch­sta­ben, Zeichen und Worte zu finden. Wenigstens die meisten. Wirklich fehlerfreie Texte sind wohl fast so selten wie jungfräuliche Geburten.

Was kostet ein Lektor und warum sollte man auf seine Leistung nicht verzichten?

Weil ein so intensives Prüfen eines Textes enorm viel Ar­beit ist und eine hohe Kon­zen­tra­tion erfordert, kostet ein Lek­to­rat eine Menge Geld. Bis zu sieben Euro pro Norm­sei­­te mit 1.800 Zeichen oder Stundensätze von dreißig bis fünfzig Euro sind durch­aus üb­lich. Für ein 300-Seiten-Ma­nus­kript kann man so locker zweitausend Euro los­wer­den. Das sind Beträge, die die meisten Autoren schockie­ren. Und die wenigsten sind bereit, sie zu be­zah­len.

Des­we­gen bie­ten viele Lektoren deutlich nied­ri­ge­re Pau­scha­len an. Oder sie unterscheiden klar zwischen dem billi­geren Korrektorat, bei dem „nur“ Recht­schrei­bung, Zeichensetzung und grobe Grammatikfehler korri­giert werden, und dem Lektorat, das eine inhaltliche und sti­listische Bearbeitung mit ein­schließt.

Doch auch das ist vielen Autoren zu teuer. Sei es, weil sie der Meinung sind, dass „das bisschen Lesen“ den hohen Lohn nicht rechtfertigt, oder der Ansicht, dass ein Lektorat ohnehin nicht nötig ist. Wer es tatsächlich schafft, sein Ma­nus­kript bei einem seriösen und/oder renommierten Ver­lag unterzubringen, hat damit sogar recht. Denn in diesen Verlagen gibt es professionelle Lektoren, die diese Arbeit machen – auf Kosten des Verlags.

Publikationen im Eigenverlag haben einen schlechten Ruf

Bei Jungautoren, die eine Publikation bei Book on Demand oder im Eigenverlag er­wä­gen, sieht es anders aus. Sie tragen die Kosten für die gesamte Buchproduktion. Und weil sich beim Druck nicht sparen lässt, wird eben beim Lektorat gespart. Das Er­geb­nis sind oft Bü­cher, denen man ansieht, dass gespart wurde, und bei denen die Schwä­chen überwiegen. Weil selbst finanzierte Eigenpublikationen in der Branche ohne­hin schon einen schlechten Ruf haben, erweisen sich solche Bücher außerhalb des ei­ge­nen Freun­des­kreises meist als weit­ge­hend unverkäuflich.

Wer ein solches Buch herausgibt, disqualifiziert sich unter Umständen selbst und ver­baut sich oft die Möglichkeit, später mit einem anderen Manuskript einen seriösen Ver­lag zu finden. Das ist nicht notwendig, denn es gibt durchaus Bücher aus Eigen­ver­la­gen, die mit aller Sorg­falt gemacht sind. Und ein gut lektorierter und weit­ge­hend feh­ler­freier Text ist Teil dieser Sorg­falt.

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