Im Wandel der Zeiten gab es immer wieder Pferdefarben, die als gesegnet galten – oder als verflucht. So deuteten Reitervölker die Fellzeichnung ihrer Pferde.
Eine schwarze Katze bringt Unglück. Und ein schwarzes Pferd? Na ja, das auch, sitzt auf ihm doch laut Johannesoffenbarung der dritte der vier apokalyptischen Reiter: der Hungertod. Einer etwas freundlicheren Auslegung zufolge steht das schwarze Pferd für den festen und gerechten Willen Gottes.
Der Rappe wird begleitet von einem Fuchs (rot für Blut, Tod durch Krieg aber auch Weisheit) und einem fahlen Pferd, dessen unbestimmte Farbe neben Furcht, Niedergang, Krankheit und Tod auch die Verwandlung repräsentiert. Der Anführer, nach altkirchlicher Deutung Christus selbst, reitet einen Schimmel. Das Weiß steht für Sieg, Reinheit, Gerechtigkeit und Gottes allumfassende Liebe.
Märchenprinzen reiten Schimmel, Führungspersönlichkeiten setzen (sich) auf schwarze Hengste
Kein Wunder also, dass der heilige St. Martin meist ebenso auf einem Schimmel dargestellt wird wie St. Georg, der Drachentöter. Auch Gandalf und der Märchenprinz kommen für gewöhnlich auf einem Schimmel geritten. Alle sind sie Retter aus der Not – und ihre Pferde so strahlend rein wie ihre Taten.
Wer Respekt oder gar Furcht einflößen will, reitet lieber einen Rappen, vorzugsweise einen Hengst. Das gilt für die Nazgul, die Ringgeister, ebenso wie für Zorro, den Rächer der Entrechteten. Winnetous „Iltschi“, Silas „Schwarzer“, „Blitz“, „Fury“ und „Black Beauty“ – der schwarze Hengst ist in der Literatur etwas für Führungspersönlichkeiten. Oft genug macht er seinen Besitzer erst zu einer solchen. Füchse oder Braune kommen in der Weltliteratur nur selten zu Ehren.
Abzeichen und Haarwirbel galten Reitervölkern als schlechte Omen oder Segenszeichen
Seit Menschen Pferde gezielt züchten, gab es immer wieder Farbvorlieben, aus denen gezielte Farbzuchten entstanden, und Fellzeichnungen, die als gesegnet oder verflucht galten. Besonders bei Völkern, die stark vom Pferd abhängig waren, prägten sich solche Ansichten aus.
Aus Abzeichen, Haarwirbeln und Farbe eines Pferdes zogen die Beduinen Rückschlüsse auf seine Eigenschaften. Dabei gab es zum Teil erhebliche stammes- und gebietsabhängige Unterschiede. „Nimm nie den Roten“, warnte der eine Stamm; „Das beste aller Pferde ist der Fuchs“, widersprach der andere.
Hoch gestiefelte Pferde bedeuteten Verderben, Pferde mit einem Stern und ohne Weiß an den Füßen, sogar ein offenes Grab für den Reiter. Eine sich nach links neigende Blesse versprach gute Geschäfte, helle Flecken auf Kruppe und Schenkeln Glück bei den Frauen. Pferde mit unterbrochener Blesse sollten laut Stammesüberlieferung leicht stolpern, jene mit einem Fleck auf dem Bauch hingegen sehr trittsicher sein.
Ungünstige Zeichen setzten den Wert eines Pferdes beträchtlich herab, doch wusste man sich zu helfen, um die schlechte Wirkung zu mildern oder gar aufzuheben. Der Stamm der Ruala etwa, legte dem Unglückspferd eine schwarze Ziege über die Schulter, tötete sie und ließ das Blut an beiden Seiten herunterlaufen. Dieses blutige Ritual sollte den Fluch abwenden.
Viel Wirbel um Wirbel: Mohammeds Daumenabdruck und Linda Tellington Jones’ Wirbellehre
Als besonders gesegnet galten den Beduinen Pferde mit dem „Daumenabdruck des Propheten“. Der Legende nach lagerte Mohammed mit hundert Stuten am Ufer eines Flusses. Drei Tage hielt er die Herde ohne Wasser in einem Pferch. Als er sie endlich freiließ, stürmte sie zum Fluss, doch bevor sie ihn erreichte, ließ der Prophet die Trompete den Ruf zum Kampf blasen.
Fünf Stuten kehrten, ohne zu trinken, mit hellem Auge und frohem Gewieher zu ihrem Herrn zurück. Da segnete sie der Prophet mit seinem Daumenabdruck – zwei Fellwirbeln auf gleicher Höhe rechts und links des Mähnenkamms. Pferde mit dem Daumenabdruck sollen besonders treu sein und direkt von einer jener fünf ergebenen Stuten abstammen.
Wer über solch „veralteten Aberglauben“ lächelt, sollte bedenken, dass auch die relativ neue Charakterlehre der anerkannten Pferdetrainerin Linda Tellington-Jones auf der „Wirbelkunde“ beruht. Sie untersuchte die Zusammenhänge zwischen Wirbeln und Eigenschaften an über 1500 Pferden. Demnach sollen Pferde mit einer flachen Stirn und einem Wirbel in Augenhöhe unkomplizierte Charaktere sein, solche mit mehreren Stirnwirbeln gelten als schwierig.
Die indianische Kriegsbemalung sollte das Pferd schützen
Auch die nordamerikanischen Indianer maßen der Farbe und der Zeichnung ihrer Pferde große Bedeutung zu. Sie liebten bunte, gefleckte und getupfte Reittiere.
Pferde mit besonderen Abzeichen wie dem „medicine hat“ (braune Ohren bei einem ansonsten weißen Pferd) standen unter dem Schutz Manitus und waren Häuptlingen vorbehalten.
Zusätzlich zu den angeborenen Abzeichen verliehen die Indianer ihren Pferden auch künstliche und malten sie an. Umgekehrte Hufeisen standen für die Zahl der Überfälle, an denen der Reiter teilgenommen hatte. Handabdrücke zeigten an, wie viele Feinde der Reiter im Kampf Mann gegen Mann, ohne Einsatz von Waffen, getötet hatte. Ein Ring um das Pferdeauge sollte dem Tier Scharfblick geben, eine Art Schlüsselloch, von einem Medizinmann aufgemalt, war ein Schutz- und Segenszeichen. So bemalt brachte dann selbst ein Rappe Glück.
Während die Indianer ihre Pferde zum Schutz bemalten, wird das Bemalen von Pferden heute in manchen Ställen als Ferienprogramm angeboten. Das wird kontrovers diskutiert und oft vorschnell verurteilt. Lesen Sie hier, was Sie beim Bemalen von Pferden beachten sollten, damit das Tier keinen Schaden nimmt.
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