Mit Schneeschuhen lässt sich die Winterlandschaft auch abseits präparierter Pisten erwandern und genießen. Was Sie bei einer Schneeschuhwanderung erwartet, welche Ausrüstung Sie brauchen, und wo Sie es ausprobieren können.
Es schneit. Nicht nur ein bisschen, sondern so richtig, so wie früher, als es noch richtige Winter gab. Harte kleine Graupel peitschen Fußgängern ins Gesicht, schöne, große Flocken legen sich sanft auf Wintermützen, und nach vier Tagen ist von keinem einzigen Gartenzwerg im Dorf auch nur noch die Mützenspitze zu sehen.
Von wegen „eleganter Gang“ – Schlurfen Sie ruhig!
Es ist überhaupt nicht mehr viel zu sehen, denn mit dem Schnee kommt der Nebel, und das Land ist weiß, oben, unten, rundherum. Die Allgäuer Berge sind weg. Könnte man meinen. Wir entdecken sie wieder, als wir die Schneeschuhe anschnallen, loslaufen und schon kurz hinterm Parkplatz feststellen: Herrjeh, es geht bergauf, und zwar ziemlich steil.
Trotz guter Grundkondition komme ich ziemlich schnell ins Schnaufen, hauptsächlich weil das Laufen mit Schneeschuhen nicht so recht zu meinem anerzogenen Bewegungsmuster passt. Ich habe: „Kind, schlurf nicht so!“, im Ohr und im Bewusstsen. Beim Gehen hebt man die Füße vom Boden, und mit den Füßen hebt man auch die Schuhe vom Boden, punktum und fertig, da gibt es nichts zu diskutieren, also hebe ich meine Füße. Samt Schuhen.
Aber Schneeschuhlaufen ist eher wie Langlaufen (wo ich das selbe Problem habe, nur schlimmer): Man hebt die Füße, aber der Schuh bleibt praktisch am Boden, wird einfach mitgezogen und erzeugt ein leicht schleifendes Geräusch. Kurzum: Man schlurft. Wer (wie ich) versucht, die Schuhe hoch über den Schnee zu heben, verschwendet Energie und macht sich mit der Bewegungseleganz eines Pinguins auf Stelzen zudem ziemlich lächerlich.
Ich ernte Spott, nicht zum ersten, und bestimmt nicht zum letzten Mal in meinem Leben. Aber irgendwann habe ich den Dreh raus, und jetzt macht sich auch die gute Grundkondition bezahlt. Einmal im Rhythmus wandert es sich sehr entspannt durch oder, richtiger, über den Tiefschnee. Denn das ist der große Gewinn an Schneeschuhen: Durch die große Auflagefläche sinken sie auch im Neuschnee nur ein paar Zentimeter tief ein.
Schon in der Jungsteinzeit gab es Schneeschuhe
Das Konzept der Obeflächenvergrößerung und der daraus resultierenden besseren Druckverteilung haben Menschen in kalten Klimazonen schon sehr früh entdeckt und genutzt. Wann die ersten Schneeschuhe entwickelt wurden, ist unklar – der bisher älteste fossile Fund stammt aus den Alpen und wird auf die Zeit zwischen 3800 und 3700 vor Christus datiert.
Einfache Schneeschuhe, wie sie von den indigenen Völkern Nordamerikas entwickelt wurden, bestehen traditionell aus einem einzelnen, zu einem ovalen Ring gebogenen Ast aus Hartholz (oft Weiß-Esche). Dieser wird an den Enden zusammengebunden, mit Kreuzstreben verstärkt und mit einem engen Geflecht aus Lederstreifen (Rind oder Rentier) gefüllt. Mit Lederriemen können die Schuhe über dem normalen Schuhwerk befestigt werden. Solche, von der Form an einen Tennisschläger erinnerden Schneeschuhe werden bis heute von den amerkianischen Ureinwohnern hergestellt und verkauft.
Ob diese traditionellen Schuhe nur noch als dekoratives Souvenir dienen oder tatsächlich noch benutzt werden, ist fraglich. Vor allem in unseren Breiten kommen praktisch nur noch moderne Schneeschuhe aus Kunststoff zum Einsatz. In der Form sind sie meist rechteckig – die „Nase“ ein wenig nach oben gebogen. Das verhindert den „Schneeschaufelefffekt“ beim Steigen und erleichtert das Bergabrutschen.
Worauf Sie beim Kauf von Schneeschuhen achten sollten
Gute Schneeschuhe verfügen über eine Achse, um die sich der Fuß drehen kann. Das erleichtert vor allem Aufstiege in tiefem Schnee ganz erheblich. Schuhe ohne Achse schränken die Bewegungsfreiheit deutlich ein, das Steigen wird anstrengender.
Achten Sie insgesamt auf eine gute und robuste Verarbeitung – „fummelige“ Schnallen sind ein Ärgernis, und abreißende Riemen machen den Schneeschuh unbrauchbar. Außerdem verfügen gute Schneeschuhe über Eisenzacken am Rand. Diese geben zusätzlichen Halt und verhindern das Abrutschen auf vereistem Untergrund.
Wer das Schneeschuhlaufen einfach mal ausprobieren möchte, ist mit einem Leih-Schuh oft besser bedient. Vielerorts werden heute Schneeschuwanderungen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade angeboten – Anleitung und Ausrüstung inklusive. Wenn Sie sich für eigene Schneeschuhe entscheiden, dann achten Sie auf Qualität und investieren Sie lieber ein paar Euro mehr – das kommt nicht nur dem Gehkomfort zugute, sondern auch der Sicherheit.
Unfallfrei Schneeschuhwandern – Sicherheit geht vor
Mit Schneeschuhen lässt sich die Winterlandschaft auch abseits präparierter Pisten, Winterwanderwege und Langlaufloipen erschließen. Das ist ein großer Vorteil, denn hier finden sich Friede, Ruhe und Einsamkeit der Natur. „Abseits präparierter Wege“ heißt aber auch „in ungesichertem Gelände“.
Wer mit Schneeschuhen unterwegs ist, sollte daher nicht nur den Wetterbericht hören, sondern und die Lawinensituation einschätzen können. Schneeschuhwanderungen im Tal oder Talwald sind im Normalfall ungefährlich. Im Hochgebirge oder auf freien und dem Wind ausgesetzten Stellen sieht das anders aus – Schneebretter oder Lawinen können eine Schneeschuhwanderung schnell zum Albtraum werden lassen. Leider werden regelmäßig Schitourengeher, Variantenfahrer oder auch Schneeschuhwanderer von Lawinen erfasst, verschüttet oder getötet.
Wer Touren im Gebirge plant, sollte immer die entsprechende Ausrüstung mitführen: LVS (Lawinenverschüttetengerät), Schaufel, Sonde und evt. Lawinenairbag. In vielen Schiorten werden Lawinenseminare angeboten – oft sind diese kostenlos. Bei schwierigem Wetter ist von Touren im freien Gebirge abzuraten, und wer insgesamt wenig Wissen über Lawinen oder ein schlechtes Gespür für die Wettersituation hat, sollte Touren nur mit einem kundigen Führer unternehmen.
Stock und Schuh: Was Sie sonst noch zum Schneeschuhwandern brauchen
Schneeschuhe alleine reichen nicht aus – anders als Schi- oder Langlaufschuhe ersetzt der Schneeschuh den Winterschuh nicht, sondern wird darüber gezogen. Damit der Fuß fest in der Schneeschuh-Bindung steht, empfehlen sich stabile Winter- oder Wanderschuhe, die über den Knöchel reichen. Damit Sie nicht nur guten Halt, sondern auch warme Füße haben, sollten Sie die Schuhe gut gegen Feuchtigkeit imprägnieren.
Eine wasserabweisende, dabei atmungsaktive Schitourenhose ist auch für Schneeschuhwanderungen ideal. Weil man sich aktiv bewegt, muss die Hose meist nicht übermäßig dick und warm sein – eine normale Jeans oder ähnliches sind aber nur bedingt geeignet, weil die Hosensäume im tiefen Schnee schnell nass werden und festfrieren. Das selbe gilbt bei Stürzen, zu denen es auch im Flachland kommen kann.
Bewährt haben sich auch atmungsaktive Unterwäsche und Unterkleidung nach dem Zwiebelprinzip. Die Jacke sollte Schweiß nach außen transportieren können. Softshelljacken sind hier eine gute Wahl. Denken Sie auch an eine Kopfbedeckung – ein großer Teil der Thermoregulierung läuft über den Kopf, und wenn dieser auskühlt, friert der ganze Mensch. Vor allem auf Freiflächen pfeift auch bei Schönwetter oft ein kalter Wind – ungeschützte Ohren verderben dann den Spaß an der Wanderung.
Auch Handschuhe gehören zur Ausrüstung – achten Sie hier darauf, dass diese nicht so dick gefüttert sind, dass Sie kein Gefühl mehr haben. Weil Schneeschuhwanderer Stöcke mittragen, sollten die Handschuhe einen guten und gefühlvollen Griff am Stock ermöglichen. Auch das An- und Ausziehen der Schneeschuhe ist idealerweise mit den Handschuhen möglich. Hochwertige Winterbekleidung zum fairen Preis finden Sie bei Bergfreunde.de.
Auch wenn Ihnen Stöcke am Anfang lästig vorkommen – verzichten Sie nicht darauf. Vor allem bergauf geht es ohne das Abstützen oft gar nicht. Es gibt im Handel spezielle Winterwanderstöcke, aber das ist nicht unbedingt erforderlich – wer schon Schistöcke im Keller hat, kann auch diese verwenden. Auch normale Wanderstöcke tun ihren Zweck – bei vielen Modellen lässt sich die Spitze austauschen und/oder mit einem Teller gegen Schnee bestücken. Das ist vor allem im Tiefschnee hilfreich. Langlaufstöcke sind zum Schneeschuhwandern zu lang.
Undbedingt mit ins Gepäck sollten eine Sonnenbrille und/oder Sonnenschutz. Die UV-Strahlung ist in der Höhenluft, bei Sonne und Schnee um ein Vielfaches höher als im Tal. Trotz niedriger Temperaturen holt man sich hier rasch einen Sonnenbrand.
Schneeschuhwandern als Trendsport
Entwickelt wurden Schneeschuhe aus ganz pragmatischen Zwecken: Für die Jagd, für ein „auch im Schnee von A nach B kommen“, und auch für das Überqueren von Mooren. Heute ist Schneeschuhwandern ein Trendsport geworden. Als Alternative zum Schifahren bietet es einige Vorteile:
- Sie sind als Schneeschuhwanderer nicht an präparierte Pisten oder Loipen gebunden.
- Sie zahlen keine teure Tages-Liftkarte.
- Die Anschaffungskosten für die Ausrüstung sind vergleichsweise gering.
- Schneeschuhlaufen erfordert fast keine Vorkenntnisse und ist schnell gelernt.
- Schneeschulaufen ist auch bei wenig Schnee (ab 40 cm) und bei jeder Schneeart möglich – die Abhängigkeit von äußeren Bedingungen ist geringer.
- Auf schneelosen Wegstücken können die Schneeschuhe einfach ausgezogen und unkompliziert ein Stück weit getragen werden. Im normalen Schuh läuft es sich dann trotzdem bequem.
- Schneeschulaufen ist von der Ebene bis ins Hochgebirge möglich – als Ausdauersport lässt es sich von Anfäger- bis Profiniveau betreiben.
Kurzum: Schneeschuhwandern macht Spaß – probieren Sie es auch! Zur Teilnahme an den hier angebotenen geführten Touren brauchen Sie nicht mehr als eine passable Grundkondition und ein wenig Selbstironie – letztere brauchen Sie spätestens dann, wenn ihr Begleiter ein Spötter ist.