Wie unterscheiden sich Schlitten und Rodel, und womit lässt es sich am schnellsten, bequemsten oder elegantesten den Berg hinuntersausen? Wir haben Schlitten, Rodel und Bobs für Sie ausgesucht.
Ich komme aus den Alpen, aus einer Gegend, in der „die Rodel“ weiblich ist und es obendrein ausreichend Schnee zum Rodeln gab. Der Rodelhang begann am Ende unseres Gartens – wir mussten ihn vor der ersten Fahrt nicht mal hochlaufen, sondern konnten uns einfach den Hügel hinunterstürzen.
Das Tempo – möglichst halsbrecherisch, denn wer Kopf und Kragen riskierte, die größten „Hubbel“ in der Piste mitnahm, und wen der Schwung dann am Ende noch am weitesten in den flachen Acker am Fuß des Hügels trug, der konnte sich des Respekts der anderen Kinder sicher sein. Ich glaube nicht, dass ich jemals gewonnen habe. Dafür habe ich mir auch nie etwas gebrochen.
Das waren schöne Stunden, auch wenn die Wollhandschuhe steif gefroren und die Füße nass waren. Heute besitze ich nicht mal mehr eine Rodel, und die Alpen sind weit weg. Dafür ist der Schwarzwald vor der Haustüre, und nachdem der letzte Winter seinen Namen verdient hatte, erwäge ich den Kauf einer neuen Rodel. Pardon: Eines neuen Rodels, denn hier ist „der Rodel“ männlich. Vielleicht kaufe ich auch einen Schlitten, das ist grammatikalisch einfacher und kommt sich auf das selbe raus. Oder doch nicht?
Was ist der Unterschied zwischen einem Rodel und einem Schlitten?
Laut Duden ist „Rodel“ ein Synonym für „Schlitten“, das hauptsächlich im süddeutschen Raum, in Österreich und der Schweiz verwendet wird. Dem Duden zum Trotz gibt es zwischen Rodel und Schlitten aber einige bauliche Unterschiede, die sich auch auf die Fahreigenschaften erheblich auswirken.
Der Hauptunterschied ist die Konstruktion des Grundgerüsts: Der Schlitten ist durch Verleimung oder Verschraubung starr gebaut, der Rodel hingegen hat ein flexibles Gerüst. Entsprechend sind Rodel mit einem Gurtsitz, nicht mit einem Lattensitz ausgerüstet – dieser würde die Flexibilität des Gerüsts einschränken.
Die Kufen eines Rodels sind in Längsrichtung leicht gebogen (10-25 Grad im hinteren Bereich); die Kufen eines Schlittens liegen auch im hinteren Bereich waagrecht auf. Weil beim Rodel die Kufen nicht starr parallel zueinander stehen, lässt sich der Rodel einfacher lenken – auch ohne bremsenden Fuß im Schnee, einfach über Gewichtsverlagerung oder ein „Verschieben“ der Rodel-Nase durch Zug am Band. Dadurch sind mit einem Rodel deutlich höhere Geschwindigkeiten möglich als mit dem Schlitten.
Ein Rodel ist meistens bequemer zu sitzen, denn durch das flexible Gerüst und den Gurtsitz spürt man auf einem Rodel die Unebenheiten der Piste weniger als auf einem Schlitten. Häufig werden auch Schlitten mit Gurtsitzen angeboten – das sitzt sich bequemer als Holzlatten, aber der Gurtsitz alleine macht aus einem Schlitten noch keinen Rodel.
Bauartbedingt sind Rodel meistens deutlich teurer als Schlitten – wenn Sie einen „echten Rodel“ kaufen möchten, achten Sie auf das Gerüst und die Kufenneigung, und lassen Sie sich nicht von der oft synonym verwendeten Bezeichnung verwirren.