Private Hühnerhalter schätzen die robusten alten Hühnerrassen. Viele davon, zum Beispiel Sundheimer und Altsteirer sind typische Zwiehuhnrassen und verbinden einen guten Fleischansatz mit guter Legeleistung und hübschem Aussehen. Es gibt aber auch Spezialisten. Drei davon im Kurzportrait.
Der Bergische Kräher – ein temperamentvoller Spitzenwecker
Der Bergische Kräher ist ein großes, stattliches Huhn im Sporttyp. Der Körper ist langgestreckt, aufgerichtet und muskulös. Die Grundfarbe ist schwarz-goldbraun gedobbelt. Die Dobbelung bezeichnet eine Federzeichnung, bei der die Mitte einer schwarzen Feder einen kleinen goldbrauenen Fleck auweist. Die Läufe des Huhns sind auffallend lang, grau und unbefiedert.
Der Bergische Kräher ist ein leichtes Zwiehuhn; Hähne wiegen bis dreieinhalb Kilo, Hennen werden bis zu zweieinhalb Kilo schwer und legen etwa hundertdreißig bis maximal hundertneunzig Eier im Jahr.
Bergische Kräher sind temperamentvolle, wachsame und eher scheue Hühner. Sie reagieren schnell auf ungewohnte Situationen, sind flugtüchtig, aktiv und fühlen sich in großen Ausläufen am wohlsten. Der Zaun des Auslaufs sollte mindestens zweieinhalb Meter hoch sein, sonst wird er überflogen. Alternativ eignen sich oben geschlossene Volièren – diese bieten gleichzeitig auch Schutz vor Fressfeinden aus der Luft.
Das Besondere am Bergischen Kräher ist sein Krähruf. Dieser ist zwar nicht lauter, aber bis zu fünfmal so lang wie der anderer Rassen. Das Krähen beginnt mit einem tiefen Laut, wird dann höher und sinkt in der Tonlage deutlich, bevor es in einem langgezogenen, leicht asthmatisch klingenden Krächzen endet. Der Schlusslaut wird durch ein Wiedereinziehen der Luft nach dem eigentlichen Krähruf erreicht. Der Hahn streckt dabei seinen Hals nach unten und läuft oft auch einige Schritte vor. Der Bergische Kräher wird überwiegend zu Ausstellungs- und Sportzwecken (Krähwettbewerbe) gehalten.
Tonaufnahmen von Bergischen Krähern sind auf Youtube zu finden.
Lesetipp: Der Libellius-Ratgeber zur Hühnerhaltung
Der Bergische Kräher gehört zu den ältesten bekannten Hühnerrassen – seine Entstehung liegt so weit zurück, dass es wenig belegbare Angaben dazu gibt. Einer Legende nach soll sich um das Jahr 1190 der Graf von Berg auf dem Rückweg von Barbarossas Kreuzzug in unwegsamen Geländer verirrt haben. Nach drei Tagen führte der langgezogene Krähruf eines Hahns den Grafen zu einem Gehöft. Aus Dankbarkeit soll er den Hahn und einige Hennen gekauft und mit ins Bergische Land gebracht haben.
Heute gilt der Bergische Kräher in seinem Bestand als extrem gefährdet.
Der Westfälische Totleger – ein anspruchsloser Spitzenleger
Der Westfälische Totleger wird in den Farbschlägen gold und silber gezüchtet, wobei der goldfarbene Schlag seltener ist. Kopf-, Hals- und Sattelbefiederung sind beim silbernen Schlag weiß, der Rest des Huhns schwarz-weiß gesprenkelt, die Schwanzfedern sind schwarz. Das Gesicht ist rot, mit kleinen Federchen. Die Kehllappen sind ausgeprägt, der fein geperlte Rosenkamm eher unauffällig. Die Beine sind grau und unbefiedert. Der Westfälische Totleger ist ein leichtes Legehuhn. Hähne wiegen bis zu zweieinhalb Kilo; Hennen werden eineinhalb bis maximal zwei Kilo schwer und legen mindestens zweihundert und bis zu zweihundertfünfzig Eier im Jahr.
Der Westfälische Totleger gehört zu den Sprenkelhühnern und ist eine der ältesten deutschen Landhuhnrassen. Der Urstamm lässt sich vermutlich auf die um 1600 als „Türkisches Huhn“ beschriebenen Rassen zurückführen. Seinen seltsam anmutenden Namen verdankt das Huhn seiner Legeleistung, die schon früh bei durchschnittlich zweihundert Eiern im Jahr lag. Die Besitzer vermuteten, dass sich die Hennen bei dieser Leistung zu Tode legen müssten.
Das Deutsche Lachshuhn – ein zutraulicher Spitzenbraten
Das Deutsche Lachshuhn ist ein stattliches Huhn mit breiter, weit nach vorne reichender Brust.
Die Hennen sind lachsfarben, beim Hahn sind Kopffedern, Hals- und Sattelbehang elfenbeinfarben, Bart, Brust, Bauch, Schenkel und Schwanz sind schwarz. Die Kämme sind rot, die Kehllappen wenig ausgeprägt. Auffallend ist die starke seitliche Gesichtsbefiederung.
Als eine von wenigen Rassen hat das Deutsche Lachshuhn fünf statt vier Zehen. Die Läufe sind an der Außenseite befiedert.
Das Deutsche Lachshuhn ist ein klassisches Masthuhn mit vorzüglichem Fleisch. Hähne erreichen ein Gewicht von bis zu vier Kilo; Hühner stehen dem kaum nach und können bis zu dreieinhalb Kilo wiegen.
Die Legeleistung ist mit etwa hundertsechzig Eiern im Jahr mittel.
Das deutsche Lachshuhn ist ein zutrauliches Huhn mit kaum vorhandener Flugneigung. Es lässt sich leicht handzahm bekommen und benötigt nur einen etwa ein Meter hohen Zaun. Das robuste und wirtschaftliche Huhn eignet sich gut für die Freilandhaltung im eigenen Garten.
Das Lachshuhn wurde aus dem französischen Faverolleshuhn herausgezüchtet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde durch Einkreuzung verschiedener Mastrassen die Zartfleischigkeit gefestigt und die Lachsfarbe erreicht, der das Huhn seinen Namen verdankt.