Grundlagen des Journalismus: Zensur im deutsch­spra­chi­gen Raum

Kirche und Staat versuchten immer wieder, die Pressefrei­heit und das Recht auf freie Meinungs­äuße­rung zu beschneiden. Eine kurze Geschichte der Zensur.

Die Zensur, die staatliche oder kirchliche Kon­trol­le von veröffentlichten oder zur Veröf­fent­li­chung be­stimmter Presse­er­zeug­nis­se, ist schon sehr alt. Älter, als der Beruf des Journalisten. Beson­ders die Kir­che ver­suchte früh, uner­wünsch­te Schriften zu verbieten.

Die kirchliche Zensur und der Index li­bro­rum prohibitorum

Manche Forscher sehen bereits in der Apos­telgeschichte (Apg 19,19: „Und nicht weni­ge, die Zau­berei ge­trieben hatten, brachten ihre Zauberbücher herbei und verbrannten sie vor aller Augen.“) einen Hinweis auf Zensur. Bereits aus dem Jahr 496 dürfte die erste „Schwarze Liste“ verbotener Bücher stammen. Bücher, die auf dieser Liste standen, durften von Katholiken nicht gelesen werden. Ausnahme­re­ge­lun­gen gab es nur für Wissenschaftler, insbesondere für Theologen mit einem klar de­fi­nier­ten Auftrag: Die Argumente der Kirchenfeinde und Ketzer zu kennen.

1475 gab es an der Kölner Universität bereits eine Druckzensur, und rund zehn Jahre später gründete der Erzbischof von Mainz die erste Zensurkommission. 1487 wurde eine erste päpstliche Zensurverordnung erlassen. 1564 führte das Konzil von Trient den „Index librorum prohibitorum“, die Liste der verbotenen Bücher ein. Dieses Verzeichnis verlor seine Gültigkeit erst 1966 im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils. Bis dahin war Katholiken das Lesen verbotener Bücher theoretisch immer noch verboten.

Wann immer es ging wandte die Kirche die Präventivzensur an

Uner­wünscht­e Schriften wurden von der Kirche auf den Index gesetzt.

Für die Zensur griff die Kirche auf zwei Methoden zurück. Wo immer es möglich war, griff die Präventivzensur: „Gefährliche“ Manuskripte wurden bereits vor der Drucklegung beseitigt und gelangten nie an die Öffentlichkeit. So wurde auch der unerwünschte Re­kla­me­effekt, den ein Verbot immer bewirkte, verhindert. Eine solche Präventivzensur war nur durch die Kontrolle der Druckereien und des Buchhandels möglich und funkt­io­nier­te nur in dichter Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen.

War es für die Präventivzensur bereits zu spät, weil das Werk schon erschienen war, so wurde es auf den Index gesetzt. Häufig wurden Bücher verbrannt, ihre Autoren mitunter gleich mit, wenn sie nicht bereit waren, ihre Aussagen zu widerrufen. Bekannt ist hier der Fall Gallileos, der von der Kirche gezwungen wurde, seine Lehre vom helio­zen­tri­schen Weltbild zurückzuziehen.

Die Zensurgrade unter Fürst Metternich

Auch der Staat versuchte immer wieder, die Pressefreiheit zu verhindern. 1819 gelang es Metternich, fast im ganzen Deutschen Bund das rigorose Österreichische Zensur­ver­fahren durchzusetzen. Alle Bücher, Zeitschriften und Zeitungen, die weniger als zwan­zig Druckbogen (circa dreihundert Seiten) umfassten, wurden der Vorzensur unter­wor­fen und dabei bearbeitet, gekürzt und im Sinne des Staates „optimiert“. Die Au­to­ren konn­ten diese Än­derungen entweder akzeptieren, oder ihre Manuskripte zu­rück­ziehen.

Für ausländische Schriften galten besondere Regelungen und unterschiedliche Zen­sur­grade: Die „Admittur“ bezeichnete Schriften, die ohne Einschränkung erlaubt wa­ren. Im „Transeat“ war zwar der Verkauf der Schrift erlaubt, aber es durfte keine Wer­bung dafür gemacht werden. Was unter „Erga schedam“ fiel, durfte nur nach Vor­lage ei­nes Rever­ses (schrift­liche Erklärung) erworben werden, und was der „Damnatur“ unterlag, galt als Schrift, die Staat und/oder Sittlichkeit gefährdete. Solche Schriften durften weder ver­brei­tet noch gekauft werden.

Die staatliche Zensur von Metternich bis heute

Als es um 1830 Bestrebungen gab, die strengen Pressevorschriften zu lockern, war Metternich dagegen. Er forderte stattdessen eine Deutsche Zentral­unter­suchungs­kom­mis­sion. Damit wollte er erreichen, dass alle Länder des Deutschen Bun­des un­ter po­li­zeistaatlicher Kontrolle standen. Metternich setzte sich nicht durch, aber immerhin ge­lang es Österreich, 1833 ein zentrales Spitzelbüro in Mainz einzurichten. Dort sollten Verbindungen zwischen Deutschen und französischen Op­po­sitio­nel­len auf­ge­spürt wer­den.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die Zensur in den europäischen Ländern offiziell aufgehoben. Versuche, die „dritte Macht im Staat“ zu kontrollieren, gab und gibt es aber immer wieder. Besonders zur Zeit des Nationalsozialismus hatte die staatliche Zensur noch einmal großen Einfluss: Die Berichterstattung in Zeitungen und Radio hatte nazi­freundlich und deutschlandtreu zu sein – wer sich nicht daran hielt, landete als Staats­feind oder Verräter in den Arbeitslagern. Auch heute noch wird die Zensur in ei­ni­gen Staa­ten (zum Bei­spiel China) mit allem Nachdruck durchgesetzt.

Tipp: Mehr über die Geschichter der (Literaturzensur) und die Formen der Medienkontrolle in „Literatur und Zensur in der Demokratie: Die Bundesrepublik und die Freiheit der Kunst“ von Matthias N. Lorenz.

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