Basstölpel: Tänzer und Segler an Helgo­lands Klip­pen

Die Hochseeinsel Helgoland ist das einzige deutsche Brut­ge­biet des Basstölpels. Im Frühsommer sind die roten Klip­pen vol­ler Seevögel.

Klar, tanzende Tölpel sind nichts Besonderes. Man sieht sie schließlich in jeder Diskothek. Doch wenn die Basstölpel auf Helgoland ihren Balztanz beginnen, dann ist das eben doch et­was Besonderes.

Basstölpel sind hervorragende Segler

Basstölpel erreichen Spannweiten von bis zu 180 cm. Sie sind hervorragende Segler.

Der Basstölpel ist der einzige Vogel aus der Fa­milie der Tölpel, der in Europa brütet. In Deutsch­land brüten die großen Seevögel nur auf der Hochseeinsel Helgoland und auch das erst seit 1991. In großen Kolonien bauen sie ih­re Nes­ter in den senkrechten, roten Klip­pen­wän­den. Den wenigen Platz müssen sie sich mit Lummen, Möwen und anderen Meeres­vö­geln teilen.

Im Frühjahr sind die Klippen voll, und noch auf dem kleinsten waagrechten Vorsprung wird ein Nest gebaut. Basstölpel sind auf solche Brutgebiete angewiesen: Sie sind hervorragende Segelflieger, aber lausige Läufer. Weil sie zudem nur wenig Flug­mus­ku­la­tur haben, können sie von ebenem Boden nicht starten. Um abzuheben, müs­sen sie An­lauf nehmen – und am besten über eine Klippe springen.

Starts und Landungen sind für die großen Vögel eine schwierige Angelegenheit.

Auch Starts aus dem Wasser sind für die großen Vögel schwierig. Um in die Luft zu kom­men, wenden sie sich gegen den Wind und fliegen mit schweren Flügelschlägen auf. Ist es windstill, haben sie ein Problem. Gelegentlich kommt es vor, dass Basstölpel hilflos im Meer treiben und irgendwann an Land gespült werden.

Bei ihren Landungen wirken Basstölpel oft so, wie es ihr Name nahelegt – ziemlich töl­pelhaft. Und auch ihr watschelnder Gang (Tölpel haben X-Beine) ist nicht sehr ele­gant. In der Luft jedoch sind Basstölpel Meister des Segelflugs, die Luftströmungen ef­fi­zient nutzen. Selbst bei windstillem Wetter erreichen sie Fluggeschwindigkeiten von bis zu fünfundsechzig Stundenkilometer.

Was kann man im Frühjahr auf Helgoland sehen?

Hüpfende Hornochsen.

Trampelnde Tollpatsche.

Tanzende Tölpel.

Kleiner Tipp: Die korrekte Antwort finden Sie im Beitrag auf dieser Seite

Basstölpel tauchen mit hundert Stundenkilometern nach Fischen

Der neun bis elf Zentimeter lange Schnabel des Basstölpels ist ideal zum Fische fangen.

Basstölpel sind Stoßtaucher, die zum Fischfang mit Geschwindigkeiten bis zu ein­hun­dert Stundenkilometern ins Meer eintauchen. Damit sie bei diesem Vorgang nicht stän­dig Wasser in die Nase bekommen, haben sie keine äußeren Nasenlöcher. Da­für ha­ben Basstölpel sekundäre Nasenlöcher, die sie beim Tauchen mit Klappen ver­schlie­ßen können. Basstölpel können auch ihre Ohren fast ganz verschließen.

Um die Wucht des Aufpralls überhaupt unbeschadet zu überleben, sind Basstölpel zwar aerodynamisch, aber auch ausgesprochen stabil gebaut: Ihr Brustbein ist kräftig und lang genug, um wie ein Schutzschild über den inneren Organen zu liegen.

Basstölpel tauchen mit Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h ins Wasser ein. Um diesen Aufprall zu überleben, ist ihr Brustbein verstärkt.

Fängt ein Basstölpel einen Fisch, so tut er das für gewöhnlich von unten. Aus einer Hö­he von bis zu vierzig Metern lässt sich der Vogel ins Wasser fallen, untertaucht die Beu­te und schluckt sie auf dem Weg nach oben. Kleine Fische schluckt der Tölpel, wie es gerade kommt, zur Not auch quer. Normal große Fische (Heringe, Makrelen, Sar­di­nen, etc.) werden grundsätzlich mit dem Kopf voran gefressen. Gelegentlich schwim­men Töl­pel auch auf dem Wasser und suchen mit untergetauchtem Kopf nach Fischen.

Im Mai tanzen auf Helgoland die Basstölpel

Basstölpel nisten in Steilwänden. Die wenige Plätze sind unter Tölpeln, Lummen, Möwen und anderen Seevögeln hart umkämpft.

Im Alter von vier bis fünf Jahren bauen Basstölpel ihr erstes Nest. Oft ist das nur eine Probe für den Ernstfall, denn dieses erste Nest bleibt häufig leer. Vier bis fünf ist auch das Alter, in dem Basstölpel sich verpaaren. Mit lang gestrecktem Hals und nach oben gerichtetem Schnabel signalisieren Weibchen, dass sie noch keinen Partner haben. Für die Männchen ist das das Signal, mit dem typischen Werbungstanz zu beginnen – einer Reihe ritualisierter Verbeugungen und Kopfbewegungen.

Hat sich ein Paar gefunden, bleibt es sich zeitlebens treu. Zum Nistbau bevorzugen Bass­tölpel Felssimse an Steilwänden. Nur wenn wirklich jeder Platz belegt ist, weichen sie auf Hügelkuppen und ähnliches aus. Das Nest selbst wird aus Seetang, Gras, Erde und Treibgut, oft auch Plastikabfall, gebaut. Es hat meist einen Durchmesser von fünfzig bis siebzig Zentimetern und eine Höhe von bis zu dreißig Zentimetern. Das stellt sicher, dass das einzelne Ei, das Basstölpel legen, nicht hinausfällt.

Basstölpelmännchen werben mit ritualisierten Verbeugungen um ihr Weibchen.

Basstölpel brüten in Kolonien, achten aber darauf, dass die einzelnen Nestern mindes­tens so weit auseinander sind, dass sich die Schnäbel zweier brütender Tölpel nicht berühren können. Gute Nistplätze werden eifersüchtig bewacht und heftig ver­tei­digt.

Basstölpel brüten 42 bis 46 Tage lang. Sie wärmen das Ei mit den Füßen, indem sie es von beiden Seiten mit den Schwimmhäuten umfassen. Auf Helgoland lässt sich schön beobachten, was es heißt, so lange in einer Felswand zu hocken, in der nichts vor dem Wetter schützt: Je nach dem, ob die Witterung rau oder freundlich ist, sitzen die Bass­töl­pel mit dem Gesicht zum Meer oder mit dem Schnabel zur Wand.

Junge Tölpel treiben so lange im Meer, bis sie fliegen gelernt haben

Basstölpelpaare bleiben ein Leben lang zusammen.

Sind die jungen Basstölpel geschlüpft, werden sie noch etwa zwölf Wochen von den Eltern gefüttert. Jungtiere werden fast nie allein gelassen – sie sind leichte Beute für Fress­feinde. Auch werden unbeaufsichtigte Küken oft von anderen Koloniebewohnern ge­tö­tet.

Etwa um den 75. Lebenstag herum gibt der Jungvogel die Bindung zu seinen El­tern auf. Er springt aus dem Nest und segelt hinunter aufs Meer.

Zu diesem Zeitpunkt können die Jungvögel noch nicht aus eigener Kraft fliegen. Die Fett­reserven, die sie sich im Nest angefressen haben reichen aber aus, um bis zu drei Wochen ohne Futter zu überleben.

Libellius-Familienplaner „Alles im Blick“.

In diesen zwei bis drei Wochen treiben die Jung­vö­gel auf dem Meer und müssen sowohl das Fischen als auch das Fliegen lernen. Lan­ge Schlecht­wetterperioden kosten viele Jungtiere das Leben. Nur etwa dreißig Prozent der Tiere erreicht die Geschlechtsreife.

Tipp: Mit unserem Familienplaner „Alles im Blick“ behalten Sie die Termine der ganzen Familie mit Adleraugen im Blick. Oder mit Tölpelaugen, denn auch der große Nordsee-Segler ist mit dabei.

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