Bei richtiger Ausführung trägt das Vertikutieren erheblich zu einem guten Rasenwachstum und zur Regeneration des Rasens bei. Was Sie beachten sollten, und mit welchen Geräten Sie den optimalen Pflegeeffekt für Ihren Rasen erzielen.
Im Winter strapazieren Frost, ständige Nässe und das Gewicht des Schnees jeden Rasen. Statt eines sattgrünen Grasteppichs findet mancher Gartenbesitzer im Frühjahr eine filzige, moosige Stoppelwiese vor, auf der mit viel Glück wenigstens ein paar Gänseblümchen wachsen. Besonders ausgeprägt ist das, wenn eine Rasenfläche über längere Zeit hinweg keine oder nur wenig Pflege erfahren hat. Gründliches Vertikutieren entfilzt den Rasen und unterstützt das Wachstum.
Was passiert beim Vertikutieren, und warum ist es sinnvoll?
Der Begriff „vertikutieren“ stammt aus England, der Heimat des perfekten Rasens, und setzt sich aus „vertical“ (= senkrecht) und „cut“ (= schneiden) zusammen. Damit beschreibt der Begriff genau das, was bei der Rasenpflegemaßnahme geschieht: Vertikutierer haben eine horizontale Achse, an der in engem Abstand starre oder drehbare Messer angebracht sind.
Die Messer schneiden einige Millimeter tief in die Grasnarbe. Moos, Rasenfilz und Unkraut werden dadurch gelöst und aus dem Boden herausgezupft. Die Graswurzeln können dadurch besser „atmen“, was ihnen wiederum das üppige und dichte Wachstum erleichtert. Bei motorbetriebenen Vertikutierern lässt der Motor die Messerachse rotieren. Vertikutier-Rechen haben meist feststehende Messer, die Sie mit Muskelkraft über (und in) den Boden treiben.
Wann soll ich meinen Rasen vertikutieren?
Ob Ihr Rasen vertikutiert werden muss, können Sie ganz einfach überprüfen: Ziehen Sie eine Metallharke durch die Grasnarbe und schauen Sie nach, ob Moos oder Mährückstände vom Vorjahr an den Zinken hängen. Zu viel Rasenfilz behindert die Sauerstoffversorgung der Rasenwurzeln und damit das Rasenwachstum. Besonders schattige Rasenflächen und schwere, lehmhaltige Böden, die zu Staunässe neigen, begünstigen das Entstehen von Rasenfilz. Auch starker Unkrautwuchs hemmt den Rasen in seinem Wachstum, und kann mit dem Vertikutieren zumindest teilweise eingedämmt werden.
Im Grunde können Sie Ihren Rasen jederzeit zwischen April und September vertikutieren. In den meisten Fällen ist ein Vertikutieren im Frühjahr aber am sinnvollsten, denn der Rasen braucht nach dem Vertikutieren ein paar Wochen Schonfrist. Direkt vor dem Sommerfest sollten Sie den Rasen daher nicht vertikutieren.
Bei stark verfilztem und über längere Zeit ungepflegtem Rasen kann ein zweiter Vertikutierdurchgang im Herbst hilfreich sein. So wird die Grasnarbe vor dem Winter noch einmal entlüftet, und der Rasen kommt leichter mit Frost und Schnee zurecht.
Düngen, Mähen, Vertikutieren, Lüften – So pflegen Sie Ihren Rasen
Vor dem Vertikutieren empfiehlt es sich, den Rasen zu düngen. Das geschieht am besten dann, wenn das Gras nach dem Winter wieder zu sprießen beginnt. Um den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, müssen Sie nicht täglich die Grashalmhöhe messen: Sobald in Ihrem oder in Nachbars Garten die Narzissen in voller Blüte stehen, wächst auch der Rasen wieder und kann zugeführte Nährstoffe gut verwerten.
Nach dem Düngen wird der Rasen auf Normalhöhe gemäht – also auf eine Länge von ca. vier Zentimetern. Etwa zwei Wochen nach der Düngung bzw. wenn das zweite Rasenmähen ansteht, ist ein guter Zeitpunkt für das Vertikutieren gekommen. Die Gräser sind gut mit Nährstoffen versorgt, und die Grasnarbe erholt sich rasch von den Spuren des Vertikutierens.
Idealerweise vertikutieren Sie den Rasen bei mäßigen Temperaturen (10 – 20 °). Es sollte keine Nachtfröste mehr geben. Wenn es sehr heiß ist, ist in den ersten zwei, drei Wochen nach dem Vertikutieren für eine ausreichende Bewässerung zu sorgen.
Vertikutieren Sie nur trockene Rasenflächen – das Gras sollte weder regennass noch taufeucht sein. Der Boden darf leicht feucht sein – so staubt es beim Vertikutieren etwas weniger. Sehr stark ausgetrockneter Boden lässt sich schwerer vertikutieren: Die Messer dringen dann nicht gut in die Grasnarbe ein.
Einige Vertikutierer haben auch eine Lüfterwalze. Beim Lüften kämmen rotierende Federn den Zwischenraum zwischen den Pflanzen – die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen wird so erleichtert. Sie können Ihren Rasen während der gesamten Sommersaison lüften. Ein Vertikutieren ersetzt das Lüften nicht: Rasenfilz, Moos oder Unkraut werden beim Lüften nicht entfernt.
Richtig vertikutieren
Mähen Sie den Rasen auf der tiefsten Stufe Ihres Rasenmähers – zwei Zentimeter Grashalmlänge sind ideal. Stellen Sie die Vertikutierhöhe richtig ein: Die Messer dürfen die Grasnarbe höchstens zwei bis drei Millimeter tief einritzen.
Gehen Sie mit dem Vertikutierer über die Rasenfläche. Führen Sie das Gerät zügig und bleiben Sie nicht stehen, sonst wird die Grasnarbe an dieser Stelle zu stark beschädigt. Das gilt auch bei Richtungswechseln – wenn Ihr Vertikutierer die Möglichkeit bietet, die Messer vom Boden anzuheben, sollten Sie diese nutzen.
Bei einer gut gepflegten Rasenfläche reicht es, sie nur in einfacher Richtung zu vertikutieren. Wechseln Sie die Richtung beim nächsten Vertikutieren. Bei stark verfilzten Flächen sollten Sie im Schachbrettmuster vertikutieren – einmal in Längs- und einmal in Querrichtung.
Harken Sie den gelockerten Rasenfilz so gründlich wie möglich von der Rasenfläche ab. Wenn Ihr Vertikutierer nur Moos ohne Unkraut aus dem Rasen zupft, haben Sie mit diesem Moos ein hervorragendes natürliches Mulchmatertial für den Nutzgarten. Auch als Zusatz zu Blumenerde ist Rasenmoss bestens geeignet.
Säen Sie kahle Stellen direkt nach dem Vertikutieren mit frischen Rasensamen ein und bewässern Sie die Stellen ausreichend. Da beim Vertikutieren auch lose verwurzelte Gräser ausgerissen werden, sollten frisch angelegte Rasenflächen in den ersten ein bis zwei Jahren nach der Saat nicht vertikutiert werden. Das gilt auch für größere „Flickstellen“ – im schlimmsten Fall reißen Sie den Rasen an den immer gleichen Stellen auf.
Welcher Vertikutierer ist der richtige für mich?
Hand-Vertikutierer: Diese sind nur für sehr kleine oder schwer zugängliche Flächen geeignet, denn es kostet einiges an Kraft und Ausdauer, den Rasen damit zu entlüften und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die Handhabung an sich ist einfach: Gerät auf den Boden stellen, zu sich her ziehen, von sich wegschieben. Schwieriger ist es, damit gleichmäßig viel Druck auf den Boden auszuüben. Der Vorteil von Hand-Vertikutierern: Sie sind günstig, nehmen im Geräteschuppen wenig Platz weg, sind umweltschonend und steigern die körperliche Fitness.
Elektro-Vertikutierer: Für mittelgroße Rasenflächen mit wenigen hundert Quadratmetern ist ein Elektro-Vertikutierer völlig ausreichend. Da das Gerät im Gegensatz zum Rasenmäher nur ein bis zwei Mal im Jahr verwendet wird, lässt es sich auch verschmerzen, dass man beim Arbeiten auf das Stromkabel aufpassen muss. Einzelne Modelle lassen sich auch mit Akku betreiben. Sehr leichte Elektro-Vertikutierer haben mit harten Böden oft Schwierigkeiten: Die Messer dringen nicht tief genug in die Grasnarbe ein, und das Gerät „hopst“. Das Problem lässt sich beheben, indem Sie den Vertikutierer mit einem kleinen Sandsack beschweren.
Benzin-Vertikutierer: Diese sind für die Pflege großer Rasenflächen die erste Wahl. Sie müssen nicht auf ein langes Stromkabel achten, und die Geräte sind für gewöhnlich schwer genug, um auch in trockene, schwere Böden einzudringen. Die Motoren sind meist deutlich leistungsfähiger als bei Elektrogeräten, dafür brauchen Benzin-Vertikutierer etwas mehr Pflege. Sie sind außerdem meist deutlich teurer als die Elektro-Varianten.
Leih-Geräte: Wer nur alle paar Jahre seinen Rasen vertikutiert, für den kann das Leihen eines Geräts im Baumarkt oder im Gerätehandel die günstigere Alternative sein. Die Vorteile: Das Gerät nimmt übers Jahr im Geräteschuppen keinen Platz weg, Sie müssen sich nicht um die Wartung kümmern, und oft bekommen Sie gute (und teure) Markengeräte zur Verfügung gestellt. Der Nachteil: Da die Vertikutiersaison recht kurz ist, sind die Geräte oft schwer zu bekommen. Wenn Sie Ihren Rasen häufig vertikutieren, lohnt sich aus Kostengründen oft ein Kauf – oder eine gute Kooperation mit den Nachbarn.