Thriller­autor Sebastian Fitzek: Schrei­ben gegen die Angst

Im Gespräch: Best­seller­autor Sebastian Fitzek über Alb­träume, die Frage nach der Inspi­ration und die Frage, die ihm leider noch keiner ge­stellt hat.

Sebastian Fitzek
Sebastian Fitzek wälzt seine Ängste auf den Leser ab …

Mit seinem sechsten Roman „Der Augen­samm­ler“ hat sich Deutschlands Thriller-Star Sebas­­­ti­an Fitzek erneut an die Spitze der Ama­zon-Bestseller-Liste ge­schrie­ben. In gewohnter Ma­nier führt der Berliner seine Fans auf dunklen Pfa­den durch die Abgründe der menschlichen Psy­che. Gekonnt zerrt er so lange am Nerven­kos­tüm des Lesers, bis selbiges nur noch ein faden­scheini­ges Gebilde ist, bis das feine Ge­spinst des Normalen zerreißt und der Wahn­sinn durchschimmert.

Nichts ist in seinen Bü­chern, wie es auf den ersten Blick scheint, und wer zu viel Fitzek liest, läuft Gefahr, ein klit­ze­klei­nes Bisschen paranoid zu werden. Se­bas­tian Fitzek selbst hingegen schreibt sich mit seinen Thrillern gesund. Dreizehn Fragen an den Bestellerautor.

Herr Fitzek, welche Frage wird Ihnen von Lesern denn am häufigsten gestellt, und wie beantworten Sie diese für gewöhnlich?

Die meistgestellte Frage ist sicherlich, wie ich auf meine Ideen komme. Meist muss ich ehrlich zugeben, dass ich das selbst nicht weiß. Ich versuche es dann an einem Bei­spiel zu erklären und beschreibe die konkrete Situation, die mich zu der Grundidee meines Romans inspirierte.

Reizt es Sie mitunter, nichts „ehrlich zuzugeben“, sondern jedes Mal anders oder auch mal völlig absurd zu antworten?

(Lacht) Natürlich!

Welche Frage würden Sie gerne beantworten, wenn sie nur endlich jemand stellen würde?

„Herr Fitzek, wie fühlt man sich auf Platz eins der New-York-Times-Bestsellerliste?“ Das hat bisher keiner gefragt, weil es leider noch nicht eingetroffen ist.

Und welche Frage sollte man Ihnen besser nicht stellen, will man nicht riskieren, dass Sie übellaunig oder aufgebracht reagieren?

Ehrlich gesagt will ich da der Phantasie keine Grenzen setzen. Ich bin eigentlich immer gut gelaunt, wenn ich auf Leser treffe. Eine Frage, die mich ärgert, wäre vielleicht sogar mal eine interessante Abwechslung. Kann ich mir aber kaum vorstellen.

Vielleicht haben Sie ja einen Tipp, wie man Sie provozieren kann. Welche drei Dinge machen Sie wütend?

Ignorante Menschen, die gute Ideen blockieren. Profitgierige Menschen, die ohne Folge­schäden zu berücksichtigen, neue Technologien ausprobieren. Jegliche Form der Tier­quälerei.

Und welche drei Dinge machen Ihnen Freude?

Ein gutes Gespräch mit meinen besten Freunden, eine liebe Mail eines Lesers und das Ultraschallbild meines ungeborenen Babys.

Was muss man tun, um eine Figur in einem Ihrer Bücher zu werden, bzw. was müssen Ihre Freunde tun, um nicht in Ihren Romanen aufzutauchen?

Da ich es grundsätzlich vermeide, Irgendjemanden, der sich beschweren oder mich gar verklagen könnte, nur weil er sich in meinen Büchern wiederentdeckt, irgendwo auf­tau­chen zu lassen, müsste es eine irreale Person sein, die sich in meinen Kopf schleicht.

Wie ist es umgekehrt – gibt es eine Buchfigur, die Sie gerne kennenlernen würden?

Viktor Larenz aus „Die Therapie“ würde ich gerne mal treffen. Dann müsste er mir die schönen Ecken auf Parkum zeigen.

Was reizt Sie am Thriller?

Dass ich beim Schreiben meine dunkle Seele ausleben und die grausamen Albträume aus meinem Kopf bekommen kann, ohne einem Psychotherapeuten dafür viel Geld zahlen zu müssen. Schreiben ist vermutlich wirklich so etwas wie eine Selbsttherapie für mich, bei der ich Ängste und Sorgen auf den Leser abwälze, um danach völlig aus­geglichen durchs Leben gehen zu können.

Ist Schreiben für Sie auch eine Möglichkeit, sich zu verstecken?

Nein. Eher eine Möglichkeit, mich auszutoben.

Angst spielt in Ihren Büchern eine große Rolle – welche spielt sie in Ihrem Leben?

Ich habe viele Ängste, zum Beispiel die Urangst, während einer Operation nur meine Sprache, nicht aber mein Schmerzempfinden verloren zu haben. Eigentlich habe ich vor all jenen Dingen Angst, die ich in meinen Büchern beschreibe, und versuche, sie durch das Schreiben wieder loszuwerden.

Wie viel von Ihren Romanen ist autobiographisch?

Da mein Unterbewusstsein immer als heimlicher Co-Autor mitschreibt, schwingt etwas von mir wohl in jeder Zeile mit. In Prozenten lässt sich das aber nicht ausdrücken.

Auffallend häufig kommen in Ihren Büchern Kinder zu Schaden. Wie kommt denn das?

Ehrlich gesagt kommen Kinder eher selten zu Schaden, spielen aber oft eine zentrale Rolle. Ich bin der Meinung, alle großen Geschichten sind Familiengeschichten. In der Familie spielen sich die größten Dramen, Tragödien und Thriller ab, die man sich vorstellen kann. Und das Wichtigste innerhalb einer Familie ist nun mal das Kind.

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