Musik aus der Schachtel: Spieldosen und Spieluhren

Spieluhren waren die ersten, rein mechanisch spielenden Instrumente. Sie werteten Taschenuhren, Schnupftabakdosen und Schmuckkästchen der feinen Gesellschaft auf. Heute sind sie für jeden erschwinglich und hängen zur Beruhigung über Babybetten.

Anfang der Achtziger schenkte mir meine Oma eine etwa zigartettenschachtelgroße, rosarote Pappbox mit einer kleinen Kurbel an der Seite. Drehte man die Kurbel, erklang eine etwas piepsige Melodie. Die Melodie blieb immer die selbe und wiederholte sich nach kurzer Zeit. Takt und Rhythmus hingegen veränderten sich mit der Drehgeschwindigkeit.

Das Prinzip der klingenden Tonzunge

Das einfache „Instrument“ faszinierte mich, und ich drehte die Kurbel so oft und so schnell, dass selbst meinen ausgesprochen unmusikalischen Ohren irgendwann auffiel: Da fehlen plötzlich Töne. Ein unerklärliches Phänomen, das mir einen Vorwand lieferte, das zu tun, was ich schon von Beginn an hatte tun wollen: Ich zerlegte die magische Schachtel.

Das Geheimnis in der Schachtel: Einfaches Walzenspielwerk mit Drehkurbe. Foto: Angelika Hleftschar

Im Inneren fand ich einen Kamm und eine Walze, beides aus Metall. Auf der Walze befanden sich in asymmetrischen Abständen kleine Zähnchen. Beim Drehen der Kurbel (das ging auch ohne Schachtel), drehte sich auch die Walze, und die „Zinken“ des Kamms wurden von den „Zähnen“ der Walze angehoben. Beim Weiterdrehen fiel die Tonzunge (wie der „Zinken“ richtig heißt) in die Ursprungsposition zurück und erzeugte durch die Schwingung einen Ton (der ohne den Resonanzkörper der Schachtel sehr mickrig ausfiel). Der fehlende Ton in der Melodie: Eine abgebrochene Tonzunge, eine Zahnlücke im Tonkamm.

Die Idee der klingenden Metallzungen stammt vom Genfer Uhrmachermeister Antoine Favre. Von Stimmgabeln inspiriert baute er 1796 das erste derartige Klangwerk in eine Taschenuhr ein – daher auch der Name „Spieluhr“, selbst wenn das mechanische Instrument nicht mit einer Uhr gekoppelt ist.

Die Tonzungen mussten damals noch einzeln angefertigt, gestimmt und dann auf dem Zungenbalken montiert werden. Eine eher mühselige Arbeit, für die gute Augen und eine ruhige Hand erforderlich waren, denn die Kurbelspielwerke fielen schon damals so klein aus, dass sie in Tabakdosen und Siegelringen Platz fanden.

Spieldosen für die Reichen und Schönen in aller Welt

Spieldose als Schmuckkästchen mit tanzendem Pferd. Foto: Angela Pargger

Mit der Entwicklung spezieller Fräsanlagen gelangt es um 1810, Spielkämme aus einem einzigen Stück Stahlblech herzustellen. Das erleichterte die Herstellung der Spieldosen erheblich und verhalf ihnen zu einem wahren Siegeszug. Das Spielwerk wurde bald nicht mehr nur in einfachen Holzkästen eingebaut, sondern in intarsiengeschmückten Schmuckkästchen, in gold- und edelsteinbesetzten Spieluhren oder in Dosen mit tanzenden Ballerinas auf (oder unter) dem Deckel.

Als teure Geschenke fanden Spieldosen Einzug in die Wohnzimmer der Reichen. Die mechanisch erzeugten Melodien spielten in englischen Herrenhäusern und indischen Palästen, in japanischen Pagoden und kanadischen Blockäusern. „Es gibt nur ganz wenige – zivilisierte und unzivilisierte – Gegenden auf der Welt, in welche die Musik von Sainte-Croix noch nicht vorgedrungen ist“, behauptete 1894 ein Spieldosenfabrikant aus dem Schweizer Sainte-Croix, das zu einem Zentrum der Spieldosenherstellung wurde.

Die Faszination der Spieldose mag auch daher gekommen sein, dass sie etwas gänzlich Neues war. Schon davor hatten Erfinder und Tüftler bestehende Instrumente wie Glockenspiel oder Orgel mechanisiert und automatisiert. Favre hingegen hatte ein ganz neues Instrument gebaut, das ausschließlich mechanisch spielte. Mit einem zweiten Spielkamm oder dem Einbau winziger Glockenwerke erreichten manche Spieldosen eine beachtliche Klangfülle.

Begrenztes Repertoire: Spieldosen mit Wechselrollen

Das Musikrepertoire der Spieldosen blieb dabei lange Zeit begrenzt: Meist befanden sich höchstens vier bis sechs Musikstücke auf einer Walze. Wer sich an einem Stück sattgehört hatte, musste eben eine neue Dose kaufen.

Der bunte Elefant spielt „Let it be“ von den Beatles. Foto: Angela Pargger

Das änderte sich erst, als gegen 1850 die ersten Spieldosen mit auswechselbaren Rollen in den Handel kamen. Revolver-Spieldosen, die wie in einem Patronenlager gleich mehrere Walzen eingebaut hatten, spielten bis zu sechs mal sechs Musikstücke in Folge.

Gegen 1886 bekamen die Walzenspieldosen Konkurrenz. Paul Lochmann erfand in Leipzig die Plattenspieldose, die gleich zwei Vorteile mitbrachte: Geringere Herstellungskosten und auswechselbare Platten. Die für jedermann erschwinglichen Plattenspieldosen wurden zu Hunderttausenden hergestellt. Auch wenn Schweizer Spieluhren in Sachen Qualität unübertroffen blieben, entwickelte sich das Deutsche Kaisserreich zum bedeutendsten europäischen Exportland für mechanische Musikinstrumente.

Die einfachen Kurbeldrehwerke, die mich als Kind so fasziniert haben, finden sich heute noch in billigen Spieldosen aus dem Souvenir- oder Spielzeugladen. Weit häufiger sind eben so einfach konstruierte Federwerke, die mit einer Schnur (oder einem Schlüssel) aufgezogen werden. Sobald die Feder ausreichend aufgezogen ist, fängt das Stück an zu spielen. Verliert die Feder an Spannung, wird die Musik langsamer und bricht oft mitten im Stück ab.

Spieluhren für Babys – oftmals viel zu laut

Spieluhr für Babys: Am Schwanz gezogen, spielt das Schaf eine beruhigende Melodie. Achten Sie beim Kauf auf die Lautstärke. Foto: Angela Pargger

Solche Federspielwerke sind typisch für Baby-Spieluhren aus Stoff. Übers Gitterbett gehängt sollen diese Spieluhren Babys beruhigen und ihnen beim Einschlafen helfen. Das funktioniert übrigens schon vor der Geburt: Bereits ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat nehmen Ungeborene Außengeräusche wahr und reagieren darauf. Beruhigende Spieluhrmelodien, auf dem Bauch der Mutter abgespielt, verankern sich schon vor der Geburt im Gehirn und können nach der Geburt als beruhigend erinnert werden.

Wählen Sie für Ihr Baby eine Spieluhr mit einer harmonischen und ruhigen Melodie, auch bei klassischen Stücken. Mozarts „kleine Nachtmusik“ eignet sich zur Beruhigung besser als Ravels „Bolero“ mit seiner sich aufbauenden Dynamik. Achten Sie beim Kauf von Spieluhren vor allem auch auf die Lautstärke: Viele im Handel erhältliche Spieluhren überschreiten eine Lautstärke von achtzig Dezibel und sind damit viel zu laut für Babyohren.

Das gilt mitunter auch für DIN-geprüfte Spieluhren, denn die Norm besagt nur, dass die Spieluhr in einem Abstand von einem halben Meter nicht zu laut für das Baby ist. Liegt die Spieluhr im Bett, direkt neben dem Babyohr, kann sie im schlimmsten Fall bleibende Hörschäden anrichten. Halten Sie sich die Spieluhr vor dem Kauf ans eigene Ohr und hängen Sie sie besser außer Reichweite des Babys auf – das garantiert auch, dass es sich an der Aufziehkordel nicht verletzen oder erdrosseln kann.

 

Klassische Spieluhren

Pferde Karussel mit Spieluhr

Pferde Karussel mit Spieluhr
Zum Ange­bot*

Spieluhr mit tanzenden Holzfröschen

Spieluhr mit tanzenden Holzfröschen
Zum Ange­bot*

Mechanische Astronomie Spieluhr

Mechanische Astronomie Spieluhr
Zum Ange­bot*

Holz Karussell mit Spieluhr

Holz Karussell mit Spieluhr
Zum Ange­bot*

Spieluhr Bauernhof

Spieluhr Bauernhof
Zum Ange­bot*

WJYIKEE Spieldose Handgemalte Musikfigur

WJYIKEE Spieldose Handgemalte Musikfigur
Zum Ange­bot*

Bolz Musikdrehdose Bauernhof

Bolz Musikdrehdose Bauernhof
Zum Ange­bot*
Schöne Schmuckkästchen mit Spieluhren

Trousselier - Sophie Die Giraffe - Musikschmuckdose

Trousselier - Sophie Die Giraffe - Musikschmuckdose
Zum Ange­bot*

HooAMI Schmuckkästchen mit Drehender Ballerina

HooAMI Schmuckkästchen mit Drehender Ballerina
Zum Ange­bot*

Trousselier - Ballerina - Musikschmuckdos

Trousselier - Ballerina - Musikschmuckdos
Zum Ange­bot*

Uotyle Ballerina Spieluhr und Schmuckschatulle

Uotyle Ballerina Spieluhr und Schmuckschatulle
Zum Ange­bot*

Schmuckkästchen Félicie, Ballerina

Schmuckkästchen Félicie, Ballerina
Zum Ange­bot*

Schmuckkästchen mit Pferde-Spieluhr

Schmuckkästchen mit Pferde-Spieluhr
Zum Ange­bot*

Spieluhr Drache

Spieluhr Drache
Zum Ange­bot*

Spieluhr Stern

Spieluhr Stern
Zum Ange­bot*

Spieluhr Giraffe

Spieluhr Giraffe
Zum Ange­bot*

Fledermaus mit Spieluhr

Fledermaus mit Spieluhr
Die süße Fledermaus aus weichen, dezent blauen und flauschigen Materialien ist ein Freund zum Knuddeln und Träumen. Das beliebte Einschlaflied "Brahms Wiegenlied" erklingt nach Aufziehen des Spielwerks.
Zum Ange­bot*
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner