Berühmte Pfer­de: Hel­den­ros­se, Fabel­pfer­de und gött­liche Hengste

Amtsschimmel ist nicht der Höhepunkt der „pferdigen“ Karriereleiter: Manches Pferd wurde Senator, Stadtgründer oder Gott.

Bayard war ein Wunderpferd. Der Hengst war schön, wild und verfügte über magische Kräfte: Er konnte sich bei Bedarf in die Länge strecken, so dass nicht nur sein Besitzer auf seinem Rücken Platz fand, sondern auch dessen drei Brüder. Selbst mit vier Reitern war das riesige Ross noch immer schneller als jedes andere – und oft genug hatte Bayard die Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen.

Bayard und die Haimonskinder: Ein Pferd wird zum Helden

Das herrliche Tier gehörte Renaud (auch Reinhold), dem ältesten Sohn des Herzogs Haimon (auch Ay­mon), eines Vasallen Karls des Großen. In einem langen Kampf bändigte Renaud das ungestüme Tier und erwarb sich mit diesem Sieg die Liebe und Ergebenheit des Pferdes.

Die Rosse des Neptun in Florenz.

Der König selbst soll Renaud den Hengst geschenkt haben – nicht ahnend, dass er diese Entscheidung bitter bedauern würde. Denn Renaud erschlug den Neffen Karls, und einzig der unermüdliche Bayard ermöglichte ihm und seinen drei Brüdern die Flucht.

Die vier „Haimonskinder“ widersetzen sich Karls Herrschergewalt immer wieder aufs Neue – und immer wieder war es Bayard, der die Unterlegenheit und das mangelnde Kriegsgeschick der Brüder ausglich, den Haimonskindern die Flucht ermöglichte oder sie gar zum Sieg trug.

Schließlich gelang Karl dem Großen immerhin ein Teilsieg: Er nahm den Vater der Haimonskinder gefangen und setzte Renaud und seine Brüder unter Druck: Ihr Vater sollte nur freigelassen werden, wenn Bayard getötet wurde.

Incitatus war das Lieblingspferd des größenwahnsinnigen römischen Kaisers Caligula. Er verwöhnte das Rennpferd nach Strich und Faden. Welche Aussage ist falsch?

Caligula ließ im Senat eine Box aus Ebenholz für Incitatus bauen. Mit einer goldenen Klingel konnte das Pferd sich während der Sitzungen Gehör verschaffen und an Abstimmungen teilnehmen.

Damit das Pferd sich mental auf seine Rennen vorbereiten konnte, ließ Caligula am Vortag der Rennen die Straßen rund um den Circus von Soldaten absperren und verordente absolute Ruhe.

Caligula war so angetan von den Leistungen des Rennpferds, dass er ihn zum Konsul erhob und bei Staatsakten "auf das Wohlergehen und Vermögen von Incitatus" schwören ließ.

Kleiner Tipp: Die korrekte Antwort finden Sie im Beitrag auf dieser Seite

Mit einem um­ge­häng­ten Mühlstein wurde Bayard in einen Fluss getrieben. Wider Erwarten etrank das edle Tier nicht, sondern befreite sich und schwamm ans Ufer.

Als Bayard zum zweiten Mal in den Fluss getrieben wurde, wollte Renaud nicht mehr hinsehen und wandte sich von seinem treuen Begleiter ab. Aus Kummer über den Verlust von Renauds Zuneigung und Unterstützung ertränkte sich das Pferd daraufhin selbst in den Fluten.

Incitatus und Caligula: Ein Pferd als Konsul

Andere Reiter waren dankbarer und belohnten die Dienste ihrer Pferde besser, allerdings nicht unbedingt sinn­voller, als es Renaud tat. Alexander der Große ließ seinen Hengst Bukephalos in ei­nem prunkvollen Mausoleum bestatten und gründete ihm zu Ehren die Stadt Ale­xan­dreia Bukephalos, das heutige Jhemal in Pakistan.

Der größenwahnsinnige Caligula ehrte sein Lieblingspferd nicht erst nach seinem Tod, sondern schon zu Lebzeiten. Er ließ dem Rennpferd „Incitatus“ einen prächtigen Palast bauen – mit eigenem Gesinde, kostbaren Möbeln und Repräsentationsräumen, in denen das Pferd Gäste empfangen konn­te.

Incitatus trug ein Halsband aus Edelsteinen, einen Sattel aus Purpur und ein Zaumzeug aus Elfenbein. Er besaß eine marmorne Tränke, aus der er aber nur im Alltag trank. Bei Gelagen schlürfte das Rennpferd Wein aus goldenen Pokalen.

Am Vortag der Rennen ließ Caligula die Straßen rund um den Circus durch Soldaten absperren und pochte auf die Einhaltung absoluter Ruhe – alles, damit Incitatus sich ungestört und in optimaler mentaler Verfassung auf seine Rennen vorbereiten konnte.

Die Erfolge des Hengstes beeindruckten Caligula so sehr, dass er das Pferd zum Konsul ernannte und bei Staatsakten „auf das Wohlergehen und das Vermögen von Incitatus“ schwören ließ. Bevor Incitatus einen ständigen Sitz im Senat erhielt und eine po­li­tische Laufbahn einschlagen konnte, wurde sein Herr jedoch ermordet. Was mit dem Pferd passierte, ist nicht bekannt.

Sleipnir und Odin: Ein Pferd trägt einen Gott

Wotan hat auch im Harz vorbeigeschaut. In Thale bei Quedlinburg „erholt sich Sleipnir von den anstrengenden Ritten mit seinem Herrn über die Wolken und die Meere der germanischen Welt“, so die Inschrift an der Statue. Dort wird auch verraten, was Wotan macht: Er trinkt am Rathaus aus dem Brunnen der Weisheit.

Sleipnir, der „Dahingleitende“, war das Reitpferd des nordischen Gottes Odin (Wotan). Seinen Namen erhielt das Pferd, weil es sich an Land, zu Wasser und in der Luft schnell und gleitend fortbewegen konnte.

Weil Sleipnir acht Beine hatte, konnte er nicht nur schnell sondern auch unermüdlich laufen (er wechselte einfach ab). Sleipnir war nicht nur Träger eines Gottes – er war selbst ein Halbgott, Sohn des listigen Gottes Loki, der in Gestalt einer Stute den Hengst des Riesen Hrimthurse entführte.

Sleipnir trug seinen Reiter zuverlässig überall hin, sogar bis in die Unterwelt. Einmal al­lerdings rutschte das Götterpferd aus, als Odin es über die Wüsten der Artkis ritt. Sleip­nir fing sich, indem er seinen Fuß auf Nordisland setzte. Bis heute ist sein Huf­ab­druck, der fälschlicherweise als „Odins Fußabdruck“ bezeichnet wird, dort zu se­hen – in Form der Ásbyrgi-Schlucht.

El Morzillo und Hernando Cortez: Ein Pferd wird zum Gott

Als Hernando Cortez bei seinen Eroberungszügen von Mexiko aus in das Gebiet des heutigen Guatemala kam, waren die dort lebenden Indianer weit mehr von seinem schwarzen Andalusierhengst „El Morzillo“ beeindruckt, als von dem kleinen Spanier oder dem Kreuz der Patres, das sie zum Christentum bekehren sollte. Das Kreuz kannten sie bereits – es war das Symbol ihres eigenen Regengottes. Ein Pferd hatten sie hingegen nie zuvor gesehen.

Weil sich El Morzillo auf dem Marsch verletzt hatte, übergab Cortez ihn den Indianern, damit diese ihn bis zur Rückkehr des Eroberers gesund pflegten. Völlig unerfahren im Umgang mit Pferden ließen die Eingeborenen El Morzillo ihre Verehrung zuteil werden. Sie kamen von weit her, und brachten dem Tier Fleischopfer und Blumengaben. Trotz (oder wegen …) der aufopferunsvollen Pflege starb El Morzillo.

Die Indios errichteten eine überlebensgroße Statue, die das Pferd auf den Hin­ter­läufen sitzend und mit weggestreckten Vorderbeinen darstellte, und machten El Mor­zil­lo zum Wettergott Tziunchan. Ob sie den schwarzen Hengst bereits beim Er­rich­ten der Statue als Gottheit angesehen hatten, oder ob sie die Statue nur errich­te­ten, um Cortez bei seiner Rückkehr (die im übrigen nie stattfand) zu beschwich­ti­gen, ist nicht ganz klar. Überliefert ist aber, dass die Pferdegottstatue 1697 von den Franziskaner­pad­res Orbieta und Ruensalida als heidnisches Götzenbild zer­stört wurde.

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