Friedrich Glauser: Er­schaf­fer des ersten deutsch­sprachi­gen Serien­detektivs

Fremdenlegion, Psychiatrie, Gefängnis: Friedrich Glauser, Namensge­ber des gleich­nami­gen Krimi­prei­ses, führte ein kurzes und tra­gi­sches Leben.

Seit 1987 haben deutsche Krimiautoren die Chance, für ihr Werk mit dem Friedrich-Glau­ser-Preis (oder kurz, dem „Glauser“) ausge­zeich­net zu werden. Bekannte Krimi­grö­ßen wie Ingrid Noll, Horst Eckert und Bernhard Schlink gehörten schon zu den Preis­trä­gern; viel­ver­spre­chende Krimidebuts wie Leonie Swanns Schafskrimi „Glennkill“ und Andrea Maria Schen­kels „Tannöd“ wurden mit dem Glauser ausgezeichnet. Der Friedrich-Glauser-Preis zählt zu den wichtigsten und bekanntesten deut­schen Literaturpreisen – das tragische Leben des Autors, der ihm seinen Namen gab, ist den meisten Bücherfreunden hingegen weit we­ni­ger vertraut.

Rebell und Ausreißer: Friedrich Glausers Kindheit und Jugend

Gefängnis und Psychiatrie: Glauser wurde mehrfach eingesperrt.

Der 1896 in Wien geborene Friedrich Charles Glauser gilt als einer der ersten deutsch­sprachigen Krimiautoren. Die Kriminalromane mit dem gemütlichen Schweizer Ermitt­ler Wachtmeister Studer, die Glauser einem breiteren Publikum bekannt mach­ten, ver­fasste der Autor allerdings erst in den letzten Jahren seines bewegten Lebens. Dieses Leben war geprägt von Morphiumsucht, Krankheiten, Psychiatrie- und Gefängnis­auf­ent­halten sowie mehreren Selbstmordversuchen.

Friedrich Glauser, der im Alter von vier Jahren seine Mutter verlor, wuchs unter der stren­gen und herrischen Aufsicht seines Vaters und seiner Großmutter auf. Früh wi­der­setz­te er sich einer von Tyrannei und Prügeln geprägten Erziehung und floh mit drei­zehn zum ersten Mal aus dem Elternhaus. Der Ausreißer wurde in Pressburg auf­ge­grif­fen und zum ersten Mal inhaftiert. Der enttäuschte Vater steckte ihn daraufhin in ein Er­zie­hungs­heim. 1913 wurde Friedrich Glauser wegen wiederholter Wider­setz­lich­keiten und kleinerer Betrügereien der Schule verwiesen.

Friedrich Glauser als junger Mann: Fremdenlegion, Dadaismus und Mor­phium­sucht

Es folgte ein dreijähriger Aufenthalt am Collège de Genève. Während dieser Zeit wurde Glauser zum ersten Mal als Schriftsteller tätig und verfasste Literaturkritiken für eine Zei­tung. Kurz vor der Matura (Abitur in Österreich und der Schweiz) rezensierte Glauser den Ge­dichtband eines Lehrers – der junge Mann schrieb einen Totalverriss und muss­te daraufhin die Schule verlassen. Seine Matura holte Glauser in Zürich nach.

Dort fand er Anschluss an die Dadaismus-Bewegung. Weil er durch seine Drogen­be­schaf­fungs­kriminalität immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kam, wurde er 1918 von seinem Vater entmündigt und in die Psychiatrie Burghölzli in Zürich ein­ge­wiesen.

Es folgten zwei Jahre Fremdenlegion in Marokko, Arbeiten als Tellerwäscher in Paris und als Kohlekumpel in Belgien. Der angeschlagene Gesundheitszustand Glausers so­wie seine fortschreitende Morphiumsucht führten immer wieder zu Selbstmord­ver­su­chen und Klinikaufenthalten.

Wachtmeister Studer: Späte Berühmtheit und früher Tod

Während all der Zeit schrieb Glauser zahlreiche Briefe, Essays und Erzählungen. 1928 verfasste er mit dem Legionsroman „Gourrama“ sein erstes langes Werk. Dieses brachte ihm zwar viel Anerkennung in Literaturkreisen ein, bis zu einer ersten Ver­öf­fent­lichung als Fortsetzungsroman in einer Zeitschrift dauerte es aber neun Jahre. Die erste Buchauflage erlebte Glauser nicht mehr.

Einen Namen als Autor machte er sich erst mit der Veröffentlichung der Wachtmeister-Studer-Romane. Mit dem behäbigen Schweizer schuf Glauser eine der ersten se­rien­fähigen Detektivgestalten im deutschsprachigen Raum. Glauser selbst sah im Kri­mi­nal­roman eine geeignete Form, die atmosphärische Dichte seiner Erzählungen mit einem Spannungsbogen zu versehen. Fünf Studer-Krimis verfasste Glauser in sei­nen letz­ten Lebensjahren, bevor er am Vorabend seiner geplanten Hochzeit 1938 verstarb.

Lektüretipp: Insgesamt fünf Romane mit dem Seriendetektiv Wachtmeister Studer hat Friedrich Glauser geschrieben: „Wachtmeister Studer“, „Matto regiert“, „Die Fieberkurve“, „Der Chinese“ und „Krock & Co.“ Ein Sammelband der Studer-Romane mit 1232 Seiten erschien 2013 bei Diogenes. ISBN 978-3257068818.

 

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner