Mehr als dreißig Jahre hat „Die Brautprinzessin“ auf dem Buckel, doch die Geschichte einer großen Liebe hat nichts von ihrem Witz und Charme verloren.
Butterblume ist die schönste Frau der Welt. Schade, dass sie reichlich naiv ist. Westley, dem Stallburschen, macht das nichts aus. Es macht ihm auch nichts aus, dass Butterblume ihn nur „Stalljunge“ nennt, ihn beschimpft und piesackt wann immer sie kann. Bis – ja bis …
… eines Tages die Gräfin zu Besuch kommt
Und diese Gräfin, Florins reichste und eleganteste Frau, diese Gräfin wirft ausgerechnet auf den Stalljungen ein Auge. Irgendetwas scheint die Gräfin am Stalljungen zu finden. Was das sein könnte, ist Butterblume vollkommen unklar. Ja, „der Stallbursche hatte Augen wie die See vor dem Sturm, aber wer brauchte schon Augen? Und strohblondes Haar hatte er, gut, wenn man das mochte… Und einigermaßen breite Schultern, aber auch nicht so viel breiter als der Graf. Und sicher, er war muskulös, aber wer würde das nicht sein, wenn er den ganzen Tag schuftete?“
Nach langem Grübeln löst Butterblume das Rätsel. Und stellt zugleich fest, dass sie unsterblich in den Stalljungen verliebt ist. Sie nimmt all ihren Mut zusammen, gesteht Westley ihre Gefühle, und er – ja er ….
… haut ihr ohne ein Wort die Tür vor der Nase zu
Butterblumes Welt bricht zusammen, und sie wird auch nicht wieder heile, als Westley ihr ebenfalls seine Liebe gesteht. Denn der Stalljunge verlässt seine Butterblume, um in der Neuen Welt sein Glück zu machen. Und wird, noch ehe er Florins Küste aus den Augen verloren hat, vom Greuelpiraten Roberts erwischt. Selbiger ist bekannt dafür, dass er niemals Gefangene macht.
Überzeugt von Westleys Tod schwört Butterblume, nie mehr zu lieben. Der Schmerz um den Verlust lässt sie noch schöner werden, und bald spricht sich herum, dass ein wahres Prachtmädel in Florin die Milch austrägt. Butterblumes Ruf dringt bis an den Königshof, bis – ja, bis …
… zum fassförmigen Prinzen Humperdinck, dem leidenschaftlichen Jäger und Thronanwärter
Dieser freit Buterblume mit der vielleicht schönsten Brautwerbung der Literatur. Diese dauert eine knappe halbe Seite, und was ihr an Romantik fehlt, macht sie mit Drohungen wett. Ob Butterblume einwilligt, sei nicht verraten. Verraten sei aber, dass noch eine ganze Menge passiert, und dass es auf ungeheuer witzige Weise passiert. Eine Rolle spielen unter anderem
- ein feiger, sechsfingriger Graf,
- ein dummer, türkischer Riese,
- ein melancholischer, spanischer Fechter,
- ein geheimnisvoller Schwarzer,
- fünf riesige Schimmel,
- ein frustrierter Wunderheiler und
- ein selbstgefälliger Sizilianer.
Wem das noch nicht reicht, der kann sich auf Ringkämpfe, Fechtduelle, Wortgefechte und das Duell der tödlichen Intelligenzquotienten freuen. Es gibt Vergiftungen und Meuchelmorde, wahre Liebe und große Küsse, atemberaubende Verfolgungsjagden und verhängnisvolle Fluchten. Die Klippen des Wahnsinns werden erklommen und der Feuersumpf bezwungen. Und nebenbei, unaufdringlich und zwischen den Zeilen, wird die ein oder andere Lebensweisheit serviert. Sie sind immer noch nicht restlos überzeugt?
Dann sollte noch Campino von den „Toten Hosen“ zu Wort kommen, der es kurz und knapp auf den Punkt brachte: „Die Brautprinzessin von William Goldman – da steht alles drin, was man über Liebe, Leidenschaft, Sehnsucht wissen muss. Wer das Buch nicht mag, ist nichts für mich.“
Info: William Goldman, „Die Brautprinzessin„, Klett-Cotta, verschiedene Ausgaben. Neuauflage 2016, Taschenbuch, 426 Seiten, ISBN 978-3608961409.
Zu empfehlen ist auch die charmante Verfilmung „Die Braut des Prinzen“ mit Peter Falk und Fred Savage.