Martini­gans im Wind­mond: Bauern­regeln und Los­tage für November

In „Nebelung“ wird ein Kind im Tempel vergessen, ein halber Mantel verschenkt und der vergessenen Heiligen gedacht. Ihre Tage verraten, wie das Wetter wird.

Im Windmonat „Nebelung“ November bleibt das Vieh in den Ställen und die Gärten werden win­terfest gemacht. Der Landwirt kommt ein we­nig zur Ruhe, für den Forstwirt beginnt die Zeit der Holzarbeiten. Der erste Schnee fällt, Ne­bel hängt über den Tälern, und die Zeiger­pflan­­zen des phäno­logischen Kalenders ver­ra­ten nur noch eins: Es wird Winter. Das Wetter an den Lostagen verrät, wie dieser wird und was für ein Frühjahr folgt.

Tipp: Bauernregeln und Lostage
Bauernregeln & Lostage Aus der Beobachtung natürlicher Erscheinungen entstanden Bauernregeln und Sprichwörter: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer", "wenn die Esche blüht, gibt es keinen Frost mehr", und "wenn die Bienen ihre Stöcke früh verkitten, kommt bald ein strenger Winter".
Auch wenn manches davon abergläubisch klingen mag, so steckt doch in vielem mehr als ein Funken Wahrheit, denn Bauernregeln entstanden auf der Basis jahrelanger, genauer Natur-beobachtung. Viele dieser Bauernregeln sind an "Lostage" geknüpft – Tage, die erfahrungsgemäß eine stabile Wetterlage bringen.
In unserem Libellius-Magazin finden Sie die wichtigsten Lostage für das ganze Jahr, kurze Biographien der Heiligen, welche den Lostagen ihren Namen geben, und eine Auswahl von Bauernregeln.

1. November, Allerheiligen

Allerheiligenreif macht den Winter stark und steif.

Weil es im christlichen Ein-Gott-Glauben mehr Heilige als Tage im Jahr gibt und es daher un­mög­lich war, jedem von ihnen einen exklu­si­ven Gedenktag zuzugestehen, wird an Al­ler­hei­ligen aller Heiligen gedacht – auch jener Märtyrer und Gläubigen, die in Ver­ges­sen­heit ge­rieten, die noch nicht heilig gesprochen wurden oder um deren Heilig­keit niemand außer Gott weiß.

  • Allerheiligenreif macht den Winter stark und steif.
  • Bringt Allerheiligen einen Winter, so bringt Martini (11. 11.) einen Sommer.
  • Altweibersommer tut nicht lang gut, und steht er auch in der Heiligen Hut.
  • Bringt Allerheiligen Sonnenschein, tritt ein schöner Nachsommer ein.

2. November, Allerseelen

Am Allerseelentag wird der Verstorbenen gedacht. Mit Gebeten und Almosen soll ihnen der Aufenthalt im Fegefeuer erleichtert werden. Nach altem (vorchristlich-heidnischem) Verständnis ist in dieser Zeit des Jahres die Grenze zwischen dem Reich der Toten und dem Reich der Lebenden durchlässig – die Toten können wiederkommen. Vielerorts stellte man ihnen Essen bereit. Die Schwäbischen „Seelen“ – längliche, mit Kümmel bestreute Weizenbrötchen – sollen ihren Namen haben daher, dass sie für die Toten auf die Friedhofsmauer gelegt wurden.

  • Um Allerseelen kalt und klar, macht zur Weihnacht alles starr.
  • Der Allerseelentag will drei Tröpfle Regen ha’n.

4. November, Karl Borromäus

Karl Borromäus, ein bedeutender Vertreter der Gegenreformation, übernahm 1565 freiwillig das als heruntergekommen verschrieene Erzbistum Mailand und machte da­raus eine Vorzeigediözese. Auch Borromäus selbst galt als „Vorzeigebischof“ und Ide­al­typus des christlichen Kirchenfürsten.

  • Wenn’s an Karolus stürmt und schneit, dann lege deinen Pelz bereit, und heiz im Ofen wacker ein – bald zieht die Kälte bei dir ein.

11. November, Martin

St. Martin reitet gern auf weißem Pferd (=Schnee).

Der mildtätige St. Martin, der einem Bettler (der Überlieferung nach Jesus Christus persönlich) seinen halben Mantel schenkte, ist einer der bekanntesten Heiligen des Christentums und einer der ersten, die nicht den Märtyrertod starben. Martin wird meist als Ritter auf einem Schimmel dargestellt. In vielen Gegenden wird sein Gedenktag mit einem Laternenzug gefeiert – das geht auf die Lichterprozession zurück, mit der Mar­tins Leichnam überführt wurde. Für Gänse ist der 11. November hingegen kein Fest­tag – sie werden traditionell als Martinigans verzehrt.

  • Ist der Martin hell, kommt der Winter schnell.
  • Ist um Martin der Baum schon kahl, macht der Winter keine Qual.
  • Wenn die Martinsgänse auf dem Eise geh’n, so muss das Christkind im Schmutze steh’n.
  • Ist die Martinigans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee als Kälte schau’n, ist sie aber weiß, so kommt weniger Schnee als Eis.

15. November, Leopold

Der Heilige Leopold ist der Landespatron von Österreich; in einigen Gemeinden Nie­der­öster­reichs wird sein Gedenktag tradtionell mit einem großen Volksfest und Jahr­markt gefeiert. Das geht auf die Lustbarkeiten zurück, die anlässlich seiner Heilig­spre­chung 1845 im Stift St. Klosterneuburg gegeben wurden.

  • Der Heilige Leopold ist dem Altweibersommer hold.

19. November, Elisabeth

Die thüringische Landgräfin Elisabeth war bekannt für ihr karitatives Engagement, das weit über die Konventionen ihrer Zeit hinausging. Sie wurde bereits vier Jahre nach ihrem Tod 1231 (sie war erst vierundzwanzig) heiliggesprochen. Anlässlich des 750. Jahrestags ihres Todes veranstalteten die Kirchen in der DDR 1981 ihre erste Mas­sen­ver­sammlung.

  • St. Elisabeth zeigt an, was der Winter für ein Mann.

21. November, Mariä Opferung (Mariä Tempelgang)

Wenn die Martinigänse auf dem Eise gehen, muss das Christkind im Schmutze stehen.

Das Fest ist Joachim und Anna, den Eltern der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet, und erinnert daran, dass sie die Mutter Gottes als Kind dem Tempel widmeten.

  • Wenn an Mariä Opferung die Bienen fliegen, werden wir ein Hungerjahr kriegen.
  • Mariä Opferung klar und hell, macht den Winter streng und ohne Fehl.
  • Mariä Opferung hell und rein, bringt einen harten Winter ein.

23. November, Klemens (Clemens)

Als Bischof von Rom war Clemens zweiter oder dritter Nachfolger des Heiligen Petrus und gilt als Verfasser der Clemensbriefe. Um sein Leben ranken sich einige Legenden – so soll er als Kind ein ganzes Jahr lang im Tempel vergessen worden sein (was er unbeschadet überstand). Auch soll er einmal jährlich das Meer geteilt haben, damit die Pilger den Grabtempel erreichen. Obwohl frühe Quellen von einem natürlichen Tod des Heiligen sprechen, wurde ihm später der Märtyrertod zugeschrieben. Er soll mit einem Anker um den Hals im Meer versenkt worden sein.

  • Dem heil’gen Klemens traue nicht, denn selten zeigt er ein mild’ Gesicht.

25. November, Katharina

November-Morgenrot mit langem Regen droht.

Obwohl die Existenz der Heiligen Katharina von Alexandrien nicht belegt ist, gehört sie zu den bekanntesten Heiligen und zu den vierzehn Nothelfern. Als die schöne, intel­li­gen­te und glaubenstarke Jungfrau nach langem Martyrium geköpft wurde, soll aus der Wun­de Milch statt Blut geflossen sein.

  • Wenn kein Schneefall auf Kathrei is’, auf St. Andreas (30. 11.) kommt er g’wiss.
  • Wie das Wetter an Kathrein, wird der nächste Hornung (Februar) sein.
  • Wer eine Gans zum Essen mag, beginn zu mästen am Katharinentag.

26. November, Konrad

St. Konrad war ein hochgeschätzter Bischof im Bistum Konstanz. Seine Heilig­spre­chung verdankt er der Verehrung durch das Volk und Ulrich I., seinem späte­ren Nach­folger im Bischofsamt: Dieser wollte neben den „Römern“ auch einen „Ein­hei­mi­schen“ in den Reihen der Heiligen sehen.

  • Noch niemals stand ein Mühlenrad an Konrad, weil er Wasser hat.
Wenn am Martinstag (11. 11.) die Bäume schon kahl sind, bedeutet das nach Bauernregel ...

... dass die Gänsebraten mager ausfallen.

... dass es früh, viel und lange schneit.

... dass der Winter recht harmlos wird.

Kleiner Tipp: Die korrekte Antwort finden Sie im Beitrag auf dieser Seite

30. November, Andreas

Andreas war der Bruder des Apostels Petrus und selbst ein Jünger Christi. Aegeas, der Statthalter Neros in Patras, ließ Andreas an einem Kreuz mit schrägen Balken – dem „Andreaskreuz“, das heute an Bahnübergängen steht – kreuzigen. Bei Andreas’ Hinrichtung soll Aegeas als Strafe für diese Tat dem Wahnsinn verfallen sein.

  • Andreasschnee tut den Saaten weh.
  • Wenn es an Andreas schneit, der Schnee hundert Tage liegenbleibt.

Hier geht’s weiter zu den Bauernregeln und Lostagen im Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober, und Dezember.

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