Amateur­funk: Kom­mu­ni­kation rund um die Welt

Technik­be­geiste­rung, Kame­rad­schafts­geist und Kommuni­ka­tions­freude ver­binden die Freun­de des Ama­teur­funks.

„DK6SCW“, stellt sich Fritz vor. Nachnamen nennt er keinen, denn die gibt es unter Funk­ama­teuren ohnehin nicht. „Meinen Namen gibt es bestimmt ganz häufig – aber meine Funk­ken­nung gibt es nur ein einziges Mal auf der Welt“, argumentiert er und in seiner Stimme schwingt ein wenig Stolz mit.

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Nur wer die Lage richtig peilt, kann den Peilwettbewerb gewinnen

Macht auch Frauen Spaß: Ama­teur­funk-Peil­wett­bewerb.

Eigentlich hat Fritz gar keine Zeit zum Plaudern, denn er steht mit Kopfhörern, Karte, Kompass und Peilgerät im Wald und steckt mitten in ei­nem Peilwettbewerb. Das ist eine Art Orien­tie­­rungs­­lauf, bei dem es darum geht, fünf ver­steck­te Sender möglichst schnell auf­zu­fin­den. Erschwert wird das dadurch, dass jeder Sen­der abwechselnd nur eine Mi­nute lang sendet. Solche sportlichen Wett­kämpfe wer­den bei Feldtagmeetings aus­ge­tra­gen, doch sie sind nur ein kleiner Teil sol­cher Ver­an­staltungen.

„Es ist eine willkommene Gelegenheit, Freunde zu treffen, mit denen man sonst nur redet“, meint Fritz. Geredet wird auch auf den Meetings viel, doch das ist auch gut so. Immerhin ist „Kommunikation“ für Amateurfunker das zentrale Wort, wenn es um ihr Hobby geht. „Funken ist völkerverbindend“, meint Fritz. „Vorurteilsfrei, unpolitisch und jenseits jeder Religionszugehörigkeit kommen Menschen weltweit miteinander in Kontakt.“

Der HAM-Spirit: Solidarität mit Notl­eidenden ist für Amateur­funker selbst­ver­ständlich

Funker sprechen eine internationale Sprache, geprägt von Codes und Kürzeln, die dem Laien so unverständlich bleiben wie Hieroglyphen, Runen oder Keilschrift. „Philo­sophi­sche Dispute kann man da natürlich nicht führen“, räumt Klaus, ebenfalls ein be­geister­ter Funkamateur, ein. „Der Funkkontakt beschränkt sich auf bestimmte Inhalte. Das schreibt schon das Gesetz vor. Politische und religiöse Themen werden aus­ge­klam­mert.“

Er sieht darin einen großen Vorteil. „Im Funk begegnet man Menschen, die ein ge­mein­sames Interesse verbindet. Staats- und Religionszugehörigkeit spielen keine Rolle. So war etwa während des kalten Krieges ein Russe ebenso willkommen wie ein Ame­ri­kaner – das hatte nichts mit der Solidarisierung mit der Politik einer Gruppe zu tun.“

Solidarisch zeigen sich Funker allerdings untereinander und auch allen Menschen in Not gegenüber. Bei Naturkatastrophen wie dem Lawinenunglück von Galtür sind Tele­fon- und Handynetze oft überlastet. Nicht selten sind es dann Amateurfunker, die eine Funkbrücke aufbauen und die einzige Verbindung zur Außenwelt herstellen. Ka­me­radschaft und Hilfsbereitschaft – im Funkerjargon der „HAM-Spirit“ – sind be­zeich­nend für die Geisteshaltung eines Funkamateurs.

Technisch gesehen sind Amateurfunker keine Amateure

„Amateur“ ist dabei eine irreführende Bezeichnung. Vom technischen Standpunkt sind die Funkamateure alles andere als Amateure. „Wir müssen eine Prüfung ablegen, bevor wir uns so nennen dürfen“, erklärt Thomas. „Im Gegensatz zu CB-Funkern, die Funkgeräte nur kaufen und nutzen dürfen, dürfen Funkamateure Geräte auch selber bauen, bzw. umbauen.“

Experimentierfreude und technisches Interesse müssen Funkamateure mitbringen. Ein wenig Pioniergeist haben sie alle. „Viele technische Entwicklungen, wie zum Beispiel Fernsehen, bauen auf dem Funk auf“, ist Thomas überzeugt. „Die Funker haben viel für die Wissenschaft getan. Mit der weltumspannenden Kommunikation haben sie nicht nur das Telefon vorweggenommen, sondern auch das World wide web.“

Für ihn ist es immer wieder etwas besonders, mit Menschen in der ganzen Welt in Kontakt zu kommen. Manche davon kennt er seit Jahren. „Es gibt da einen Schwaben, der ist vor Jahren nach Australien ausgewandert. Jeden Sonntag Vormittag meldet er sich auf der gleichen Kurzwellenfrequenz. So hält er Kontakte zu früheren Freunden und Kollegen.“

Wenn es zwischen Kosmonauten und Königen funkt

Bequemere Zeitgenossen, denen die Bedienung einer Funkanlage zu kompliziert ist, mögen einräumen, dass das auch per Telefon möglich wäre. „Das Schöne beim Funken ist aber auch, dass es immer wieder Überraschungen bringt. So genau weiß man nie, wen man erreicht“, so Thomas. „Und außerdem – haben Sie schon einmal mit einem Kosmonauten telefoniert, der im All unterwegs ist? Oder mit dem jordanischen König?“ fragt er mit einem Leuchten in den Augen. „Das ist ein ganz besonders Erlebnis.“

Dass Funken ein Hobby mit einer langen Geschichte ist, zeigt sich auch in unserer Sprache. Schließlich hat es bei jedem von uns schon „gefunkt“, wir „funken“ manchmal gern „dazwischen“ und gelegentlich sind wir ganz schön „verpeilt“.

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