Warum Wäsche waschen viel mit Rücksichtnahme zu tun hat, was die Weiberfasnet mit dem Waschen zu tun hat und wie das Bullauge in die Waschmaschine kam.
Wäsche waschen – das geht heute nebenbei. Ein Druck aufs Knöpfchen und es wird nicht nur gewaschen, sondern auch gebleicht, gespült und geschleudert. Kein anstrengendes Wringen mehr, kein Bleichen auf dem kurzen Rasen des Bleichplatzes, und wer einen Wäschetrockner besitzt, muss nicht einmal mehr Wäsche aufhängen.
Dieser selbstverständliche Luxus ist noch nicht lange selbstverständlich: Noch die Nachkriegsgeneration wusch von Hand, mit Stampfer, Kessel und Waschbrett. Und das vermutlich, seit der Mensch auf die Idee kam, sich anzukleiden.
Waschen: Frauensache und Öffentlichkeitsarbeit
Jahrhundertelang wurde schmutzige Wäsche öffentlich gewaschen, am Bach oder an eingefassten Waschplätzen. Erst im 17. Jahrhundert wurde es üblich, in bürgerlichen Häusern Waschküchen anzulegen. Und noch lange war Wäsche waschen ganz offiziell reine Frauensache.
Denn „bekanntlich sind die Männer geschworene Feinde des Waschdunstes und der in seinem Gefolge stehenden Unbequemlichkeit“, heißt es im „Ratgeber für Familie und Haushalt“ (1903 bis 1905). Daher sei es wichtig, dass die Hausfrau Rücksicht nehme und „das Kochen und das unmittelbar darauffolgende Nachwaschen der Wäsche zu einer Zeit geschieht, wo der Mann außer Haus ist.“
Wer es sich leisten konnte, brachte seine Wäsche zu Wäscherinnen oder ließ sie von Hausmädchen erledigen. Am Waschtag nicht helfen zu müssen, war eine der ersten Bedingungen, die das Dienstpersonal im 19. Jahrhundert stellte. Die harte, wenig angesehene und schlecht bezahlte Arbeit trieb auch die Wäscherinnen auf die Barrikaden: Beim Sturm auf die Bastille waren sie in den vordersten Reihen dabei.
Eine gemäßigtere Form der Revolution wählten die Beueler Wäscherinnen (bei Bonn). 1824 entschieden sie, die Männerherrschaft zumindest an einem Tag des Karnevals zu brechen, und erfanden die „Weiberfasnacht“ (immer am Donnerstag vor Aschermittwoch), an der die Arbeit in den Wäschereien ruhte.
Waschmaschinen revolutionierten den Alltag
Schon vor rund zweihundertfünfzig Jahren kam man auf die Idee, das Waschen einer Maschine zu überlassen. Bereits 1767 baute der Regensburger Theologe Jacob Christian Schäffer eine Rührflügelmaschine. Mit Handantrieb, versteht sich. Die Trommelwaschmaschine wurde 1858 entwickelt, 1901 folgte die erste strombetriebene Waschmaschine. Alle wurden sie von Männern erfunden. Um die neue Technik anzupreisen wurde in manchen Großstädten ein Schauwaschen veranstaltet. Von einem solchen Schauwaschen berichten etwa die Innsbrucker Nachrichten vom 6. April 1889.
Die Vorführung der Nevburg’schen Patentwaschmaschine wurde „von einer stets wechselnden Menge Damen auf das Aufmerksamste verfolgt“. Immerhin war das Wunderding imstande, jede Wäsche, sogar „herzlich schwarze“ innerhalb von nur fünf Minuten „in einer Art zu reinigen, wie es mit solcher Schonung der Wäsche und solcher Ersparung an Brennmaterial und Arbeitskraft unter keinen Umständen sonst geschehen ist“. Sehr lobend vermerkt wurde auch, dass das Gerät von „höchst einfacher Konstruktion“ sei und es so auch „ohne jede Schwierigkeit von jedem Dienstboten bedient werden konnte“.
Das Bullauge in der Waschmaschine – ein Zugeständnis an die misstrauische Hausfrau
Die erste vollautomatische Waschmaschine kam in Deutschland 1951 auf den Markt, und bereits Mitte der Fünfzigerjahre kamen findige Geschäftsleute auf die Idee, Waschmaschinen tageweise zu vermieten, denn kaum jemand konnte sich ein eigenes Gerät leisten. Holzbottichwaschmaschinen mit Kohle- oder Holzfeuerung waren damals durchaus noch gebräuchlich. In den Sechzigerjahren wurde die Trommelwaschmaschine mit Zweilaugenverfahren (Trennung in Vor- und Hauptwäsche) entwickelt; etwa jeder zehnte Haushalt verfügte über solch eine Luxusmaschine.
Ganz trauten die Hausfrauen dem ominösen Gerät aber doch nicht. Daraufhin bauten die Hersteller ein Bullauge ein – so blieb die Wäsche unter Beobachtung. Auch das Schleudern der Wäsche (oft in eigener Trommel oder seperater Wäscheschleuder) war problematisch, oft fiel noch in der Nachbarwohnung das Geschirr aus dem Schrank.
Das Aufstellen einer Waschmaschine in der Wohnung musste vom Hauseigner abgesegnet werden und war Teil des Mietvertrags. Die Problematik entschärfte sich erst Mitte der Sechziger, als die Trommeln gefedert aufgehängt wurden. Etwa zur selben Zeit setzten sich Waschmaschinen endgültig durch und ersetzten die mühsame Handwäsche mit ihren vielen Arbeitsgängen.
Waschmuseum und Waschen wie zu Omas Zeiten
Mit seinen rund 2000 Exponaten lädt das Museum der historischen Waschtechnik in Ostbeveren-Brock zu einem Streifzug durch die Geschichte des Waschens ein. Neben Wäschespinnen aus dem 17. Jahrhundert sind dort auch alte Waschmaschinen zu sehen (die älteste aus dem Jahr 1890). Unübersehbares Prunkstück der Sammlung: eine drei Tonnen schwere, handbetriebene und immer noch funktionstüchtige Kasten-Kaltmangel von 1889.
Historische Wasch-, Plätt- und Bügelgeraäte, sowie alte Wäschestücke gibt es in „Omas Waschküche„, dem Wäschereimuseum der Wäscherei Targatz in Berlin.