Cape Cod, die Halbinsel nahe Boston, sieht aus wie der Arm eines Bodybuilders, lockt mit langen Sandstränden, ruhigen Fischerdörfern und schrillem Nachtleben.
Als die Pilgerväter 1620 Plymouth in England verließen und mit der „Mayflower“ in die neue Welt segelten, wollten sie eigentlich nach Nord Virginia. Nach einer zweimonatigen Überfahrt mit heftigen Herbststürmen landeten die englischen Auswanderer stattdessen in der Nähe von Provincetown auf der Halbinsel Cape Cod.
Auf der Karte sieht die Halbinsel südöstlich von Boston aus wie der Arm eines Kraftprotzes; Provincetown liegt genau auf der Faust. Als die Neuankömmlinge merkten, dass der sandige Boden des Capes sie nicht ernähren konnte, setzten sie auf die andere Seite der natürlichen Bucht über und gründeten – wenig originell – Plymouth.
Plymouth: puritanisches Erbe und Nachbau der „Mayflower“
Das Städtchen ist beschaulich; kleine Hafenkneipen laden zum Verweilen ein. Im Hafen selbst liegt ein Nachbau der „Mayflower“, der auch besichtigt werden kann.
Für heutige Verhältnisse wirkt das Schiff winzig; die Vorstellung, mit dieser Nussschale den stürmischen Atlantik zu überqueren, ist wenig vertrauenerweckend und lässt die Leistung der früheren Seefahrer in neuem Licht erscheinen – auch wenn sie sich verfuhren.
Mit dem „Pilgrim National Monument“ haben die Einwohner von Plymouth ihren Vorfahren ein Denkmal gesetzt. Hier ist man stolz auf die Pilgerväter; seinen Stammbaum bis auf sie zurückführen zu können, gilt vielen als Auszeichnung. Das puritanische Erbe ist auch heute noch spürbar: das Städchten wirkt ein bisschen steif, ein bisschen konservativ und auf charmante Weise ein bisschen verklemmt.
Provincetown: schrilles Nachtleben und endlose Strände
Direkt gegenüber der Bucht, ausgerechnet dort, wo die Pilgerväter an Land gingen und einen Meilenstein in der amerikanischen Geschichte setzten, liegt Provincetown. Ab Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich dort etliche Künstler und Schriftsteller nieder; in den 1960ern und 70ern entwickelte sich Provincetown zum Anziehungspunkt für Hippies und Schwule. Um den Schwulentourismus gezielt zu fördern, wurde bereits 1978 die Provincetown Business Guild ins Leben gerufen.
Heute präsentiert sich die Stadt quietschbunt und voller Leben. Tagsüber bevölkern Touristen die Gassen, um in den zahllosen Souvenirläden zu stöbern. Je später der Abend wird, desto bunter wird auch das Publikum: Transvestiten laden zu Shows ein, homosexuelle Pärchen schlendern über die Promenade und Schaulustige freuen sich über halbnackte Männer in Cowboystiefeln.
Doch Provincetown hat auch ruhige und beschauliche Ecken. Dichte Wälder und Preiselbeerfelder im Kern der Halbinsel laden zu Spaziergängen nach „Land’s End“ ein. Hinzu kommen fast fünfhundert Kilometer Sandstrand. Obwohl einige Strandabschnitte mit Motelanlagen und Campingplätzen zugepflastert sind, haben sich auch naturbelassene Bereiche erhalten.
Whale Watching – nicht nur für Tierfreunde ein Erlebnis
Ein unvergessliches Erlebnis sind die Whale-Watching-Touren, die sowohl in Provincetown als auch in Plymouth angeboten werden: Im Sommer sammeln sich im seichten Wasser zwischen Boston und Provincetown die Buckelwale mit ihren Kälbern. Sichtungen sind dann so wahrscheinlich, dass die meisten Anbieter eine Garantie darauf geben. Mehr dazu im Artikel „Whale Watching vor Cape Cod“.