Kaffeevollautomat mit ganzen Bohnen? Filtermaschine, Pads oder Kapseln? Wer eine Kaffeemaschine kauft, muss zwischen verschiedenen Systemen wählen. Nicht nur Geschmack und Preis sind bei der Wahl ausschlaggebend.
Durchschnittlich trinkt jeder Deutsche 149 Liter Kaffee im Jahr. Das sind rund 400 ml täglich – zwei große oder vier kleine oder zehn Espressotassen, jedenfalls eine ganze Menge. Ich schaffe die 400 ml mit einer einzigen Schale, wobei knapp 300 ml auf Milch entfallen. Effektiv bin ich als Kaffeetrinker also unterdurchschnittlich. Die ganze Familie ist unterdurchschnittlich, außerdem trinken wir koffeinfreien Blümchenkaffee, und das ist der Grund, warum wir eine Kaffee-Pad-Maschine haben.
Ideal für große Mengen – Filterkaffee aus der Todesmaschine
Das Vorgängermodell war eine klassische Filterkaffeemaschine. Eine von denen, die sich jeden Morgen sprotzend und keuchend wie ein billiger Komparse in einem noch billigeren Historienfilm zu Tode röchelt, und dann nach einer gefühlten Ewigkeit wider Erwarten doch eine Kanne Kaffee aufgebrüht hat. Eine von denen, bei denen man frühmorgens sehr viel falsch machen kann: Filtertüte vergessen (große Sauerei), Kaffeekanne unterstellen vergessen (noch größere Sauerei), Kaffeepulver vergessen (koffeinfreies, gefiltertes, heißes Wasser), Wasser einfüllen vergessen (tatsächliches Todesröcheln), Einschalten vergessen (angenehme, aber kaffeefreie Stille). Kurzum: Eine Maschine mit Charakter, die man einfach lieb gewinnen muss.
Deswegen haben wir sie auch noch. Sie steht im Schrank und wird bei besonderen Gelegenheiten reaktiviert, zum Beispiel, wenn die Handwerker im Haus sind, und den ganzen Tag eine Menge Kaffee getrunken wird. Oder wenn Besuch kommt und die Schlange vor der Pad-Maschine zu lang wird. Für große Kaffeemengen ist die Filtermaschine den anderen Systemen trotz ihrer Geräuschentwicklung deutlich überlegen.
Der Vorteil der Filtermaschine – das große Fassungsvermögen und die rasche Zubereitung großer Kaffeemengen – ist zugleich auch ihr Nachteil: Filterkaffeemaschinen sind mit Wassertank, Filteraufsatz und Kaffeekanne meist recht groß und nehmen in der Küche einigen Platz weg. Filterkaffee ist zudem günstig: Der Preis für eine Tasse liegt bei durchschnittlich fünf bis zehn Cent.
Aromatisch und ausgewogen – handgebrühter Filterkaffee
Wer ein paar Handgriffe mehr nicht scheut und wer beim Kaffeekochen gerne Smalltalk treibt, dem sei ein Handfilter empfohlen. Der ist geräuschlos und garantiert bei richtigem Einsatz einen ausgewogenen und vollmundigen Kaffee. Beim Aufbrühen von Hand lassen sich neben Kaffeemenge und Mahlgrad auch zwei weitere wichtige Faktoren für guten Filterkaffee kontrollieren: Die Wassertemperatur und die Geschwindigkeit und Gleichmäßigkeit des Aufgießens. Das schafft kaum eine automatische Filterkaffeemaschine.
Verwenden Sie zum händischen Aufbrühen von Filterkaffee kein kochendes Wasser. Die Wassertemperatur hat großen Einfluss darauf, welche Aromastoffe aus der Kaffeebohne gelöst werden. Die Idealtemperatur liegt zwischen 92 und 96 Grad. Ist es heißer, wird der Kaffee bitter. Ist es kälter als 85 Grad, wird der Kaffee fad oder sogar sauer. Die Idealtemperatur erreichen Sie am besten, wenn Sie das Wasser nach dem Aufkochen eine Minute lang stehen lassen oder es direkt in ein anderes (kaltes) Gefäß umfüllen.
Setzen Sie den Papierfilter in den Filtertrichter ein und spülen Sie ihn mit kochendem Wasser durch. Das entfernt den leichten Eigengeschmack des Papiers und wärmt zuglich die Kanne (oder Tasse) vor. Schütten Sie dieses Wasser anschließend weg und füllen Sie den gemahlenen Kaffee in den Papierfilter. Das beste Geschmacksergebnis erzielen Sie mit frisch gemahlenem Kaffee, denn gemahlener Kaffee verliert sein Aroma recht rasch. Wählen Sie einen mittleren Mahlgrad und verwenden Sie ungefähr 65 Gramm Kaffeepulver pro Liter Wasser.
Bedecken Sie das Kaffeepulver vollständig mit Wasser und warten Sie dreißig Sekunden, damit der Kaffee quellen kann. Geben Sie dann in kreisenden Bewegungen langsam Wasser dazu, bis der Filter voll ist. Gießen Sie den Rest des Wassers nur noch mit einem dünnen Strahl in die Mitte, um das Wasserniveau im Filter gleichmäßig zu halten. Nach drei bis vier Minuten sollte der Kaffee fertig durchgelaufen sein. Dauert es deutlich länger oder kürzer, sollte der Mahlgrad des Kaffepulvers entsprechend angepasst werden.
Ein großer Vorteil von Brühfiltern und Filtermaschinen ist auch, dass Sie bei der Wahl des verwendeten Kaffees die volle Freiheit haben – bei Kapsel- und Padmaschinen sind Sie hingegen auf die mitunter recht beschränkte Sortenauswahl des Herstellers festgelegt.
Kaffee-Pad-Maschinen – Filterkaffee auf Knopfdruck
In Kaffee-Pad-Maschinen wird das Brühwasser durch das Pad gepresst. Der Druck ist dabei deutlich geringer als bei Kapselmaschinen. Das wirkt sich auf den Geschmack des Kaffees aus, der an Filterkaffee erinnert und von sensiblen Kaffeegourmets als „allenfalls mittelmäßig“ beschrieben wird. Ich persönlich finde das unfair, aber ich bin kein Espressofreund und mag meinen Kaffee eher mild.
Kurzum: Das ist Geschmackssache. Wenn Sie unsicher sind, dann laden Sie sich vor dem Kauf einer solchen Maschine bei möglichst vielen Freunden zum Kaffeetrinken ein und vergleichen Sie die Ergebnisse unterschiedlicher Kaffeemaschinen – die ein oder andere Pad-Maschine ist bestimmt dabei, auch wenn diese unter den Systemen eher ein Schattendasein fristen.
Die Stärke einer Pad-Maschine liegt in der schnellen Zubereitung einzelner Tassen Kaffee. Das macht Pad-Maschinen vor allem für Single-Haushalte oder Wenig-Kaffee-Trinker interessant. Der Preis für eine Tasse Kaffee ist mit zehn bis fünfzehn Cent etwas höher als bei Kaffee aus „losem“ Kaffeepulver, aber deutlich niedriger als bei Kapselkaffee. Kaffee in Pads verliert sein Aroma schneller als Kapselkaffee – bewahren Sie die Pads so wie gemahlenen Kaffee auf: Luftdicht, kühl und dunkel.
Kaffeepads gibt es mittlerweile in vielen verschiedenen Sorten und Qualitäten – da die Pads meist eine Einheitsgröße haben, sind Sie nicht an einen einzelnen Hersteller gebunden. Das ermöglicht Sparpotenzial und geschmackliche Vielfalt.
Was die Umwelt angeht, produzieren Pads zwar deutlich mehr Müll als loser Kaffee, aber die meisten Pads sind komplett abbaubar und können über den Bio-Müll kompostiert werden. Achten Sie beim Kauf darauf, dass die Pads nicht einzeln in Plastik verpackt sind, sonst führt sich dieser Vorteil ad absurdum.
Verkapselt – George Clooney und exklusiver Kaffee
Kapsel-Kaffeemaschinen arbeiten mit sehr hohen Druck. Der so gebrühte Kaffee hat daher eher Espresso-Charakter und – eine gute Maschine vorausgesetzt – einen exzellenten Geschmack. Diesen Geschmack lassen sich die Hersteller vergolden: Eine Tasse Kapselkaffee kostet zwischen dreißig und fünfundvierzig Cent. Für Vieltrinker sind solche Systeme auf Dauer teuer, dafür können Sie sich als Teil einer Community fühlen, der auch George Clooney angehört. Den gibt es übrigens nicht auf Knopfdruck. Leider.
Dafür aber den coolen Clooney-Stil: Die meisten Kapselmaschinen sind keine einfachen Haushaltsgeräte, sondern Stil-Ikonen im trendigen Design. Auch die bunten Kaffeekapseln, schön aufgereiht in ihren diversen Halterungen, sind in der modernen Küche ein Hingucker.
Zweiter Wermutstropfen neben dem hohen Preis: Die bunten Kapseln sorgen für ein immenses Müllaufkommen – rund viertausend Tonnen jedes Jahr, allein in Deutschland. Besonders Kapseln aus Aluminium sind umwelttechnisch kritisch zu sehen, da auch die Herstellung sehr viel Energie verbraucht. Erste Kapsel-Produzenten versuchen, hier gegenzusteuern – es gibt mittlerweile auch kompostier- und recyclebare Kaffeekapseln. Auch wiederbefüllbare Kapseln stellen eine Alternative dar.
Was die Sortenvielfalt angeht, sind Kapselkaffee-Trinker an die Hersteller gebunden. Da diverse Patente ausgelaufen sind, ist die Konkurrenz und die Vielfalt in den letzten Jahren aber erheblich größer geworden – auch günstige Kapseln passen jetzt in hochwertige oder teure Maschinen.
Voller Geschmack, volle Frische – Kaffeevollautomaten
Kaffeebohnen haben einen herrlichen Geruch. Gemahlener Kaffee noch mehr. Schade, dass dieser Geruch auch bedeutet: Der Kaffee verliert an Aroma. Dieser Vorgang beginnt schon kurz nach dem Rösten. Selbst aromadichte Kaffeeverpackungen können das nicht gänzlich verhindern. Je älter der Kaffee, desto weniger intensiv der Geschmack. Idealerweise verwenden Sie Kaffeebohnen daher innerhalb von sechs bis acht Wochen nach der Röstung.
Besonders drastisch ist der Aromaverlust bei gemahlenem Kaffee: Durch das Zerschlagen der Außenhülle und die Vergrößerung der Oberflächen gehen die Aromastoffe deutlich schneller verloren. Kaffeekenner schwören daher auf frisch gemahlene Bohnen. Wer die Bohnen nicht von Hand mahlen will, ist mit einem Kaffeevollautomaten gut beraten. Das Gerät mahlt die Bohnen für jede Tasse frisch und bereitet das Getränk auf Knopfdruck zu. Der Preis für eine Tasse ist mit Filterkaffee vergleichbar – nur die Anschaffungskosten der Maschine sind deutlich höher.
Für Vieltrinker rentiert sich eine solche Maschine trotzdem: Zusätzlich zum geschmacklich sehr guten Kaffee haben Sie hier den Vorteil des deutlich niedrigeren Preises, des geringen Müllaufkommens und der uneingeschränkten Auswahl bei den Kaffeesorten.