Bergfried, Zwinger und Palas: Was ist was auf einer Burg?

Deutschland ist reich an Schlössern und Burgen. Einige Fachbegriffe begegnen einem dabei immer wieder. Doch was genau bezeichnen diese Begriffe? Eine Auswahl.

Ich liebe die Schwäbische Alb. Wacholderheiden, Flüsse, die sich durch felsige Täler mäandern, endlose Buchenwälder und alle naslang eine Burgruine, die als Ausflugsziel herhalten muss, wenn Besuch kommt. Um dabei kompetent zu klingen, ist es immer gut, mit ein paar Fachbegriffen um sich zu werfen. Noch besser ist, wenn man auch weiß, wovon man dabei redet, sonst wird es schnell mal peinlich (nein, es werden keine Details preisgegeben!)

Burg, Schloss oder Festung: Ist das überhaupt eine Burg?

Schloss Lichtenstein
Schloss Lichtenstein wurde nach dem (sehr romantisierten) Vorbild einer mittelalterlichen Burg gebaut, mit Graben, Vorburg, Zugbrücke, Türmen und Festungswall. Trotz der Befestigungsanlagen wird es als Schloss bezeichnet.

Schloss Lichtenstein sieht aus wie eine Burg, Burg Hohenzollern hingegen wie ein Schloss, da kann man schon mal durcheinander kommen. Das liegt auch daran, dass die Begriffe sich im Laufe der Zeit mehrfach änderten und eine andere Bedeutung bekamen.

Bis ins 13. Jahrhundert wurden Gebäude, die wir heute als Burg bezeichnen, „hûs“ (Haus), „thurn“ (Turm) oder „stein“ (Stein) genannt. Ab dem 14. Jahrhundert kamen die Bezeichnungen „veste“ (Feste) oder „vestunge“ (Festung) auf. Im 16. Jahrhundert wurden solche Bauten dann auch als „schlos“ (Schloss) bezeichnet.

In Quellen des 16. Jahrhunderts wurden die Begriffe „Burg“ und „Schloss“ noch synonym verwendet. Eine Differenzierung fand erst im Lauf des 19. Jahrhunderts statt. Heute wird mit „Burg“ in der Architekturgeschichte ein bewohnter Wehrbau bezeichnet. „Schloss“ wird für unbefestigte, repräsentative (Adels)wohnsitze verwendet. Der Begriff „Festung“ hingegen bezeichnet einen rein militärisch genutzten Bau ohne besondere Wohnfunktion. Eine allgemein gültige und verbindliche Definition von „Burg“ gibt es aber auch heute nicht.

Gar nicht so friedlich: Der Bergfried

Bergfried Ruine Reußenstein
Der Zugang zum neunzehn Meter hohen Bergfried der Ruine Reußenstein liegt sehr hoch und war nur über einen Wehrgang erreichbar. Solche Hocheingänge waren typisch; sie stellten eine einfache Verteidigung sicher. Weil sie zugleich einen Ausbruch erschwerten, dienten Bergfriede häufig als Gefängnis.

Auffallendstes Bauteil einer Burg sind ihre Türme. Diese dienten entweder als Wohn- oder Verteidigungsanlagen oder verbanden beide Elemente.

Als Bergfried wird im deutschsprachigen Raum der Hauptturm eine Burganlage bezeichnet. Er war nicht als dauerhafter Wohnturm vorgesehen, sondern diente in erstere Linie der Verteidigung und Abschreckung.

Der Bergfried findet sich oft als Hauptturm in der Mitte einer Burg, oder an der Stelle, an der die Burganlage am angreifbarsten war. Bei Spornburgen wurde er oft als Frontturm zur „Feldseite“ hin errichtet; bei Gipfelburgen eher als zentraler Turm an der höchsten Stelle mit dem besten Überblick.

Obwohl Bergfriede durchaus mit den umliegenden Gebäuden verbunden sein können, stellen sie charakteristischerweise einen in sich abgeschlossenen Bauteil dar, der im Inneren nicht mit anderen Gebäuden verbunden ist.

Der Zugang zum Bergfried lag für gewöhnlich weit oben und war nur durch Leitern oder schnell abschlagbare Treppen erreichbar. Das machte den Bergfried zu einer sicheren und leicht zu verteidigenden Zuflucht, aber auch zu einem sicheren Verwahrungsort und ausbruchssicheren Gefängnis.

 

Fürstenburg Burgeis, Vinschgau
Die Lage der Fürstenburg in Mals im Vinschgau war strategisch eher ungünstig gewählt – die Burg war von allen Seiten gut angreifbar. Eine kompakte und massive Bauweise sollte dieses Manko ausgleichen. Obwohl die Burg mehrfach belagert und eingenommen wurde, wurde sie in Kampfhandlungen nie gröber beschädigt. Der 25 m hohe, zinnenbewehrte Bergfried stürzte 1994 teilweise ein und wurde daraufhin umfassend renoviert.

Am häufigsten sind Bergfriede mit runden oder (annähernd) quadratischen Grundrissen. Auffallend sind die mächtigen Mauerstärken, die in den unteren Geschossen drei oder mehr Meter betragen können. Nach oben hin wurden die Mauern an der Innenseite oft dünner – auf den so entstandenen Absätzen wurden die Zwischendecken eingezogen.

Bergfried der Ruine Hohengundelfingen
Der Bergfried der Ruine Hohengundelfingen war urpsrünglich mehr als doppelt so hoch. Als die Burg geschliffen und zum Abriss freigegeben wurden, blieben die tonnenschweren, sorgfältig behauenen Buckelquader des unteren Teils unangetastet.

Durchschnittlich erreichten Bergfriede eine Höhe von zwanzig bis dreißig Metern; selten auch fünfzig. Die abschließende Wehrplattform war oft von einem Zinnenkranz umgeben.

Als Baumaterial diente meist der Fels aus der direkten Umgebung der Burg. In felsarmen Lagen wurden Ziegel oder Feldsteine verbaut; das Mauerwerk am Bergfried war meist sehr sorgfältig ausgeführt.

Dank ihrer massiven Bauweise überdauertern Bergfriede nicht nur feindliche Angriffe: Wurden Burgen als strategisch unwichtig aufgegeben und zum Abbruch freigegeben, blieben die tonnenschweren Mauersteine bis zuletzt übrig.

Verteidigung: Mauer, Graben und Zwinger

Bergfried und Mantelmauer, Burg Wertheim
Der schlanke Bergfried von Burg Wertheim ist gegen Osten mit einem Halsgraben und einer Mantelmauer geschützt. Die Ruine oberhalb des Zusammenflusses von Tauber und Main ist eine der ältesten in Baden-Württemberg.

Burgen wurden durch Mauern, Gräben, Wälle und andere „Annäherungshindernisse“ wie Palisaden oder Hecken geschützt. Bei Burgmauern werden Ring-, Mantel- und Schildmauer unterschieden.

Eine Ringmauer umschließt den inneren Bereich einer Burg oder Wehranlage vollständig – ähnlich einer Stadtmauer. Mantelmauern sind besonders hohe Ringmauern, welche die Kernburg oft überragen und einen „Mantel“ um sie herum bilden. In ihrer Reinform kamen Mantelmauerburgen ohne Bergfried aus; oft wurde aber nachträglich ein Bergfried ergänzt.

Schildmauern sind besonders hoch und stark ausgeführt und schützen die Burg gegen die Hauptangriffsseite. Schildmauern sind deutlich vom Rest einer Ringmauer abgesetzt; sie kamen oft bei Sporn- und Hangburgen zum Einsatz. Wenn Schildmauern zwei oder mehrere Seiten sichern, spricht man von Mantelmauern – die Übergänge sind dabei oft fließend.

Carcassonne
Ringmauern wurden nicht nur um Burganlagen, sondern um ganze Städte angelegt. In Carcassonne sind sowohl die Ring- als auch die niedrigere Zwingermauer vollständig erhalten bzw. restauriert. Der Zwinger hielt eindringende Angreifer in diesem Bereich fest und stellte sicher, dass die Wurfgeschosse der Verteidiger den Feind auch erreichten. Die innere Mauer war deutlich höher als die Zwingermauer, denn bis ins 14. Jahrhundert wurde mehr geworfen als geschossen – und zwar in beide Richtungen.

Wurde die Burg mit einem zweiten, meist niedrigeren Mauerring geschützt, entstand zwischen den beiden Mauern der Bereich des Zwingers. Wenn Angreifer die Zwingermauer überwanden, waren sie in dem beengten Bereich ein leichtes Ziel für die Verteidiger der Hauptburg.

Tor Festung Königstein
Die dickste Mauer brachte wenig, wenn die Tore nicht entsprechend gesichert waren. Auf Festung Königstein in Sachsen ist dieser Toreingang nicht nur durch Türen und ein Fallgitter geschützt, sondern zudem durch einen Tunnel, der am Ende einen rechtwinklingen Knick macht. Das machte den Eingang leicht zu verteidigen und schwer einzunehmen.

Im deutschsprachigen Raum wurden die meisten Zwingeranlagen nachträglich als Verstärkung bestehender Burgen angebaut. In Friedenszeiten wurde der Bereich als Fest- und Turnierplatz, zur Tierhaltung oder als Garten genutzt.

Schwachstellen der Burgmauern waren die Tore: Diese wurden zusätzlich mit Torhäusern (oder Türmen), schweren Türen und Fallgattern gesichert. Tore in der Zwinger- und in der Burgmauer lagen oft nicht in gerader Linie, sondern versetzt.

Vor der Burgmauer wurde oft ein Burggraben als zusätzliches Hindernis angelegt. Diese künstlich angelegten oder erweiterten Gräben konnten eine Burg vollständig umschließen oder sie nur teilweise zur Hauptangriffsrichtung hin schützen. Bei den Spornburgen auf der Schwäbischen Alb findet sich häufig ein Halsgraben: Dieser riegelt nur eine oft recht kurze Seite der Burg ab, während der Rest durch hohe Felsen natürlich geschützt ist. Durch den Halsgraben wird die Burg vom restlichen Gelände „abgeschnitten“.

Die häufigste Form des Burggrabens war der Trockengraben. Seine Tiefe und seine steilen Böschungen stellten bereits ein schwer zu überwindendes Hindernis dar, vor allem für schweres Belagerungsgerät wie Rammböcke und Wandelturm. Zusätzlich konnten auf der Grabensohle weitere Hindernisse wie Palisaden und spitze Pfähle angebracht werden.

Ruine Reußenstein
Ruine Reußenstein ist eine typische Spornburg. An drei Seiten ist sie durch die natürlichen Felsen geschützt, an der vierten ist sie mit einem künstlich erweiterten Halsgraben vom höherliegenden Gelände abgeschnitten.

Wassergräben kamen praktisch nur bei Niederungsburgen zum Einsatz. Bei Höhenburgen war die Wasserversorgung ohnehin oft ein Problem, und die Anlage eines Wassergrabens wäre nur schwer umsetzbar und wenig sinnvoll gewesen. Manche Wassergräben wurden nur im Angriffsfall geflutet, andere waren dauerhaft mit Wasser gefüllt. Gräben mit stehendem Wasser wurden allerdings schnell brackig, versumpften und entwickelten sich zur Brutstätte von Krankheitserregern.

Auch wenn einige Burgen direkt im Sumpfland gebaut wurden, um einen feindlichen Angriff zu erschweren, war eine Versumpfung normalerweise nicht erwünscht. Um sie zu verhindern, wurden Wassergräben an fließende Gewässer angeschlossen, sofern dies möglich war. Das hatte nicht nur eine bessere Wasser- und damit Lebensqualität zur Folge, sondern stellte durch das nachfließende Wasser auch sicher, dass eine Burg nicht mit Stollen oder Tunneln unterminiert werden konnte.

Wasserschloss Glatt
Wassergräben wurden aus baulichen Gründen nur bei Niederungsburgen eingesetzt. Wasserschloss Glatt im Schwarzwald ist eine der seltenen Wasserburgen in Süddeutschland.

 

Ab in die Mordgrube: Die Kasematten

Kasematten Burg Hohenneuffen
Teile der Kasematten in der Festung Hohenneuffen sind erhalten geblieben und frei begehbar.

Kasematten sind unterirdisch angelegte Gewölbe, in denen Menschen aber auch Ausrüstung und Vorräte vor Artilleriebeschuss geschützt waren. Ihre Sicherheit erreichten sie durch große Mauerstärken und die Gewölbeform. Sofern sie nicht ohnehin schon unterirdisch angelegt waren, wurden sie oft mit Erde bedeckt.

Im frühen Festungsbau wurden diese Gewölbe auch „Mordgrube“ oder „Mordkeller“ genannt. Meyers Konversationslexikon von 1885-1892 erklärt das mit der lateinischen Wortherkunft „casa“ (Haus) und „mater“ (töten).

Idealerweise gab es davon so viele, dass die gesamte Besatzung einer Festung dort Platz fand. Manche Kasematten dienten auch in Friedenszeiten als Kasernen (Wohnkasematten).

Als im 19. Jahrhundert Brisanzgeschosse (erste, hochexplosive Sprenggranaten) aufkamen, boten gemauerte Kasematten nicht mehr ausreichend Schutz: Ab diesem Zeitpunkt wurden Kasematten aus Beton gebaut.

Wohnbauten: Palas, Kemenate und Türme

Ruine Reußenstein
Auch wenn er auf dem offiziellen Burgengrundriss als Palas geführt wird, ist der Palas der Ruine Reußenstein streng genommen „nur“ ein Wohngebäude bzw. Wohnturm, denn er stammt nicht aus der romanischen Zeit. Gut zu sehen ist der Kamin in der linken Wand.

Auch wenn Burgen der Verteidigung dienten, so waren sie doch auch die Wohn- und Heimstatt einer Reihe von Menschen. Wie diese Menschen lebten und untergebracht waren, isteine zentrale, lange Zeit stiefmütterlich behandelte Frage in der Burgenforschung.

Frühmittelalterliche Burgen hatten ein mehrgeschossiges, saalbauartiges Wohngebäude als Hauptgebäude: Den Palas. „Palas“ wird oft als Oberbegriff für repräsentative Saal-Wohnbauten in Burgen verwendet. Architekturgeschichtlich ist er enger gefasst und bezeichnet nur den romanischen Saalbau des 11. bis 13. Jahrhunderts.

Palas, Burg Wertheim
Palas und Bergfried gehören zu den ältesten Teilen der Wertheimer Burg (Mitte 13. Jh.). Ursprünglich hatte er ein Erdgeschoss, zwei hohe Obergeschosse und ein Dachgeschoss. Von den staufischen Fenstern mit Dreipassbogen sind nicht viele erhalten – die Rechteckfenster sind das Ergebnis späterer Umbauten.

Der Palas hatte einen längsrechteckigen Grundriss und beherbergte (meist im Obergeschoss) den großen Saal, welcher sich über die gesamte Grundfläche des Gebäudes erstreckte. Im großen Saal fanden Feiern und Empfänge statt; in Königsburgen wurden hier unter Leitung des Königs öffentliche Regierungsangelegenheiten diskutiert und Recht gesprochen.

Wegen seiner schlechten Beheizbarkeit wurde der große Saal überwiegend in der warmen Jahreszeit genutzt. In kalten Zeiten war die Kemenate der bevorzugte Wohnraum. Wörtlich übersetzt ist die Kemenate ein Raum mit Kamin (von lat. caminus = Ofen, Feuerstätte, Kamin) – in der Burgenkunde wird damit ein massiver, zumindest in Teilen beheizbarer Steinbau bezeichnet.

Rittersaal Burg Trifels
Wegen der schlechten Beheizbarkeit wurde der große Saal einer Burg nur in den warmen Monaten wurde für Feste, Bankette und Staatsgeschäfte genutzt. Der Ritter- bzw. Kaisersaal der Burg Trifels erstreckt sich über zwei Geschosse – ein Ergebnis des nicht originalgetreuen Wideraufbaus. Auf der mittelalterlichen Trifels hat es den Saal in dieser Form nicht gegeben.

Kemenaten wurden meist mit einer offenen Feuerstelle oder einem Kachelofen beheizt; seltener durch Warmluft (wenn die Kemenate etwa direkt über der Küche lag). Wegen des immensen Holzverbrauchs wurde meistens nur einer oder wenige Räume beheizt. Diese „Warmräume“ befanden sich im Palas oder im Wohnturm. Bei Burgen, die nur über einen unbewohnten Bergfried verfügten, lagen sie oft in einem seperaten Bau.

Auch die Türme vieler Burgen waren bewohnt: Nicht jeder von ihnen diente ausschließlich der Verteidigung oder dem Ausguck. Im Gegensatz zum Bergfried, in dem es nur Wachstuben zum kurzfristigen Aufenthalt gab, wurden Wohntürme für eine dauerhafte Bewohnung gebaut. Das zeigt sich zum Beispiel in der Größe und Anzahl der Fenster: Während der Bergfried nur einige schießschartenartige Öffnungen hatte, waren Wohntürme deutlich offener und heller. Ihre Wehrfunktion sieht man an der massiven Bauweise und daran, dass sie meist einen Hocheingang hatten.

Wohntürme konnten Teil einer großen Burganlage sein, oder auch für sich alleine stehen und dann eine standesgemäße und wehrhafte Behausung für Ritter und Angehörige des niederen Adels sein.

Castle Stalker
Castle Stalker auf einer kleinen Gezeiteninsel im Loch Laich in Schottland ist ein typisches „Tower House“. Die in Irland und Großbrittannien verbreitete Bauform findet sich in ähnlicher Form als befestigte Wohntürme in ganz Europa.

Die bewohnten Innenräume einer Burg waren mit Malereien, Fresken und Wandteppichen dekoriert – der kahle und karge Eindruck, den Burgen heute oft hinterlassen, muss im Mittelalter ein ganz anderer gewesen sein.

Güterversorgung: Vorburg und Wirtschaftshof

Vorburg Ruine Hohengundelfingen
Von der Vorburg der Ruine Gundelfingen sind nur noch Teile der umgebenden Mauer erhalten. Ursprünglich umfasste die Vorburg eine Fläche von 1.800 m². Die Wirtschaftsgebäude waren größtenteils leicht gebaute Holz- und Fachwerkbauten, die die Zeit nicht überdauerten.

Zu den meisten Burgen gehörte auch ein eigener Wirtschaftshof. Dieser konnte sich innerhalb der befestigten Vorburg befinden oder außerhalb der Befestigungsmauern im Umland. Einige dieser alten Wirtschaftshöfe sind bis heute erhalten und werden noch bewirtschaftet – oft beherbergen sie Burgcafés oder Schlossschenken.

Zu den Wirtschaftsgebäuden gehörten alle Gebäude, die zur Versorgung der Burgbewohner notwendig waren: Viehställe, Scheunen, Schuppen und Speicher, aber auch Werkstätten, Gesindehäuser, Remisen, Kapellen, Backhäuser oder Brauhäuser. Auch Gärten konnten sich innerhalb der Vorburg befinden; größere Ackerflächen lagen meist außerhalb.

Eine Vorburg war durch eine eigene Ringmauer geschützt und meist deutlich von der Kernburg getrennt. Oft war sie dieser vorgelagert – der Zugang zur Kernburg erfolgte durch die Vorburg, die auf diese Weise einen zusätzlichen „Puffer“ bei Angriffen darstellte. Häufig diente die Vorburg auch als Fluchtburg für die umliegende Bevölkerung. Bei Spornburgen lag die Vorburg oft unterhalb der Kernburg und war damit der Hauptangriffsseite abgewandt.

Wasserversorgung: Brunnen und Zisternen

Brunnen Ruine Hohenurach
Die Burgruine Hohenurach beherbergt gleich zwei Brunnen. Der Brunnen im Brunnengarten lieferte in einer für eine Höhenburg ungewöhnlich geringen Tiefe von nur sieben Metern gutes Trinkwasser; der Brunnen im Burghof mit dem Gestell zum Aufhängen des Schöpfrades diente als Zisterne mit weniger gutem Wasser. 2020 wurde bei Sanierungsmaßnahmen im Brunnengarten ein weibliches Skelett mit einem ungeborenen Fötus gefunden. Warum die Frau nicht auf dem Friedhof bestattet war, ist noch unklar.

Ein Burgbrunnen sicherte die autonome Trinkwasserversorgung und stellte damit vor allem bei Belagerungen einen erheblichen Vorteil dar. Besonders bei Höhenburgen stellte der Bau eines Brunnens eine besondere Herausforderung dar. Das war oft der aufwendigste Teil des Burgenbaus und konnte mehrere Jahrzehnte dauern.

Dabei wurden teilweise beträchtliche Tiefen erreicht – der Brunnen der Reichsburg Kyffhausen wurde 176 Meter durch den Fels getrieben. Um die Luftversorgung der Brunnenbauer zu gewährleisten, wurde der Brunnenschacht fast bis zum Boden mit einer hölzernen, mit Stroh und Pech luftdicht gemachten Trennwand versehen. Über der einen Hälfte wurde eine Feuerstelle errichtet, welche ihren Sauerstoff durch den entstanden U-Bogen durch den Brunnenschacht erhielt. Der gewünschte Nebeneffekt war ein kontinuierlicher Luftstrom in den Brunnen hinunter und über die Brunnesohle wieder nach oben.

Gab es keine Möglichkeit, einen Brunnen zu bauen, behalf man sich mit Zisternen. In ihnen wurde das von den Dächern ablaufende Regenwasser gespeichert. Die Wasserqualität war problematisch: Regenwasser kommt für gewöhnlich mit Laub, Erde, Vogelkot und anderen Verunreinigungen in Berührung. Ungereinigt gesammelt wurde es brackig und konnte erhebliche Keimbelastungen aufweisen. Filterzisternen, bei denen das Wasser durch Lavagestein und/oder Sand gereinigt wurden, waren selten – eine davon gab es in der Riegersburg in der Steiermark.

Alternativ zu einer „stationären“ Wasserversorgung wurden viele Burgen mit Hilfe von Eseln und anderen Lasttieren mit Frischwasser versorgt. Auf der Festung Hohenneuffen wurde einem der vierbeinigen Esel eine große Wiese vererbt: Die Eselweide.

Lust auf noch mehr Burgen? Dann stöbern Sie in unserer Übersicht der vorgestellten Burgen und Schlösser auf der Schwäbischen Alb.

 

Literatur über Burgen und Schlösser

Die Welt der Burgen

Die Welt der Burgen Dieses Buch führt auf dem heutigen Kenntnisstand ein in die Welt der Burgen. Was ist eine Burg? Welche Aufgaben hatte sie? Wie war sie angelegt? Wo lagen die Brunnen, der Wohnbau und die Kapelle? Gab es einen Kerker? Was ist ein Palas und was eine Kemenate? Wer hauste dort und wie ließ es sich in einer Burg leben?

Burgen: Berühmte Festungen und prachtvolle Schlösser

Burgen: Berühmte Festungen und prachtvolle Schlösser Geschichte für Kinder rund um Burgen & Schlösser - Ob abenteuerliche Fluchten aus dem Verlies, rauschende Ritterturniere oder laute Bauernaufstände – um Burgen ranken sich viele spannende Geschichten. Im Mittelpunkt dieses Sachbilderbuchs stehen über 25 der eindrucksvollsten Burgen und Schlösser aus aller Welt: Von den ersten hölzernen Festungen über steinerne Bollwerke bis zu prachtvollen Schlössern.

Burgen, Zeugen des Mittelalters (WAS IST WAS Sachbuch, Band 106)

Burgen, Zeugen des Mittelalters (WAS IST WAS Sachbuch, Band 106) "Burgen - Zeugen des Mittelalters": Seit Wochen wird die Burg belagert, doch die dicke Mauer hält allen Geschossen stand. Vergeblich haben die Angreifer versucht, Wachen zu bestechen: Die Burg bleibt uneinnehmbar. Klug hat der Baumeister die Mauern und Türme geplant. Seine spezielle Mörtelmischung enthält geheime Zutaten. Ob er wohl auch einen Geheimgang angelegt hat? Der WAS IST WAS Band erweckt die alten Gemäuer zum Leben und gibt einen Einblick in den Alltag auf der Burg zu Zeiten des Kampfes und zu Festzeiten.

Burgen und Schlösser - Reisen zu den schönsten Meisterwerken der Baukunst in Deutschland und Österreich

Burgen und Schlösser - Reisen zu den schönsten Meisterwerken der Baukunst in Deutschland und Österreich Die prachtvollsten Repräsentationsbauten aus achthundert Jahren Baugeschichte in Panorama und Detail. Essays und Begleittexte liefern den kunsthistorischen Background.

Die schönsten Burgen Österreichs

Die schönsten Burgen Österreichs Augenschmaus und Lesevergnügen! Von Hochosterwitz bis Heidenreichstein, von der Riegersburg bis Tratzberg: In einem gekonnten Mix aus Geschichte und Geschichten porträtiert Hanne Egghardt die schönsten Burgen Österreichs.

Burg Hohenzollern: Großer Burgführer

Burg Hohenzollern: Großer Burgführer Wie viele Zimmer hat die Burg Hohenzollern? Wie werden die Kronleuchter entfacht? Wohin führt der geheime Gang? Antworten auf solche und viele weitere Fragen gibt dieser Große Burgführer . Malerisch auf einem Bergkegel gelegen, ist die Burg Hohenzollern weithin sichtbar und zieht jährlich Hunderttausende Besucher an.

Kleine Burgenkunde: In Zusammenarbeit mit der Deutschen Burgenvereinigung

Kleine Burgenkunde: In Zusammenarbeit mit der Deutschen Burgenvereinigung Wissenschaftlich, fundiert – und doch verständlich. Laien erfahren alles Wissenswertes zur Welt der Burgen, Burgenkenner gewinnen neue Erkenntnisse. Der kompakte überblick über die Geschichte und Typen mittelalterlicher Burgen im deutschen Sprachraum und darüber hinaus. Mit über 150 Illustrationen.
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