Loket – mittelalterliches Kleinod am Ellbogen der Eger

Auf drei Seiten vom Fluss umgeben liegt die Kleinstadt Loket auf einem Felsvorsprung. Hier machte Goethe einen (erfolglosen) Heiratsantrag, und James Bond war auf dem Weg ins Casino.

Loket wirkt ein bisschen, wie aus einer Modelleisenbahnlandschaft: Der Fluss macht eine Schlaufe, fast schon einen Ring, weil ihm ein markanter Felsbrocken im Weg lag. Auf dem Felsbrocken thront eine trutzige Burg. Darunter ein malerisches Städtchen mit Kirche und ein paar Prunkbauten, umgeben von den Resten einer Stadtmauer. Außerhalb der Stadtmauern hübsche Häuser mit blühenden Gärten, die sich bis zum Fluss hinab ziehen. Rundherum bewaldete Hügel. Das ist wirklich schwer zu toppen.

Loket, Tschechien
Bilderbuchpanorama: Loket punktet nicht nur mit seiner außergewöhnlichen geographischen Lage, sondern auch mit dem komplett erhaltenen Stadtkern, der seit 1980 unter Denkmalschutz steht. Für die hier gezeigte Panoramaaussicht müssen Besucher allerdings ein paar Meter laufen, auch bergauf – ein gut ausgebauter Wanderweg mit mehreren Aussichtspunkten führt auf halber Höhe durch den Wald am anderen Ufer der Eger.

 

Loket, Tschechien
Die Flussbiegung gab der Stadt ihren Namen: „Loket“ heißt auf Deutsch „Ellbogen“. Der offizielle deutsche Stadtname „Elbogen“ wurde nicht an die heute übliche Schreibweise angepasst, sondern wird nur mit einem „l“ geschrieben. Die Stadt hat eine überschaubare Größe – eine Besichtigungsroute braucht man nicht zu planen, sondern kann sich einfach durch die (wenigen) Gassen treiben lassen. Der Aussichtswanderweg startet am Fluss an der Hängebrücke (1), steigt auf der anderen Straßenseite rechts in den Wald hinauf (2), führt entlang der Höhenlinie zu mehreren Aussichtspunkten (3, 4) und über die große Straßenbrücke (5) zurück auf den Marktplatz (6). Gesamtlänge etwa zwei Kilometer (und knapp einhundert Höhenmeter).

 

Loket, Burg
Die Burg von Loket wurde Endes des 12. Jahrhunderts auf dem Felssporn über der Eger errichtet. Sie war ein wichtiger Teil des Wehrsystems der Böhmischen Krone – Loket galt als „Schlüssel zum Königreich Böhmen“ und erhielt von der Krone umfassende Rechte und Privilegien. 1434 verpfändete Kaiser Sigmund die Burg. Die neuen Besitzer, die Schlicks, schränkten die Rechte der Stadt drastisch ein, was auf wenig Gegenliebe stieß und zu heftigem Widerstand führte – unter anderem brannten die Loketer die Stadt und die Kirche 1437 absichtlich nieder. Dabei wurde auch die Burg ernsthaft beschädigt.

 

Burg und Kirche Loket
Die Burg wurde noch mehrfach verpfändet und wechselte ihre Besitzer. 1725 kam es zu einem weiteren Brand, in dem große Teile der Burg zerstört wurden. Im 19. Jahrhundert diente sie als Gefängnis; heute beherbergt sie ein Museum mit Ausstellungen zur Geschichte der Stadt und den typischen Handwerken der Region. In den Gewölben der Burg befindet sich ein Foltermuseum, das bei unserem Besuch leider geschlossen hatte, aber sehr sehenswert sein soll. Auf der Burg finden regelmäßig Mittelalterfeste und Märkte statt. Direkt neben der Burg steht die rot-weiße barocke Wenzelskirche, die nach einem Brand ihres gotischen Vorgängers 1734 fertig gestellt wurde.

 

Marktplatz Loket
Ein weiteres Schmuckstück ist der Marktplatz. Sollte er Ihnen bekannt vorkommen, dann haben Sie vielleicht den James Bond Film „Casino Royale“ gesehen – dort verkörpert Loket allerdings einen Ort in Montenegro. Im Film parkt James Bond seinen Wagen neben dem Brunnen und trifft sich in einem der Biergärten mit seinem Kontaktmann vom MI5. Die Dreharbeiten in Loket dauerten vier Wochen – am Ende wurde daraus eine Filmsequenz von neunzig Sekunden, in der der Marktplatz mehrmals deutlich zu sehen ist (was wir nach unserem Tschechien-Urlaub natürlich sofort überprüft haben).
Tipp: Schönes Hotel mit tollem Frühstück
Tipp: Schönes Hotel mit tollem Frühstück in Loket Das kleine, familiär geführte Hotel "Stein Elbogn"* in Loket liegt nur 10 Minuten zu Fuß vom Marktplatz entfernt. Wir haben im sehr geräumigen und gemütlichen Dachgeschoss übernachtet und am nächsten Morgen auf der sehr schönen Terrasse ein fantastisches Frühstück, mit Eierspeisen, Brötchen, Pfannkuchen und Obst-Auswahl genossen. Sehr zu empfehlen! Von hier kann man tolle Ausflüge in die reizvolle Umgebung und nach Karlsbad machen.
Loket, Dreifaltigkeitssäule, Weißes Ross, Fassaden
James Bond war nicht der einzige prominente Gast. Wesentlich häufiger weilte Goethe in Loket, das er in den höchsten Tönen lobte. Sein Interesse galt unter anderem dem 15 kg schweren Meteoriten, der damals in der Burg ausgestellt war – er soll eines Tages vom Himmel direkt in den Burghof gefallen sein. Goethe stieg gerne im Hotel „Weißes Ross“ (linkes Bild, gegenüber der Dreifaltikeitssäule) ab, auf dessen Fassade heute ein Goethe-Zitat aufgemalt ist. „Heute waren wir in Ellenbogen, das über alle Beschreibung schön liegt, und sich als ein landschaftliches Kunstwerk von allen Seiten betrachten lässt“, schrieb der begeisterte Goethe im Juli 1807 über Loket. 1823 feierte Goethe in Loket seinen 74. Geburtstag, gemeinsam mit der 19-jährigen Ulrike von Levetzow, seiner letzten großen Liebe, die erst kurz davor einen Heiratsantrag Goethes abgelehnt hatte. Aus Gram über diese Ablehnung soll Goethe Loket nie mehr besucht haben.

 

Loket
Loket hat viele schöne Ecken, innerhalb und auch außerhalb der alten Stadtmauer. Der „Schwarze Turm“ war ursprünglich ein Teil der Befestigungsanlage und steht in der Nähe des ehemaligen Haupttors der Stadt. Später wurde ganz oben eine Turmwohnung eingerichtet, deren Bewohner dafür verantwortlich war, die Stadt vor Bränden zu warnen.

 

Loket, Bootfahren auf der Eger, Hängebrücke
Wandern, Radfahren, Paddeln: Loket ist auch bei Aktivurlaubern ein beliebtes Ziel. Die Fußgängerbrücke links im Bild wirkt standfest, schwankt aber deutlich – es ist eine Hängebrücke, die zum Wandergebiet auf der anderen Flusseite führt. Der Flussabschnitt zwischen Loket und Karlsbad ist bei Kanufahrern beleibt. Er zählt zu den schönsten in ganz Tschechien und führt durch das Naturschutzgebiet an den Hans-Heiling-Felsen. Der Legende nach sind die Felsnadeln am Fluss die versteinerte Hochzeitsgesellschaft des Findelkinds Hans Heiling, der einst bei der Eger-Nixe die magischen Künste lernte und ihr im Gegenzug versprach, niemals eine andere zu heiraten. Als Hans sich Jahre später mit einer Bauerstochter vermählte, ließ die betrogene Nixe den Fluss über die Ufer treten und verwandelte die Hochzeitsgesellschaft mit einem Fluch für immer zu Stein.

 

Loket, Bir
Etwas südlich des Marktplatzes, direkt an der Brücke, liegt die 2006 gegründete Familienbrauerei Svatý Florián (Heiliger Florian). Hier wird nach alter böhmischer Tradition Bier gebraut. Eine kleine Ausstellung informiert über die Kunst des Bierbrauens. Was es mit dem Bierbädern auf sich hat, haben wir nicht ausprobiert und das regionale Bier lieber ganz klassisch in einem der Biergärten am Marktplatz verkostet. Es war lecker.

 

Loket, Hotel Stein Elboben
In Loket gibt es eine Reihe von Unterkünften; neben traditionsreichen Hotels wie dem „Hotel Goethe“ und dem „Hotel Weißes Ross“ auch einige kleinere Pensionen. Wir sind sehr geräumig und gemütlich im Dachgeschoss des „Hotel Stein Elbogen„* am Ortsrand untergekommen. Das kleine, familiär geführte Hotel überzeugte auch mit einem fantastischen Frühstück, mit Eierspeisen, Brötchen, Pfannkuchen und Obst-Auswahl.

 

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