Schein und Sein, Pracht und Verfall: Böhmische Burgen

Mächtige Burgen, uneinnehmbare Festungen und verspielte Märchenschlösser: Fast zweitausend Burgen, Schlösser, Festungen und Ruinen erinnern an die Herrschaft der böhmischen Krone. Eine kleine Auswahl stellen wir hier vor.

Fast dreitausend Burgen gibt es in Tschechien, rund zwei Drittel sind auf böhmischem Gebiet. Längst nicht alle sind trutzig-mittelalterliche Festungen: Hier finden sich Renaissancepaläste in weitläufigen Parks, gotische Märchenschlösser mit Giebeln und Erkern, und fast verfallene Ruinen in den Felsenstädten des Böhmischen Paradieses. Nicht umonst wird Tschechien auch das „Land der Burgen und Schlösser“ genannt.

 

Burg Karlstein, Tschechien
Die zinnenbewehrte Burg Karlstein (Karlštejn), etwa dreißig Kilometer südwestlich von Prag, ist Tschechiens Vorzeigeburg und gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten des Landes. Unser Reiseführer äußerte sich so abfällig über die massive Kommerzialisierung, dass wir bei unserem Besuch latent enttäuscht waren: Wir haben viel mehr Fastfood, Kitsch und Plastik erwartet, als wir vorfanden. Allerdings kamen wir erst nach Schließung der Burg – tagsüber mag es anders sein, und die Parkplatzgebühren lassen tatsächlich nicht das Beste vermuten. Gebaut wurde Burg Karlstein im Jahr 1365 vom böhmischen König und römischen Kaiser Karl IV., der hier seine Kronjuwelen und eine Sammlung heiliger Reliquien aufbewahrte. Entsprechend gut gesichert und durchdacht sind die sehr gut erhaltenen Gebäude und Wehranlagen.

 

Krivoklat
Wer es etwas ruhiger mag als in Karlstein, dem sei Burg Prüglitz (Krivoklat) etwa fünfzig Kilometer westlich von Prag ans Herz gelegt. Sie gilt als eine der besterhaltenen mittelalterlichen Burgen in Tschechien. Im 13. Jahrhundert als köngliches Jagdschloss erbaut, wurde sie später als strategisch wichtiger Militärstützpunkt genutzt. Der runde Spitzturm lässt sie trotz der wuchtigen Besfestigungen leicht und wenig trutzig wirken. Das Schloss beherbergt ein Museum und ist als Kulturerbe für Besucher zugänglich. Im Innenhof finden regelmäßig Veranstaltungen und Feste statt. Lohnend ist ein kleiner Spaziergang auf den südlich gelegenen Nachbarhügel – vom Aussichtspunkt dort ist die Burg vor allem in der (späteren) Morgensonne ein Hingucker.

 

Loket, Burg
Malerisch liegt Burg Elbogen (Loket) auf einem Felsssporn über der Eger. Sie wurde Endes des 12. Jahrhunderts errichtet und war ein wichtiger Teil des Wehrsystems der Böhmischen Krone – Loket galt als „Schlüssel zum Königreich Böhmen“ und erhielt von der Krone umfassende Rechte und Privilegien.
Tipp: Schönes Hotel mit tollem Frühstück
Tipp: Schönes Hotel mit tollem Frühstück in Loket Das kleine, familiär geführte Hotel "Stein Elbogn"* in Loket liegt nur 10 Minuten zu Fuß vom Marktplatz entfernt. Wir haben im sehr geräumigen und gemütlichen Dachgeschoss übernachtet und am nächsten Morgen auf der sehr schönen Terrasse ein fantastisches Frühstück, mit Eierspeisen, Brötchen, Pfannkuchen und Obst-Auswahl genossen. Sehr zu empfehlen! Von hier kann man tolle Ausflüge in die reizvolle Umgebung und nach Karlsbad machen.
Burg Trosky
Die bizarr anmutende Ruine von Burg Trosky ist zum Wahrzeichen des Böhmischen Paradieses geworden. Sie wurde Ende des 14. Jahrhunderts auf zwei magmatischen Basaltsäulen errichtet – die Lage und das Gestein machten sie zu einer unneinnehmbaren Festung, die nicht einmal von den Hussiten bezwungen werden konnte. Die beiden markanten Türme heißen „Baba“ (Altes Weib) und „Panna“ (Jungfrau). Mit 57 Metern Höhe ragt die Jungfrau zehn Meter weiter in den Himmel als das alte Weib.

 

Schloss Hruba Skala
Das Renaissanceschloss Groß Skal (Hrubá Skála) liegt am sogenannten „Goldenen Steig“ des Böhmischen Paradieses. Es wurde im 16. Jahrhundert anstelle der ursprünglichen gotischen Burg auf steil abfallenden Felsen errichtet und beherbergt heute ein Hotel, in dem es sich wunderbar entspannt wohnt.
Tipp: Schloss Hotel Hrubá Skála
Tipp: Schloss Hotel Hrubá Skála Das Schloss Hotel Hrubá Skála* thront auf einem massiven und steilen Sandsteinfelsen mitten im wunderschönen Wandergebiet des Böhmischen Paradieses. Die weitläufige Schlossanlage mit ihren großzügigen Zimmen lädt zum entdecken ein. Nachdem man sich mit einem reichhaltigem Frühstück am Morgen gestärkt hat, kann man direkt vom Schloss aus durch die spannenden Felsformationen wandern und die herrliche Aussicht genießen. Und am Abend bietet die Schlossküche dann leckere böhmische Mahlzeiten. Wir haben zwei Nächte im Schloss verbracht und uns sehr wohl gefühlt.
Burg Kost
Burg Kost (Knochen) ist eine der am besten erhaltenen hochgotischen Burgen in Böhmen. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut, hat sie sich trotz diverser Um- und Neubauten in anderen Baustilen ihre ursprüngliche Silhouette mit dem vierkantigen Bergfried erhalten. Den Innenhof mit dem kompletten hölzernen Wehrgang und die originalgetreu eingerichteten Innenräume konnten wir leider ebensowenig besichtigen, wie die Folterkammer – Burg Kost hatte bei unserem Besuch bereits geschlossen, beeindruckt aber auch bei einem Spaziergang außenrum.

 

Burg und Schloss Petschau
Romanische Mauern, gotische Burg, Renaissanceschloss, Barockpalast: Petschau (Bečov nad Teplou) vereint Elemente aus unterschiedlichsten Bauepochen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1314. Hoch oberhalb des Flüsschens Teplá bewachte sie die Kreuzung wichtiger Handels- und Verkehrsrouten (und erhob Zölle). Neben der Burg (mit Vorburg, Kernburg, Wohnturm, Bergfried, Zwinger, Kapelle und diversen Nebengebäude) kann auch das Barockschloss besichtigt werden. Nett ist auch das eher verschlafen wirkende Städtchen am Fuß der Burg.

 

Burg Kokorin
Umgeben von Wäldern thront Burg Kokorschin (Kokořín) auf einem Sandsteinfelsen oberhalb des Pšovka-Tals in der Daubaer Schweiz. Die Burg wurde 1320 erbaut und auf kaiserlichen Erlass nach dem Dreißigjährigen Krieg zu einer der „verfluchten Burgen“ erkärt, die nicht renoviert werden durften. Der Legende nach soll sich in der zunehmend verfallenden Burg eine Raubritterbande eingenistet haben, die der Schrecken der ganzen Region war. 1896 wurde die Ruine von der Familie Špaček gekauft, und im Stil einer gotischen Burg neu aufgebaut. Bei der Rekonstruktion Anfang des 20. Jahrhunderts wurden im Keller der Burg zweiundzwanzig menschliche Skelette gefunden, was der Mär der Raubritterburg Auftrieb gab. In den Kellergewölben befindet sich heute eine sehr sehenswerte Sammlung historischer Postkarten und Fotos der Region aus der Zeit zwischen 1888 und 1972. Schön ist auch die Aussicht vom 38 Meter hohen Turm, der deutlich höher wirkt, weil er fast nahtlos in die senkrechte Felswand übergeht, auf der er gebaut wurde.

 

Burg Kokorin
Burg Kokorschin mag „nur“ ein Nachbau sein, aber es ist ein sehr detailreicher und liebevoll gestalteter. Der Wappensaal im Alten Palast „ist in einem Stil eingerichtet, der allen romantischen Neigungen mit allen entsprechenden Details entspricht, die die Stimmung und den Geist des Mittelalters evozieren“, heißt es in der Broschüre, die Besucher bei einer Besichtigung zur Hand bekommen. Die neogotischen Möbel stammen aus der Zeit der Renovierung. Bemerkenswert ist die Nachbildung eines spätgotischen Geweihkronleuchters, der einen geschnitzten menschlichen Lichtträger mit einem Geweih an Stelle von Flügeln zeigt.

 

Burg Kokorin
Unübersehbar ist die Leidenschaft, die die Besitzer von Burg Kokorschin für die Jagd hatten: Wein und Brot (oder Kaffee und Kuchen?) wurde zwischen vielen toten Tieren eingenommen. Ein möglicherweise existierendes Baby wird in der Wiege gleich doppelt behütet: Von einer Kreuzigungsszene an der Wand, und von einem ausgestopften Bärenkopf zu Füßen. Muss man mögen …

 

Burg Kokorin
Wer Burg Kokorschin besichtigen möchte, muss zu Fuß gehen, zumindest außerhalb der Saison. Der etwa halbstündige Anstieg erfordert ein bisschen Kondition und Trittsicherheit. Lohnenswert sind auch Wanderungen in der näheren Umgebung: Zur Sandstein-Felsformation Pokličky („Pilze“) ist es nur ein Katzensprung (2,7 km) entfernt.

 

Prager Burg
Unter den vorgestellten tschechischen Burgen darf die Prager Burg nicht fehlen. Mit einer Grundfläche von rund sieben Hektar ist sie die zweitgrößte geschlossene Burganlage der Welt. Bereits im 9. Jahrhundert gegründet und über die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut, vereint die Burg Baustile aller Epochen: St.-Georgs-Basilika und Schwarzer Turm aus der Romanik, Veitsdom und Alter Königspalast aus der Gotik, die barocke Heilig-Kreuz-Kapelle, die einst den Domschatz beherbergte, und das Goldene Gässchen mit Häusern aus Gotik und Renaissance.
Tipp: Hotel in Prag
Tipp: Hotel in Prag Bei unserer Tour durch Prag haben wir im Hotel Don Giovanni* übernachtet und uns sehr wohl gefühlt. Die Zimmer sind sehr schön, wir haben gut geschlafen und morgens gibt es ein sehr gutes und wirklich umfangreiches Frühstück. Die U-Bahn liegt direkt vor der Tür und man fährt nur 3 Stationen bis in die Innenstadt. Außerdem ist das Hotel sehr gut mit dem Auto zu erreichen und hat eine (kostenpflichtige) Parkgarage.
Karte böhmische Burgen
Lage der hier vorgestellten Burgen in Tschechien: 1) Karlstein (Karlštejn), 2) Prüglitz (Krivoklat), 3) Elbogen (Loket), 4) Petschau (Bečov nad Teplou), 5) Trosky (Hrad Trosky), 6) Groß Skal (Hrubá Skála), 7) Kost (Knochen), 8) Kokorschin (Kokořín), 9) Prager Burg (Praha). Quelle: Open Streetmap. Zum Vergrößern anklicken.
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