Marrakesch: Souks und Schlangenbeschwörer am Platz der Geköpften
Marrakesch, die „Rote Stadt“, lockt mit Kultur, Architektur und orientalischem Flair. Im Trubel der Souks kann man schlichtweg alles kaufen, vom handgewebten Teppich bis zum frisch geschlachteten Schafskopf.
Marrakesch am nördlichen Rand des Atlasgebirges ist die modernste und weltoffenste der vier Königsstädte Marokkos. Dennoch (oder vielleicht auch genau deswegen) erlebt man den typisch orientalischen Flair nirgends so intensiv wie hier in den Souks (auch Suqs und diverse andere Schreibweisen), den traditionellen Märkten der Stadt.
Von Ruhe und Kühle ist auf dem Souk nichts zu spüren. Trotz Vorsaison (Anfang März 2020) und bereits deutlich eingebrochener Besucherzahlen durch die beginnende Coronakrise, ist es laut, bunt und voll.
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Was in der Türkei der Basar ist, ist in Marokko der Souk (und beides ist, trotz der Worbedeutung „Markt“ nur rudmentär mit deutschen Märkten verlgeichbar …). Meist ist der Souk das Wirtschaftszentrum der Stadt. Die überwiegend eingeschossigen Gebäude sind im Allgemeinen unbewoht und werden nur zum Herstellen und Verkaufen der Waren genutzt.
Tipp: Unterkünfte in Marrakesch
In Marrakesch gibt es eine große Auswahl von Unterkünften*. Wir haben auf unserer Marokko-Reise gerne in den traditionellen Stadthäusern (Riad) übernachtet, die oft einen hübschen Innenhof hatten.
Auf einem orientalischen Souk bekommt man praktisch alles – neben den Dingen des täglichen Bedarfs finden sich vor allem in den Randbezirken auch Apotheken, Geldverleiher, Fahrradwerkstätten, Friseure und Reiseanbieter – nichts davon sieht auf den ersten Blick nach dem aus, was es ist, zumindest nicht nach eurpäischen Vorstellungen.
Gefeilscht wird oft schon, bevor man überhaupt ein Kaufinteresse gezeigt hat – ein europäisches Aussehen genügt, um als potenzieller Käufer für „egal was“ in Frage zu kommen. Wer es nicht schätzt, alle zwei Meter angesprochen zu werden, wird hier an seiner Toleranz feilen und zwei Worte lernen müssen: Ein höflich aber bestimmt ausgesprochenes „Nein, danke.“
Ob man das in Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch oder Japanisch macht, ist dabei ziemlich egal – vor allem die Straßenhändler (die in der Psychologie des Verkaufens beeindruckend gut sind) sprechen oft mehrere Sprachen. Haben sie einen erst in ein Gespräch verwickelt, sind sie nicht mehr so leicht abzuwimmeln. Ein spontaner Abbruch von Preisverhandlungen gilt als unhöflich (selbst dann, wenn man da mehr so versehentlich reingeraten ist) und wird mitunter mit genau dem quittiert: Unhöflichkeit.
Der typische marokkanische Kundenfänger hat mindestens einen Freund oder Verwandten in Deutschland, muss zufällig in die selbe Richtung wie man selbst (auch wenn man diese noch gar nicht weiß), weil er Gewürze für die kranke Mutter besorgen muss (manchmal sind es auch Medikamente für das Kind), die ganz zufällig neben dem Haus des Onkels dritten Grades des Schwippschwagers einer Frau wohnt, die wunderbare Teppiche webt und stolz ist, einem die zu zeigen. Und schwupp, wird man durch eine Türe geschoben und von einem weiteren Onkel in Empfang genommen.
Wir wollen nicht unhöflich sein, trinken Tee, striegeln Wolle (das heißt: ganz traditionell striegle nur ich Wolle – Männer tun so was nicht, sie besprechen die Geschäfte) und betrachten mit Sorge den rasch wachsenden Stapel der schönen Teppiche, die am Ende übrigens alle sechzig Euro kosten.
Wir schütteln den Kopf. Zu viel? Aber da wurde sechs Wochen lang dran gewoben! Aber gut, weil wir es sind – siebzig Euro! (Hä?) Zu groß, passt nicht ins Gepäck? Lässt sich auf die Größe einer Wasserflasche zusammenrollen (was beachtlicherweise tatsächlich stimmt). Außerdem gibt es auch kleinere Teppiche, die sind noch praktischer und auch nicht teurer. (Billiger allerdings auch nicht.)
Man braucht keinen Teppich? Man kann immer einen Teppich gebrauchen! Man will keinen Teppich? Waidwund aufgerissene Augen, verkniffene Mundwinkel. Er gefällt einem wohl nicht? Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Nein, er gefällt mir nicht, und zunehmend weniger, aber das traue ich mich so deutlich nicht sagen, denn allmählich fühle ich mich wie der Römer, der in „Asterix auf Korsika“ ein Urteil über die schöne korsiche Schwester abgeben soll (egal wie – es kann nur falsch sein).
Um es abzukürzen: Am Ende sind wir höchst unhöflich einfach aufgestanden, mit vielen „Nein Dankes!“ gegangen, und ohne Teppich nach Hause geflogen. (Fliegende Teppiche waren nicht im Angebot, darüber hätte ich mit mir reden lassen, um so mehr, da unser Rückflug mit der coronabedingten Einstellung des Flugverkehrs einherging …)
Zurück blieb ein empörter Teppichhändler und eine Erfahrung, die irgendwo zwischen witzig und unangenehm rangiert und eine gute Vorbereitung für den Souk von Marrakesch war – wo wir die Teppichhändler nur von weitem betrachteten und daher nicht in Erfahrung bringen konnten, ob die „völlig überteuerten Preise“ in Marrakesch auch bei siebzig Euro liegen.
Wir haben auch keine Gewürze gekauft, was eigentlich eine Schande ist, denn gerade die Gewürzstände sind ein echter Blickfang.
Im wahrsten Sinn des Wortes gut gefahren sind wir bisher mit den Mietwagen von billiger-mietwagen.de*. Die Angebote sind recht günstig, die Buchungen sind einfach und Stornierungen bis 24 Stunden vor Mietbeginn problemlos möglich. Wir achten dabei immer auf eine gute Vermieterbewertung und nehmen nur Angebote mit "Vollkasko- und Diebstahlschutz ohne Selbstbeteiligung (durch Erstattung)". Der Vorteil daran ist, dass im Schadenfall die Selbstbeteiligung zunächst beim Vermieter vor Ort bezahlt wird, diese aber vom Veranstalter erstattet wird. Das funktioniert nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, wie wir bei einem Schadensfall in Italien festgestellt haben.
Gut erholt stürzen wir uns nach dem Parkaufenthalt ins abendliche Marrakesch – jetzt füllt sich der tagsüber fast leere Marktplatz Djemaa el Fna zunehmend mit fahrenden Händlern, Feuerschluckern, Geschichtenerzählern, Henna-Malerinnen und Schlangenbeschwörern.
Der Name des Platzes ist umstritten – wahlweise bedeutet er „Versammlung der Toten“ oder „Platz der Geköpften“. Das geht auf die blutige Geschichte des Platzes als Hinrichtungsstätte zurück. Gerne ließen die Sultane hier auch aufgespießte Köpfe zur Schau stellen.
Auch wenn ich kein großer Freund von Menschenansammlungen bin und noch weniger davon, permanent bequatscht zu werden: Mit ein bisschen Dosierung ist ein Besuch in Marrakesch auch für weniger trubelfreudige Menschen wie mich ein faszinierendes und eindrückliches Erlebnis. Die Stadt gehört eindeutig auf die Liste der Orte, die man mal gesehen haben sollte.
Unsere Reisetipps für Marokko
Erg Chebbi Camp
Safaricamp/Tentalow in der Sandwüste. Essen unterm Sternenhimmel, schlafen in der Ruhe der Sanddünen, aufwachen mit Blick auf die Wüste. Marokkanisches Frühstück inbegriffen; Anreise mit dem Kamel möglich.
Das Camp liegt in den Dünen der Erg Chebbi. Verschiedene Zelte stehen zur Auswahl, das landestypische Frühstück ist inbegriffen. Kameltouren in die Wüste werden angeboten.
Sahara Magic Luxury Camp - 4**** am Rande der Erg Chebbi
Das Luxuriöse Glamping in der Erg Chebbi bietet Ihnen einen unvergesslichen und komfortablen Aufenthalt in der Wüste, mit Ausflügen und ausgezeichneter Verköstigung.