Wüstenschiffe im Sandmeer: Eine Nacht in der Erg Chebbi

Südlich des Atlas-Gebirges und nahe der algerischen Grenze liegt eine der zwei Sandwüsten Marokkos: Der Erg Chebbi. Ein Kamelritt zu den gut einhunderfünfzig Meter hohen Sanddünen, und eine Übernachtung im Berberzelt sind ein unvergessliches Erlebnis.

Sand und Wind formten eine der kargsten und zugleich faszinierendesten Landschaftsformen der Welt: Die Ergs – die Sandwüsten mit ihren oft hunderte Meter hohen Dünen. Nur etwa zehn Prozent der weltweiten Wüstengebiete sind Ergs – der Rest sind Stein- und Geröllwüsten.

Typisch Wüste? Jein. Die Sahara ist die weltweit größte Trockenwüste. Sie bedeckt eine Fläche von der Größe der USA (oder 26-mal Deutschland). Die Sandflächen machen aber nur etwa zwanzig Prozent ihrer Fläche aus – immerhin rund doppelt so viel wie in anderen Wüsten.

In Marokko gibt es nur zwei größere Sandwüsten: Erg Chebbi im Südosten bei Erfoud, und Erg Chegaga etwas weiter im Westen. Erstere hat die etwas höheren Dünen, ist besser erreichbar und touristisch mehr erschlossen – mit allen Vor- und Nachteilen. Für uns lag Erg Chebbi besser auf der Rundtour, und Anfang März war auch das Touristenaufkommen noch gut überschaubar.

Der Erg Chebbi liegt im Südosten von Marokko, unweit der Grenze zu Algerien. Von Fès aus kann man für die knapp 500 km lange Autofahrt bis nach Merzouga am Rand der Wüstenlandschaft mit ca. 8 Stunden rechnen. Von Marrakesch aus sollte man auf jeden Fall einen Zwischenstop einplanen. Für die  knapp 600 km lange Tour muss man mit mindestens 10  Stunden rechnen.  (KARTE: Copyright OpenStreetMap)

 

Nähert man sich dem Erg Chebbi von Norden aus Erfoud Richtung Merzouga, wirkt der Übergang zwischen den teils schwarzen Geröllfeldern und den roten Sanddünen fast surreal.

 

Der Erg Chebbi südlich von Erfoud hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von zweiundzwanzig Kilometern, und eine West-Ost-Breite von rund fünf Kilometern. Klingt klein, reicht aber, um ein Gefühl für die Weite, Stille und auch Verlorenheit der Wüste zu bekommen – besonders wenn man, wie dieser ziemlich unvernünftige Herr, alleine und ohne adäquate Bekleidung unterwegs ist. Langärmlige Kleidung, Sonnenschutz und ausreichend Wasser sind auch bei kurzen Spaziergängen im Wüstensand ein must-have.

 

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Der Wüstenort Merzouga nennt sich selbstbewusst „Das Tor zur Wüste“. Jahrhundertelang lebte die Bevölkerung hier am Rand der Sandwüste von Getreideanbau und ein wenig Viehwirtschaft. Mittlerweile sucht man die traditionelle Lebensweise vergeblich – das Örtchen mit seinen fünfhundert Einwohnern lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Unterkünfte* aller Preisklassen und Anbieter von Wüstentouren prägen das Ortsbild.

 

Merzouga ist ein idealer Ausgangspunkt für Touren in die Wüste – sei es zu Fuß, mit dem Dromedar, dem Quad oder dem Geländewagen. Die recht spartanischen Kamelsättel sind praktisch, aber auf Dauer nicht sonderlich bequem.

 

Unser Treffpunkt für die Tour ins Wüstenlager „Desert Heart Luxery Camp“ ist das Riad Tamlalt. Bei Minztee und Nüssen lässt es sich im schattigen Zelt gut aushalten – das findet auch die Katze.
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Mietwagen Allgemein Im wahrsten Sinn des Wortes gut gefahren sind wir bisher mit den Mietwagen von billiger-mietwagen.de*. Die Angebote sind recht günstig, die Buchungen sind einfach und Stornierungen bis 24 Stunden vor Mietbeginn problemlos möglich. Wir achten dabei immer auf eine gute Vermieterbewertung und nehmen nur Angebote mit "Vollkasko- und Diebstahlschutz ohne Selbstbeteiligung (durch Erstattung)". Der Vorteil daran ist, dass im Schadenfall die Selbstbeteiligung zunächst beim Vermieter vor Ort bezahlt wird, diese aber vom Veranstalter erstattet wird. Das funktioniert nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, wie wir bei einem Schadensfall in Italien festgestellt haben.

 

Ein paar hundert Meter weiter, versteckt hinter den ersten niedrigen Dünen, wartet unser Guide mit den Kamelen. Dass die gut zwei Meter hohen Tiere zuerst mit den hinteren Beinen aufstehen, ist eine ziemlich ungewöhnliche Bewegung. Die Haltegriffe an den Sätteln sind aus gutem Grund angebracht, denn wer nicht aufpasst, verabschiedet sich schon vor dem Ritt über den gebogenen Kamelhals.

 

Das Camp ist auch mit dem Geländewagen oder Quad erreichbar – wir entscheiden uns für die umweltfreundlichere und klassischere Alternative, das Wüstenschiff.

 

Sand, so weit das Auge reicht: Auf dem ersten halben Kilometer gibt es noch viel aufgeregtes „Ah“ und „Oh“ und „Guck mal da!“. Doch schon bald sorgen die Stille der Wüste und das mediative Schaukeln der Kamele für innere und äußere Ruhe.

 

Die meisten Dromedare sind trotz ihres etwas arrogant wirkenden Blicks freundlich – die weniger freundlichen tragen sicherheitshalber einen Maulkorb. Die Marokkaner sehen ihre Kamele als Nutztiere und haben meist einen mehr pragmatischen als emotionalen Zugang zu ihnen.

 

Das erklärt, warum die Tiere keinen Namen haben (unsere diesbezügliche Frage stieß auf leises Befremden), dafür aber eingebrannte Nummern und Symbole, die nicht nur die Unterscheidung möglich machen, sondern vor allem auch die Besitzverhältnisse klären.

 

Das ist sinvoll, weil die Kamele abends frei gelassen werden – meist samt Sattelzeug.

 

Warten auf den Sonnenuntergang: Nach etwa einer Stunde machen wir in der Nähe der „Grande Dune de Merzouga“ einen Stopp.

 

Die „Grande Dune de Merzouga“ ist rund 150 Meter hoch – sie zu erklimmen ist im weichen Sand anstrengender, als es aussieht.

 

Wir sparen uns den Aufstieg auf die Große Düne (mit dem guten Argument, dass man sie nicht sieht, wenn man oben steht) – und genießen glückliche Füße im Wüstensand, der trotz der beachtlichen 34 Grad überraschend kühl ist.

 

Wir sind nicht die einzigen, die barfuß unterwegs sind: Ein Schwarzkäfer ist höchst anhänglich und sucht Körperkontakt. Ich gestehe: eine unvorsichtige Bewegung hat den Käfer kurzzeitig verschüttet (wir haben ihn wieder ausgegraben, obwohl er das mit Sicherheit selbst kann).

 

Die untergehende Sonne färbt den Sand rot-orange. Im Hintergrund links die Wüstencamps am östlichen Rand des Sandmeers.

 

Tipp: Unterkünfte für die Wüstentour
Tipp: Unterkünfte für die Wüstentour Merzouga ist der perfekte Ausgangsort für eine Tour durch die Wüste. Egal, ob man lieber in einem richtigen Hotel im Ort, oder im komfortablen Zelt in der Wüste übernachten möchte, hier findet man die passende Unterkunft. Wir haben wunderbar im Desert Heart Luxury Camp* mitten in der Wüste übernachtet.

 

Ankunft im „Desert Heart Luxury Camp“* . An der Ostseite des Erg Chebbi reihen sich die Wüstencamps aneinander – in der Hauptsaison kann es hier laut werden, wenn Marokkaner bis weit in die Nacht hinein trommeln, Touristen mit Quads unterwegs sind und Dieselgeneratoren brummen. Das „Desert Heart Luxury Camp“ haben wir auch deswegen ausgesucht, weil es etwas abseits der anderen Camps liegt.

 

Die Zelte sind geräumig und eher praktisch als luxuriös eingerichtet. Einen echten Luxus stellen die Einzelbäder im Zelt dar – komplett mit Toilette und Dusche. Duschen in der Wüste ist fast schon dekadent – und zugleich ausgesprochen angenehm, denn besonders an windigen Tagen ist der feine Wüstensand doch überall.

 

In den Dünen rund um das Camp gibt es eine Reihe schöner Sitzgelegenheiten mit Blick nach Algerien. Wir haben einen sehr stürmischen Tag erwischt, und weil der Sand im Gesicht nadelt, verzichten wir nach einer ruhigen Fast-Vollmond-Nacht auf Frühstück im Freien.

 

Das defttige Berberomlett genießen wir im Gemeinschaftszelt.

 

Nach einer kurzen und hopsigen Geländewagenfahrt beenden wir die Wüstentour da, wo wir sie begonnen haben: Mit den Füßen im Pool des Riad Tamlalt, wo auch unser Mietwagen steht.

 

Ein letzter Blick zurück auf die großen Dünen – mit der festen Absicht, wiederzukommen.

 

Unsere Reisetipps für Marokko

Erg Chebbi Camp

Safaricamp/Tentalow in der Sandwüste. Essen unterm Sternenhimmel, schlafen in der Ruhe der Sanddünen, aufwachen mit Blick auf die Wüste. Marokkanisches Frühstück inbegriffen; Anreise mit dem Kamel möglich.

Sahara Luxury Camp & Camel Trek

Das Camp liegt in den Dünen der Erg Chebbi. Verschiedene Zelte stehen zur Auswahl, das landestypische Frühstück ist inbegriffen. Kameltouren in die Wüste werden angeboten.

Sahara Magic Luxury Camp - 4**** am Rande der Erg Chebbi

Das Luxuriöse Glamping in der Erg Chebbi bietet Ihnen einen unvergesslichen und komfortablen Aufenthalt in der Wüste, mit Ausflügen und ausgezeichneter Verköstigung.

Merzouga Activities Camp

Das Camp befindet sich mitten in den Dünen der Erg Chebbi. Die Zelte verfügen über Dusche und Toilette. Kamelritte in die Wüste werden angeboten.

 

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