Leis‘ fällt der Schnee: Schneekugeln mit Charme und Glitzer

Schneekugeln zählen zu den beliebtesten Urlaubsmitbringseln – erfunden wurden sie eher zufällig: Als Abfallprodukt der Chirurgieinstrumenteherstellung.

Manchmal entwickelt sich eine Karriere anders als gedacht – ein Glasaugenhersteller erfindet die Murmel, ein Waschmittelproduzent die Seifenblase. Und ein Feinmechaniker patentiert die Schneekugel.

Chirurgie, Lichtbrechung und Schneekugeln – eine Zufallserfindung

Schneekugel
Schneekugeln gehören zu den beliebtesten Touristen-Souvenirs und werden auch dort angeboten, wo selten Schnee fällt.

Eigentlich war der Wiener Erwin Perzy auf die Herstellung von chirurgischen Instrumenten spezialisiert. Eigentlich wollte er auf Wunsch von Chirurgen eine besonders helle Lichtquelle entwickeln, und experimentierte dafür mit einer Schusterkugel. Eigentlich … Doch es kam anders.

Schusterkugeln sind wassergefüllte Glaskugeln. Vor brennenden Kerzen platziert verstärken sie das Kerzenlicht und fokussieren es. Um die Reflexion noch zu verstärken, fügte Perzy dem Wasser Glasspäne bei. Der Lichteffekt wurde nicht nennenswert verbessert, aber die wirbelnden Späne erinnerten Perzy an Schnee und brachte ihn auf die Idee der Schneekugel.

Er baute ein winziges Modell der Mariazeller Basilika, stellte es in eine Glaskugel, füllte sie mit Wasser und fügte Grieß als Schnee hinzu. Ein Freund stellte die Schneekugel in seinem Andenkenstand aus, wo sie auf reges Kundeninteresse stieß. Schon wenige Jahre später, im Jahr 1900 gründet Perzy gemeinsam mit seinem Bruder einen Betrieb, der sich ganz der Herstellung von Schneekugeln widmete.

Ob Erwin Perzy jemals wieder ein chirurgisches Instrument baute, ist unklar. Seine Schneekugel-Firma aber besteht noch heute – trotz der zunehmenden Konkurrenz durch Billigwaren aus aller Welt.

Die ersten Schneekugeln gab es schon vor ihrer Patentierung

Die Wikinger kämpfen an unserem Kühlschrank ums Überleben: Nicht nur der Schneesturm setzt ihnen zu – auch das Wasser verdunstet. Bei etwas besseren Schneekugelmodellen lässt sich Wasser nachfüllen.

Auch wenn Perzy als erster ein Patent für die „Glaskugel mit Schnee-Effekt“ anmeldete und damit offiziell als Erfinder der Schneekugel gilt, war seine Idee nicht ganz neu. Bereits im Jahr 1572 ließ der Alchimist Leonhard Thurneysser soch von der Grimnitzer Glashütte eine mit Wasser gefüllte Glaskugel herstellen, in der Vögel schwammen – ein Vorläufer der Schneekugel.

Die älteste „echte“ Schneekugel war auf der Pariser Weltausstellung 1878 zu sehen: Ein Mann mit einem aufgespannten Regenschirm trotzte dort dem Schneesturm. Gerne wurden und werden Schneekugeln auch mit Spieluhren kombiniert – vor allem Weihnachtsmotive sind hier sehr beliebt.

Moderne Schneekugel-Motive sind nicht immer winterlich oder romantisch – neben Schneekugeln mit Stadansichten oder Einhörnern finden sich auch Froschkönige, Zombieköpfe und Totenschädel. Als besonderen Gag wurde Ende der Achtziger die Berliner Smog-Kugel mit grauem Niederschlag angeboten.

Heute sind Schneekugeln nur noch in Ausnahmefällen aus Glas. Kostengünsiger und robuster Kunststoff hat das Glas längst ersetzt, und die Schneekugel ist längst ein billiges Massenprodukt und ein beliebtes Reisemitbringsel.

Egal ob aus Glas oder Kunststoff: Ihre Faszination haben Schneekugeln bis heute bewahrt – es ist schwierig, sie nicht anzufassen, zu schütteln und dem Schneesturm zuzusehen.

Schneekugeln selbst bauen

Schneekugeln lassen sich auch selbst basteln – mit vorgefertigten Teilen oder einfach mit einem sauberen, dicht schließenden Einmachglas. Figuren (z. B. aus Fimo) gestalten, auf den Glasdeckel kleben, Glas mit Wasser und Glitzerteilchen füllen, fest verschließen, fertig.

Als Schnee eignen sich Glitzerpulver oder Streuflitter aus dem Bastelladen. Auch kleine Sterne oder Herzen werden gern genommen.

Die Schneefallgeschwindigkeit hängt stark mit der Art der verwendeten Schwebepartikel zusammen – sind sie sehr groß und/oder schwer, fallen sie so schnell, dass man aus dem Schütteln mitunter kaum herauskommt, während kleinere, leichtere Teilchen sanften Schneefall simulieren.

Etwas Glycerin oder Spülmittel im Wasser soll helfen, dass sich die Teilchen besser verteilen und langsamer fallen. Das verhindert auch Algenbildung im Wasser.

Ein beliebtes Geschenk sind Schneekugeln mit einem Einschubschlitz für eigene Fotos – so lassen sich Erinnerungsbilder auf besondere Weise in Szene setzen. Bei besseren Modellen kann verdunstendes Wasser nachgefüllt werden.

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