Liguriens Hinterland: Dolceaqua, Apricale und Perinaldo

Astronomische Gleichungen, das Juwel der Leichtigkeit und die älteste Verfassung Liguriens: In den Dörfern im Hinterland von Westligurien gibt es Überraschendes zu entdecken. Die Tagestour führt von Ventimiglia durch das Nervia-Tal über Dolceaqua, Apricale und Perinaldo nach Bordighera.

Nur wenige Kilometer von der belebten Blumenriviera entfernt, verzaubern die dünn besiedelten Ligurischen Alpen mit ihrem herben Charme. Folgt man dem Nervia-Tal nach Norden, weichen die Olivenhaine und Weinanbaugebiete der Küstenregion rasch weitläufigen Kastanien- und Mischwäldern. Die mittelalterlichen Orte zählen zu den schönsten Liguriens.

Dolceaquq
Folgt man von der Küstenstadt Ventimiglia aus dem Tal der Nervia nach Norden, erreicht man nach etwa zehn Kilometern Dolceaqua. Der Ort in der Flussbiegung wird vom „Castello dei Doria“ aus dem 13. Jahrhundert überragt, dessen Ruinen man besichtigen kann.

 

Dolceaqua
„Der Ort ist großartig, es gibt eine Brücke, die ein Juwel an Leichtigkeit ist“, schrieb der Maler Claude Monet 1884 über Dolceaqua. Die Brücke wurde Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut und überspannt den Fluss ein einem einzigen, rund dreißig Meter weiten Bogen.

 

Dolceaqua
Die Buckelbrücke ist einer von nur zwei Zugängen zur Altstadt und auch heute noch als Fuß- und Radbrücke in Benutzung.

 

Dolceauqa
Überquert man die Brücke, findet man sich in einem Labrinth enger Gassen, Treppen, Bögen und Tunnels wieder. Das Dorf wurde in einem konzentrischen Halbkreissystem um den Fuß der Festung angelegt: So ließ es sich gut verteidigen, und einzelne Sektoren konnten leicht isoliert und abgeschottet werden.
Tipp: Übernachten in Bordighera
Tipp: Übernachten inBordighera Wir haben bei dieser Tour in einem sehr schönen und gut ausgestattetem Appartment* in der Nähe von Bordighera gewohnt. Die Terrassen mit Liegen und Sitzplätzen laden zum Verweilen ein. Es gibt einen kurzen Fussweg zum Strand. Auch die Altstadt und die Strandpromenade von Bordighera können in 15-20 Minuten zu Fuß erreicht werden. Von hier kann man sehr schöne Ausflüge entlang der italienischen und französischen Küste machen und das Hinterland mit den wunderschönen alten Dörfen entdecken. Narda, die Besitzerin, hat uns tolle Tipps gegeben und war sehr hilfsbereit. Wir haben uns die Woche sehr wohl gefühlt.

 

Dolceauqa
Die Scasasse, eine Verbindung zwischen Brücke und Pfarrplatz, wurde auf Höhe des Flusses als eine Art Tunnel gegraben. Viele Gassen in Dolceauqa sind überbaut – das höhlenartige Straßensystem gibt dem Ort einen sehr speziellen Charme.

 

 

Dolceaqua Weinbrunnen
Der „Rossese di Dolceàcqua“, ein aromatischer Rotwein, ist das „Rote Gold“ des Ortes. Der seltene Wein hat große Fans: Papst Paul II ließ ihn sich in die römischen Keller liefern, und Napoleon hätte dem Wein gerne seinen eigenen Namen gegeben – das scheiterte aber am Stolz der italienischen Winzer. Ob in dem Brunnen in einer Seitengasse tatsächlich Wein fließt, oder doch nur gefärbtes Wasser, haben wir nicht ausprobiert.

 

Dolceauqa
Die Straßen von Dolceauqa führen zunehmend steiler werdend zur Burg hoch. In den Häusern sind Kunstgalerien, Handwerksbetriebe, Lokale und Geschäfte untergebracht. Auffallend sind die vielen „Entladebögen“, welche die Gassen überspannen, und den Druck bzw. das Gewicht der Gebäude ableiten bzw. besser verteilen.
Tipp: Mietwagen
Mietwagen Allgemein Im wahrsten Sinn des Wortes gut gefahren sind wir bisher mit den Mietwagen von billiger-mietwagen.de*. Die Angebote sind recht günstig, die Buchungen sind einfach und Stornierungen bis 24 Stunden vor Mietbeginn problemlos möglich. Wir achten dabei immer auf eine gute Vermieterbewertung und nehmen nur Angebote mit "Vollkasko- und Diebstahlschutz ohne Selbstbeteiligung (durch Erstattung)". Der Vorteil daran ist, dass im Schadenfall die Selbstbeteiligung zunächst beim Vermieter vor Ort bezahlt wird, diese aber vom Veranstalter erstattet wird. Das funktioniert nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, wie wir bei einem Schadensfall in Italien festgestellt haben.

 

Apricale
Folgt man dem Val de Nervia weiter nordwärts, zweigt in Isolabona die SP 63 nach Osten ab, auf der man nach etwa zwei Kilometern Apricale erreicht. Von außen wirkt der Ort geschlossen und fast unzugänglich – die Häuser scheinen in- und übereinander gestapelt.

 

Apricale
Betritt man den Ort durch eines der drei Stadttore, findet man auch hier ein Labyrinth verwinkelter Gassen mit Durchgängen an Stellen, an denen man keine vermuten würde. Auch Apricale ist (grob …) in konzentrischen Kreisen angelegt, was die Verteidigung des Dorfes erleichterte.

 

Apricale
Der geschichtsträchtige Ort wurde im 9. Jahrhundert gegründet und erhielt 1267 die älteste Verfassung Liguriens. In ihr wurden die Regeln des Zusammenlebens festgehalten – und die drakonischen Strafen, die bei Nichtbeachtung drohten: Viehdieben wurden Hände oder Füße abgehackt, und Mörder wurden lebendig mit ihren Opfern begraben.

 

Apricale
Die engen Gassen zwischen den hohen Häusern und die tunnelartige Analge des Dorfs sorgen im Sommer für angenehm kühle Temperaturen: Oft zieht ein leichter (Auf)Wind durch die Gassen, und die Temperatur ist um einige Grad niedriger als am Ortsrand oder auf dem einzigen offenen Platz.

 

Apricale
Die Piazza Vittorio Emanuelle II ist das Zentrum von Apricale – hier findet der größte Teil des gesellschaftlichen Lebens statt. Unter den Bögen wurde früher Recht gesprochen, heute stehen hier Cafétische. Das Oratorium St. Bartholomew wurde im 16. Jahrhundert gebaut und im Innenraum mit Renaissance- und Barockelementen ausgestattet.

 

Apricale
Direkt gegenüber am Platz erhebt sich die Pfarrkirche der Reinigung der Jungfrau Maria. Daneben sind noch die Überreste der Tribünen des „Castello della Lucertola“ und der untere Teil eines Rundturms aus dem 12. Jahrhunderts zu sehen.

 

Apricale
An vielen Hauswänden finden sich Wandgemälde – auf vielen sind Szenen des Alltags oder der Arbeit auf den Feldern dargestellt. Geschaffen wurden sie von zeitgenössischen Malern, die von der Schönheit des Ortes fasziniert waren, und ihren eigenen Stempel hinterlassen wollten.

 

Apricale
Künstlerische Ambitionen zeigen sich auch in den vielen liebevoll bemalten und individuell gestalteten Briefkästen in Apricale.

 

Apricale
Von außen wirkt Apricale viel kleiner als es ist: Bewegt man sich durch die Stadt, legt man gefühlt viel mehr Kilometer zurück, als die Größe des Ortes vermuten lässt. Das liegt möglicherweise an der oft eigenwilligen Linienführung der Straßen und Gassen.

 

Apricale
Pittoresk: Die einheitlich alte Bausubstanz verleiht dem Ort einen ganz eigenen Charme.

 

Apricale
Beim Gang durch die engen Gassen lohnt auch ein gelegentlicher Blick nach oben – hier öffnen sich immer wieder interessante Perspektiven auf die verwinkelte Stadtarchitektur.

 

Perinaldo
Am Ortsende von Apricale teilt sich die Straße. Linker Hand führt die SP 63 weiter ins aussichtsreiche Bajardo, rechts zweigt die SP 62 ab. Auf ihr erreicht man nach etwa sieben Kilometern das Bergdorf Perinaldo.

 

Perinaldo
Von hier aus hat man einen schönen Blick in die Berge und auf das tiefer gelegene Apricale. Perinaldo ist auch ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren.

 

Perinaldo
Der zentrale Platz von Perinaldo ist U-förmig bebaut – nach vorne öffnet sich auch hier ein großartiger Blick über die bewaldeten Hügel bis ans Meer. Die Pfarrkirche San Nicola da Bari wurde auf den Resten eines mittelalterlichen Gebäudes errichtet und ab 1400 mehrfach umgebaut und um 1600 im Barockstil renoviert.

 

Perinaldo Kirche San Nicola
Im Inneren der Kirche sind die romanischen Säulen aus Clumbine-Stein erhalten geblieben – nach einem Erdbeben, bei dem die Kirche beschädigt wurde, wurde sie im ursprünglichen romanischen Stil neu definiert.

 

Perinaldo
Perinaldo liegt an der Quelle des Bachs Verbone. Den an einer Wegkreuzung zentral gelegenen Brunnen kann man leicht übersehen.

 

Perinaldo
Früher hingegen war der Brunnen ein überaus belebter Ort, der die Bevölkerung mit frischem Wasser versorgte. Überall in der Stadt hängen historische Aufnahmen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

 

Perinaldo
Eine der fasznierendsten Straßen in Perinaldo: Hier ist man nicht ganz drinnen und nicht ganz draußen. In der grottenartigen Gasse hängen eine Reihe an den Hauswänden eine Reihe von Gemälden, die Szenen aus dem Leben des hier geborenen Astronomen Giovanni Domenico Cassini zeigen.

 

Perinaldo Cassini
Cassini wurde 1625 in Perinaldo geboren und ist der berühmteste Sohn des Dorfes. Der Astronom und Mathematiker berechnete die Neigung der Erdbahn, den Sonnendurchmesser und die Lichtbrechung in der Erdatmosphäre. Außerdem bestimmte er die Rotationsdauer von Jupiter, Mars und Venus und war maßgeblich für die Bestimmung der Längengrade verantwortlich – ein wichtiger Schritt für Navigation und Seefahrt.1669 wurde Cassini nach Paris berufen, wo er eine Dynastie von Astronomen begründete, die bis zur Französischen Revolution die Direktoren des Pariser Observatoriums stellten.

 

Pernialdo Meridiano Cassini
Eine Reise führte Cassini 1696 zurück in seine Heimat. Indem er die Finsternisse eines Jupitermondes beobachtete, bestimmte er den exakten Längengrad, der durch Perinaldo (und das nördlich gelegene Apricole sowie durch Turin) verläuft: 7 ° 40 ’00 „.

 

Bordighera
Von Perinaldo geht es auf der SP 59 in die Küstenstadt Bordighera (und von dort entlang der Küste zurück nach Ventimiglia). Die rund fünfzehn Kilometer lange Strecke führt durch Kastanienwälder und bietet immer wieder schöne Ausblicke aufs Meer. In Bordighera kann man den Tag mit einem Spaziergang am Meer und einem gemütlichen Abendessen ausklingen lassen.

Tipp: Liguriens Hinterland hat noch mehr zu bieten: Hier geht’s zu den Tagestouren durch West-Ligurien. Wir führen Sie ins Argentina-Tal, das Hexendorf Triora, zum Fuß des Monte Saccarello, ins Künstlerdorf Apricale, ins aussichtsreiche Bajardo, das verwinkelte Ceriana und auf den Monte Bignone oder nach Dolceaqua.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner