Liguriens Hinterland: Triora, Realdo und Verdeggia im Argentina-Tal

Das Argentina-Tal ist eines der längsten Nord-Süd-Täler Liguriens und führt von der Küste bis an den Fuß des Monte Sacranello, Ligurens höchstem Berg. Nicht nur die spektakuläre Landschaft lohnt einen Besuch, sondern auch das „Hexendorf“ Triora und das Bergdorf Realdo, das wie ein Schwalbennest am Abgrund klebt.

Mit rund 42 Kilometern Länge gehört das Argentina-Tal zu den längsten Nord-Süd-Tälern in Ligurien. Die Tour beginnt in Taggia, einem mittelalterlichen Städtchen am Übergang zwischen dem breiten Unterlauf und dem deutlich engeren Talabschnitt im Oberlauf des Flusses. Sehenswert ist neben der Altstadt von Taggia auch die 290 Meter lange römische Brücke, die das Mündungsgebiet der Argentina in fünfzehn Bögen überspannt.

Valle Argentina
Das Gebiet um das Valle Argentina erstreckt sich vom Meer bis zum 2.200 Meter hohen Monte Saccarello, der die Grenze zwischen Ligurien, dem Piemont und der Provence markiert. Die Landschaft könnte kaum abwechslungreicher sein – auf nur dreißig Kilometern verwandelt sich die mediterrane Küstenvegetation in bergige Laubwälder bis hin zum alpinen Bewuchs.

 

oliven
Die Tour startet in Taggia auf der SP 548 nach Norden. Von Taggia aus verbreitete sich der Olivenanbau in die benachbarten Täler – die Stadt war namensgebend für die typische kleine Taggiasca-Olive, die einen besonders hohen Ölanteil hat. Nach etwa acht Kilometern erreicht man Badalucco, ein weiteres Zentrum der ligurischen Olivenölproduktion, das mit seinen verwinkelten Gassen, kleinen Plätzen und hübschen Cafés zu einem Zwischenstopp einlädt.

 

Triora
Von Badalucco sind es knapp zwanzig Kilometer bis ins „Hexendorf“ Triora, das über terrassenartig angelegten Olivengärten auf einer Hügelkuppe thront.

 

Triora
Das auf 765 m gelegene Triora gilt als das Dorf der Hexen. Grund dafür ist ein düsteres Kapitel in der Dorfgeschichte: Als 1587 eine lang anhaltende Schlechtwetterperiode zu Ernteausfällen und Hungersnot führte, wurden angebliche Hexen für das Unglück verantwortlich gemacht. Der Verdacht der Dorfbewohner führte den Inquisitor von Genua in das abgelegene Bergdorf. Dieser bestätigte den Verdacht, und veranlasste eine groß angelegte Hexenverfolgung, die auch die angrenzenden Gebiete betraf.
Tipp: Übernachten in Bordighera
Tipp: Übernachten inBordighera Wir haben bei dieser Tour in einem sehr schönen und gut ausgestattetem Appartment* in der Nähe von Bordighera gewohnt. Die Terrassen mit Liegen und Sitzplätzen laden zum Verweilen ein. Es gibt einen kurzen Fussweg zum Strand. Auch die Altstadt und die Strandpromenade von Bordighera können in 15-20 Minuten zu Fuß erreicht werden. Von hier kann man sehr schöne Ausflüge entlang der italienischen und französischen Küste machen und das Hinterland mit den wunderschönen alten Dörfen entdecken. Narda, die Besitzerin, hat uns tolle Tipps gegeben und war sehr hilfsbereit. Wir haben uns die Woche sehr wohl gefühlt.

 

Triora Hexendenkmal
Zwanzig Frauen aus dem Armenviertel vor dem Dorf wurden zusammengetrommelt und verhört. Unter der Folter nannten sie weitere Namen – am Ende stieg die Zahl der der Hexerei Angeklagten auf über 200. Achtzehn Beschuldigte brachen zusammen und gestanden, darunter vier junge Mädchen und ein kleiner Junge. Mindestens vier Frauen sollen auf dem Scheiterhaufen im Ort verbrannt worden sein, etliche weitere verschwanden in den Kerkern von Genua. Das Hexen-Denkmal und ein Hexenmuseum erinnern an die schrecklichen Vorgänge.

 

Triora Türen Hexen
Aufgrund seiner Geschichte hat Triora auch den Beinameh „Salem von Europa“. Hexenmotive sind in Triora allgegenwärtig, auch auf den bemalten Türen. Der Ort schlingert dabei zwischen Kitsch, Verklärung und geschichtlicher Aufarbeitung – der „Hexentourismus“ boomt, überall im Ort gibt es Hexen-Souvenirs zu kaufen. Jeden Sommer gibt es zudem ein Hexenfestival – und auch an Halloween werden die Hexen gefeiert. Alle paar Jahre treffen sich hier seriöse Wissenschaftler zum Hexenkongress.

 

 

Triora
Auch ohne seine düstere Geschichte hat Triora etwas Magisches: Die Lage hoch über dem Valle Argentina ist großartig, der Ausblick atemberaubend, und die mittelalterliche Ortsanlage wunderschön.

 

Triora
Triora verfügt über ein faszinierendes Netzwerk sich kreuzender Gassen, Tunnels und Treppen. Schönheit und Verfall liegen dabei dicht beieinander. Einst führten wichtige Verbindungswege zwischen dem oberen Roia-Tal und dem Meer durch Triora und machten den Ort reich. Heute hat Triora seine einstige Bedeutung verloren, viele Häuser stehen leer und verfallen.
Tipp: Mietwagen
Mietwagen Allgemein Im wahrsten Sinn des Wortes gut gefahren sind wir bisher mit den Mietwagen von billiger-mietwagen.de*. Die Angebote sind recht günstig, die Buchungen sind einfach und Stornierungen bis 24 Stunden vor Mietbeginn problemlos möglich. Wir achten dabei immer auf eine gute Vermieterbewertung und nehmen nur Angebote mit "Vollkasko- und Diebstahlschutz ohne Selbstbeteiligung (durch Erstattung)". Der Vorteil daran ist, dass im Schadenfall die Selbstbeteiligung zunächst beim Vermieter vor Ort bezahlt wird, diese aber vom Veranstalter erstattet wird. Das funktioniert nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, wie wir bei einem Schadensfall in Italien festgestellt haben.

 

Triora
Im 13. Jahrhundert lebten auf dem Gemeindegebiet von Triora etwa acht- bis zehnmal so viele Menschen wie heute. Nur noch etwa 200 ständige Bewohner gibt es heute in Trioras altem Ortskern – die Überreste von zehn Kirchen, etlichen Palazzi, sowie die Ruinen von drei Stadttoren (es waren mal sieben) und fünf Burgen zeugen vom alten Glanz des Orts. Das Rathaus auf dem Hauptplatz (nicht im Bild) steht leer und verfällt; die umliegenden Häuser sind besser restauriert.

 

Triora Wappen
Der Name Triora kommt von „Tria-Ora“, was „drei Münder“ bedeutet. Das verweist auf die drei wichtigsten Produkte des Orts: Weizen, Wein und Kastanien. Das Wappen von Triora zeigt einen dreiköpfigen Wolf. Vielleicht ist es auch ein Höllenhund, so ganz klar ist das nicht herauszufinden – das Ornament in den Pflastersteinen am Hauptplatz lässt Interpretationsspielraum offen.

 

Triora Burg
Am, 4. März 1261 wurde das Gebiet von Triora an Genua verkauft. Der Ort wurde zur Hauptstadt des oberen Tals, von dem aus die Republik Genua die Region überwachte. 1523 soll angeblich Martin Luther den Ort besucht und seine Thesen gepredigt haben. Heute sind von der einstigen Bedeutung Trioras nur noch Erinnerungen geblieben – und Ruinen. Hier die ehemalige Burg.

 

Triora
Einen besonders schönen Ausblick hat man vom Platz bei der Kirche San Dalmazio. Von hier sieht man in nördlicher Richtung den Monte Saccarello und die Loreto-Brücke.

 

Andagna Valle Argentina
In südlicher Richtung öffnet sich der Blick über die Berge und das Dorf Andagna.

 

Loreto Brücke Valle Argentina
Die Loreto-Brücke, etwa drei Kilometer talaufwärts von Triora, wurde 1959 gebaut und überspannt das Tal in einer Höhe von 119 Metern. Die Gesamtlänge beträgt 143 Meter, die Spannweite zwischen den Pfeilern 84 Meter. Früher wurde die Brücke gern zum Bungee Jumping benutzt – heute ist das mit dem extrahohen Geländer nicht mehr möglich.

 

Realdo
Bereits wenige Kurven hinter der Brücke kommt das Bergdorf Realdo ins Blickfeld – der Ort im Valle Argentina mit der spektakulärsten Lage. Realdo thront an einer senkrechten Felskante hoch oben über dem Tal und wirkt fast ein bisschen unecht.

 

Realdo
Realdo wirkt sehr viel ländlicher als Triora, die Architektur ist deutlich anders und erinnert an das angrenzende Piemont. Die Häuser sind niedriger, viele sind aus Naturstein gebaut und unverputzt. Kleine Gärten und große Balkone lockern die Bebauung auf.

 

Realdo
Ein bisschen ist die Zeit hier stehengeblieben. Während einige Gebäude liebevoll restaurtiert wurden, bröckeln andere vor sich hin und wirken verlassen. Wie viele Menschen noch in Realdo leben, ist nicht ganz klar – die Angaben schwanken von 25 bis 550. Der erste Wert ist vermutlich näher an der Realität als der zweite …

 

Realdo
Die nach Süden ausgerichteten Holzbalkone sind typisch für Realdo – vor allem in den äußersten Häuserreihen, die dicht der Felswand gebaut wurden.

 

Realdo
In der vordersten Häuserreihe hängen die Balkone gefühlt über dem Abgrund. Auch das Unkrautjäten in den „Kantengärten“ wird zum Abenteuer und ist nichts für Menschen mit Höhenangst.

 

Realdo Argentina-Tal
Der Blick ins Argentina-Tal ist atemberaubend und kann schon ein bisschen schwindelig machen.

 

Realdo
Von Realdo gehen eine Reihe von Wanderwegen in die umliegenden Berge ab.

 

Realdo
Der Ort hat viele malerische Ecken, dafür eine eher mäßige touristische Infrastruktur. Am Ortseingang gibt es einen großen Parkplatz und eine große Bar. Hat sie in der Nachsaison geschlossen, hilft nur Picknick.

 

Verdeggia
Noch etwa zwei Kilometer weit führt die SP 81 ins Gebirge. Dann endet sie in Verdeggia, dem letzten Ort im hinteren Argentina-Tal.

 

Verdeggia
2019 lebten in Verdeggia noch 42 ständige Bewohner. Der Holz-Hirte nicht mit eingerechnet. In den Sommermonaten ist der Ort ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen – dann kann sich die Zahl der Menschen auch mal verdoppeln.
Monte Saccarello
Verdeggia liegt auf 1.106 m Höhe. Von hier kann man in einer etwa 15 km langen Rundtour den Monte Saccarello (2.169 m) erwandern. Die Wege erfordern Trittsicherheit, sind aber überwiegend gut begehbar. Mit insgesamt 1.315 zu bewältigenden Höhenmetern und einer Gehzeit von rund sieben Stunden ist die Tour nur für erfahrene Wanderer mit guter Kondition geeignet.

 

 

Verdeggia
Großer Parkplatz, noch größere Stille und die sauberste öffentliche Toilette auf weiter Flur: Verdeggia liegt am Ende des Argentina-Tals und am Ende Liguriens. Der Monte Saccarello markiert die Grenze zum Piemont und Frankreich.

Die Tour führt auf dem selben Weg zurück nach Taggia. Alternativ geht es über den Passo Ghimbegna nach Bajardo und von dort über Ceriana zurück nach Taggia. Auch eine Weiterfahrt nach Apricale und Dolceaqua oder zum Monte Bignone sind lohnenswert, für einen Tag aber zu viel – hier finden Sie ausführliche Tourenbeschreibungen für diese Alternativrouten.

 

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner