Picasso, Hexen und Katharer in den Pyrenäen: Gósol, Baga und die Steingabel

Im Bergdorf Gósol suchte Picasso Ruhe und Inspiration, in Bagà suchten die Katharer Zuflucht vor der Inquisition, und auf der Pedraforca suchten die Engel Streit mit dem Teufel: Unsere Tour in Richtung Pyrenäen bringt uns mit Geschichte und Geschichten in Kontakt.

Tag neun unserer Nordspanien-Rundreise beginnt mit einem Selbstversorgerfrühstück in der urigen Küche der Casa Rural Sant Petrus de Madrona. Von dort fahren wir auf Umwegen nach Norden. Unser Ziel für heute ist Gósol, ein Bergdorf im Parc Natural del Cadi-Moixeró am Fuß der Pyrenäen.

Coll de Nargo
Auf der gut ausgebauten C-14 fahren wir entlang des Segre-Flusses. Die C-14 ist die wichtigste Verbindung von Katalonien nach Andorra. Bei Coll de Nargó führt die Straße durch eine weitere beeindruckende Schlucht. Wir genießen den Blick auf die schroffen, steilen Vorgebirge, an denen noch die Nebelschwaden des Morgens aufsteigen.

 

Coll de Nargo
Nicht weit hinter Coll de Nargó überqueren wir auf der Pont d’Espia den Fluss und folgen der L-401 nach Osten, Richtung Sant Llorenç de Morunys.

 

Coll de Boix
Kurvenreich führt die L-401 hoch in die Berge. Knapp sechzehn Kilometer sind es bis zum ersten Pass, dem Coll de Boix auf 1257 Metern. Die Strecke ist bei Radfahrern beliebt: fast 750 Höhenmeter mit einem durchschnittlichen Gefälle von 4,7% sind von der Brücke bis zum Pass zu bewältigen, bevor es wieder flacher wird und sogar mal ein paar Meter bergab geht, bevor die Straße zum nächsten Pass hochführt. Wir sind ehrlich gesagt froh, im Auto zu sitzen …

 

Mirador de la Creu del Codó
Einige Kilometer weiter machen wir einen Abstecher zum Mirador de la Creu del Codó. Der Aussichtspunkt liegt auf 1529 Metern Höhe und und belohnt mit einem spektakulären Panoramablick.

 

Vilamala, Pyrenäen, Mirador de la Creu del Codó
Von hier sieht man unter anderem die Vilamala-Schlucht, ein geologisch besonders interessantes Gebiet. Die Schlucht mit den zahlreichen engen Kanälen und kleinen Höhlen in den Konglomeratfelswänden ist ein beliebtes Wander- und Klettergebiet. Wer hier wandern will, sollte gut zu Fuß sein und eine gute topografische Karte dabei haben – die wenigen Wege sind teilweise schlecht markiert, und ist man erstmal auf dem Grund der Schlucht(en), kann man sich in dem Gewirr durchaus mal verlaufen. Wer sich auf eine Wander-App verlässt, kann Pech haben: Der Handyempfang ist bescheiden.

 

Mirador de la Creu del Codó
Etwas unterhalb des Aussichtspunktes, direkt neben dem Parkplatz, gibt es ein großes Camping-Areal mit Picknickbänken, Grillstellen und Toiletten. In der Hauptsaison gibt es auch einen Kiosk. Hier lässt sich hervorragend ein gemütlicher Zwischenstopp einrichten. Schade nur, dass unsere Vorräte praktisch aufgebraucht sind.

 

Coll de Port
Wir versuchen, in Sant Llorenç de Morunys (930 m) ein paar Sandwiches zu bekommen. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht: Obwohl der Ort am Stausee zu den größten der Region gehört, hat Sant Llorenç de Morunys doch nur etwa tausend Einwohner und eine überschaubare Infrastruktur. In einem kleinen Lebensmittelladen finden wir ein paar Cracker; an der Tankstelle bekommen wir ein letztes Croissant. Wir biegen nach Norden in Richtung Tuixent ab, lassen die Zufahrten zum Schigebiet links liegen und folgen der C-462 bis zur nächsten Passhöhe: Auf dem Coll de Port machen wir Halt und essen unsere Cracker. Mittlerweile sind wir auf 1666 m Höhe angelangt. Der Coll de Port ist einer von vier Pässen, die ins Vall de Vansa führen, einem Hochtal am Fuß der Pyrenäen. Eingebettet zwischen hohen Bergen, und nur über einen der Gebirgspässe erreichbar, entwickelte das abgeschiedene Tal eine einzigartige Kultur. Hier lebten und wirkten die Trementinaires, die weisen Frauen, die mit den uralten Heilmitteln der Berge vertraut waren, und mit ihren Naturheilmitteln von Ort zu Ort reisten. 1982 gab die letzte Trementinaire ihre Tätigkeit auf. Heute erinnert das ethnologische Museum in Tuixent an die Tätigkeit der weisen Frauen. Links im Bild (in hinterster Reihe, direkt unter dem Wolkenband) sieht man an klaren Tagen den 2.838 m hohen Mont Valièr, der sich bereits vollständig auf französischem Gebiet liegt. Im Zweiten Weltkrieg führte hier ein Fluchtweg nach Spanien.

 

Vall de Vansa, Josa de Cadi
Wir passieren Josa del Cadí, ein Bergdörflein, das einst eine der wichtigsten Katharer-Hochburgen südlich der Pyrenäen war. Im Mittelalter krönte die Burg der Grafen von Urgell den markanten Hügel. Der Graf von Josa gehörte selbst zu den Katharern und gewährte den geflohenen Mitbrüdern aus Frankreich Unterkunft. Ab dem 11. Jh. gab es ständige Streitereien zwischen den Grafen und der Kirche, wem die Orte im Tal gehörten. Am Ende siegte, zumindest architektonisch, die Kirche: Die Burg verfiel, die Steine wurden zum Bau der Dorfhäuser verwendet, und an Stelle der Burg wurde im 19. Jh. die Kirche errichtet, die das Ortsbild bis heute dominiert. Von der Burg sind nur noch ein paar kleine Mauerreste übrig. In den 1970ern stand Josa del Cadí vor der Entvölkerung: Nach einem harten Winter lebten hier nur noch zwei alleinstehende Frauen. Später etablierten sich Zweitwohnsitze – heute hat der Ort rund fünfzehn ganzjährige Einwohner und etwa fünfmal so viele in Sommer.

 

Gosol
Über einen weiteren Pass, den Coll de Josa (1630 m), erreichen wir Gósol, das sich an der Hügelflanke unterhalb einer Burgruine aus dem 11. Jh. zusammenzukauern scheint. Einer alten Geschichte zufolge war es dereinst die größte und stärkste Burg in diesem Teil der Pyrenäen, mit einem Turm, so hoch, dass man von seiner Spitze das (rund 150 km entfernte und von Bergen verdeckte) Meer sehen konnte. Der Lord von Gósol hatte sechzehn Kinder, darunter nur eine Tochter, die er wie seinen Augapfel hütete. Sie liebte es, sich auf der Turmspitze aufzuhalten, und begegnete dort einem jungen, tapferen und galanten Diener ihres Vaters. Die beiden verliebten sich ineinander, doch der Lord stimmte der nicht-standesgemäßen Verbindung nicht zu, sondern verheiratete seine Tochter an Sir Lledurs, dem größten Jäger der Grafschaft. Er war ein wortkarger und mürrischer Mann, der seine Zeit lieber auf der Jagd als mit seiner Frau verbrachte. Als wilde Eber die Gegend verwüsteten, zog er mit seinen Jägern aus, bis alle Wildschweine bis auf eines getötet waren. Der letzte verbliebene Eber, „l’Avi Porc“, wurde noch wilder, griff Tiere und Menschen an, tötete und zerfetzte sie, und versetzte das ganze Tal in Angst und Schrecken. In einer großen Treibjagd sollte der Eber gestellt werden. Auf Geheiß des Lords ließ Sir Lledurs sich auf der Jagd von seiner Frau begleiten. Das Paar bezog auf der einzigen Brücke über den Fluss Position. Als der Eber schließlich auf die Brücke zugetrieben wurde, grunzend wie ein Dämon, bekam es Sir Lledur mit der Angst und sprang in den Fluss. Der Eber tötete die Lady von Gósol mit vier Bissen und riss sie in Stücke, bevor er floh. Einige Zeit später wurde der Eber erstochen auf der Brücke gefunden – der Lord von Gósol erkannte das Messer als das des Dieners, der seiner Tochter einst den Hof gemacht hatte. Vor Gram und Reue riss er sich die Haare vom Kopf, ließ die Brücke einreißen, verfiel dem Wahnsinn und verbrachte den Rest seines Lebens damit, jeden, der es hören wollte (oder auch nicht), davor zu warnen, eine Tochter mit einem Mann zu vermählen, den sie nicht liebt, und/oder von dem sie nicht geliebt wird.

 

Gosòl
1906 hatte Gosòl seinen wohl bekanntesten Gast: Pablo Picasso verbrachte hier fast drei Monate mit seiner Freundin Fernande. Von Paris war er nach Barcelona gereist, von dort mit dem Zug nach Guardiola de Berguedà. Die letzten 25 km legte er mit Mauleseln zurück – so abgeschieden war Gosòl damals noch. Als Maler war Picasso damals noch unbekannt; er befand sich zudem in einer Schaffenskrise. Die Erfindung der Fotografie machte den Malern zu schaffen – Picasso wollte nicht damit konkurrieren und suchte einen anderen Weg. Im abgelegenen Bergdorf Gosòl malte er, was Fotos nicht zeigen konnten: Inspiriert von der Bergwelt mit ihrer roten Erde und den ockerfarbenen Steinhäusern begann sich sein Stil zu ändern, und dem später entstehenden Kubismus anzunähern.

 

Gosòl
In der Dorfkirche Mariä Himmelfahrt entdeckte Picasso eine Madonna mit zeitlosen Gesichtszügen. Das gab seinem Werk eine entscheidende Wende. Hatte er anfangs noch Jünglinge und Frauen in klassischem Stil mit perfekten Proportionen gemalt, so begann er nun, sich von einer realistischen Darstellung immer weiter zu entfernen. Er verstand Gesichter nun als etwas, das über die Realität hinausging – mehr als eine Idee. Die einfache, romanische Kunst der Berge tauchte immer häufiger in seinen Werken auf. Was hingegen nicht in seinen Bildern auftaucht, ist die Kirche, in der er die Madonna fand. In einer kleinen Ausstellung im Centre Picasso von Gosòl ist auch ein Bild zu sehen, das den Blick aus dem Fenster von Picassos Pension zeigt: Die Häuser vereinfacht, kubistisch angehaucht und ohne Details, die Ruinen der Burg im Hintergrund. Die Kirche hingegen fehlt. Rund dreihundert Skizzen fertigte Picasso in diesem Sommer an, darunter die bekannte „Frau mit Broten“, von der heute eine Bronzestatue auf dem Dorfplatz steht. Etwas überstürzt verließ Picasso das Bergdorf – über das Warum wird bis heute gemunkelt. Hatte er eine (oder mehrere …) Affäre mit seinen Modellen und fürchtete die Wut eines Ehemanns oder Vaters? Floh er vor einer unerwünschten Schwangerschaft? War er der Ruhe einfach überdrüssig und zog es ihn zurück in die Großstadt? Warum er so spontan abreiste, ist ein Geheimnis – zurück blieben einige persönliche Habseligkeiten, die er nie abholte.

 

Gosol
Gosòl ist überschaubar, aber offenbar nicht zu unterschätzen. „Sie betreten ein Gebiet mit Risiken und Gefahren“, warnt ein Schild am Ortsrand. Und weiter: „Hier haben wir Glocken, die regelmäßig läuten, Herden, die in der Nähe leben, und von denen manche sogar Glocken um den Hals tragen, und Bauern und Handwerker, die daran arbeiten, Ihnen Essen zuzubereiten. Wer das nicht aushält, ist hier falsch. Alle anderen finden hier einen herzlichen Empfang und viel Sympathie.“

 

Gosòl, Hostal Cal Francisco
Ein herzlicher Empfang erwartet uns im Hostal Cal Francisco – und das trotz ausgefallenem Internet und entsprechender Schwierigkeiten mit der Buchung. Die Zimmer sind geräumig, der Balkon mit Blick ins Grüne großzügig, und das Essen ist ausgesprochen lecker, bei gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.

 

Gosòl
Wer heute nach Gosòl kommt, kommt wegen der Bergwelt. Wandern, Klettern, Trailrunning, Mountain-Biken, Offroad-Touren mit dem Quad oder mit den Tourenschi – Outdoor-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Durch Gosòl führt auch der Fernwanderweg GR-107. Auf dem „Weg der guten Menschen“ folgen Wanderer fast zweihundert Kilometer weit einer der Fluchtrouten der Katharer. In ca. zehn Tagen führt der Weg von Foix in Frankreich durch das Zentralmassiv der Pyrenäen bis nach Queralt in Katalonien – höchster Punkt: 2.519 m. Ähnlich hoch ist der Hausberg von Gosòl – die Pedraforca, die von Gosòl aus gesehen nicht ganz so markant ist, wie von der anderen Seite, aus Richtung Saldes.

 

Pedraforca
Die Pedraforca von Richtung Saldes aus gesehen. Mit 2.497 bzw. 2491 m Höhe überragt die „Steingabel“ mit ihrer Doppelspitze alle umliegenden Gipfel. Früher soll sie ein Berg wie jeder andere gewesen sein, mit einem einfachen Gipfel, auf dem eine stolze Burg thronte. Der Burgherr herrschte weise und gerecht über die umliegenden Täler. Bis eines Tages ein Fremder kam, unter dessen schlechtem Einfluss der Burgherr ehrgeizig, ungerecht und grausam wurde. Die Bewohner des Tals baten eine alte, weise Frau um Hilfe. Diese riet ihnen, mit reinem Herzen und Inbrunst um die Unterstützung der Engel zu beten. Dann sollten sie sich in ihren Häusern einschließen und diese auf keinen Fall verlassen, egal, wie schrecklich die Geräusche von draußen auch sein mochten. Um Mitternacht ertönten unheimiche Geräusche und großer Lärm vom Berggipfel. Die Engel waren vom Himmel gekommen und kämpften mit ihren Feuerschwertern gegen den Teufel selbst, denn kein anderer war es, der die Seele des Burgherrn verführte und verdarb. Drei Tage und drei Nächte erbebte die Erde, und dichter Nebel legte sich über den Gipfel des Berges. Als endlich Ruhe einkehrte, war die Burg verschwunden und der Gipfel gespalten wie die Gabel des Teufels. Die Ritter der Burg, die  auf Seiten des Teufels gekämpft hatten, wurden von den Engeln bestraft: Ihre Schuld solle erst verziehen und vergessen sein, wenn auf der Pedraforca ein neur Turm stehe. Seither kann man nachts hören, wie die Ritter Steine den Berg hinauf transportieren. Einer anderen Legende zufolge ist die Pedraforca ein Treffpunkt der Hexen, die hier in der Silvesternacht feiern. Der Hexenzirkel wurde in zwei Gruppen geteilt, die gegeneinander kämpften, und dabei so viel Lärm machten, dass die Anwohner zu St. Michael beteten, damit dieser den Spuk beende. Mit seinem Schwert trennte er die zwei kämpfenden Gruppen – und teilte den Berg in zwei Teile. Bis ins 19. Jh. war der Glaube verbreitet, dass viele Frauen der Region Hexen seien, die sich in der Nacht von San Juan und von San Silvestre auf dem Sattel zwischen den beiden Gipfeln treffen.

 

Mirador de Gresolet
Die Pedraforca, die „Königin der Vorpyrenäen“, ist ein beliebtes Wanderziel – am Wochenende oder in der Hauptsaison kann es bei gutem Wetter sehr voll werden. Es gibt mehrere Wanderrouten. Die einfachste startet am Mirador de Gresolet, bei dem es einen größeren Parkplatz gibt. Von dort geht es zum Refugi Estasen (die Berghütte ist ebenfalls mit dem Auto erreichbar; wer dort startet, spart sich einen knappen Kilometer Weg). Von dort geht es auf den Coll del Verdet über den Gebirgsgrat zum höheren der beiden Gipfel (Pollegó Superior). Der Aufstieg gilt nicht als besonders schwierig und belohnt mit einem Rundum-Panorama. Ein Abstecher zum Pollegó Inferior, dem etwas niedrigeren Gipfel ist möglich – dieser ist technisch aber deutlich schwieriger und sollte nur mit entsprechender Kletterausrüstung in Angriff genommen werden. Zurück geht es über einen steilen Pfad durch die „Gabel“ zurück zum Refugi Estasen. Die Wanderung hat ca. sieben Kilometer, und dauert zwischen vier und sechs Stunden. 900 Höhenmeter sind zu bewältigen. Die Tour sollte in der beschriebenen Richtung (gegen den Uhrzeigersinn) begangen werden – die Geröllfelder sind abwärts besser zu bewältigen (das Hinunterschlittern ist sehr beliebt …) als bergauf. Eine zweite Route startet in Gosòl. Mit knapp zwölf Kilometern (ca. sechs Stunden; gut 1000 Höhenmeter) ist sie deutlich länger und erfordert neben einer guten Kondition auch Trittsicherheit, festes Schuhwerk und alpine Erfahrung. Wir verzichten diesmal völlig auf’s Wandern und begnügen uns damit, vom Mirador de Gresolet den Blick in die Pyrenäen und die Täler zu genießen.

 

Bagà
Über Saldes fahren wir ins Llobregat-Tal und fahren auf der C-16 nach Norden, weiter hinein in die Pyrenäen, bis wir Bagà erreichen. Mit 2167 Einwohnern ist Bagà fast schon eine Metropole in der sehr dünn besiedelten Region – und eine der wenigen Ortschaften, die einen leichten, aber kontinuierlichen Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen haben. Nur 29 km trennen Bagà von Puigcerdà, der Grenzstadt zu Frankreich. Die Nähe zu Frankreich machte Bagà zu einem wichtigen Anlaufspunkt der Katharer. Noch wichtiger war, dass Galceron de Pinós, Burgherr von Bagà, den Katharern zugetan war. Zwar ließ er geflohene „Ketzer“ (das Wort leitet sich von „Katharer“) ab vorschriftsmäßig ins Gefängnis stecken, denn wer es sich mit dem Papst nicht verscherzen wollte, konnte sich nicht offen zu den Katharern bekennen. Dass die meisten Katharer in Bagà bereits nach wenigen Tagen freigelassen wurden oder „entkommen“ konnten,stand auf einem anderen Blatt. In einem kleinen Katherermuseum wird an die damalige Zeit erinnert. Es ist im Castillo de Bagá (auch „Palacio de los Pinós“) untergebracht, woe es auch eine Ausstellung über Troubadoure und beeindruckende (nur teilweise restaurierte) Wandmalereien zu sehen gibt.

 

Bagà
In Bagà wird auch die Legende der hundert Jungfreuen erzählt: In einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den Mauren geriet der Burgherr von Bagà in Gefangenschaft. Die Lösegeldforderung war beträchtlich: Nur gegen Gold, 100 weiße Pferde, 100 trächtige Kühe und 100 christliche Jungfrauen sollte der Burgherr freikommen. Die Bewohner Bagàs taten alles, um die Forderung zu erfüllen, denn der Burgherr war überaus beliebt. Als Gold und Tiere besorgt waren, entschieden die Familien, die mehrere Töchter hatten, dass das jeweils jüngste Mädchen zuhause bleiben durfte, während alle anderen zur Rettung des Burgherrn nach Süden geschickt werden sollten. Der Abschied war tränenreich, doch schon nach wenigen Kilometern begegnete der Zug keinem Geringeren als dem Burgherrn selbst. Galceron de Pinós hatte während seiner Gefangenschaft zum Heiligen Stephanus gebetet, welcher ihn auf wundersame Weise befreit hatte. Gerührt von der Treue seiner Leute belohnte er die Familien der Jungfrauen mit besonderen Privilegien. Wahrscheinlich stammt diese Geschichte aus der Feder eines Troubadours, der darin eine ganz andere Wahrheit versteckte: Den Umstand, dass sich in Bagà zahlreiche Katharer-Familien versteckten, deren Sonderbehandlung auf diese Weise erklärt werden konnte, ohne dass die Schergen der Inquisition Verdacht schöpften. Mittelalterliche Spuren sind in Bagà nur wenige bis heute erhalten geblieben, darunter der Rundturm der ehemaligen Stadtmauer. Die Pfarrkirche stammt aus dem 14./15. Jahrhundert; die zweibogige Natursteinbrücke aus dem 17. oder 18. Jahrhundert.

 

Bagà
Im Mittelalter war Bagà ein ziemlich bedeutender Markt, auf dem Händler aus Frankreich ihre Waren verkauften. Die Überquerung der Pyrenäen war hier zwar mühsamer und gefährlicher als in Küstennähe, aber deutlich kürzer. Auf dem Marktplatz unterhalb des Castillo de Bagá wurden Tuche, Leder und andere Waren angeboten – bei Schnee und Regen bauten die Händler ihre Stände unter den wettergeschützten Arkaden auf. Eine breite Treppe führt zur Burg hoch, ein Ritter bewacht den Platz, der bei unserem Besuch menschenleer und verwaist war.

 

Von Bagá fahren wir zurück nach Gósol, wo wir eine ruhige Nacht im Hostal de Cal Francisco verbringen. Nach einem ziemlich lauten Frühstück (große Quad-Gruppe am Nebentisch) wollen wir am zehnten Tag unserer Nordspanien-Rundreise nach Süden, Richtung Barcelona, mit einem Stopp bei der Benediktinerabtei Montserrat.

 

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